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[HP] Lily Evans und die verbotenen Leben (29)

Tonx
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[HP] Lily Evans und die verbotenen Leben (29)

Beitragvon Tonx » Mo 11 Jun, 2007 14:19

Ich habe mich jetzt auch mal an einer FF über Lily und James versucht... Ich hoffe sie hefällt euch.
Hier kommt das erste Kapitel!
Alles Liebe,
Tonx

______


Verwirrung (1)

Lily seufzte und lehnte sich gegen eine alte Eiche, die nahe des großen Sees stand und ihr und Patricia Schatten spendete. Es war einer der vielen, besonders heißen Septembertage, die sie in diesem Jahr hatten.
“Was ist denn mit dir in letzter Zeit los?”, fragte Patricia, Lilys beste Freundin, mit der sie jede freie Minute verbrachte, und warf ihr einen etwas besorgten Blick zu.
“Nichts”, murmelte Lily und starrte missmutig in Richtung eines anderen Baumes unter dem sich vier Jungen flözten, die etwa in ihrem Alter waren.
Einer der vier hatte ungewöhnlich dunkle, zerzauste Haare und fixierte durch seine Brille den Schnatz, den er immer wieder ein Stückchen wegfliegen ließ, um ihn dann blitzschnell wieder einzufangen. Die anderen saßen neben ihm und beobachteten ihn gelangweilt, während sie sich unterhielten.
“Oh nein, da kommt Snape”, bemerkte Patricia plötzlich und richtete sich etwas auf.
“Das sehe ich”, sagte Lily, die dem Blick ihrer Freundin gefolgt war. “Das kann ja was werden… Ich sollte wohl besser mal hinüber gehen.”
Und schon wollte sie sich erheben, doch Patricia hielt sie zurück.
“Dieser Potter legt es doch nur darauf an, dass du wieder zu ihm kommst”, wurde Lily von ihr belehrt und so ließ sie sich resignierend zurück ins Gras sinken.
“Warte nur ab, Lily! Sobald Schniefelus näher dran ist, wird Potter wieder seine Unterwäsche in Flammen setzen oder sonst irgendwas und dann wie immer zu dir hinüberstarren und nur darauf warten, dass du hinübergehst…”
Lily brummte nur zustimmend und beobachtete das weitere Geschehen.
“Siehst du, ich hatte Recht!”, triumphierte Patricia kurz darauf und zuerst sah es auch so aus, als würde sie Recht behalten: James hatte sich erhoben, seinen Zauberstab gezückt, und lief schnurstracks auf Snape zu. Doch er hetzte ihm keinen Fluch auf den Hals und ließ ihn auch nicht verkehrt herum in der Luft baumeln, sondern rannte förmlich an ihm vorbei hinauf zum Schloss.
“Was ist denn jetzt kaputt?”, rief Patricia überrascht und auch Lily hatte für einen kurzen Moment die Augenbrauen hochgezogen.
“Ach, wahrscheinlich hat Snape es wohl tatsächlich mal geschafft ihn zu verfluchen, bevor er selbst das Opfer war…”, meinte Lily und versuchte möglichst teilnahmslos zu klingen, was ihr nicht so recht gelang. Das wiederum war nicht all zu schlimm, da Patricia abgelenkt wirkte. Jetzt starrte sie nämlich zu dem Baum hinüber unter dem jetzt nur noch drei Figuren standen und so aussahen, als wollten sie James folgen.
“Ich werde Black mal fragen, was los war”, gluckste Patricia vergnügt, strich sich durch ihre langen braunen Haare und eilte grinsend davon.
“Na super…”, grummelte Lily, erhob sich ebenfalls, folgte aber nicht ihrer Freundin, sondern machte sich auf hinauf ins Schloss. Sie hatte nun wirklich nicht auch noch die Nerven sich die Schwärmereien ihrer Freundin anzuhören, wenn diese sicher mit der Nachricht zurückkehren würde, dass Snape James einen Durchfallfluch oder etwas Ähnliches auf den Hals gehetzt hatte. Sie fragte sich gerade, warum sie eigentlich bei dem schönen Wetter so schlechte Laune hatte, als sie beim Betreten des Gemeinschaftsraumes in jemanden hineinlief.
“’tschuldigung”, murmelte James und lief weiter an ihr vorbei.
“Was, keine Einladung zu einem Date?”, fragte Lily ihn schnippisch und er drehte sich verwundert um. Zu Lilys großer Belustigung und Freude, war ihm für eine Sekunde die Kinnlade hinuntergeklappt, doch er fing sich schnell wieder.
“Bin nich’ in Stimmung”, antwortete er ihr, lächelte sie kurz unsicher an und verschwand durch das Porträtloch. Verdutzt starrte Lily auf den Fleck, an dem eben noch ein sich sehr merkwürdig verhaltender James gestanden hatte, dann schüttelte sie kurz ihren Kopf und lief hinauf zu den Schlafsälen.
Eigentlich wollte sie sich dort auf ihr Bett knallen und einfach nur schlafen oder etwas lernen, um den Kopf frei zu bekommen. Da ihr Zimmer aber zur Südseite hinaus lag, stolperte sie rückwärts wieder hinaus, als ihr die drückende Hitze, die sich dort gestaut hatte, entgegen kam. Ein passender Zauber fiel ihr gerade nicht ein und so entschloss sie sich kurzerhand eine Runde im See schwimmen zu gehen. Sie zog ihren Bikini unter ihr luftiges Sommerkleid und machte sich auf den Weg zurück hinaus auf das Schlossgelände.
Es tat unheimlich gut an diesem heißen, obwohl schon endenden Sommertag die glatte Oberfläche des kühlen Sees zu durchbrechen und nachdem sie ein paar Züge geschwommen war, spürte sie, wie ihr Kopf wieder klarer wurde.
Im Grunde war es nicht ihre Sache, was Potter mit Snape anstellte. Es gab genug andere Vertrauensschüler und das beste war es wohl, wenn sie einfach seine Gesellschaft mied, dann könnte sie schon nicht mehr in den Konflikt kommen und entweder gegen ihren Willen oder gegen ihre Pflicht handeln zu müssen.
Nach einer halben Stunde stieg sie entspannt wieder aus dem Wasser, trocknete mit einem Schwenk ihres Zauberstabes ihren Bikini und zog sich wieder an.
Fest entschlossen, ihren neuen Beschluss auf jeden Fall einzuhalten, schritt sie die Stufen hinauf und wurde sofort auf die Probe gestellt: James lehnte an einer Statue einer besonders alten Hexe und hatte offensichtlich auf sie gewartet.
Genervt verdrehte Lily die Augen, da er sofort forschen Schrittes auf sie zuging, als er sie gesichtet hatte.
“Evans, hey Evans!”, rief er ihr schon zu und fing sie ab, bevor sie in die Große Halle zum Abendessen verschwinden konnte.
“Wann gehst du endlich mit mir aus?”, fragte er mit einem breiten Lächeln und bestätigte Lilys Verdacht, dass er wieder ganz der Alte war.
“Nie!”, gab sie patzig zurück und wollte weiterlaufen, doch James packte sie am Arm.
“Komm schon, was muss ich tun, dass du endlich ja sagst?”, bohrte er weiter und fuhr sich durch seine schwarzen, strubbeligen Haare.
“Du könntest aufhören so eingebildet zu grinsen”, meinte Lily nun, da sie wusste, dass sie ohne eine Antwort nicht zu ihrem Abendessen kommen würde. Ihr Kommentar zeigte durchaus Wirkung, denn sofort verschwand das Lächeln von seinem Gesicht. Es ließ aber auch Lily nicht unberührt, den nun völlig hilflos aussehenden James Potter vor ihr stehen zu haben, der sie erwartungsvoll ansah.
“Ach, und du glaubst, jetzt gehe ich mit dir aus?”, lachte Lily nach einem kurzen Stocken trocken.
“Ich hab unsern Schniefelus heut nicht angefasst, falls dir das entgangen sein sollte…”, meinte James hastig und folgte Lily, der der Appetit vergangen war, in den Griffindorturm hinauf.
“Und ich soll dich jetzt als Held verehren oder wie?”, keuchte Lily, während sie die Treppen hinaufstürmte.
“Nein, ich… äh…”, stotterte er herum und lief leichtfüßig weiter neben ihr her. Das viele Quidditschtraining in letzter Zeit hatte ihn noch fitter als sonst gemacht und so hatte er keine Mühe mit Lily Schritt zu halten, als sie plötzlich abrupt in einem der Geheimgänge stehen blieb.
“Hör endlich auf mir hinterherzulaufen, Potter! Was soll das?”, schrie sie ihn förmlich an.
“Das weist du ganz genau!”, antwortete er ihr mit überraschend ruhiger Stimme und sah zu Boden.
“James”, sagte sie schnaufend, wobei sie selbst darüber erschrak, dass sie ihn nicht Potter genannt hatte. “Ich kann nicht mit dir ausgehen, weil… weil… weil…”
“Weil?”, fragte James und sah ihr erwartungsvoll direkt in die wunderschön grünen Augen, die etwas hilflos zurückstarrten.
“Ach, ist ja auch egal”, murmelte Lily und wollte sich gerade zum Gehen abwenden, als sie von James auf einmal sanft gegen die Wand gedrückt wurde und er sie ohne Vorwarnung einfach küsste. Lily war zuerst vor Schreck wie paralysiert, doch dann fand ihre Hand ihren Weg und zwar mit voller Wucht direkt auf James rechte Wange. Bevor dieser auch nur reagieren konnte, eilte Lily fort, weiter den Gang entlang. Sie wollte einfach nur weg.
Sie lief durch die Gänge, instinktiv hinauf in den Griffindorturm, wo sie hoffte, dass Patricia möglichst bald auftauchen würde. Aber sollte sie es ihr erzählen? Lily wusste, dass sie nachbohren würde und sie wollte ihre Freundin nicht anlügen. Aber sie konnte nach all den Wutausbrüchen über James ihr gegenüber wohl kaum zugeben, dass sie es nicht im geringsten gestört hatte, dass James Potter sie, Lily Evans, geküsst hatte.
Verwirrt und etwas aufgelöst saß sie auf ihrer Bettkante und rührte sich nicht, bis nach einer Weile - es war schon dunkel geworden - die Schlafsaaltür aufging und Patricia hereinkam.
“Ach, hier bist du!”, rief sie aus und betrat strahlend das Zimmer. “Ich habe dich schon überall gesucht. Ich konnte dir ja noch gar nicht erzählen, was Sirius gesagt - “ Doch als sie Lilys Gesichtsausdruck sah, stoppte sie ihren Redeschwall abrupt und setzte sich neben sie.
“Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst irgendwie…”, fragte Patricia sie und sah sie etwas besorgt an. Lily öffnete den Mund, aber es kam nichts heraus.
“Ist schon okay! Was wolltest du sagen?”, antwortete sie schließlich und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, worauf Patricia sie entgeistert ansah, dann aber fortfuhr:
“Ich war doch vorher bei Sirius, um ihn zu fragen, warum James Schniefelus, ähm Snape meinte ich, nichts getan hat -”
“Wohl eher, mit welchem Fluch Snape James verhext hat”, berichtigte Lily ihre Freundin.
“James? Seit wann nennst du ihn James?”, hakte Patricia misstrauisch nach und wartete neugierig auf eine Antwort, die sie aber nicht bekam.
“Ich habe dich unterbrochen, tut mir leid”, war alles, was sie von Lily zu hören bekam.
“Ja, genau…”, setzte Patricia ihren Bericht deswegen etwas irritiert fort. “Es sind überhaupt keine Flüche hin und her geflogen zwischen den beiden. Potter ist einfach stur an Snape vorbeigelaufen und der war zu blöd die Chance zu nutzen. Jedenfalls hab ich Sirius dann gefragt, warum Potter seine Attitüde zu Snape geändert hat und er meinte, dass es an dir liegt…”
Lilys Magen machte einen ungewollten Hüpfer. Um diesen zu überspielen, meinte sie nur bitter: “Seine Attitüde hat er wohl kaum geändert…”
Patricia zog die Augenbrauen hoch und sah ihrer Freundin eindringlich in die grünen Augen.
“Schau mich nicht so an”, sagte Lily patzig und wandte das Gesicht ab.
“Warum zerbrichst du dir über diesen Potter so den Kopf?”, wollte Patricia nach einer kurzen Stille wissen. Lily zuckte hilflos die Schultern und ließ den Kopf in ihre Hände sinken.
“Moment mal”, meinte Patricia nach einer Weile zögerlich. “Kann es… kann es sein, dass… Ich traue es mich ja fast nicht auszusprechen… Kann es sein, dass du Potter magst?”
Wieder legte sich eine Stille über den Raum und endlich hob Lily den Kopf und schaute Patricia direkt in die Augen.
“Ich befürchte… Ich befürchte, die Lage ist wohl doch etwas ernster…”, flüsterte Lily dann und verzog ihr Gesicht zu einer leidenden Grimasse, was ihr Gegenüber etwas schockte.
“Und… woher… der plötzliche Sinneswandel?”, bohrte Patricia weiter nach und ließ nicht locker, bis sie jedes einzelne Detail von Lilys Mittag aus ihr heraus gequetscht hatte. Dann ließ sie sich neben Lily aufs Bett plumpsen und lachte vergnügt.
“Und wo ist jetzt dein Problem?”, wollte sie wissen, als sie beobachtete, wie Lily nach einer Weile begann, unruhig im Schlafsaal auf und ab zu gehen.
“Geh doch einfach mit ihm aus!”, hörte Lily Patricia von ihrem Bett aus sagen.
“Was? Ich soll das nächste Mal, wenn er fragt, einfach ja sagen?”, fragte sie überrascht und etwas enttäuscht von der Auffassungsgabe ihrer besten Freundin.
“Probier’s doch einfach. Was soll es schaden?”, gluckste diese, belustigt über das so ungewöhnliche Verhalten der umhertigernden Lily.
“Lilly Potter… Klingt doch nett!”, murmelte sie, als immer noch keine Reaktion kam.
“Du findest das lustig, oder?”, knurrte Lily daraufhin und sah sie wütend an. “Ich nicht!”
“Spring doch einfach mal über deinen eigenen Schatten und vergiss deinen Stolz!”, konnte Patricia ihr dann nur noch hinterher rufen, denn Lily hatte wütend und verwirrt das Zimmer verlassen. Sie stürmte die Gänge entlang und merkte überhaupt nicht, wo sie eigentlich hinging. Irgendwann kam sie in den Geheimgang, in dem ihr Übel begonnen hatte. Aber hatte es wirklich dort begonnen? Wenn sie ehrlich mit sich war, war es wahrscheinlich schon früher gewesen… Dieser Kuss, wenn man ihn so nennen konnte, hatte ihr wahrscheinlich nur die Augen geöffnet. Ihr Herz war wohl schon etwas länger betroffen…
Aber warum musste er auch immer so eingebildet sein? Er war doch sicher nur so hinter ihr her, weil sie das einzige Mädchen hier in Hogwarts war, dass ihn abwies und das beständig.
Resignierend schüttelte sie den Kopf, lehnte sich gegen die Wand und sank zu Boden. Vielleicht hatte Patricia Recht und alles, was sie davon trennte, endlich mit James auszugehen, war ihr Stolz. Aber der konnte auch ein gutes Warnsystem sein, versuchte sie sich einzureden. Sie würde sich jetzt sicher nicht sofort an seinen Hals werfen. Erst würde sie ihn testen, so viel war sicher! Und dazu brauchte sie - so leid es ihr tat - Sirius Hilfe…
Etwas beruhigt schlenderte Lily die Gänge zurück. Jetzt, wo sie einen Plan hatte, schien es ihr gar nicht mehr so schlimm zu sein. Sie hatte die Situation wieder im Griff und wenn sie Recht behalten würde und James es wirklich nicht ernst mit ihr meinte, war noch nichts zu spät… Hoffentlich…
Zuletzt geändert von Tonx am Di 11 Aug, 2009 11:25, insgesamt 19-mal geändert.

