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[HP] (Not) Too Late [Two-Shots]

L.E.
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[HP] (Not) Too Late [Two-Shots]

Beitragvon L.E. » Mi 04 Jul, 2007 12:43

Soo, ich muss auch mal etwas posten… Ich hab den Two-Shots, d.h. eine Kurzgeschichte in zwei Teilen (der zweite Teil kommt, wenn es euch gefällt), schon woanders stehen, es war mein erstes “Geschreibsel” überhaupt... Es zieht sich am Anfang etwas hin, Lilys Gedanken wiederholen sich glaub ich, aber ich hoffe, dass ist nicht so schlimm – ich wünsche euch trotzdem viel Spaß, read and review, please! ;)

(Not) Too Late

Titel: (Not) Too Late
Autor: L.E./Cerídwen/Kathi, wie auch immer *gg*
Art der FF: Two-Shots
Altersbeschränkung: Ab 12
Kapitelanzahl: 2, wie oben schon gesagt
Genre: Romantik, Drama (?)
Inhaltsangabe: Es ist das siebte und letzte Schuljahr in Hogwarts und James hat Lily inzwischen scheinbar aufgegeben. Doch plötzlich vermisst Lily ihn und weiß nicht wie sie damit umgehen soll: Ist sie am Ende tatsächlich in ihn verliebt? Und wenn ja, wird sie es schaffen James näher zu kommen, obwohl es schon zu fast spät ist?


Zu spät...

Es ist zu spät. Dieser Gedanke kommt mir schon seit Wochen, immer wenn ich ihn sehe. Es ist ein merkwürdiges Gefühl – hätte ich vorher gewusst, was passieren würde, wäre es wahrscheinlich ganz anders gekommen.
Eigentlich ist es überhaupt merkwürdig: Wer wäre vor ein paar Monaten noch auf die Idee gekommen, dass ich, Lily Evans, Schulsprecherin, Gryffindor und hartnäckige Ablehnerin von James Potter, ausgerechnet diesen Jungen vermissen würde? Ich jedenfalls nicht, selbst Potter wäre vermutlich überrascht gewesen, auch wenn er mich damals noch ungefähr hundertmal am Tag gefragt hat, ob ich mit ihm ausgehe.
Ich drehe mich mit dem Kopf zur Decke – es ist ein regnerischer Aprilabend und ich liege gerade auf meinem Himmelbett im Schlafsaal meines Internats – und sehe sein Gesicht vor mir, klar und deutlich, aber kurz darauf verblasst es wieder. Und da ist es wieder, dieses Gefühl, als ob ich etwas, was mir mehr als alles andere am Herzen liegt, verloren habe.
Das mit dem Date hat er war wahrscheinlich eh nie ernst gemeint, – allmählich glaube ich, dass er mich nur zum Spaß gefragt hat, und weitergemacht hat, weil ich nie „ja“ gesagt habe und er nicht abgelehnt werden wollte. James Potter ist ein verdammt stolzer Mensch, für alle die es nicht wissen.
Vor ein paar Wochen hat dann alles plötzlich aufgehört: Er hat mich einfach ignoriert, weder frech nach einem Date gefragt noch überhaupt mit mir gesprochen.
Als ich meine beste Freundin, Rachel Conway, deswegen gefragt habe, meinte sie nur: „Er hat wahrscheinlich aufgegeben. Aber eigentlich müsstest du doch froh darüber sein, oder? Du mochtest ihn sowieso nicht, hast du jedenfalls immer gesagt.“
Das hab ich natürlich sofort bejaht, aber inzwischen muss ich doch darüber nachdenken, ob ich ihr vielleicht sagen sollte, dass es schon wieder anders ist. Ich vermisse ihn irgendwie, oder besser gesagt glaube ich das. Man kann schließlich nichts vermissen, was man nicht gekannt hat, aber wenn ich sehe, wie er mich keines Blickes würdigt, fühle ich mich, als ob etwas Wichtiges, wirklich Wichtiges, fehlen würde.

