So, hier was neues "Altes" von mir...ich hab sie hier noch nicht gefunden, also gehe ich davon aus, sie hier auch noch nicht gepostet zu haben
Eigentlich ist das Ganze nur ein One-Shot, da meine One-Shots aber immer ziemlich...lang sind, gibt's dieses Mal eben zwei oder drei Teile
Viel Spaß beim Lesen - und bitte ein Kommi nicht vergessen
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In my hands
A legacy of memories
I can hear you say my name
I can almost see your smile
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Nymphadora hatte sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Und das nicht erst seit ein paar Minuten, sondern schon seit Stunden. Wenn nicht schon seit einem ganzen Tag.
Mit nachdenklicher Miene starrte sie aus dem Fenster auf den kleinen Park, gegenüber des Grimmauldpatzes Nummer 12 und beobachtete ein paar Muggel, die dort ihre Runden zogen, mit Hunden spazieren gingen oder einfach nur auf einer der angebrachten Bänke saßen und miteinander redeten.
Das stetige Klopfen an ihrer Tür, mittlerweile im Stundentakt durchgeführt, hatte sie schon zu ignorieren gelernt, genauso wie die etlichen Versuche ihrer Freunde, die Tür einfach mit einem Zauber zu öffnen. Bevor sie in sich zusammengesunken war, hatte sie es geschafft, noch ein paar Schutzzauber über ihr Zimmer zu legen, um vor ungebetenen Gästen vorzubeugen.
Und nun hatte sie sich auf dem Fenstersims zusammengerollt, die Beine an ihren Körper gezogen, ihren Kopf leicht darauf gelegt.
Immer wieder zogen die Bilder dessen vor ihr Augen, was vor nicht allzulanger Zeit im Ministerium geschehen war.
Es war, als würde sie den Schrei nach Sirius, den Harry in seiner Verzweiflung geschrieen hatte, noch immer hören. Er wollte und wollte nicht aus ihrem Kopf verschwinden – und wenn sie ganz zu sich selbst war – dann wollte sie diesen Schrei auch nicht missen. Denn dann würde auch die letzte Erinnerung an Sirius aus ihrem Kopf verschwinden.
Sie konnte ihre eigenen Reaktionen nicht wirklich nachvollziehen. Und wahrscheinlich saßen die anderen gerade unten in der warmen Küche, tranken eine heiße Schokolade oder Feuerwhiskey und fragten sich genau dasselbe.
Aber Nymphadora konnte nicht anders. Sie konnte nicht anders – sie musste trauern.
Denn sie hatte etwas verloren, was für sie schon immer viel Gewicht bezogen hatte. Einen Teil ihrer, wenn auch kleinen Familie.
Sie hatte Sirius nicht gekannt – nein. Die beiden waren sich in diesem Jahr das erste Mal seit einer verdammt langen Zeit wieder über den Weg gelaufen.
Es war der Tag vor einer weiteren Besprechung des Phönix-Ordens gewesen. Nymphadora war stundenlang in ihrem Zimmer, welches sie bewohnte, wenn sie nicht gerade in der Auroren-Zentrale zugange war, auf- und abgetigert. Ihre Gedanken gingen im Kreis und immer wieder hielt sie sich vor Augen, dass es sich schließlich um einen Verwandten handelte, dem sie am nächsten Tag gegenüberstehen würde.
Und doch – die Nachricht, sie würde nach langen 16 Jahren erstmals wieder auf ihre Großcousin treffen, die Mad-Eye Moody ihr überbracht hatte, lag schwer in ihrem Magen.
„Dora, was ist denn los bei dir. Komm endlich runter und iss etwas. Du bist vor weniger als einer Stunde nach Hause gekommen und so, wie ich dich kenne, hast du bis jetzt noch keinen einzigen Bissen getan.“
Die Stimme ihrer Mutter ertönte von der anderen Seite ihres Zimmers, sie stand draußen vor der Tür. Nymphadora hatte sie zwar kommen gehört, sich allerdings nicht weiter darum gekümmert, sondern einfach gehofft, sie würde wieder einen Aufräumwahn haben. Wie so oft in letzter Zeit, bemerkte sie nebenbei.