Schizuoka
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Beitragvon Schizuoka » Mo 11 Jun, 2007 14:38

Meiner Meinung nach, ist dir der Anfang gut gelungen :wink:
es wird bestimmt interessant, wie sie ihn testen will, und ob Sirius da überhaupt mitmacht und es nicht an James verplappert...XD

freue mich auf die Fortsetzung^^
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Leia
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Beitragvon Leia » Mo 11 Jun, 2007 16:57

ja ich find den Anfang auch gut.
Bin ma gespannt was noch kommt :D
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-Bis zum 12. August im Urlaub-

Anna Valerious
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Beitragvon Anna Valerious » Mo 11 Jun, 2007 17:29

Ich finde den Anfang deiner ff wirklich sehr gelungen^^ schreib bitte schnell weiter.

lg. Anna
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Tonx
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Mo 11 Jun, 2007 19:09

Vielen vielen Dank für das gute und schnelle Feedback... :D
Dafür gibts natürlich gleich Nachschub... :D
Alles Liebe,
Tonx
___________

Die zu tragenden Folgen (2)
Am nächsten Morgen wachte Lily schon früh auf. Als sie sich auf den Weg hinunter zum Frühstück machte, dämmerte es gerade erst und die Gänge waren wie ausgestorben. Sie rechnete folglich damit, dass sie in der Großen Halle niemandem begegnen würde, doch sie irrte sich. Außer ihr war noch eine andere Person im Raum und bei näherem Hinsehen musste sie erschrocken feststellen, dass es James war, der dort verlassen am Griffindortisch in seinen Cornflakes herumstocherte.
Lily hätte am Liebsten auf dem Absatz kehrt gemacht, doch sie entschloss sich, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, sich ans andere Ende des Tisches zu setzen Dort schmierte sie sich eilig ein paar Toasts, um so schnell wie möglich wieder zurück in den Griffindorturm fliehen zu können. Oder sogar eher hinaus ins Schlossgelände, denn dort war die Wahrscheinlichkeit wohl geringer ihn anzutreffen, beziehungsweise es war leichter ihm aus dem Weg zu gehen, bis sie ihren Test zu Ende gebracht hatte.
Sie wollte gerade aufstehen, um die Halle wieder zu verlassen, als ihr jemand die Hand auf die rechte Schulter legte. Als sie herumfuhr, sah sie James vor sich, der sie angrinste. Aber er grinste etwas anders als sonst oder bildete sie sich das nur ein?
“Komm schon, Evans, geh mit mir aus, bitte!”, flehte er sie an und setzte einen Blick auf, der wohl einem Hundeblick ähneln sollte. Lily zog ihre Augenbrauen zusammen und wollte schon antworten, wie immer, als ihr eine Idee kam. Natürlich! Wenn sie jetzt ja sagen würde, wäre ihr Plan viel leichter auszuführen und das Ergebnis viel aussagekräftiger.
“Okay”, sagte sie deshalb und musste lachen, als sie James Gesichtsausdruck sah. Ihm war vor Überraschung die Kinnlade heruntergeklappt und er schnappte nun wie ein Fisch nach Luft.
“War das ein… ja?”, vergewisserte er sich und sah sie etwas ungläubig an, als Lily mit dem Kopf nickte.
“Ich bin wohl ein guter Küsser…”, meinte er dann grinsend. Er schien sich wieder gefangen zu haben und Lily musste sich sehr beherrschen, um nicht wieder grantig zu werden.
“Nächstes Hogsmeade Wochenende”, antwortete sie ihm deshalb und stakste ohne ein weiteres Wort aus der großen Halle hinaus. Hastig rannte sie in den Griffindorturm hinauf, wo sie hoffte, endlich Sirius zu erwischen und sie hatte Glück. Er und Patricia standen nahe des Kamins und unterhielten sich angeregt, wobei jeder auf zwanzig Metern Entfernung sehen konnte, dass sie wild flirteten.
Lily schüttelte den Kopf und lief zu ihnen hinüber.
“Tut mir leid, dass ich euch unterbrechen muss, aber kann ich dich bitte mal unter vier Augen sprechen?”, fragte sie an Sirius gewandt, der zuerst gar nicht realisierte, dass Lily mit ihm sprach.
“Was, mit mir?”, stieß er nach einem ungläubigen Blick aus, zuckte dann aber mit den Schultern und folgte Lily ein paar Meter weiter. Patricia warf ihnen neugierige Blicke zu und Lily wusste, dass sie es gar nicht erwarten konnte, zu erfahren, was sie zu bereden hatten.
“Sirius, ich habe eine Bitte. Und ich flehe dich an, sie nicht zu missbrauchen”, sagte Lily ruhig und sah ihn ernst an. Sirius zögerte kurz, nickte dann aber und sah Lily erwartungsvoll an.
“Zuerst noch eine Frage: Denkst du, dass James es ernst mit mir meint?”
Sie flüsterte nun fast und sah kurz zu Boden. Sirius musste lachen.
“Ach, darum geht es…”
Doch sie ignorierte ihn und fuhr fort.
“Hör mal: wenn er es wirklich ernst meint, dann will ich ihm eine faire Chance lassen, okay? Aber ich werde nicht mit ihm ausgehen, wenn er mich nur rumkriegen will, weil ich das einzige Mädchen bin, bei dem er genau das nicht schafft!”, sagte sie mit Nachdruck und wartete auf eine Antwort. Sirius hatte inzwischen wieder aufgehört zu lachen und hörte ihr aufmerksam zu.
“Also ich kann dir versichern, dass das nicht der Fall ist. Aber was willst du jetzt eigentlich von mir?”, beruhigte er Lily, die während sie gesprochen hatte, immer lauter geworden war. Sie seufzte.
“Ich will, dass du ihm erzählst, ich hätte was mit Jonnathan. Ich will wissen, wie er reagiert…”, sagte sie etwas kleinlaut. Sirius lachte abermals auf und sah sie dann etwas irritiert an.
“Du meinst das ernst?”, fragte er sie dann nach kurzer Zeit. “Aber soweit ich weiß, hast du ihm doch schon zugesagt für das nächste Hogsmeade Wochenende, oder?”
Verblüfft sah Lily ihn an.
“Woher weist du das? Das war gerade eben erst!”, wunderte sie sich und sah Sirius entgeistert an.
“Woher, denkst du eigentlich, kommt unser guter Ruf?”, meinte Sirius lächelnd, und zwinkerte ihr zu. “Naja, wie auch immer… Ich werde sehen, was sich tun lässt. Aber hab lieber mal ein Auge auf Jonnathan, weil ich nicht weiß, wie James...”
“Dann sag ihm, dass ich sicher nicht will, dass er ihn deswegen angreift. Das würde mich eher noch verärgerter machen”, unterbrach Lily ihn hastig. Sirius sah sie wieder scharf an, nickte dann aber.
“Du hast es faustdick hinter den Ohren, weist du das?”, meinte er dann und lachte wieder. “Wenn du und James sich nicht die ganze Zeit zoffen würden, hätte ich dich jetzt offiziell in Erwägung gezogen eines unserer Mitglieder zu werden.”
Lily schnaubte nur verächtlich, woraufhin Sirius sich wieder zu Patricia begab. Lily lief auf der Stelle hinauf in ihren Schlafsaal, wo sie mühsam die beiden Toasts in sich hineinstopfte.
Als sie fertig gegessen hatte, streifte sie unschlüssig durch ihr Zimmer und dachte darüber nach, was nun am besten zu tun sei. Nach einigem Überlegen kam sie dann zu dem Entschluss, dass es wohl am sinnvollsten war, sich möglichst in der Öffentlichkeit aufzuhalten, dann würde sie vielleicht ab und an einen Blick auf James erhaschen können oder er würde vielleicht sogar zu ihr kommen. Das Problem war dabei allerdings, dass jederzeit die Möglichkeit bestand, dass Jonnathan auftauchen könnte, auch wenn der in der Regel eher in der Bibliothek zu finden war.
Aber das Risiko ging sie ein, denn sie war mittlerweile sehr neugierig, wie James reagieren würde, also machte sie sich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum, der aber bereits vollkommen leer war, denn es war einer der schönsten Samstage in diesem Jahr und die gesamte Schülerschaft hielt sich in den Ländereien auf.
Sie überlegte gerade, ob sie ein schickeres Sommerkleid anziehen sollte, bevor sie hinaus ging, entschied sich dann aber dagegen und kehrte in den Gemeinschaftsraum zurück. Lily stellte gerade fest, dass er leer war, als sich jemand aus einem Sessel erhob, der am anderen Ende des Gemeinschaftsraumes stand.
Erst dachte Lily, dass es wieder James war, der sie abfangen wollte, dann bemerkte sie aber mit Schrecken, dass es Jonnathan war. Lächelnd kam er langsam auf sie zugelaufen und Lily biss sich auf die Lippen.
“Oh nein… Hoffentlich hat er nichts…”, murmelte sie, doch weiter kam sie nicht.
“Nicht draußen an einem so schönen Tag?”, fragte Jonnathan sie mit einer viel tieferen Stimme, als sie es sonst von ihm gewohnt war.
“Ich war gerade auf dem Weg dorthin”, antwortete Lily knapp und wandte sich zum Gehen, doch er packte sie mit festem Griff am rechten Arm und zog sie näher zu sich heran. Sein Gesicht war dem ihren nun so nahe, dass sich ihre Nasen fast berührten.
Lily wollte nach ihrem Zauberstab greifen, doch Jonnathan hielt nun auch ihren anderen Arm fest und so war sie ihm hilflos ausgeliefert.
Natürlich verfiel sie nicht gleich in Panik. Der kühle Kopf, den sie in der Regel in schwierigen Situationen bewahrte, war einer ihrer vielen Stärken.
“Lass los”, fauchte sie ihn deswegen durch gefletschte Zähne an und zu ihrer großen Überraschung ließ er sofort von ihr ab.
“Viele Grüße von Sirius soll ich dir sagen…”, grinste Jonnathan sie an.
“Was…?”, sagte sie verdutzt.
“Er wollte seinen Freund nur schon mal kurz rächen für den Schmerz, dem du ihm zufügst…”, schnaubte Jonnathan verächtlich.
“Weiß das jetzt die ganze Schule oder was?”, wollte Lily wütend wissen und verengte ihre Augen zu Schlitzen.
“Nein, aber Sirius dachte sich, er weiht mich ein, wenn ich schon Teil deines Plans bin”, meinte er und lachte kurz auf, woraufhin Lily etwas betreten zu Boden sah.
“Du hättest nur fragen müssen, Lily…”, seufzte Jonnathan letztendlich, verschwand in Richtung des Porträtlochs und ließ die etwas perplexe Lily einfach stehen.
Geschockt von sich selbst und peinlich berührt von der vorhergegangenen Situation, schüttelte sie den Kopf und ärgerte sich über sich selbst.
Jetzt hatte sie dieser Potter doch tatsächlich dazu gebracht einen von diesen hirnrissigen Plänen zu entwickeln und durchzuführen, auf die normalerweise nur Vierzehnjährige kamen. Aber jetzt war es sowieso zu spät und so machte sie sich zerknirscht auf den Weg aufs Schlossgelände.