Es war und ist, wie gesagt, wirklich ein komisches Gefühl, immerhin war hat es immer den Anschein gehabt, als ob er tatsächlich in mich verliebt wäre und erst recht nicht ich in ihn, aber ihn jetzt mit anderen reden und lachen zu hören, ist eine reine Folter. Er hat mir das Gefühl gegeben, geliebt zu werden, und ich denke keiner, auch kein anderer Junge, könnte dieses Gefühl ersetzen. Na ja, er ist wohl doch nicht besser als Black.
Wer Black ist? Tja, wenn man als Mädchen hier hinkommt, sollte man das sofort wissen – Sirius Black ist der wohl größte Draufgänger und Mädchenschwarm von Hogwarts, der Zaubererschule, auf der wir alle sind. Wir leben hier die meiste Zeit des Jahres, nur in den Ferien fahren wir nach Hause, und es ist wirklich schön hier. Der See, der Gemeinschaftsraum, das Dorf – es ist ein Jammer, dass ich dieses Jahr meinen Abschluss mache. Sicher, man kann sich nicht normal nennen, wenn man täglich Tische in Schweine verwandelt oder mit großen – und ziemlich gewitzten – fleischfressenden Pflanzen kämpft, aber ich fühle mich sehr wohl und mit der Zeit kommt einem alles normal vor, besonders wenn man bedenkt, was für Probleme manche Leute – wie ich – haben.
Hogwarts ist mein Zuhause, hier hab mich immer wohlgefühlt, genau wie viele andere hier, meine Freundinnen, unsere anderen Mitschüler und eben auch die Rumtreiber, das ist die Bande von Potter und Black.
Und damit wären wir wieder beim Thema: Potter.
Beim Gedanken an ihn zieht sich mein Magen zusammen, erst Recht weil ich ihn nachher wieder sehen muss. Aber vielleicht komme ich drumrum, ich bin in letzter Zeit ohnehin sehr still, es liegt vermutlich an ihm und der verdammten Sehnsucht. Meine Freunde werden dafür Verständnis haben, bis ich mich damit abgefunden habe, es bei ihm verspielt zu haben.
Vielleicht sollte ich mir einen anderen suchen, Edward Corwen hat mich erst gestern gefragt, ob ich mit ihm nach Hogsmeade gehen will... Ich hab zwar abgeleht, aber ich kann es mir ja noch anders überlegen. Ehrlich gesagt glaube ich, er würde besser zu mir passen: Ich bin immer ehrgeizig, lerne viel und kann es überhaupt nicht ab, wenn jemand andere ärgert. Edward ist ein blonder Vertrauensschüler, nett, gut in der Schule und sieht nicht schlecht aus.
Er ist so ziemlich das Gegenteil von Potter, denn obwohl er mit mir Schulsprecher ist, ist er wohl Rekordhalter im Regelbrechen, zusammen mit Black. Um nochmal auf letzeren zurückzukommen: Sirius Black liebt es einfach cool und beliebt zu sein, und das ist er auf jeden Fall, wenn man mal in den Mädchenklos hört, wie die Mädchen entweder von ihm schwärmen oder sich die Augen ausheulen, wenn er mal einer von ihnen eine Chance gegeben und sie dann aber trotzdem nach ein paar Mal knutschen wieder fallen gelassen hat.
Mit Potter hat er wohl den perfekten Kumpel gefunden. Die beiden sind die besten Freunde und zusammen mit den restlichen Rumtreibern, zu denen noch die etwas unscheinbareren Jungen Remus Lupin und Peter Pettigrew gehören, die wohl größten Unruhestifter, die je in Hogwarts waren. Slytherins verhexen, Lehrer mit einem Vergessenszauber belegen oder einfach für ein bisschen Chaos sorgen – die vier sind nicht belehrbar, aber trotz allem ziemlich beliebt.
Manche Mädchen hätten mich früher beneidet, weil unser Quidditchstar, das heißt Potter, mich immer nach Dates gefragt hat, sie würden liebend gern mit ihm ausgehen, aber ich habe die Rumtreiber wegen ihren Streichen mehr gehasst als von ihnen geschwärmt. Nur mit Remus hab ich mich ganz gut verstanden, er ist der wohl einzig vernünftige der Rumtreiber, und ich unterhalte mich immer noch gerne mit ihm, zumindest wenn seine Gesellschaft nicht auch Potters bedeutet.
Trotz diesen merkwürdigen Gefühlen, immer wenn Potter in der Nähe ist, ist ein kleiner Teil meines Verstandes wohl immer noch der Ansicht, dass er und Black (Pettigrew zählt nicht richtig, der ist eher ein Mitläufer) sich manchmal ziemlich kindisch benehmen und das macht die Tatsache, dass ich Potter vermisse sogar noch verrückter.

Es stimmt, sie sehen beide sehr gut aus, für alle die das bei den Geschichten über ihre Fan-Clubs noch nicht gemerkt haben: Black mit seinen langen, dunklen Haaren und den grauen Augen und Potter mit seinen haselnussbraunen Augen, den verstrubbelten, rabenschwarzen Haaren und dem typischen „James-Potter-Lächeln“, mit dem er bis jetzt jedes Mädchen verzaubert hat. Bis auf mich. Aber selbst ich kann das nicht mehr von mir behaupten, wenn man weiß, was ich denke, wenn ich ihn sehe.
Eigentlich müsste mein Fazit von den Rumtreibern nämlich lauten: "Es sind vier Idioten." Das stimmt auch, aber seit den letzten Wochen heißt es so: "Es sind vier Idioten, von denen einer dummerweise super gut aussieht und den ich vermisse."
Punkt. Eigentlich müsste da Schluss sein, man könnte meinen, dass es ganz leicht wäre, ihn irgendwann doch nicht zu vermissen, aber als ich an diesen "einen" denke, habe ich wieder dieses Gefühl im Bauch: zum hundertsten Mal fühlt es sich so an, als würde die Welt jedes Mal aufs neue zusammenbrechen, weil es zu spät ist, weil ich es nicht früher merken konnte.
Ein merkwürdiges Gefühl, wie ich schon ungefähr genauso oft festgestellt habe: Da war ich sozusagen kurz vorm Ziel und dann bin ich wieder ganz am Anfang. Ich seufze, wenn ich daran denke, wie schön es doch hätte werden können. Aber das ist es nicht und wird es auch nie sein.
Ich kann mir nur vorstellen, wie es ist in seine Arme geschlossen zu werden, ihn umarmen oder küssen zu können – Aber Moment, was denke ich da eigentlich? Er wird mich nie wieder beachten, vielleicht ist es einfach Schicksal. Alle guten Dinge hören schließlich irgendwann auf, auch solche wie die Tatsache, dass James Potter einen liebt. Wieso konnte es mir nur nicht früher auffallen, was ich eigentlich mit ihm hätte? Vielleicht wäre anders ganz anders gekommen, aber nein, ich Troll konnte es erst bemerken, als er es schon aufgegeben hatte.