„Ich bin gleich da, ich bin gleich da.“, entgegnete sie ihrer Mutter also und obwohl sie keinen Hunger hatte – sie hatte gelernt, dass es angebracht war, zumindest mit nach unten zu gehen. Und das war ihr auch eindeutig lieber, als sich hier in ihrem Zimmer weiterhin mit der Tatsache verrückt zu machen, dass sie Sirius Black, ihren Großcousin, endlich wiedersehen würde.
Ein letztes Mal noch drehte sie eine Runde in ihrem Zimmer, dann streckte sie sich kurz und machte sich dann auf den Weg nach unten in die Küche.
Theodore Tonks war noch dabei, den Tisch zu decken, während Andromeda noch immer im ersten Stockwerk herumwuselte. Nymphadora konnte das Klappern der Stühle im Gästezimmer hören.
„Dora, Schätzchen. Da bist du ja.“, richtete Ted das Wort an seine Tochter, während er gerade Tassen auf den Tisch stellte. „Komm, setz dich.“, sagte er.
Er vollführte eine einladende Geste zu einem der Stühle und Nymphadora nahm darauf Platz.
Sie legte ihren Kopf in ihre Hände und sah sich die Karotten an, die vor ihr auf dem Tisch standen, als hätte sie dieses Gemüse noch nie in ihrem Leben gesehen.
„Woran denkst du, Dora?“, fragte Ted nun, als er mit den Essensvorbereitungen fertig war und sich auf den Stuhl neben sie setzte.
Nymphadora sah in seine Richtung.
Sie wusste, es hatte oberste Priorität, anderen Leuten, denen, die nicht im Orden waren, nichts von dem, was innerhalb der manchmal sehr geselligen Treffen vorging, nichts zu sagen.
Doch Nymphadora war es Leid, immer wieder Schlucken zu müssen. Schon seit ihrem ersten Auftritt im Orden hatte sie am Tag danach das Bedürfnis verspürt, ihren Eltern davon zu erzählen.
Ein kurzer Moment genügte, um sich zu entscheiden.
„Ich werde morgen Sirius Black kennen lernen.“, sagte sie kurz angebunden, richtete ihren Blick wieder auf die Karotten und seufzte dann.
Ted Tonks antwortete nichts darauf. ZUmindst vorerst nicht. Dann legte er ihr eine Hand auf die Schulter.
„Freust du dich nicht?“, wollte er wissen.
Nymphadora hob ihren Kopf erneut, dieses Mal ruckartiger und blickte ihren Vater ein wenig vorwurfsvoll an. „Das ist es nicht.“, rief sie aus. „Natürlich…freue ich mich. Irgendwie. Aber…es ist so lange her. Ich…ich kann mich nicht einmal richtig an ihn erinnern. Mum erzählt nur ab- und zu, dass er wohl früher öfters Gast bei uns war. Als ich noch…noch kleiner war.“
Ted nickte. „Oh ja, das war er. Er war damals ganz vernarrt in dich.“, gab er zu und ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Wirklich?“
„Hm.“ Ted nickte. „Ja. Kurz nachdem du auf der Welt warst konnte er es gar nicht erwarten, dich endlich in den Armen zu halten. Er war ein so guter Junge. Er tat mir Leid, dass ihn das selbe Schicksal ereilen musste, wie uns.“
Kaum, dass er diese Worte gesprochen hatte, kam auch Andromeda wieder nach unten in die Küche, einen Wäschekorb in der Hand.
Ted warf seiner Frau einen kurzen Blick zu. „Liebling, warum erledigst du es nicht auf die einfache Art und Weise, anstatt die Treppen etliche Male hoch- und runter zu laufen.“
Andromeda lieferte ihm keine Antwort, stattdessen stellte sie den Korb auf dem Sofa ab, bevor sie ebenfalls zu Tisch kam. „Worüber habt ihr euch beide gerade unterhalten?“
„Sirius.“, sagten Ted und Nymphadora im Chor.
„Sirius? Sirius Black?“, fragte Andromeda, im ersten Moment etwas verwirrt.
„Ich werde ihn morgen wiedersehen.“, sagte Nymphadora noch einmal, an ihre Mutter gewand. „Nach so langer Zeit.“, fügte sie noch leiser hinzu.
„Und ich sage dir immer noch, dass du dir keine Sorgen machen musst. Sirius ist in Ordnung.“
Andromeda sah ihre Tochter ebenfalls ein wenig besorgt an.