Die Länderein waren wie erwartet trotz der frühen Stunde überfüllt von Schülern und Lily fragte sich ernsthaft, ob überhaupt noch ein einzelner Schüler sich im Schloss befand. Überrascht stellte sie fest, dass sogar Dumbledore etwas weiter entfernt vergnügt umherschlenderte und konnte sie sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Die warme Morgensonne, die ihr wohlig aufs Gesicht schien, besserte ihre Laune auch sofort etwas und nachdem sie kurz die Augen geschlossen und die angenehme Morgenluft eingeatmet hatte, ließ sie ihren Blick prüfend über das Gelände streifen. Nach einigen Minuten hatte sie endlich Patricia ausgemacht, die zusammen mit Sirius unter einem Baum in der Nähe des Sees saß. Eigentlich wollte sie die beiden nicht stören, aber sie machte sich trotzdem auf den Weg in ihre Richtung. Sobald sie näher dran war, würde sie ja bemerken, wenn es wirklich unpassend war einfach so dazu zustoßen.
Ihre Sorgen lösten sich jedoch in Luft auf, denn als sie näher kam, winkte Patricia ihr fröhlich und auch Sirius nickte ihr lächelnd zu.
“Guten Morgen ihr beiden”, begrüßte Lily ihre Freundin und Sirius und versuchte dabei möglichst unbekümmert zu klingen, doch das gelang ihr so schlecht, dass sie sich nicht nur von Patricia, sondern auch von Sirius eine skeptischen Blick einfing.
“Setz dich doch”, sagte Sirius freundlich und rutschte etwas dichter an Patricia heran, die daraufhin ein leichtes Seufzen vernehmen ließ und ein Strahlen nicht unterdrücken konnte.
“Ja, danke”, antwortete Lily und ließ sich zu Sirius’ anderer Seite nieder. Eine Weile schwiegen sie alle, dann hielt Lily es nicht mehr aus.
“Wo ist James?”, fragte sie leise und sah möglichst in eine andere Richtung.
“In seinem Schlafsaal, glaube ich”, sagte Sirius und als Lily ihn überrascht ansah, bemerkte sie seinen vorwurfsvollen Blick.
“Ich hab’s dir ja gesagt! Er meint es ernst…”, ließ er dann vernehmen und sah Lily erwartungsvoll an.
“Ihr habt das jetzt aber nicht inszeniert oder?”, hakte sie misstrauisch nach und blickte ihn kritisch an.
“Um Himmels Willen, Lily! Wir sind jetzt auch keine Kinder mehr… Außerdem haben wir schon zu vielen armen Mädchen das Herz gebrochen und nun beschlossen uns für eines zu entscheiden.”
Mit diesen Worten grinste er Patricia lieb an und ließ seinen Kopf in ihren Schoß sinken.
Lily verdrehte die Augen und erhob sich.
“Wo willst du hin?”, wollte Patricia überrascht wissen, doch Lily zuckte nur mit den Schultern und stakste hinauf ins Schloss davon.
Sie wusste einmal mehr wieder nicht wo sie eigentlich hinwollte und so kehrte sie zurück in den Griffindorturm, während sie sich den Kopf darüber zerbrach, ob sie es wirklich wagen sollte, zu James zu gehen.
Da sie, als sie durch das Porträtloch gestiegen war, aber immer noch zu keinem Entschluss gekommen war, ließ sie sich in einen Sessel sinken, der nahe an einem geöffneten Fenster, stand und wartete. Vielleicht würde er ja früher oder später hinauskommen. Sehr wahrscheinlich sogar, denn er war, wie sie wusste, in der Regel ein Vielfraß und würde sicher spätestens zum Mittagsessen aus seinem Bau herauskommen.
Und so wartete Lily. Gegen zwölf Uhr kamen einige Griffindors kurz in den Turm, um sich umzuziehen oder Bücher und Ähnliches in ihre Schlafsäle zurückzubringen und dann zum Essen wieder zu verschwinden.
Doch James tauchte nicht auf und Lily wurde immer unruhiger. Schließlich erhob sie sich und machte sich selbst auf den Weg zum Mittagessen. Als sie sich durch die vielen Sessel im Gemeinschaftsraum schlängelte, stolperte sie jedoch ohne Grund und viel zu Boden. Verärgert erhob sie sich wieder und stellte, als sie versuchte den Grund ihres Stolperns ausfindig zu machen, irritiert fest, dass dort nichts war, über das sie hätte stolpern können.
Vorsichtig ging sie zu der Stelle, wo sie glaubte gefallen zu sein und tastete den Boden ab bis sie an etwas Hartes stieß, das sie jedoch nicht sehen konnte.
Etwas erschrocken tastete sie den Gegenstand weiter ab und sie war sich sicher, dass es ein Bein war.
“Okay, wer bist du!”, sagte sie nachdrücklich in die Leere. “Zeige dich!”
Unsicher sah sie sich um, doch es kam niemand zum Vorschein. Als sie abermals den Boden abtastete, konnte sie nichts mehr finden und zweifelte nun ernsthaft an ihrem Verstand.
Plötzlich hörte sie Schritte. Als sie sich umwandte sah sie James, der lustlos die Treppen hinab schlurfte. Lily richtete sich abrupt auf und sah ihn prüfend an. James hatte weder seinen Schritt verlangsamt, noch hielt er an. Er ging nur zielstrebig zum Porträtloch und so musste Lily die Initiative ergreifen.
“Hey, James! Warte mal!”, rief sie ihm hinterher und stellte erleichtert fest, dass er angehalten hatte und sich zu ihr umdrehte.
“Was willst du, Evans?”, fragte er mit ungewöhnlich belegter Stimme. Als Lily näher kam, meinte sie sogar Ringe unter seinen braunen Augen erkennen zu können.
“Alles… alles in Ordnung?”, vergewisserte Lily sich zaghaft, während sie sich langsam näherte.
“Ging mir nie besser…”, antwortete er knapp. “Was gibt’s?”
Lily sah ihm einen Moment lang direkt in die Augen und es erschrak sie, wie sehr sie es quälte ihn so zu sehen. Sie hatte auf einmal ein Verlangen danach ihn zu trösten, ihn in den Arm zu nehmen, oder sogar mehr…
“Ähm…” stotterte sie verlegen. Er hatte es tatsächlich geschafft sie völlig aus dem Konzept zu bringen. “Ich wollte nur wissen, wo wir uns am Samstag treffen wollen…?”
Sie sah ihn fragend an und musste verärgert feststellen, dass sie leicht rot anlief. Stand es um sie tatsächlich schlimmer als sie gedacht hatte?
“Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?”, fragte James sie in einem harschen Ton, der Lily zusammenzucken ließ.
“Doch, ich… -”
“Machst du Witze?”, unterbrach er sie und sah sie entgeistert an, während seine Mundwinkel leicht zuckten.
“Nein, sicher nicht…”, setzte Lily wieder an, doch weit kam sie auch dieses Mal nicht.
“Geh mit Jonnathan. Ich werde schon jemanden finden, keine Angst…”
Mit diesen Worten hatte er sich auch schon abgewandt und war durch das Porträtloch verschwunden.
Lily stand mit offenem Mund da und starrte den Fleck an, an dem ihr James soeben den Beweis geliefert hatte, dass er es ernst meinte.
Nun hatte sie allerdings noch ein größeres Problem, als zuvor: James war sauer und das natürlich völlig zu recht. Lily hatte keine Ahnung, wie sie ihn jetzt noch davon überzeugen konnte, dass sie es ernst meinte…
Warum hatte sie ihn überhaupt testen müssen? Das war einfach nur kindisch… Was war denn eigentlich in sie gefahren?
Wie lange sie in Gedanken versunken im Gemeinschaftsraum stand, wusste sie nicht. Das nächste, was sie wahrnahm, war, dass jemand mit den Händen vor ihrem Gesicht herumwedelte.
Verwirrt sah Lily sich um und blickte in Sirius grinsendes Gesicht.
“Na dich scheint’s ja jetzt auch erwischt zu haben”, gluckste er vergnügt.
Lily beachtete ihn aber nicht. Sie war immer noch etwas ratlos, was sie jetzt tun sollte. Sie kannte sich so überhaupt nicht. Noch nie hatte sie etwas so aus der Ruhe gebracht, wie diese Sache mit James.
Sie war doch immer vernünftig gewesen, hatte sich für ihr Alter eher reif verhalten und hatte andere, die aus Beziehungen immer so ein Drama machten, nie verstanden und nur belächelt.
“Hey… Hey Lily! Hörst du mir überhaupt zu?”
Patricia war hinter Sirius aufgetaucht und schüttelte ihre Freundin nun leicht, da diese auch beim dritten Mal nicht reagiert hatte.
“Hm?”, brummte Lily, ließ Patricia aber keine Gelegenheit zum antworten, sondern lief schnurstracks an ihr vorbei.
Sie musste ihn jetzt einfach finden. Irgendwie. Sicher könnten sie das irgendwie klären, versuchte Lily sich Mut zu machen, während sie die Gänge entlang eilte.
Überall sah sie nach: in der Bibliothek, im Vertrauensschülerbad, in der Großen Halle, in der Eingangshalle, auf den Länderein, in den Geheimgängen. Gelegentlich öffnete sie sogar Türen von leeren Klassenräumen, doch sie konnte ihn nirgends finden.
Verwirrt lehnte sie sich dann einfach in einem der vielen Gänge gegenüber einer steinernen, besonders hässlichen Hexe gegen die kühle Schlossmauer und sank langsam zu Boden.
Sie saß so schon eine Weile mutlos herum, als sich plötzlich die Statue ihr gegenüber zu bewegen begann. Erschrocken fuhr Lily hoch und zückte reflexartig ihren Zauberstab. Der Oberkörper der Hexe hatte sich vom Rest des Körpers gelöst und schwebte nun als eine Art Deckel in der Luft. Aus der entstandenen, überraschend großen Öffnung erschien nun ein Busch von schwarzen, verwuschelten Haaren und kurze Zeit später stand der gesamte James Potter vor ihrer Nase.
Einen Moment hatte er gezögert, als er sie bemerkt hatte. Dann hatte er jedoch mit einem Wink seines Zauberstabs die alte Hexe wieder “geschlossen” und trottete den Gang entlang davon.
Es kostete Lily einige Sekunden, bis sie sich soweit von dem Schreck erholt hatte und sich dazu durchringen konnte, James zu folgen. Dann rannte sie jedoch hinter ihm her und kam kurz vor ihm zum Stehen. James hatte abrupt angehalten, doch er verzog keine Miene. Er sah sie nicht einmal an.
“Ich… ich…”, stammelte Lily und ärgerte sich über ihre mangelnde Ausrucksfähigkeit so sehr, dass sie sich endlich wieder in den Griff bekam.
“Hör zu, ich habe, hatte und werde nie etwas mit Jonnathan haben und wie bescheuert es auch klingen mag, ich habe das nur inszeniert, weil ich wissen wollte, ob du es ernst meinst und mich nicht nur zu einer deiner vielen machen willst…”
“Aha”, meinte James nur, doch er sah ihr endlich in die Augen.
Diesmal überkam es Lily und sie konnte nicht widerstehen und küsste ihn.
“Ach, und du denkst, jetzt falle ich dir um den Hals, oder was?”, sagte er nach einem kleinen Moment, in dem er sichtlich verwirrt ausgesehen hatte.
Darauf konnte sie nichts antworten. Das einzige, zu dem sie noch fähig war, war ihn flehend anzusehen. Mit einem harten Gesichtsausdruck wandte James sich jedoch ab und lief zügig davon.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 10:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Anna Valerious » Mo 11 Jun, 2007 19:31

oh wie fies von James -.- aber Lily war auch nicht viel besser -.-.
naja ich bin mal gespannt wie es weiter geht^^ ist sehr gut geschrieben.
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Beitragvon Schizuoka » Mi 13 Jun, 2007 13:35

ein super chap^^
ich glaube, das beide übertrieben hatten, sowohl lily als auch james...mal sehen wie es weiter gehen wird!
jetzt muss wahrscheinlich die lily darum kämpfen bei IHM ne chance zu kriegen so wie sich das ganze versaut hat...das kann ja lustig werden...XD

freue mich auf die fortsetzung^^!
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Mi 13 Jun, 2007 13:51