Ich seufze, stehe aus meinem Himmelbett auf und gehe ans Fenster des Schlafsaals. Als ich hinausblicke, sehe ich eine wunderbare, verregnete Landschaft vor mir, den See, die untergehende Sonne, den Wald und das Dorf irgendwo weiter weg. Und schon schweifen meine Gedanken wieder zu Potter ab: Ich kann immer noch nicht glauben, dass es zu spät sein soll, dass es vielleicht nie da war. Verdammt, was zum Hippogreif hab ich getan, dass ich so bestraft werde? Traurig setze ich mich auf die Fensterbank und denke nochmal über alles nach, ohne zu einer guten Entscheidung zu kommen.
Wahrscheinlich muss ich diese verwirrenden Gedanken und Gefühle, die ganz klar dafür sprechen, dass ich in ihn, in James Potter, verliebt bin, noch eine Weile ertragen, wenn ich nicht an etwas anderes denken kann. Das liegt vermutlich auch daran, dass ich ihn überall sehe, beim Essen, im Unterricht, im Gemeinschaftsraum oder selbst in der Bibliothek. Aber es fällt sowieso schwer, nicht an ihn zu denken, ich wundere mich immer wieder, wie ich es früher geschafft habe, James Potter abzulehnen. Er ist der wohl bestaussehendste, schlauste, witzigste – Ach, was denke ich wieder? Erde an Lily, er hat dich aufgegeben, hör auf zu träumen!
Das schlimmste ist, dass er jetzt eine andere hat. Komisch, das ich das erst jetzt erwähne, denn seine Freundin (kann man sie so nennen?) ist schwer zu übersehen.
Früher wäre es mir egal gewesen, ich hätte ihm vielleicht sogar gratuliert, dass Mr. und Mrs. Supertoll zusammen gefunden hatten, aber mittlerweile versetzt es mir einen Stich, wenn ich Caitlin Shalford bei ihm sehe. Und es scheint tatsächlich so, dass er es ernst meint, ernster als mit mir, wie mir jetzt auffällt.
Die beiden sind immerhin seit einem Monat zusammen und man sieht Shalford kaum einen Moment lang, in dem sie nicht an Potters Lippen klebt. Ich verstehe das Ganze einfach nicht, was findet er nur an ihr? Klar, sie sieht hübsch aus, mit ihren langen, blonden Haaren und der Model-Figur, aber sie ist kaum schlauer als ein Sack Drachenmist und mit der Zeit wird sie wirklich nervig. Selbst Potter müsste aufgefallen sein, dass sie viel besser zu einem Troll passen würde. Shalford und ein Troll – wirklich gut, das muss ich mir merken. Aber halt, langsam werde ich tatsächlich eifersüchtig.
Ich sollte mich vielleicht auf andere Dinge, wie z.B. die Prüfungen in zwei Monaten, konzentrieren, auch wenn es schwer fällt... Hey, Lily, es ist zu spät, du kannst eh nichts daran ändern!
Ich starre weiter aus dem Fenster und versuche meine Gedanken auf Edward zu konzentrieren und ob ich mit ihm ausgehen soll, aber ich kann es nicht verhindern, an einen gewissen anderen Jungen zu denken. Verflucht, wieso muss er ausgerechnet jetzt mit einer anderen gehen und mich ignorieren?