„Ted hat Recht, Dora. Sirius ist noch einer der Vernünftigsten aus unserer Familie.“
„Er ist der einzige gewesen, der noch zu unserer Familie gehörte.“, sagte Nymphadora nun trocken. „Ansonsten hatten wir niemanden.“
Nymphadora wusste, dass sie ihren Eltern damit gerade ein wenig Unrecht getan hatte. Aber zum anderen war es doch genau so, wie sie es gerade empfand. Sie hatten nur sich. Und Sirius. Und der musste aufgrund von falschen Behauptungen in den letzten 16 Jahren mehr Qualen und Leid durchstehen, als sie es für möglich gehalten hatte.
„Dad hat mir erzählt, dass Sirius mich gemocht hat.“, versuchte Nymphadora das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, als sie sah, dass ihre Mutter ein wenig verunsichert hinüber zu ihrem Vater sah.
„Ja, ja. Das war er. Sehr sogar. Wenn er in den Sommerferien und zu Weihnachten Lust hatte, ist er immer gekommen und hat mit dir gespielt.“
„Er hatte hier immer einen Platz, wo er bleiben konnte.“, fügte Ted hinzu. „Außer uns hatte er ja nie jemanden gehabt, nachdem er von zu Hause weggelaufen war.“
„Ich wünschte, ich könnte mich ein bisschen mehr an ihn erinnern.“, sagte Nymphadora. „Das, was ich weiß sind alles nur kleine Ausschnitte. Und wenn ich versuche, davon zu erzählen, weiß ich nicht, wie. Er muss sich sicherlich verändert haben in diesen ganzen Jahren. Wenn man es tatsächlich aus Askaban rausschafft, dann hat man immer eine ganz andere Sicht der Dinge.“
„Das ist wohl wahr, mein Schatz.“
„Ich kann nicht glauben, das ihn Auroren damals nach Askaban gebracht haben. Wenn ich daran denke, was wäre, wenn ich einmal einem Menschen so viel Unrecht zufügen würde…ihn unschuldig nach Askaban schicken würde…ich wüsste nicht, ob ich das…das verantworten könnte.“
„Oh, Dora. Dora, hör mir zu. Daran darfst du nicht denken. Wir leben in einer anderen Zeit, Dora. Du darfst keinen einzigen Moment daran denken. Du bist nicht so.“
„Aber was, wenn…man kann doch vorher nie wissen, ob man einem Menschen Unrecht zufügt oder nicht.“
„Dora, höre auf, an dir selbst zu zweifeln. Du bist Aurorin geworden, weil du es besser machen wolltest, als die vielen anderen da draußen. Und bis jetzt hast du es sehr gut gemacht. Wir sind sehr stolz auf dich. Und wir werden es auch immer bleiben.“
Andromeda war aufgestanden und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf das violettfarbene Haar.
Als sie sich wieder gesetzt hatte, begann sie, reihum jedem etwas Essbares auf den Teller zu schaufeln.
„Erzählt ihr mir noch ein wenig von Sirius? Wie er…wie er damals war, als ich noch klein war? Ich weiß nicht einmal, was ich ihm sagen soll. Oder was er sagen wird. Ob er sich noch an mich erinnern wird.“
„Schatz, das wird er. Dich kann kein Mensch vergessen.“, sagte Ted schmunzelnd, dann nickte er aber. „Was willst du denn hören?“
„Irgendetwas.“, antwortete Nymphadora.
„Er hat oft mit dir draußen im Garten gespielt. Gleich da drüben.“, antwortete Andromeda und zeigte mit ihrem Finger durch das Fenster hinaus nach draußen. „Damals stand dort eine kleine Schaukel. Er hat sie für dich gebastelt, kurz nachdem du auf die Welt gekommen bist. Er war so glücklich gewesen, als er gehört hat, dass ich ein Baby bekomme.“
Für einen kurzen Moment konnte man auf Nymphadoras Gesicht ein Lächeln erkennen.
„Du musst dir wirklich keine Sorgen machen, Liebling. Sirius wird sich sicherlich freuen, dich endlich wieder zu sehen.“
Ted strich seiner Tochter über das Haar, dann begannen sie, endlich zu essen. Und unterhielten sich währenddessen noch eine lange Zeit über die alten Tage.