Vielen Dank an alle meine Leser!!!
Bin überrascht, dass es so viele lesen. :D
Vielen Dank für all das Lob!
Tonx

______________

Ein tiefer Stich (3)
In den nächsten Tagen bereute Lily sehr, dass sie bisher für andere in ihrer Situation nie mehr als ein Lächeln übrig gehabt hatte. Natürlich hatte sie sie getröstet, ihnen zugehört, ihnen Mut gemacht und das auch gerne, aber sie hatte nie richtig verstehen können, was es hieß, sich so völlig verloren und hilflos zu fühlen.
Sie musste sich regelmäßig von Patricia zwingen lassen, dass sie überhaupt etwas aß und kam in ernsthafte Zeitnot was ihre Hausaufgaben betraf, da ihre Gedanken immer wieder abdrifteten.
Sie konnte sich auch nicht so ganz erklären, wie es sie so mir nichts dir nichts so stark erwischt hatte.
“Lily, ist alles in Ordnung mit Ihnen?”, fragte Professor Slughorn sie etwas besorgt, denn für gewöhnlich war Lily ein Ass in Zaubertränke. Das Veritaserum, dass sie hätte brauen sollen, hatte sie diese Stunde jedoch völlig in den Sand gesetzt.
“Ähm… j - ja”, stammelte sie verlegen und starrte unschlüssig in ihren Kessel, in dem eine dickflüssige, braune Masse vor sich hinblubberte, die eigentlich glasklar sein sollte.
“Ihr Kopf ist heute wohl so klar, wie ihr… Veritaserum”, meinte Slughorn belustigt und Lily zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht.
“Na, kann ja mal passieren, Miss Evans. Machen sie sich mal keine Sorgen…”, versuchte er sie aufzumuntern und Lily schenkte ihm abermals ein Lächeln, bevor sie den Kerker verließ. Sobald sie aus der Tür war, verdrehte sie genervt die Augen und fragte sich, wie dieser Tag noch schlimmer werden konnte. Sie ließ ihre Tasche zu Boden sinken und lehnte sich gerade mit ihrer Stirn gegen die kalte Kerkerwand, als sie Schritte hörte. Erschrocken musste sie feststellen, dass es James war, der dort um die Ecke gebogen war. Er hatte ebenfalls kurz inne gehalten, senkte seinen Blick dann aber zu Boden und wollte an ihr vorbeilaufen.
“Was machst du hier?”, fragte Lily ihn, um ihn irgendwie davon abzuhalten weiterzulaufen.
“Hab mein Messer vergessen”, brummte James und setzte seinen Weg unbeirrt fort. Die Kerkertür viel hinter ihm ins Schloss und Lily versuchte verzweifelt ihre Gedanken irgendwie zu ordnen.
“James, können wir reden?”, fragte sie ihn schließlich, als er mit einem Silbermesser in der Hand wieder aus dem Klassenraum trat.
James schloss langsam die Tür hinter sich, den Blick immer noch gesenkt, machte aber keine Anstalten wieder weiterzulaufen.
“Was willst du?” sagte er leise und sah sie endlich an. Lily verschlug es für einen Moment die Sprache. Sie hatte ihn noch nie so traurig gesehen. Jetzt war sie es, die den Blick abwandte und nach Worten suchte.
“Mit dir ausgehen”, sagte sie schließlich, noch leiser als James eben und zwang sich ihm wieder in die Augen zu schauen.
Sie sahen sich einen Augenblick schweigend an. James’ Blick war undurchdringbar und Lily hoffte inständig, er würde bald etwas sagen. Irgendetwas. Aber sie konnte diese Stille zwischen ihnen nicht ertragen.
“Gib mir einen Grund”, meinte er schließlich. Er hatte wieder lauter gesprochen, aber seine Stimme zitterte, ebenso wie Lilys Mundwinkel, als sie sagte: “Weil du es immer wolltest…”
James lachte kurz auf.
“Ja, das stimmt wohl…”, gab er zu, aber ein hämisches Grinsen hatte sich auf seinem Gesicht breit gemacht. Lily schnürte es die Kehle zu. Hatte sie doch recht behalten? Hatte er sie einfach nur zu genau diesem Punkt bringen wollen, um sich und dem Rest der Schule zu beweisen, dass er selbst Lily haben könnte, wenn er wollte?
“Und jetzt willst du es nicht mehr?”, fragte Lily mit erstickter Stimme und sie senkte schnell den Blick, als sie merkte, wie ihr eine heiße Träne die Wange hinunter glitt.
“Nein”, sagte James und er klang plötzlich geradezu fröhlich. Das war zu viel für Lily. Geschockt wandte sie sich auf dem Absatz um und wollte so schnell es ging, weg von ihm. Sie hatte recht behalten… Doch James legte ihr von hinten die Hand auf die Schulter und hielt Lily mit sanftem Druck zurück.
Lily zitterte leicht, als James sie vorsichtig von hinten umarmte. Er schloss seine Arme fest um sie und hielt sie fest. Sie schluchzte kurz auf und wollte sich zu ihm umdrehen, sich irgendwie von ihm losreißen, aber er hielt sie fest.
“Ich will nicht nur ein Date mit dir…”, flüsterte er sanft und als sein Atem über ihren Hals strich, hörte sie augenblicklich auf sich zu wehren.
“Was dann?”, fragte Lily mit erstickter Stimme. Die Nähe zu ihm machte sie schier verrückt. Sie war sich nicht sicher, ob sie wegrennen oder ihn küssen wollte.
“So viele Dates, wie es braucht, um dich haben zu können”, sagte er leise.
Lily konnte nicht anders, sie musste kurz lachen. Aus irgendeinem Grund glaubte sie ihm jetzt, dass er es ernst meinte. Sie wusste nicht, warum, aber sie wusste, dass sie nicht nur eine seiner vielen war.
Langsam drehte sie sich zu ihm um und legte einen Arm um seinen Hals. Ihre Blicke trafen sich und Lily stellte zum erstem mal fest, dass er ungewöhnlich dunkelbraune Augen hatte. Ihr war das vorher nie so aufgefallen, war sie auch immer abgelenkt gewesen von einen Haaren, durch die sie nun mit einer ihrer Hände strich. Langsam näherte sie sich seinem Gesicht, bis ihre Nasen sich berührten. Plötzlich ließ James von ihr ab und sah sie unsicher an. Lily war ebenfalls irritiert zurückgewichen.
“W - was?”, stammelte sie verwirrt und sah ihn fragend an.
“Ich…”, setzte er an. “Weist du, ich denke, wir lassen das langsam angehen. Ich will bei dir keinen Fehler machen…”, murmelte er und Lily stellte amüsiert fest, dass es ihn einiges an Überwindung kostete sie nicht doch wieder in den Arm zu nehmen.
“Hunger?”, fragte Lily ihn, um die entstandene Stille zu durchbrechen. James sah sie dankbar an und nickte. Schweigend liefen sie nebeneinander her. Lily merkte, wie James immer wieder versteckte Blicke zu ihr hinüber warf, sagte aber nichts, sondern schmunzelte nur.
Beide atmeten etwas erleichtert aus, als sie die Große Halle betraten, in der gerade Hunderte von Schülern ihr Mittagessen zu sich nahmen. James streckte seinen Arm aus, um Lily verständlich zu machen, dass sie vorgehen sollte.
Einige interessierte Blicke waren bereits auf sie gerichtet, denn niemand konnte sich daran erinnern, wann sie James Potter und Lily Evans das letzte mal zusammen gesehen hatten und sie sich nicht stritten oder zumindest sauer wirkten.
Am Griffindortisch wurden sie grinsend von Sirius und Patricia in Empfang genommen, die etwas zusammenrückten, um ihren Freunden Platz zu machen. Lily lächelte nervös und James ließ sich neben ihr nieder.
“Ähm, haben wir was verpasst?”, fragte Sirius lachend und musterte Lily und seinen Freund eindringlich, die schweigend nebeneinander saßen und sich Essen auf ihren Teller schöpften. Beide schüttelten nur den Kopf und sahen sich dann nervös lächelnd für einen Moment an.
Sirius warf Patricia einen ungläubigen Blick zu, die nur grinsend mit den Schultern zuckte und eine Tomate von Sirius Teller stibitzte. Normalerweise hätte Sirius sich jetzt lauthals beschwert, aber er war einfach zu verwundert über das merkwürdige Verhalten seiner beiden Klassenkameraden.
“Sag jetzt nicht, dass dein Plan aufgegangen ist, Lily! Das verdient er nämlich n -”, setzte Sirius an, doch James fuhr dazwischen.
“Was? Du wusstest davon?”, rief er laut und sah seinen besten Freund entgeistert an. Auch Remus, der die ganze Zeit schweigend gegenüber gesessen und nicht reagiert hatte, musste nun schmunzeln.
“Ja ja, deine Lily hat es faustdick hinter den Ohren, musst du wissen, Prongs”, mischte sich Remus schließlich milde lächelnd ein. Lily lief leicht rosa an und Remus, Sirius und Patricia brachen in lautes Lachen aus. Der Anblick eines völlig sprachlosen James und einer rot anlaufenden Lily war einfach zu komisch.
“Das… das glaub ich jetzt nicht”, stammelte James, immer noch leicht geschockt. Er griff um Lily herum und versetzte Sirius einen festen Schlag, konnte aber nicht umhin und musste ebenfalls grinsen. Er war einfach zu gut gelaunt, um jemandem böse zu sein.
“Man ey! Und ich dachte, wir wären Freunde…”, meinte er lachend und sah Sirius kopfschüttelnd an.