Ich grübele noch eine Weile vor mich hin, gleichzeitig traurig und wütend, als mich eine bekannte Stimme aufschreckt:
„Lily?“ Es ist Rachel, die sich mit ihren hellblauen Augen suchend umblickt und mich dann anblickt. Ich sehe Besorgnis in ihrem Gesicht, das von kurzen, braunen Haaren umrahmt ist, und auch Patricia Almond, eine meiner anderen Freundinnen, steckt jetzt ihren Kopf durch die Schlafsaaltür.
Rachel kommt nun zu mir und sieht mich genau an. „Was ist los mit dir? Willst du nicht mehr mit uns essen gehen?“
Ich schaue sie ebenfalls an und überlege, ob ich ihr den Grund für mein Fehlen sagen soll. Aber ich entscheide mich schließlich doch dagegen, es ist sowieso vergebens, wenn Rachel oder irgendwer sonst versucht mich aufzuheitern. „Doch, doch, mir war nur nicht danach.“, antworte ich, ohne richtig nachzudenken. Schlechte Ausrede, Lily. Jetzt wird sie dich überreden wollen doch zu kommen. Und tatsächlich:
„Na komm, Lily, ist doch nicht so als ob in der Großen Halle Voldemort persönlich wartet.“, versucht es Rachel. Okay, sie war immer gut im Überreden und hat einen unglaublichen Dackelblick, den sie glücklicherweise jetzt nicht einsetzt. Aber bei der Aussage mit Voldemort, im Moment einer der gefährlichsten Schwarzmagier in Großbritannien, kann ich nicht ganz zustimmen: Das, was mich dort erwartet, ist bestimmt doppelt so schlimm wie Voldemort, es würde an reine Folter grenzen, Potter jetzt wieder zu sehen.
Aber immerhin könnte mich das Essen und meine Freundinnen ablenken.
„Also gut.“, stimme ich grummelnd zu und gehe vom Fenster weg. Ich lasse mir im Bad noch einmal kaltes Wasser ins Gesicht spritzen und blicke in den Spiegel. Ein blasses, etwas trauriges Gesicht mit strahlend grünen Augen schaut mir entgegen, das von dunkelroten Locken umrahmt ist. Rachel behauptet immer, ich sei viel zu hübsch für diese Welt, aber ich finde eigentlich nur eine Sache an mir wirklich schön: meine Augen. Die Augen sind der Spiegel der Seele, ein altes Sprichwort der Muggel, das sind nichtmagische Menschen. Und meine Augen können erstaunlich viele Sachen ausdrücken, das fällt mir immer wieder auf, ich habe ein Talent dafür, mit den Augen zu rollen, sie zu verdrehen oder böse zu funkeln.
Eine eiskalte Hand umklammert mein Herz, als mir klar wird, das ich das früher immer bevorzugt in Potters Gegenwart gemacht hab. Ich schüttle den Kopf, um den Gedanken loszuwerden, blicke noch einmal prüfend in den Spiegel und gehe dann mit Rachel und Patricia die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunter.
Wir sind fast die letzten, einige Schüler kommen sogar gerade zurück, aber der Rest des Raumes ist beinahe leer.
„So, Lily, und jetzt sagst du, was wirklich los ist.“, sagt Rachel, als wir aus dem Portraitloch einer fetten Dame im rosa Abendkleid, die den Eingang zum Gemeinschaftsraum bewacht, klettern. Ich bin erst erstaunt. Ahnt sie doch etwas? Na ja, meine Ausreden sind eh nie gut und Rachel kennt mich verdammt gut. Zu gut, vielleicht.
Ich habe ja schon vorher beschlossen, ihr nichts von Potter zu sagen, deshalb suche ich nach einer anderen Entschuldigung. Schließlich würde es eh nichts helfen und das Ganze ist ohnehin verrückt, weil es wohl keinen Menschen außer mir gibt, der den Jungen, den man immer abgelehnt hat, plötzlich vermisst und vielleicht sogar eifersüchtig auf seine Freundin ist. Ganz abgesehen davon, dass dieser Mensch ihn trotzdem noch beim Nachnamen anredet. Vielleicht sollte ich tatsächlich auf James statt Potter umsteigen, es wird eh niemanden kümmern.
Aber halt, ich brauche auch noch einen Grund, warum ich mich so zurückgezogen hab.
„Also, ähm...“, beginne ich. „Ich weiß nicht, irgendwie fühle ich mich... komisch. Wir haben halt unser letzes Jahr hier und ich frag mich immer wieder, was... danach wird.“ Endlich keine schlechte Ausrede, ich muss mich wirklich selbst loben.
Rachel und Patricia sehen mich nachdenklich an, während wir eine Treppe in den ersten Stock hinuntergehen. Dann nicken sie, anscheinend verstehen sie, oder besser gesagt glauben sie es. Der einzige, den ich kenne, der verstehen könnte wie ich mich fühle, ist wohl der, der daran Schuld ist. Ich halte inne. Mir wird schlagartig klar, wie es für ihn gewesen sein muss, wenn ich ihn hab abblitzen lassen.
„Was ist los, Lily?“
Meine Freundinnen blicken mich an, als ich stehen bleibe. Ich schüttele nur den Kopf und murmele „Nichts.“, bevor wir schweigend weitergehen.
Sobald wir in die Große Halle kommen, in der die vier Haustische, jeweils einer für Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin, stehen, empfängt uns ein Lachen und aufgeregtes Geschnatter der Schüler. Ihre Ausgelassenheit ist beinahe befremdlich, ich hab nämlich so ziemlich das Gefühl, als ob ich nie wieder fröhlich sein könnte. Langsam frage ich mich, ob mir in letzer Zeit ein Dementor hinterherläuft...
Immer noch grübelnd setze mich an den Gryffindortisch, möglichst weit weg von Pot- nein, James. Gar nicht so einfach, die meisten Plätze sind besetzt und so muss ich fast drei Plätze neben ihm sitzen. Irgendwie muss ich es schaffen, ihn zu ignorieren, auch wenn mir eins schon von weitem auffällt: Er sitzt bei seinen Freunden und Shalford sitzt nicht bei ihm, sondern am Hufflepufftisch, was schon recht sonderbar ist, wenn man bedenkt, dass sie die letzen Wochen ständig in seiner Nähe war. Aber es ist besser so – wenn sie hier sitzen würde und James betütteln würde, müsste ich mich wahrscheinlich direkt auf den Tisch übergeben.