Da es Freitag Mittag war und Lily, James, Sirius und Patricia keinen Unterricht hatten, setzten sie sich zusammen mit Remus und Peter in den Gemeinschaftsraum. Sie wollten einen Großteil ihrer Hausaufgaben schaffen, da es morgen nach Hogsmeade gehen sollte.
Sirius ließ sich zusammen mit Patricia und Remus in ein Sofa plumpsen, das in einer ruhigen, kühlen Ecke stand und Lily und James wollten sich gerade ebenfalls in zwei Sessel niederlassen, als Peter meinte, er müsste noch einmal in die Bibliothek. Lily ließ sich nicht weiter verwundert in ihren Sessel fallen, doch James machte keine Anstalten sich hinzusetzen.
“Seid wann gehst du denn in die Bibliothek?”, fragte er Peter überrascht und auch Remus und Sirius wirkten leicht irritiert.
“Is’ das jetz’ verboten oder was?”, gab Peter nur patzig zurück.
“Nein!”, lachte Sirius. “Nur ungewohnt.”
James und Remus glucksten, während Patricia und Lily sich ratlose Blicke zuwarfen.
“Und wo wir schon dabei sind: WO warst du eigentlich beim Mittagessen?”, quetschte James ihn weiter aus. Er stand grinsend vor Peter und hatte die Arme verschränkt. Peter seinerseits lief rot an und senkte leise vor sich hinmurmelnd den Kopf.
“Komm schon, Wurmschwanz, was ist los?”, sagte jetzt auch Remus und lächelte sanft.
“Also, wenn ihr mich fragte, hat er eine Freundin”, meinte Sirius lachend und sah Peter erwartungsvoll an.
“Na und? Ist das jetzt auch verboten oder wie?”, brummte Peter, doch seine letzten Worte gingen in dem grölenden Gelächter seiner Freunde unter.
“Unser Pete hat ne Freundin”, gluckste James belustigt, nachdem er sich wieder etwas beruhigt hatte. “Gibt’s denn so was…”
“Na los, Pete! Lass deine Angebetete mal nicht warten… Wir sehen uns!”, meinte Sirius nun, immer noch grinsend und zwinkerte ihm kurz zu.
Peter verschwand so schnell es ging durch das Porträtloch. Es hätte nicht offensichtlicher sein können, dass ihm das ganze äußerst unangenehm war.
Immer noch vor sich hinglucksend, ließ auch James sich in einen Sessel fallen, sprang aber sofort mit einem Schmerzschrei wieder auf und stürzte zu Boden. Erschrocken fuhren die andern hoch und Sirius und Lily beugten sich zu James hinunter, der stöhnend am Boden lag.
“Was…?”, wollte Sirius wissen, doch Lily war schneller und griff in eine von James Hosentaschen. Vorsichtig zog sie das Silbermesser, das er im Kerker vergessen hatte, aus seinem Fleisch heraus.
“Mist!”, fluchte James, als Lily das blutbenetzte Messer auf einen Tisch legte und sich die Stelle an seinem Oberschenkel besah, an der das Blut nun langsam seine Hose durchnässte.
“Hm… das schaut sich wohl besser Madam Pomfrey an”, murmelte Lily.
“Kannst du laufen?”, fragte Sirius besorgt und versuchte seinem Freund auf die Beine zu helfen. Dieser musste heftig die Zähne zusammenbeißen, aber schließlich stand er.
“Kann jemand von euch den Heilungszauber? Ich will Madam Pomfrey eigentlich nicht an meine Unterwäsche lassen”, schnaubte James verbissen.
Die andern glucksten und Remus zückte seinen Zauberstab. Lily hielt ihn aber zurück.
“Ich fürchte, da muss erstmal die Hose runter”, sagte sie fachmännisch und sah James an. Dieser zog die Augenbrauen hoch, zuckte dann aber mit den Schultern und öffnete seine Hose.
“Patricia, du drehst dich um!”, zischte er, bevor er seine Hose hinunterlassen wollte. Doch Patricia machte keinerlei Anstalten sich zu bewegen.
“Und was ist mit Lily?”, fragte sie stattdessen entgeistert und blickte fragend in die Runde.
“Die wird mir das hier gleich heilen”, brummte James. “Nichts für ungut, Remus.”
Remus lachte nur vergnügt und ließ Lily bereitwillig den Vortritt, während Patricia sich umdrehte. Lily lief leicht rot an, als James seine Boxershorts vor ihr offenbarte, sie ein Stück hochzog und so die Wunde sichtbar machte.
“Was hast du vorher damit geschnitten?”, fragte sie James, um ihre Unsicherheit zu überspielen.
“Froschinnereien oder so was in der Art”, antwortete er Lily und musste trotz der Schmerzen leicht grinsen, als er sah, dass ihr Zauberstab leicht zitterte, während sie erst einen Reinigungszauber für die Wunde murmelte.
“Brennt schon viel weniger”, sagte James, als Lily ihn fragend angesehen hatte. Daraufhin murmelte Lily abermals einen Zauberspruch und machte eine komplizierte Bewegung über seiner Wunde, bis der Tiefe Schnitt schließlich nicht mehr zu sehen war.
“Ah, schon viel besser”, seufzte James und ließ sich, immer noch mit heruntergelassenen Hosen in einen Sessel sinken. Erst als Patricia wissen wollte, ob sie sich wieder umdrehen könnte, zog er die Hose schnell wieder hoch und begutachtete den Blutfleck auf seiner Jeans.
Patricia hatte sich inzwischen zusammen mit den anderen wieder auf ihrem zuvor besetzten Platz niedergelassen und beobachtete ihre Freundin scharf. Lilys Wangen waren immer noch leicht gerötet und sie mied James Blick.
“Eins musst du mir jetzt aber doch mal erklären, Prongs”, sagte Sirius nach einer kurzen Zeit. “Warum bitte steckst du ein Messer in deine Hosentasche?”
James fuhr sich nervös durch die Haare und lief nun seinerseits rot an. Lily sah vorsichtshalber lieber gleich zu Boden.
“Ich will’s gar nicht wissen”, meinte Sirius dann lachend, nachdem er kurz zwischen den beiden hin und her gesehen hatte. Remus und Patricia beschränkten sich darauf, ihre Freunde belustigt anzusehen.
Patricia fand es einfach zu amüsant, wie Lily sich die letzten paar Tage aufgeführt hatte. Sie konnte sich auch nicht daran erinnern, wann sie Lily das letzte Mal hatte rot anlaufen sehen und Unsicherheit kannte sie von ihr überhaupt nicht. Ebenso ging es Sirius und Remus, die viel sagende Blicke tauschten.
Lily hatte sich in der Zwischenzeit an ihre Hausaufgaben gemacht, ebenso wie James und so zogen auch die anderen ihre Materialen aus ihren Schultaschen. Den ganzen Mittag wechselten sie kaum ein Wort, denn es herrschte konzentrierte Stille.
Lily war als erste fertig und lehnte sich seufzend in ihren Sessel zurück.
“Sag mal, James, willst du nicht deine Hose mal wechseln?”, fragte sie dann in die Stille hinein. James wandte irritiert den Kopf, schaute dann auf seine Hose hinab und meinte nur grinsend: “Nein, das gibt mir etwas Geheimnisvolles.”
“Ah, na dann…”, sagte Lily belustigt und kicherte kurz.
“Außerdem, was wäre das Leben ohne ein bisschen Blutverlust, stimmt’s Padfoot?”, fügte James noch hinzu, aber sein Freund reagierte überhaupt nicht. Er hatte sich ebenfalls in seinen Sessel zurückgelehnt und beobachtete Patricia bei den Hausaufgaben. James und Remus, der soeben auch mit seiner Arbeit fertig geworden war, grinsten sich an.
“Irgendwie bin ich wohl hier ein Außenseiter”, murmelte Remus belustigt und wollte sich gerade erheben, als Patricia ihn verdutzt fragte: “Wieso Außenseiter?”
Sie hatte nun ebenfalls ihre Feder weggelegt und sah Remus fragend an. Der zuckte aber nur mit den Schultern.
“Ich werde mir jetzt jemanden suchen gehen, den ich anstarren kann”, meinte er schmunzelnd und verschwand durch das Porträtloch.
“Was ist denn in den gefahren?”, fragte Patricia die anderen verwundert.
“Er hat wohl eher festgestellt, dass etwas in uns gefahren ist”, erklärte ihr Sirius bereitwillig, stand auf und reichte ihr seinen Arm.
“Einen Spaziergang, die Dame?”, fragte er Patricia elegant und machte eine kleine Verbeugung. Sie gluckste nur und hakte sich bei ihm ein.
“Wenn das jetzt geplant war…”, grummelte James etwas aufgebracht, als sein Freund mit seiner Angebeteten durchs Porträtloch verschwand.
“Man könnte ja fast den Eindruck kriegen, du bist nicht gern allein mit mir”, sagte Lily schnippisch und sah ihn an.
“Im Moment bin ich das auch noch nicht, weil es mich alle Überwindung der Welt kostet,…”, setzte er an, brach dann aber ab und sah sie einfach nur an.
Zu ihrem Glück oder Pech, kamen gerade ein paar Fünfklässler durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum geklettert.
Verlegen begannen die beiden ihre Schulsachen in ihren Taschen zu verstauen und erhoben sich. Lily wollte zu den Mädchenschlafsälen hinaufgehen, als James sie am Arm festhielt. Wieder bekam sie eine leichte Gänsehaut bei seiner Berührung, doch er ließ schnell wieder von ihr ab.
“In fünf Minuten zum Abendessen?”, fragte er sie nur und sah sie lieb an. Lily nickte und verschwand in ihren Schlafsaal hinauf, wo sie ihr Schulzeug einfach fallen ließ und sich auf ihr Bett schmiss. Sie schloss die Augen und atmete einmal tief durch, bis sie sich lächelnd wieder erhob und einen Blick in den Spiegel warf. Ihre roten, glatten Haare fielen so schön wie immer und sie schminkte sich nie viel. Die Schultern zuckend machte sie sich also wieder auf den Weg nach unten.
“Wow”, begrüßte sie James als sie die Treppen hinab schritt. “So ein schnelles Mädchen wie dich hab ich noch nie erlebt.”
Lily lächelte und sah in seine funkelnden Augen. Während sie zusammen zum Abendessen liefen, fuhr sich James mehrmals durch seine zerzausten Haare, was sie noch unordentlicher aussehen ließ. Aber es hatte etwas Verwegenes, dachte Lily amüsiert. Als sie einmal zu ihm hinüberschielte, wurde ihr auch klar, dass dieses ständige Durch- die- Haare- Fahren kein Zeichen von Arroganz, sondern ein Zeichen von Unsicherheit war.
Lily überlegte kurz, griff dann aber nach seiner Hand. James blieb kurz stehen und sah sie überrascht an, grinste dann aber nervös und drückte ihre Hand etwas fester. Als sie so zusammen in die Große Halle liefen, wandten sich fast alle Blicke ihnen zu und selbst einige Lehrer hatten aufgehört zu essen, um das sonderbare Pärchen auf den Griffindortisch zusteuern zu sehen. Ein Murmeln und Kichern war überall ausgebrochen und aus manchen Ecken kam ein Pfiff. Lily lief leicht rot an und drückte James Hand etwas fester, der das ganze aber zu genießen schien.
“Hey, die haben uns überholt!”, stellte Sirius mit gespielter Entrüstung fest, als Lily und James sich neben ihm und Patricia niederließen. Patricia giggelte leise und Remus widmete sich mit übertriebener Aufmerksamkeit seinem Essen.
Lily bekam an diesem Abend nicht allzu viel hinunter, James dafür umso mehr. Remus verschwand zusammen mit Peter vor den anderen. Patricia und Sirius, die das gesamte Essen eindringlich miteinander geflirtet hatten, trennten sich in der Eingangshalle von Lily und James, um noch einen Spaziergang auf den Ländereien zu machen.
Dieses Mal griff James nach Lilys Hand. Ihre Innereien schienen einen kleinen Hüpfer zu machen, als er sie berührte und sie hätte jetzt eigentlich auch nichts dagegen gehabt, noch einen kleinen Spaziergang in der Dämmerung zu machen.
Stattdessen sah sie ihn aber nur an und lächelte, als er sich wieder nervös durch die Haare fuhr.
“Bekommst du genug Schönheitsschlaf, wenn wir uns hier um acht zum Frühstück treffen?”, fragte James sie, bevor sie sich im Gemeinschaftsraum trennten. “Nicht, dass du es nötig hättest…”, fügte er hastig hinzu und sah sie an.
“Nein, acht klingt bestens”, antwortete Lily ihm lächelnd und widerstand der Versuchung ihn zum Abschied zu küssen, ebenso wie James, wie es schien. Er nahm stattdessen ihre Hand und führte sie sanft zu seinem Mund.
“Gute Nacht”, flüsterte er und sah ihr noch einmal in die Augen, bevor sie sich abwandte und die Treppen nach oben in ihren Schlafsaal lief.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 10:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Schizuoka » Mi 13 Jun, 2007 14:20

sehr schön^^
endlich haben sie sich vertragen! ist auch richtig so :mrgreen:

schreib schnell weiter^^
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Beitragvon Wehwalt » Mi 13 Jun, 2007 14:23

Hey Tonx, Du hattest doch noch eine andere Geschichte am Köcheln ... was wird aus der?
Ich hoffe, daß dein Abi, für welches Du jene unterbrochen (? oder fallenlassen?) hast, erfolgreich verließ.
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Do 14 Jun, 2007 19:40

Ja, ich hatte in der Tat noch was am Laufen... Aber ich bin da mittlerweile nich sehr motiviert das weiterzuschreiben, weil mir das hier sehr viel mehr Spaß macht... Aber ich schau, was sich machen lässt... Hab schon etwas weitergeschrieben, aber mal sehn...
Hier mal das nächste Kapitel von DIESER FF...
Viel Spaß und alles Liebe!
Tonx
______________

Doppelbuchung (4)
“Sag mal, was hast du denn mit Potter angestellt?”, platzte Patricia nach etwa einer halben Stunde ins Zimmer. Sie wirkte ausgelassen und fröhlich. Zu fröhlich, wie es Lily schien.
“Und was hat Sirius mit dir angestellt?”, stellte sie deshalb die Gegenfrage, was Patricia kurz aus dem Konzept brachte.
“Ich hab zuerst gefragt!”, meinte sie dann lachend und sah Lily fragend an.
“Was soll ich mit ihm angestellt haben?”, gab sie verwundert zurück.
“Wie lange bist du denn schon hier?”, fragte Patricia.
“Halbe Stunde ungefähr, aber wieso willst du das wissen?”, hakte Lily weiter nach, während ihre Freundin anfing zu lachen.
“Was? Warum lachst du?”
“Kann es sein, dass Potter seit einer geschlagenen halben Stunde unten an der Treppe steht und dir hinterher schaut?”, lachte Patricia und ließ sich auf ihr Bett fallen. Lily zog irritiert die Augenbrauen hoch, musste dann aber ebenfalls lachen.
“So, jetzt bist du aber dran!”, sagte sie beharrlich, nachdem Patricia sich etwas beruhigt hatte.
“Hm?”, brummte ihre Freundin nur und sah sie unschuldig an.
“Du weist genau, was ich meine, Patricia…”
“Ja, weiß ich…”, antwortete sie grinsend.
“Und?”, bohrte Lily weiter. “Was hat Sirius mit dir angestellt?”
“Nichts. Er hat mir nur gesagt, dass er mich unglaublich gern hat…”, flüsterte Patricia und sah zu Boden.
“Und das glaubst du ihm?”, fragte Lily kritisch.
“Es sind nicht alle so misstrauisch wie du, Lily”, gab sie etwas patzig zurück. “Du hättest seinen Blick sehen sollen”, fuhr sie dann etwas sanfter fort. “Nicht mal Black kann so gut schauspielern… Hoffe ich jedenfalls…”
Patricia sah Lily an. Lily lächelte.
“Der arme Remus wird morgen wohl allein nach Hogsmeade müssen, was?”, sagte Patricia schließlich und Lily nickte zustimmend.
“Zu schade eigentlich. Er hätte viel eher jemanden verdient, als die andern beiden Helden…”, murmelte sie. Lily mochte den ruhigen, ausgeglichenen Remus.
“Ach, der findet eine, keine Angst”, beruhigte Patricia Lily und sich selbst. “Außerdem hat er Peter bald wieder. Ich glaube ja nicht, dass seine Freundin es lange mit ihm aushält. Außer er hat ihr einen Liebestrank verabreicht…”