Fest entschlossen ihn nicht anzusehen, was schwerer fällt als ich dachte, da seine verstrubbelten Haare mich magisch anzuziehen scheinen, tue ich mir ein paar Kartoffeln auf und versuche, wenigstens etwas zu lächeln.
Rachel unterstützt das glücklicherweise, sie redet mit mir, auch wenn ich nur mit halbem Ohr zuhöre. Aber immerhin macht sie hin und wieder einen Witz und ich muss nicht in meinen trübseligen Gedanken versinken.
„Hi, Lily.“, sagt plötzlich eine Stimme, die aus Potters - verdammt, James’ Richtung kommt. Ich drehe mich um und sehe Remus Lupin, einen von James’ Freunden mit seinen braunen Augen zu mir schauen.
Ein bisschen erleichtert bin ich schon. Remus ist ein netter Kerl, er versteht viel von menschlichen Gefühlen, als wäre er selbst keiner und würde sie studieren. Und sein Blick sagt eindeutig, dass er weiß, dass mich etwas bedrückt.
„Geht’s dir gut?“, fragt er. „Du siehst traurig aus.“ Er scheint wirklich ein fast tierisches Gespür für so etwas zu haben. Auch Rachel und Patricia blicken mich noch einmal an, selbst James ist still geworden. Das verwirrt mich; er hat mich jetzt doch drei Wochen ignoriert, warum interessiert er sich bitte für meine Probleme?
„Ach, keine Ahnnung, es sind bald Prüfungen, ich bin einfach was durch den Wind.“ Ich zucke mit den Schultern, sehe aber keinen an. Die anderen scheinen zufrieden mit meiner Antwort, obwohl Remus immer noch skeptisch blickt. Aber dann passiert es plötzlich: James blickt mich hinter seiner dünnen Brille an, schaut mir direkt in die Augen, und ich bin gleichzeitig überrascht und erschrocken, beides auf eine unvergleichliche Art und Weise: Er hat die wundervollsten Augen, die ich je gesehen habe, sie sind haselnussbraun und strahlen eine unnatürliche Stärke und Entschlossenheit aus, trotzdem blicken sie besorgt und fast liebevoll; wie im Traum starre ich ihn an und glaube, zu versinken...
Ein kalter Schauder läuft mir den Rücken hinunter, doch dann dreht er sich plötzlich weg und das Gefühl verebbt so schnell wie es gekommen ist.
„Lily?“, lässt mich eine Stimme nah bei mir aufschrecken. Ich blicke mich um und sehe Rachel besorgt meinen Blick suchen. Auch Patricia und Remus schauen mich wieder an. Nur James hat sich jetzt weggedreht. „Ist alles in Ordnung?“
„Weißt du, du kannst gern wieder hochgehen.“; schlägt Patricia vor.
„Aber wenn es dich aufmuntert, Lily.“, sagt Remus. „Vielleicht solltest du einfach an etwas Schönes denken. Dann sind die Prüfungen schon gar nicht mehr so schlimm.“ Prüfungen? Ich brauche einen Moment, bis mir wieder einfällt, dass ich vorher gesagt habe, die Prüfungen seien Schuld. Aber vielleicht sollte ich wirklich an etwas Schöneres denken. Wenn ich James weiter einfach wie eine Verrückte anstarre oder mich in meinem Himmelbett verkrieche, hilft das ja auch nichts mehr.
Es ist zu spät. Da ist er wieder, dieser schreckliche Gedanke, der jetzt eine Ewigkeit in meinem Kopf hallt: Zu spät, zu spät,...
Und plötzlich kann ich es nicht mehr aushalten. Wie von einer Wespe gestochen, springe ich auf und bin schon drei Meter weit geeilt, als die anderen kapieren, was vor sich geht.
„Wo willst du hin?“, ruft Rachel und die anderen, selbst ein paar Drittklässler, die vorhin in meiner Nähe gesessen haben, schauen mich an.
„Äh... Ich muss noch diesen Zauberkunstaufsatz machen.“, lüge ich schnell und versuche zu lächeln, damit sie unbesorgt sind. Was ziemlich misslingt, als ich sehe wie James, der eben sogar aufgeschaut hat, sich wieder umdreht.
Das gibt mir den Rest. Ein schmerzhafter Stich fährt durch mein Herz und ich rufe schnell ein „Tschüs!“, bevor ich weitereile. Als ich aus der Halle komme, fange ich wirklich zu laufen. Ich möchte am liebsten nur noch laufen. Sein Blick und seine Ignoranz der letzen Wochen sind einfach zu viel. Ich möchte das alles vergessen, nicht mehr mein Glück von diesem Jungen abhängig machen, der zu allem Überfluss so verdammt gut aussieht und mich aufmuntern könnte, wenn er mich nur ein mal anlächeln würde.
Ich spüre wie sich heiße Tränen ihren Weg bahnen, während ich weiter renne, irgendwo hin. Wieso kann ich ihn nicht vergessen? Wieso muss er mich vergessen? In meinem Kopf dreht sich alles, dummerweise auch noch um diesen Jungen.
Als ich schließlich, nach Ewigkeiten wie es mir vorkommt, stehen bleibe, merke ich, dass ich im fünften Stock bin, nahe unserem Arithmantikraum. Ich lehne mich gegen eine Wand und lasse mich fallen. So auf dem Boden sitzend, hoffe ich bald wieder normal werden zu und diesen Hohlraum, der schon so lange Zeit in meinem Körper ist, wieder füllen zu können.
Es klappt nicht, ich werde wahrscheinlich das ganze nächste Jahr hier sitzen müssen.
Lass einfach los, Lily, sagt eine Stimme in meinem Kopf. Ein toller Rat. Wie kann ich ihn einfach vergessen? Wenn er nur mit mir reden würde, vielleicht würde mir dann klarer werden, dass er jetzt weg ist... Aber nein, er wechselt kein Wort mit mir, guckt mich nur komisch an und das ist wahrscheinlich die schlimmste Folter: Nicht zu wissen, was er denkt.
Ich sehe noch einmal sein Gesicht vor mir, wie James redet und lacht, wie er mich damals geärgert hat und vielleicht tatsächlich in mich verliebt war. Bei dem Gedanken laufen mir wieder Tränen am Gesicht hinunter und ich lege den Kopf verzweifelt in meine Arme.
James...