Obwohl Lily nicht wirklich viel geschlafen hatte, war sie am nächsten Morgen topfit. Da es immer noch heiß war, schlüpfte sie in eines ihrer Sommerkleider. Sie hatte das grüne genommen, dass ihre Mutter ihr letzten Sommer geschenkt hatte, weil es so gut zu Lilys Augen passte.
James wirkte leicht verschlafen, als er sie begrüßte, doch während des Frühstücks wurde er merklich fitter und als sie die Ländereien durchquerten, war er lebendig wie eh und je, wenn auch immer noch etwas zurückhaltend.
Sie unterhielten sich bereits angeregt, als sie den Ortseingang von Hogsmeade erreicht hatten.
“Wo willst du hin?”, fragte James sie.
“Also am besten gehen wir jetzt in die Geschäfte… Dann ist es wahrscheinlich nicht so heiß und hoffentlich auch nicht so voll”, überlegte Lily. James stimmte zu und so bummelten sie die Straße entlang und gingen hie und da in ein Geschäft hinein.
Gegen halb eins hörte Lily, wie James Magen knurrte.
“Hunger?”, fragte sie ihn lächelnd.
“Und wie…”, gab er zu und sie sahen sich um, wo sie essen wollten. Madam Poddyfoot’s war nur unweit von ihnen entfernt und als James sie fragend ansah, nickte Lily zustimmend.
James hatte Lily die Tür aufgehalten und folgte ihr nun in das kleine, gemütliche Café. Es war angenehm kühl und obwohl Lily leicht unsicher war, fühlte sie sich trotzdem wohl.
James steuerte zielstrebig auf einen Tisch in der hintersten Ecke zu und zog für Lily einen der beiden Stühle zurück. Sobald sie saß, nahm er ihr gegenüber Platz.
Lily sah sich um. Das Café war stilvoll, wenn auch etwas übertrieben dekoriert. Auf den vielen kleinen Tischen, an denen jeweils nur zwei Stühle standen, war immer eine Orchidee zu finden, die umgeben von allerlei Grünzeug in einer Vase stand. Drum herum lagen farblich passende Bänder und kleine Steinchen. Die Orchidee auf ihrem Tisch war weiß. An den Wänden hingen ebenfalls allerlei Blumen und Bilder von Sonnenuntergängen.
“Lilien würden mir besser gefallen”, sagte James, der Lilys Blicken gefolgt war. Sie sah ihn lächelnd an und bemerkte, wie seine Augen blitzten.
“Wie oft warst du schon hier?”, fragte sie ihn unschuldig, nachdem sie sich eine Weile einfach nur angesehen hatten. Sie hielt das Kribbeln, das ihren Körper durchzog, fast nicht mehr aus. Sie wollte damit auch herausfinden, wie viele Mädchen er hier eigentlich schon hergeschleppt hatte.
“Noch nie”, antwortete er, sehr zu Lilys Überraschung. James bemerkte ihre Verwunderung und lachte.
“Ich fand das hier bisher immer zu kindisch…”, erklärte er ihr bereitwillig und wartete auf eine Reaktion von ihr.
“Jetzt aber nicht mehr”, fügte er schnell hinzu, als Lily eine Augenbraue hochgezogen hatte. Sie lächelte wieder und James fuhr sich unsicher durch die Haare.
Nachdem sie sich etwas zu trinken und jeder ein Stück Kuchen bestellt hatten, lockerte sich die Atmosphäre etwas und sie unterhielten sich wieder angeregt.
Lily erzählte von ihrer Muggelfamilie und ihrer nicht ganz einfachen Schwester Petunia. James erzählte seinerseits von seiner Familie und wie es dazu gekommen war, dass sie Sirius adoptiert hatten.
Lily war schockiert von der Einstellung der Familie Black gegenüber Muggeln und Muggelgeborenen, war aber umso begeisterter, dass Sirius so ganz anders war. James erzählte ihr von Bellatrix Black, Sirius Kusine und ihren dunklen Machenschaften und Lily war sich nicht sicher, ob sie all das glauben wollte.
“Und die sind alle so, wenn nicht sogar noch schlimmer…”, sagte James traurig.
“Wie kann man schlimmer sein als Bella?”, fragte Lily etwas irritiert.
“Ja, eben…”
“Hey, da ist Peter!”, flüsterte Lily plötzlich und James drehte sich um. Kein Zweifel, Peter betrat gerade zusammen mit einem jungen, rundlichen Mädchen das Café. Als er die beiden erblickte, lief er wieder rot an, nickte ihnen aber kurz zu. James nickte zurück, wandte sich dann aber wieder Lily zu und lachte in sich hinein. Lily winkte Peter kurz und beschloss dann, dass es wohl besser wäre, Peter mit seiner Freundin allein zu lassen. James, der immer noch leise lachte, hatte nichts dagegen und so machten sie sich auf den Weg zurück zum Schloss.

Die Hitze war wieder einmal drückend und sie kamen mächtig ins schwitzen, als sie durch die Ländereien, am See vorbei zum Schloss hoch liefen.
“Puh, ist das heiß!”, keuchte James und auch Lily stand der Schweiß bereits auf der Stirn.
“Ich glaube, ich geh jetzt ne Runde schwimmen. Lust mitzukommen?”, fragte er sie, als sie endlich die kühle Eingangshalle betreten hatten. Lily überlegte kurz, nickte dann aber erfreut.
Im Griffindorturm angekommen, zogen sie sich beide schnell um und schlenderten dann durchs Schloss hinaus auf die Ländereien. Lily lief zielstrebig auf den See zu, in dem gerade der Riesenkrake umherkraulte, doch James fasste sie bei der Hand und zog sie in Richtung der Verbotenen Waldes.
“Vertrau mir”, sagte er aufmunternd, als er Lilys überraschtes Gesicht sah. Etwas widerwillig folgte sie ihm in den Wald. Sie liefen nicht lange durchs Dickicht, als sie auf einen kleinen Pfad stießen, dem sie folgten.
Das Vogelgezwitscher wurde immer leiser, je weiter sie in den Wald hineinliefen und Lily hörte immer öfter beunruhigende Geräusche. James zog sie jedoch weiter mit sanfter Gewalt hinter sich her.
Gerade als Lily etwas sagen wollte, lichteten sich die Bäume und ihr stockte der Atem. Sie standen auf einer wunderschönen Lichtung.
Am anderen Ende sprudelte aus einem Felsen klares Wasser, dass in einen kleinen See mündete. Das weiche, saftige Gras war übersät mit Blumen und im Schatten einiger Bäume grasten genüsslich ein paar Einhörner.
“Na, was hab ich gesagt?”, flüsterte James ihr ins Ohr und sie folgte ihm langsam zu dem See. Während sie sich näherten, hoben einige Einhörner den Kopf, widmeten sich dann aber wieder friedlich dem Grasen.
James war bereits am See angelangt und streifte sein Oberteil ab. Lily konnte nicht umhin, als ihn eindringlich zu mustern. Als er schließlich auch die Hose abstriff und nur noch mit seiner Badehose bekleidet vor ihr stand, musste sie zugeben, dass er einen absolut tollen Körper hatte.
Um sie nicht zu drängen, rannte James ohne Umschweife ins Wasser, bis er mit einem Köpfer schließlich ganz im kühlen nass verschwand.
Lily zog zögerlich ihr Sommerkleid aus und lief langsam ins Wasser. Es war ziemlich kalt, doch sie sehnte sich nach einer Abkühlung und so setzte sie ihren Weg unbeirrt fort.
James, der schon ein paar Züge geschwommen war, kam nun auf sie zu. Er lachte sie lieb an, doch Lily entging sein bewundernder Blick nicht.
Sie stand inzwischen bis zum Bauch im Wasser und James, der etwas größer war als sie, stellte sich vor sie. Lily konnte seinen warmen Atem auf ihrem Gesicht spüren und bekam eine Gänsehaut, von der sie sich sicher war, dass sie nicht von dem kalten Wasser kam.
James sah ihr direkt in die Augen und näherte sich mit seinem Gesicht langsam dem ihren bis sich ihre Nase wieder berührten. Lily schloss die Augen und ein wohliges Zittern durchzog ihren Körper, als sie leicht mit ihrer Nase gegen seine stupste.
Endlich berührten ihre Lippen die seinen. Erst ganz kurz und leicht, dann zog er seinen Mund wieder zurück. Lily hielt es nun nicht mehr aus und presste ihre Lippen sanft aber bestimmt auf seine. Als seine Zunge in ihren Mund eindrang, suchte sie Halt und schlang einen Arm um seinen Hals. James zog sie etwas näher zu sich heran und löste schließlich den Kuss. Langsam öffnete Lily die Augen und schaute in James braune Augen. Er trug keine Brille und sie konnte einen hellen Ring erkennen, der sich um seine dunkle Iris wandte.
“Zum Glück ist das Wasser so kalt”, murmelte James schließlich und ließ von ihr ab. Lily lachte kurz und folgte ihm dann weiter in den See hinein. Sie drehten ein paar Runden zusammen, bis sie erfrischt das Wasser verließen. James machte noch keine Anzeichen sich wieder anzuziehen, sondern ließ sich ins warme Gras fallen. Lily ließ sich ein Stück neben ihm nieder und lächelte ihn an. Wieder fuhr er sich mit seiner Hand durch die Haare, die, obwohl sie nass waren, immer noch in alle Richtungen abstanden und legte sich ins Gras. Lily platzierte ihren Kopf vorsichtig auf seinem Bauch.
Nach einer Weile begann James ihr mit einer Hand über den Kopf zu streichen bis sie den Oberkörper etwas anhob, sich zur Seite drehte und ihn noch einmal küsste. Sie konnte nicht von ihm ablassen und legte ihren Oberkörper auf seinen.
“Wasser”, murmelte James da auf einmal, sprang auf und sprang in den See. Mit einem Kopfsprung tauchte er ins kühle Nass und ließ eine verdutzte Lily zurück.
“Doppelbuchung!”, rief da plötzlich jemand vom Rande der Lichtung. Lily drehte sich erschrocken um und sah Sirius zusammen mit Patricia, die Händchen haltend auf sie zugeschlendert kamen. Auch James hatte sie mittlerweile entdeckt und kam aus dem Wasser heraus.
“Macht nichts, wir wollten sowieso gerade gehen!”, meinte er lachend zu seinem Freund.
“Dem hast du aber ganz schön den Kopf verdreht…”, flüsterte Patricia Lily belustigt ins Ohr, während sie James beobachteten, der auf sie zukam. Wie es schien hatten die beiden sie und James schon eine Weile beobachtet.
“Wohl eher die Hose”, zischte Sirius grinsend und bestätigte Lilys Verdacht.
“Was lacht ihr?”, fragte James irritiert, als er sie erreicht hatte. Er tropfte immer noch und so ließ Lily schnell einen Trocknungszauber über ihn wandern, bevor sie sich selbst trocknete und wieder anzog.
“Viel Spaß!”, verabschiedete Lilys sich lächelnd von Sirius und Patricia und zog James, der sein Oberteil noch gar nicht anhatte, hinter sich her.
“Hey hey, mal langsam, Evans!”, beschwerte er sich lachend und streifte sein T-Shirt über, während sie durch das Dickicht zurück liefen.
“Wir wollen den beiden ja auch etwas Zeit allein lassen”, erklärte Lily ihm, doch weiter kam sie nicht, denn er hatte sie plötzlich zu Boden gedrückt.
“Was - ?”, fragte sie erschrocken, doch er legte ihr die Hand auf den Mund, schwang seinen Zauberstab und murmelte Accio Sauberwisch. Regungslos knieten sie im Dickicht und warteten. Lily traute sich fast nicht mehr zu atmen, als sie es um sich herum knacken hörte.
Plötzlich brachen vier Pferdehufen durch das Gebüsch hinter James und er hielt sofort schützend die Hände über sie. Zu ihrer Überraschung, erhob er sich dann aber lächelnd und begrüßte den jungen Zentauren, der nun vor ihnen stand.
“Hallo Firenze!”, sagte James freundlich und der Zentaur nickte ihm zu.
“Tut mir Leid, ich habe nicht gesehen, dass du es bist”, antwortete er und ließ seinen Blick über die etwas verschreckte Lily streifen.
“Das ist Lily”, stellte James sie vor und der Zentaur nickte auch ihr zu, verzog aber keine Miene.
“Ich würde euch raten, das nächste Mal den Besen zu nehmen. Sie hatten Glück, dass ich es war, der sie gesichtet hat”, wies Firenze die beiden zurecht und just in diesem Moment kam der Sauberwisch neben ihnen zum Stehen.
“Kann passieren, dass wir uns bald wieder sehen”, meinte James und stieg auf den Besen. “Hab schon lange nichts mehr angestellt.”
Firenze lächelte und nickte abermals, bevor er durch das Dickicht wieder verschwand.
James sah Lily erwatungsvoll an und rückte mit dem Besen etwas näher zu ihr heran. Sie wich jedoch instinktiv ein Stück zurück.
James lachte.
“Sag jetzt nicht, dass du Angst hast vorm Fliegen, Evans!”
Lily hob die Augenbrauen, sah dann zu Boden und nickte.
“Doch”, flüsterte sie kaum hörbar.
“Naja, ich garantiere dir, dass es sicherer ist mit mir diesen Besen zu besteigen, als im Verbotenen Wald die Zentauren aufzuschrecken!” Und er zog einen der feinen Pfeile aus dem Baum neben im und steckte ihn in seinen Gürtel.
“Gibt gut Kohle”, zwinkerte James ihr zu. Dann lief er zu ihr hinüber, packte sie sanft und setzte sie vor sich auf den Besen.
“Ich fliege langsam und knapp über den Bäumen, versprochen”, hauchte er Lily ins Ohr, als er merkte, dass sie zitterte. Sie erschauderte und legte den Kopf zurück an seine Schulter.
“Vertrau mir”, sagte James leise. Lily klammerte sich krampfhaft am Besenstil fest und sah wieder nach vorne, als James sich kräftig vom Boden abstieß und sie durch die Baumwipfel in die noch heiße Abendluft flogen.
“Wunderschön, oder?”, fragte er Lily, doch sie antwortete nicht. Zu sehr war sie damit beschäftigt, nicht nach unten zu sehen, während die Baumkronen unter ihnen vorbeisausten. Hogwarts war weiter weg, als sie gedacht hatte. Als James keine Anstalten machte auf dem Gelände zu landen, sondern den Besen nach oben zog und in Richtung des Griffindorturmes flog, entfuhr ihr ein leises Quieken. James schien es gehört zu haben, denn er löste eine Hand vom Besen, legte seinen Arm beruhigend um Lilys Bauch und zog sie etwas fester zu sich heran.
Oben am Turm öffnete er das Fenster, das in seinen Schlafsaal führte und flog hindurch. Lily war so schnell vom Besen unten, dass James noch nicht einmal richtig gelandet war, als sie schon auf seinem Bett saß und sich mit den Händen das leicht verschwitzte Gesicht rieb.
“Oje”, sagte James und setzte sich schnell neben sie. “Flugphobie?”
Lily nickte und lächelte nervös. James legte den Arm um sie und entschuldigte sich ungefähr eine Minute lang bis Lily schließlich lachen musste und ihn küsste.
“Sei vorsichtig, hier ist kein See!”, murmelte James. Dann zog er sie vom Bett zur Tür.
“Also mir hat der Kuchen nicht gereicht”, meinte er grinsend und verschwand durch die Tür. Lily folgte ihm kopfschüttelnd.
Das Abendessen war lustig, denn offenbar hatte die Hälfte der Schülerschaft zu viel Sonne abbekommen und jeder zweite war krebsrot. Die Ausnahme machten Patricia und Sirius, die ungefähr eine Stunde später eintrudelten, als Lily und James sich gerade erhoben.
“Na, war’s nett?”, fragte James seinen Freund schmunzelnd. Sirius grinste zurück und ließ sich mit seiner Freundin zum Abendessen nieder. Remus, der soeben auch gekommen war, setzte sich neben die beiden und James konnte einfach nicht umhin und erzählte ihnen, wie sie Peter mit seiner Freundin getroffen hatten.
Lily stand amüsiert daneben.
“Ich glaub ich geh jetzt in die Bibliothek und schau nach einem Mittel gegen Sonnenbrand!”, verabschiedete sich James schließlich stöhnend und machte sich mit Lily auf den Weg.
“Ich weiß ja nicht, wie ihr Muggel das aushaltet”, sagte er zu Lily, die still neben ihm herlief. Als er ihr Gesicht sah, hielt er inne.
“Alles in Ordnung?”
“Ja, wieso?”, fragte sie und sah ihn an. Er sah besorgt aus. Er schien gemerkt zu haben, dass sie nicht ganz ehrlich war, denn er schaute sie immer noch zweifelnd an. Lily hatte in der Tat gerade mal wieder daran denken müssen, wie gefährlich es in letzter Zeit für Muggelgeborene geworden war. Seid Lord Voldemort seine Macht immer weiter ausbaute, verging keine Woche, in der nicht eine Attacke auf einen mit “unreinem” Blut oder dessen Freunde im Tagespropheten gemeldet worden war.
“Ich hab eben nicht so eine große Klappe, wie du, Potter!”, fügte Lily aber beruhigend hinzu und schob James vor sich die Treppe nach oben.
“Und wir Muggel haben auch Cremes, die Sonnenbrand mildern können. Außerdem dachte ich eigentlich du hältst mehr aus. Du hattest immerhin schon ein Messer im… Oberschenkel stecken und hast weniger gejammert.”
James lachte.
“Dann geh ich jetzt bei Madame Pomfrey jammern, vielleicht hat die ja Erbarmen mit mir”, gluckste er, drückte Lily einen Kuss auf die Backe und lief den Gang entlang davon.
Lily setzte gedankenverloren ihren Weg zurück zum Griffindorturm fort und merkte nicht, dass sie verflogt wurde.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Leia » Do 14 Jun, 2007 20:21