**************************

Kritik erwünscht! :mrgreen:
Zuletzt geändert von L.E. am Sa 25 Aug, 2007 13:57, insgesamt 3-mal geändert.
When the World says "Give up", Hope whispers "Try it one more time". ~
{Of winter's lifeless world each tree
Now seems a perfect part;
Yet each one holds summer's secret
Deep down within its heart.}

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Beitragvon WhiteRoseofDarkness » Mi 04 Jul, 2007 13:32

Also ich habe es gerade gelese, weiß eigentlich nicht warum da ich eigentlich keine Lily/James FFs lese, aber irgendwie hat es mich gefesselt, nach dem ich den ersten satz gelesen hatte.
Also ich würde mich echt total freuen wenn du das zweite Kapitel auch noch postest.
Echt tolle Geschichte bin gespannt wie es im zweiten Teil weiter geht!
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Call me selfish. Or a cruel ***warning profanity*** bitch. But I only care about what happens to Snape in the next and final book.

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Beitragvon Pegs » Mi 04 Jul, 2007 14:36

hi Kathi!
Voll geil deine Geschichte! Ich beneide immer Leute, die es so wahnsinnig gut schaffen gefühle rüber zu bringen....
Wirklich gelungen!
Also, den 2. Teil musst du ganz einfach noch posten! Des geht garnicht anders!
*Spamqueen*

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Beitragvon Leia » Mi 04 Jul, 2007 21:09

Ja wirklich tolle FF... Die Gefühle von Lily kommen wirklich toll rüber...
Freu mich auf 2. Chap :D
LG
Leia
~Proud to be a Ravenclaw~


-Bis zum 12. August im Urlaub-

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Beitragvon L.E. » Do 05 Jul, 2007 15:51

Hach, ihr lieben, ihr müsst mich gar nicht so loben, das ist fast zu viel... *ans herz fass*

@WhiteRoseofDarkness
Wow, das ich jemanden fessel mit meinem Geschreibsel ist mir noch nie passiert! :shock:
Schade eigentlich, dass du sonst keine Lily/James-FFs liest, aber ich hoffe du liest weiter, ich poste gleich das Ende. Erst noch zu den anderen.

@Thesa
Geil? Du findest meine Geschichte geil? Das ist echt lieb von dir, ich bin eigentlich kein guter Autor, weißt du... :oops:
Und klar, der zweite Teil kommt, auch wenn das Ende im Gegensatz zum ersten Chap super kitschig ist. *zwinker*

@Leia
Oh Gott, noch jemand, der mich lobt! Wow, hätt ich nicht gedacht, aber schön, dass du die Gefühle von Lily für gut rüberbracht hältst. Danke auch für dein Review, dann wollen wir doch mal sehen, was ihr zum zweiten Teil sagt:

...Oder doch nicht?

Am nächsten Tag weiß ich selbst nicht, wie ich wieder in meinen Schlafsaal gekommen bin. Wahrscheinlich bin ich irgendwann einfach aufgestanden, um wie viel Uhr ist schlecht zu sagen, aber ich bin furchtbar müde.
Als ich nun auf auf die Uhr schaue, sehe ich, dass es schon acht ist. Der Unterricht fängt bald an, aber es kümmert mich schon gar nicht mehr.
Moment, was habe ich da gedacht? Der Unterricht ist mir egal? Ich bin über mich selbst erstaunt, aber vielleicht sollte ich wirklich lieber in den Krankenflügel gehen. Oder hier bleiben, meine Freundinnen werden sagen, dass ich mich nicht gut fühle. Wobei es jetzt immerhin nicht mehr so schlimm ist wie gestern. Selbst der Regen draußen hat aufgehört, vielleicht bin ich tatsächlich darüber hinweg, denn wenn ich an James denke, ist das Gefühl, etwas Wichtiges verloren zu haben, nicht mehr so stark wie vorher. Wenn ich recht überlege könnte ich sogar zu Edward gehen und ihm sagen, dass ich mit ihm nach Hogsmeade gehe. Ja, warum eigentlich nicht? Es würde bestimmt helfen, gar nicht mehr über P-, James nachzudenken. Soll er doch glücklich mit Königin Troll werden. Mit dem Gedanken an Edward und daran, dass es mich nie wieder stören muss, James verloren zu haben, bleibe ich noch einige Zeit liegen. Wenn ich zum Mittagessen gehen würde, wird er mich wahrscheinlich tatsächlich nicht mehr stören.
Wie falsch ich damit doch lag.

Als ich knapp drei Stunden später, nachdem ich noch ein bisschen versucht hab zu schlafen, in die Große Halle komme, fällt mir als erstes auf, dass James und Shalford eng umschlungen am Gryffindortisch sitzen. Zu meiner Genugtuung sehe ich, dass selbst Black, der daneben sitzt, das nicht so toll findet. Auch wenn er selbst kaum einen Tag vergehen lässt, an dem er nicht mit einem neuen Mädchen rumknutscht, stelle ich fest, dass er angewidert zu Shalford blickt. Außerdem scheint er mit Remus zu diskutieren, worüber kann ich allerdings nicht hören, da ich mich mich möglichst weit von ihnen weg setze, um nicht mit angucken zu müssen, wie sich James und Shalford sich gegenseitig auffressen.
„Widerlich, oder?“, sagt Patricia und ich schrecke auf. Ich habe gar gemerkt, dass ich mich neben sie und Rachel gesetzt habe, ich muss wohl ganz automatisch zu ihnen gesteuert sein.
„Irgendwann wird Shalford noch ersticken.“, meint Rachel und sieht abfällig zu dem Mädchen, das auf James’ Schoß sitzt, hinüber. Ich pruste los, wobei ich dummerweise den Orangensaft, den ich vorher im Mund hatte, über den Tisch verspritze. Aber es ist schon zu komisch: Ich habe gerade genau dasselbe gedacht.
„Geht’s dir wieder besser, Lily?“, fragt Rachel, nachdem ich mich erholt habe. „Du warst heute Morgen noch so müde, liegt es an den Prüfungen oder an etwas anderem?“
Etwas, haha. Eher an jemand anderem.
„Ne, ist schon gut, ich konnte gestern nur nicht schlafen, das ist alles.“
Meine Freundinnen sehen mich mitfühlend an. Als wir zuende gegessen haben, gehen wir zu dritt zu Verwandlung, dummerweise mit den Rumtreibern, allerdings ohne Shalford. Zu allem Überfluss sagt jedoch McGonagall, nachdem sie uns begrüßt hat: „Sie werden heute in Paare aufgeteilt und jeweils versuchen, Ihren Partner in einen Storch zu verwandeln und zurück.“
Sie geht herum und teilt die Klasse in jeweilige Zweiergruppen ein. Warum müssen Lehrer das nur immer tun? Sie finden es lustig, immer Junge und Mädchen zusammenarbeiten zu lassen, egal wie das den betreffenden gefällt. Und wie ich mein Glück kenne, wird es genauso ausfallen, wie ich es nicht will.
„Miss Evans, Sie gehen bitte zu Mr. Potter.“
Volltreffer. Ich kann es kaum erwarten, doch mein gequälter Gesichtsausdruck ist nichts im Vergleich zu James’. Er starrt mich an, mit einer merkwürdigen Mischung aus Abneigung und – ist das Sehnsucht? Oder Traurigkeit? Zweifel? Ich habe keine Ahnung, dieser Ausdruck ist irgendwie... komisch. Ich habe ihn noch nie bei ihm gesehen, nicht früher, nicht wenn er Shalford anguckt oder irgendjemanden sonst. Am ehesten kann man ihn mit dem Blick von gestern vergleichen, aber das ist so verrückt, dass ich nicht daran glauben kann. Warum, bei Merlin, sollte James Potter mich so angucken?
Ich rechne jeden Moment damit, dass er zu McGonagall geht und sich beschwert, aber er macht nichts. Wir finden uns wohl beide damit ab. Und immerhin ist er sehr gut in Verwandlung, da muss ich nicht fürchten als Schnecke zu enden.
„Ich warne dich, Evans, wenn du irgendwas falsch machst...!“, sagt James jetzt und klingt gereizt. Die letzen hoffnungsvollen Gedanken, dass ich seinen Blick doch richtig gedeutet habe, verschwinden.
Und langsam werde ich wütend.
„Was willst du denn dann machen, Potter? Mich auffressen? Nein danke, Shalford tut mir auch so schon Leid!“, sage ich und könnte mich eigentlich ohrfeigen. ‚Du bist doch nur eifersüchtig!’, schreit es in meinem Kopf. ‚Du würdest doch liebend gern mit ihr tauschen, Lily!’
James blickt mich wütend an und will gerade etwas erwidern, als Professor McGonagall sich räuspert: „Nun, ich bitte Sie jetzt, mit der Übung anzufangen. Sie kennen die Aufgabe und die Formel, ich denke Sie sollten zu der Verwandlung imstande sein. Bei Problemen können Sie sich an mich wenden. Fangen Sie an.“ „Na dann zeig mal, was du kannst, Evans, mal sehen, ob ich dich auffressen muss oder nicht.“, sagt James und grinst. Ich bin nur noch mehr verwirrt als vorher, was meint er mit dieser Bemerkung? In meinem Inneren erkenne ich die Neckereien von früher, aber das ist kaum zu glauben. Denn mehr als ein paar Sprüche, ein Spiel oder so etwas, war es wahrscheinlich für ihn nie, also blicke ich ihn nur konzentriert an, schwenke meinen Zauberstab und verwandle ihn in den von der Lehrerin geforderten Vogel, damit er nicht weiter redet.
Im nächsten Moment blickt mir statt einem verdammt gutaussehen- ähm, einem normalen Jungen ein großer, weißer Storch entgegen. Hey, ich hätte nicht gedacht, dass es klappt.
„Oh, sehr gut, Miss Evans.“, meint McGonagall, die gerade vorbei kommt. „Nehmen Sie 5 Punkte für Gryffindor. Aber verwandeln Sie ihn doch jetzt bitte zurück.“
Schade eigentlich, ich hätte für den Rest des Schulsjahres so lassen können, aber wahrscheinlich hätten mich die Schuldgefühle innerlich erstickt. Also verwandle ich ihn zurück und er steht wieder, so lässig wie vorher, vor mir.
Am Ende der Stunde bekommen wir beide je 10 Punkte für Gryffindor, denn auch James ist in Verwandlung fast noch besser als ich in Zaubertränke (allerdings entschädigen die Punkte wohl kaum das Gefühl, für zehn Minuten ein Storch zu sein und auch noch James’ – langsam will ich ihn wieder Potter nennen – dämliches und leider viel zu süßes Grinsen ertragen zu müssen).