Wow!
Die Kussszenen sind wirklich toll beschrieben...
:wink:
Freu mich schon auf mehr!! :D
~Proud to be a Ravenclaw~


-Bis zum 12. August im Urlaub-

Anna Valerious
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Beitragvon Anna Valerious » Do 14 Jun, 2007 21:05

ja wirklich toll^^ ist auch alles wirklich gut beschrieben. schreib schnell weiter :wink:
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Lily Evans und die verbotenen Leben

Beitragvon Tonx » Sa 16 Jun, 2007 17:06

Big Thx an euch beide!
Hier das nächste Kapitel...
Grüßle,
Tonx

____________

Gegen die Wand (5)
Im Westteil des Korridors im dritten Stock hörte sie dann, wie auf einmal jemand “Impedimenta!” schrie und sprang instinktiv hinter einer Statue in Deckung. Leider nicht schnell genug, wie sich herausstellte, denn sie flog durch die Luft und knallte mit einem dumpfen Schlag gegen die harte Schlossmauer.
Lily wurde kurz schwarz vor Augen, aber sie hob sofort ihren Zauberstab und sah sich um, nach demjenigen, der ihr den Fluch auf den Hals gehetzt hatte. Verschwommen nahm sie zwei Gestalten vor sich wahr und zog sich an der Mauer in die Waagerechte. Endlich sah sie wieder klar, doch was sie da erblickte, gefiel ihr überhaupt nicht.
Bellatrix Black und Rudolphus Lestrange kamen mit gehobenen Zauberstäben und bitter grinsend auf sie zu.
“Was wollt ihr?”, keuchte Lily, denn sie wusste, dass sie keine Chance gegen die beiden hatte. Sobald sie den einen verhexen würde, würde sie Opfer des anderen werden.
Mit der einen Hand hielt sie trotzdem noch ihren Zauberstab erhoben, mit der anderen musste sie sich jedoch an der Wand abstützen. Immer wieder verschwamm ihre Sicht leicht und ihr Kopf schmerzte höllisch.
Bellatrix stand nun weniger als einen Meter von ihr entfernt und presste ihr ihren Zauberstab an die Kehle.
“Ich warne dich Bellatrix, das gibt Strafarbeiten! Du weist, dass ich Schulsprecherin bin…”, sagte Lily mutig, doch die Angesprochene und Lestrange lachten nur höhnisch.
“Nimm den Zauberstab runter, Bellatrix!”, warnte Lily noch einmal, doch ihr gegenüber rührte sich nicht.
“Was willst du?”, fragte Lily deswegen nochmals.
“Nur eine Warnung aussprechen…”, hauchte Bella ihr ins rechte Ohr. Lily zog die Augenbrauen zusammen.
“Du kannst meinem werten Cousin ausrichten, dass er lieber die Hände von dieser Patricia lässt. Ihre Mutter ist ein Schlammblut, genau wie du, Evans…”, zischte Bellatrix.
Ihr Gesicht war nur noch Zentimeter von Lilys entfernt.
“Und Black wird nicht unsere Familienehre beschmutzen…”
Bellatrix drückte Lily noch einmal hart gegen die Wand, zog den blitzschnell ihren Zauberstab zurück und eilte den Gang entlang davon, dicht gefolgt von Lestrange.
Lily sank geschafft zu Boden und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Sie hatte gewusst, dass mit Bellatrix und ihren Slitherins nicht zu spaßen war, aber das sie zu so etwas fähig war, hätte sie ihr nicht zugetraut.
Lily wurde mit einem mal klar, dass es draußen noch viel härter zugehen würde. In der Realität würde sie jetzt nicht nur hier verletzt herumsitzen. Da draußen würde sie jetzt einen Kampf um Leben und Tod zu kämpfen haben. Voldemort baute seine Armee auf und Muggelstämmige wie sie eine war, würde es als erstes erwischen.
Sie konnte wieder Schritte hören und hob vorsichtshalber nochmals ihren Zauberstab, doch es war nur Remus, der bei ihrem Anblick auf sie zu gerannt kam.
“Hilfe, Lily! Was ist passiert?”, fragte er sofort und versuchte der zitternden Lily auf die Beine zu helfen. Jetzt erst merkte Lily, dass sie Nasenbluten hatte. Als sie sich an ihren Hinterkopf fasste, um die Ursache ihrer Kopfschmerzen auszumachen, konnte sie eine große Platzwunde fühlen.
“Bellatrix und Lestrange”, murmelte sie und ließ mit einem Wink ihres Zauberstabes ihr Nasenbluten stoppen. Remus sah sie finster an, widmete sich dann aber ihrer Wunde am Hinterkopf.
“Da sollte Madam Pomfrey mal drauf sehen”, meinte er bestimmt und hielt Lily seinen Arm hin. Sie hakte sich dankbar unter und ließ sich zum Krankenflügel bugsieren.
Als sie den Saal betraten, konnte sie James sehen, der gerade einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit zu sich nahm. Als er Lily und Remus erblickte, knallte er das Trinkgefäß erschrocken auf den nächsten Tisch und rannte zu ihnen hinüber.
“Was - ?”, platzte er heraus, doch Lily hatte keine Zeit zum Erklären, denn Madam Pomfrey, die junge Krankenschwester, hatte sie entdeckt und drückte sie auf das nächste Bett.
Kritisch besah sie sich Lilys Wunde am Hinterkopf, murmelte dann einige Zauberformeln und Lily spürte, wie der Schmerz augenblicklich nachließ.
“Vielen Dank!”, sagte sie strahlend zu der neuen Krankenschwester. Sie war erst seit diesem Jahr im Amt, aber bereits für ihre Kompetenz bekannt. Lily war sich sicher, dass Madam Pomfrey kaum älter als sie selbst sein konnte. Höchstens drei Jahre, aber sicher nicht mehr.
“Ist ihnen noch schwindelig?”, wollte sie von Lily wissen. Lily schüttelte den Kopf und trank ohne Umschweife den Trank, den sie von ihr verabreicht bekam.
James Geduld war nun zu Ende.
“Was ist passiert?”, fragte er und sah sie fordernd an. Lily sah zu Boden. Dann erzählte sie Remus und James, was vorgefallen war.
“Ich bringe sie um”, knurrte James, als Lily geendet hatte.
“Sie sollten das dem Schulleiter berichten”, mischte sich Madam Pomfrey ein, die das Gespräch mitbekommen hatte.
Lily schwieg und sah James an. Sie hatte ihn noch nie so sauer erlebt. Er schien zu kochen vor Wut und einzig und allein ihre Anwesenheit hielt ihn im Zaum.
“Ist dein Sonnebrand schon besser?”, fragte sie ihn deswegen zaghaft. James blickte sie verwirrt an.
“Ach so, ja…”, brummte er und lief hinüber, um den Rest der dampfenden Flüssigkeit zu sich zu nehmen.
“Miss Evans, sie sollten sich so bald wie möglich hinlegen. Sie brauchen Ruhe”, unterbrach die Krankenschwester sie. Lily nickte stumm und sah Madam Pomfrey noch einmal dankbar an, bevor sie sich, von James gestützt, auf den Weg zum Griffindorturm machte. Remus blieb zurück und wechselte noch ein paar Worte mit der ungewöhnlich jungen Krankenschwester.
“Ich bring sie um”, grummelte James immer wieder, während sie durch die Gänge liefen. Lily stand noch etwas unter Schock und sagte nichts, lächelte aber ab und zu, wenn James eine besonders einfallsreiche Verfluchung über Bellatrix und Lestrange von sich gab.
Als sie den Gemeinschaftsraum betraten, richteten sich alle Blicke auf sie und ein Raunen ging durch den Saal. Lily stellte fest, dass sie noch immer blutverschmiert war. Sie eilte hoch in ihren Schlafsaal ohne auf die Fragen einzugehen, die von allen Seiten kamen. James folgte ihr, ebenso wie Sirius und Patricia, die kurz vor ihnen vom Abendessen zurückgekommen waren.
Oben angekommen ging Lily erst einmal duschen, während James den andern beiden berichtete, was vorgefallen war.
Als Lily frisch geduscht und mit einem Handtuch umwickelt aus dem Bad hinausgetapst kam, blieb James’ Blick einige Sekunden an ihr hängen. Sie lächelte ihn schüchtern an. James schüttelte kurz den Kopf, als ob er sich aus einer Trance wachrütteln musste. Dann grinste er sie an.
Lily setzte sich neben Patricia aufs Bett, die bleich wirkte. Sirius tigerte währenddessen ununterbrochen im Schlafsaal auf und ab.
“Lass mich zurückgehen und sie mal ordentlich durchhexen”, bettelte er schließlich, doch Lily und Patricia schüttelten beide den Kopf.
“Das hat doch keinen Sinn”, murmelte Lily. “Das macht es nur noch schlimmer.”
“Das bekommen sie zurück”, unterstützte nun auch James seinen Freund.
“Ich warne euch”, setzte Lily an und hob tadelnd die rechte Hand. Doch James zog frech an ihrem Handtuch und so musste sie es schnell mit beiden Händen festhalten. Lily funkelte ihn finster an, öffnete die Tür und beförderte die beiden Jungs mit einem harten “Raus!” vor die Tür.
Als sie die Tür wieder geschlossen hatte, giggelte Patricia leise.
“Hoffentlich halten sie sich zurück”, sagte Lily etwas genervt und ging an ihren Koffer, um sich etwas zum Anziehen herauszuholen.
“Ich pass auf Sirius auf und du auf Potter”, antwortete Patricia und wartete bis ihre Freundin ganz angezogen war. Lily setzte sich neben Patricia aufs Bett und sah sie an.
“Alles in Ordnung?”, fragte sie Patricia. Diese nickte und stellte die Rückfrage.
“Und bei dir?”
Lily zuckte mit den Schultern.
“Ich denke schon, ja”, meinte sie und merkte, wie wenig überzeugend sie klang.
“Ich hatte mir bisher nie vor Augen geführt, wie hart das da draußen werden wird.”
“Mhm…”, brummte Patricia zustimmend.
“Leuten wie uns wird es als erstes an den Kragen gehen”, flüsterte Lily mit erstickter Stimme. Patricia nahm ihre Hand.
“James wird auf dich aufpassen”, antwortete sie leise und sah Lily lächelnd an.
“Falls wir bis dahin noch zus -”
“Ach komm schon, Lily!”, lachte Patricia. “Ich sehe euch doch…”
Lily merkte, wie ihr die Wärme in den Kopf stieg und blickte rasch zu Boden.
Plötzlich klopfte es an der Tür.
“Seid ihr angezogen?”, hörte sie James Stimme von hinter der Tür. Die beiden Mädchen grinsten sich an.
“Wir kommen gleich runter!”, rief Patricia zurück und sie erhoben sich.
“Wie steht’s denn bei dir und Sirius?”, fragte Lily ihre Freundin, bevor sie die Türklinke hinunterdrückte. Jetzt war es an Patricia zu Boden zu sehen.
“Wenn es nach mir ginge…”, murmelte sie und Lily hob ihr Kinn nach oben, um sie zu zwingen sie anzusehen.
“Liebst du ihn?”, fragte Lily sie.
“Wie so viele Mädchen vor mir…”, seufzte Patricia.
“Aber er hat doch neulich gemeint, er wolle sich festlegen oder so etwas in der Art”, versuchte Lily ihr Mut zu machen. Patricia hob zweifelnd die Augenbrauen, öffnete dann aber die Tür.

Der Gemeinschaftsraum war gut gefüllt und Lily bereute es herunter gekommen zu sein. Wieder richteten sich alle Blicke auf sie und viele begannen zu flüstern.
Lily ließ sich widerwillig neben James nieder, der sie mit entschuldigenden Hundeaugen ansah und nicht wagte, sie anzufassen. Lily musste schmunzeln. Ihr Lächeln erstarb allerdings, als sie Patricias traurigen Gesichtsausdruck sah. Sirius wirkte ebenfalls leicht irritiert, schien aber zu denken, dass es mit der Drohung seiner Kusine zu tun hatte.
“Ich pass schon auf dich auf”, versuchte Sirius sie zu trösten. Patricia lächelte ihn gequält an und sah dann Hilfe suchend zu Lily hinüber. Lily merkte, dass es ihre Freundin Überwindung kostete, nicht einfach aufzustehen und zu gehen.
“Hab ich was verpasst?”, fragte Sirius, dem Patricias Blick nicht entgangen war. Wie Lily befürchtet hatte, erhob sich Patricia jetzt und verschwand wortlos durch das Porträtloch. Sirius starrte ihr entgeistert hinterher.
“Wa-?”
“Sirius Black, ich hoffe für dich, dass du es ernst mit ihr meinst!”, zischte Lily, als er sie fragend ansah.
“Lily Evans, ich schwöre dir, dass ich es mehr als ernst meine!”, antwortete er empört und sprintete Patricia hinterher. James runzelte die Stirn, lachte aber.
“Mir ist eigentlich nicht so nach großer Gesellschaft”, murmelte Lily, nachdem Sirius durch das Porträtloch verschwunden war.
“Und da Remus nicht da ist, -”
“Ja, genau! Wo ist der eigentlich?”, unterbrach James sie und sah sich suchend um. Lily zuckte nur mit den Schultern und stand auf.
“Hey, warte”, sagte James und nahm sie bei der Hand. “Wo will Madame hin?”
Er grinste. Lily überlegte.
“Eigentlich an einen stillen Ort, wo sonst niemand ist”, sagte sie schließlich. “Also unmöglich…”
Wieder grinste James.
“Nicht für James Potter”, meinte er geheimnissvoll und zog sie hinter sich her aus dem Gemeinschaftsraum hinaus und durch die Gänge. Im Korridor im siebten Stock hielt er schließlich an.
“So, jetzt stell dir den Ort, den du haben willst, ganz genau vor und lauf dreimal mit geschlossenen Augen hin und her”, sagte er und ließ ihre Hand los.
“Sehr witzig…”, lachte Lily und verschränkte die Arme.
“Vertrau mir”, flüsterte James ihr ins Ohr und wieder bekam sie eine leichte Gänsehaut. Das war das dritte Mal, dass er diese beiden Worte gesagt hatte und er hatte ihr eigentlich nie Anlass gegeben, es nicht zu tun. Selbst das Fliegen war gut gegangen.
Widerwillig schloss Lily die Augen, malte sich einen schönen Ort aus und lief dreimal auf und ab. Als sie die Augen wieder öffnete, lehnte James an einer Tür, von der sie sich sicher war, dass sie eben noch nicht dort gewesen war.
Überrascht sah sie ihn an. Er öffnete ohne ein weiteres Wort die Tür und Lily lief hindurch. Augenblicklich blieb sie stehen und staunte.
Sie standen an einem flachen Sandstrand. Am Horizont ging gerade die knallrote Sonne unter und Lilys Haare bewegten sich leicht in dem lauen Sommerwind.
“Hm, etwas kitschig, aber…”, gluckste James und zog seine Schuhe aus. Lily tat es ihm gleich und zusammen schlenderten sie zu einer grünen Decke hinüber, die ein paar Meter weiter einladend im Sand lag.
“Was ist das hier?”, fragte Lily, immer noch staunend umher sehend.
“Der Raum der Wünsche.”
“Den gibt es also wirklich?”
“Jap…”, antwortete James und ließ sich auf der Decke nieder. Lily tat es ihm gleich und schaute die untergehende Sonne an.
“Du hast Recht, etwas kitschig…”, murmelte sie. Augenblicklich war die Sonne verschwunden und sie schauten auf einen dichtbesternten Nachthimmel.
“Hm, hat auch was…” sagte James und sah Lily an. Sie beugte sich langsam zu ihm hinüber und gab ihm einen kurzen Kuss auf den Mund, ohne ihren Blick abzuwenden. Sie spürte, wie er leicht erschauderte. Sie schaute ihn weiter an und wartete, bis er es schließlich nicht mehr aushielt und sie küsste. Lilys Herzschlag beschleunigte sich schlagartig. Für sie gab es nichts schöneres als ihm so nah zu sein. Langsam drückte sie ihn auf die Decke. Er stöhnte leicht auf, drehte den Spieß dann um, sodass sie unten lag. Dann löste er sich von ihr und sah sie an.
“Sag bescheid, wenn du wieder einen See brauchst”, murmelte Lily und gluckste als sie James verdutzten Gesichtsausdruck sah.
“Oho, du bist ja gar nicht so prüde, wie ich dachte, Evans…”, antwortete er schnippisch und küsste sie abermals.
“Lust auf ne Runde schwimmen?”, fragte James nach einer Weile.
“Eigentlich nicht, aber wenn du eine Abkühlung brauchst…”
“Bis zum Griffindorturm schaff ich es noch”, sagte James lachend und half Lily auf die Beine.
“Wie geht’s eigentlich deinem Sonnenbrand?”, fragte Lily, während sie durch die Gänge zurück schlenderten.
“Oh, mist… Madam Pomfrey hat doch gesagt, du sollst dich hinlegen”, erinnerte sich James plötzlich. Lily hatte es durch den ganzen Trubel ebenfalls völlig vergessen.
“Sie dürfen nicht mehr laufen, Miss Evans!”, trompetete James und nahm sie kurzerhand Huckepack. Lily kicherte, ließ es aber mit sich machen, da sowieso niemand zu sehen war.
Vor der fetten Dame ließ er sie hinunter.
“Kürbiskopf “, sagte Lily und die Tür zum Gemeinschaftsraum öffnete sich. Sie stiegen hindurch und liefen so schnell wie möglich zu den Treppen.
“Nacht”, sagte James und Lily drehte sich zu ihm um.
“Ich fand es einen sehr schönen Tag. Trotz Bella…”, murmelte Lily und gab James einen kleinen Kuss auf die Wange.
“Ich liebe dich”, flüsterte James in ihr Ohr und Lily hielt einen Moment inne. Dann lächelte sie ihm noch ein letztes Mal zu und verschwand die Treppe hoch zu den Mädchenschlafsälen.
Sie hoffte, er würde es verstehen, dass sie noch nicht so weit war, ihm diese drei Worte zu sagen. Dass er sie wirklich liebte, daran zweifelte sie nicht im geringsten und sie glaubte noch nie so glücklich gewesen zu sein, wie in diesem Moment.
Sie konnte schon kaum mehr nachvollziehen, warum sie ihn einst fast gehasst hatte. Oder hatte sie sich die ganze Zeit nur etwas vorgemacht?
Sie wusste jedenfalls, dass er nicht so eingebildet war, wie sie die ganze Zeit gedacht hatte. Sie hatte festgestellt, dass sie ihn in vielem unterschätzt hatte.
Als Lily in den Schlafsaal kam, waren nur ihre Mitbewohnerin Alice und ihr Freund Frank Longbottom darin, die umschlungen auf Alice Bett lagen.
Als sie Lily bemerkten, sprang Frank sofort auf, grinste Lily nervös an und gab seiner Freundin noch einen Gute-Nacht-Kuss, bevor er hastig das Zimmer verließ.
“Wo ist Patricia?”, fragte Alice, um die Peinlichkeit der Lage etwas zu überspielen.
Lily, die sich gerade das selbe gefragt hatte, zuckte mit den Schultern. Sie war unglaublich müde von dem ereignisreichen Tag. Außerdem war sie sich sicher, dass Sirius gut auf ihre Freundin aufpassen würde.
“Mit Sirius unterwegs, denke ich”, antwortete sie deswegen und begann sich umzuziehen. Alice tat es ihr gleich und sie legten sich in ihre Betten. Lily blieb nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken, denn sie verfiel sogleich in einen ruhigen, tiefen Schlaf.
Zuletzt geändert von Tonx am Fr 29 Jun, 2007 11:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Anna Valerious » Sa 16 Jun, 2007 18:57

ooooh toll^^ ich mag kitsch^^ Das war richtig süß das chap^^ freue mich auf mehr.

lg. anna
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