Den restlichen Schultag grübele ich noch über seinen Blick und seiner Bemerkung, wobei ich es irgendwie trotzdem schaffe, in allen Fächern aufzupassen. Allerdings steht für mich irgendwie fest, dass ich auf keinen Fall zu Edward gehen werde, weiß der Himmel wieso. Wahrscheinlich mache ich mir nämlich eh umsonst Hoffnungen bei James.
Gegen Abend, als wir im Gemeinschaftsraum sitzen und Hausaufgaben machen, bzw. in meinem Fall einfach versuchen, etwas zu lernen, beschließe ich, etwas nach draußen zu gehen. Hier ist es viel zu laut, obwohl die Rumtreiber heute sogar in einer Ecke sitzen und nur reden, statt die anderen zu unterhalten. Aber ein bisschen Ruhe kann mir eigentlich nur helfen, endlich loszulassen.
Auch wenn mich James’ Verhalten verwirrt hat, mein Verstand sagt mir, dass es zu spät ist und das glaube ich auch. Ich darf nicht mehr an ihn denken, vielleicht hilft ein Spaziergang da ganz gut.
Ich verabschiede mich von meinen Freundinnen, dann wende ich mich zum Portraitloch.
„Lily, warte mal.“ Eine männliche Stimme ruft mich und einen Moment später sehe ich Remus auf mich zueilen. Ich blicke ihn an.
„Was ist?“, frage ich und beiße mir auf die Unterlippe. Wenn er wissen will was los ist, kann ich ihn schlecht nochmal anlügen, ich war zwar schon immer miserabel darin, aber bei Remus geht es aus unerfindlichen Gründen noch schlechter.
„Ich wollte nur wissen... Was wirklich mit dir los ist. Wir haben uns alle etwas Sorgen gemacht.“ So ein Mist, ich muss wirklich lügen. Oder vielleicht auch nicht. „Wen meinst du mit wir?“, frage ich, um die Antwort hinauszuzögern.
Remus sieht mich kurz an. „Na ja, die Rumtreiber eben. Sirius, James, Peter und ich. Und ich glaube deine Freundinnen a-“
„Moment mal.“, fahre ich ihm ins Wort. „Seit wann interessiert sich James für meine Probleme? Er ignoriert mich doch die ganze Zeit!“
Warum, warum musste ich das sagen? Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, diese Gefühle mit mir selbst auszumachen, jetzt sorge ich auch noch, dass es Remus erfährt. Ich wünschte, man könnte aus dem Schloss apparieren, ich wäre sofort weg.
„Also“, beginnt Remus nach einem Zögern. „Ich weiß nicht, was du für einen Eindruck von James hast, Lily, aber ich bin mir sicher, er ignoriert dich nicht. Und er klang grade sehr besorgt.“
„Na, das ist ja mal was Neues.“, fauche ich und ohne Remus oder irgendwen anders anzublicken, drehe ich mich um und klettere aus dem Portraitloch. Ich koche vor Wut, es ist einfach zum Verzweifeln. Da versuche ich, ihn aus meinem Kopf zu kriegen und dann sagt Remus, er ist besorgt. Wieso sagt James selbst denn nichts? Er guckt mich nur komisch an und macht alles nur komplizierter.
Ich schüttle noch einmal den Kopf, während meine Füße ganz von selbst den Weg zum See einschlagen. Früher bin ich immer gern mit meinen Freundinnen dort hingegangen, aber inzwischen will immer öfter meine Ruhe haben. Aber wenn ich mich erstmal damit abgefunden hab, dass Remus und ich mir das mit James eingebildet haben, werde ich vielleicht auch nicht mehr so zurüchgezogen sein. Ich könnte einfach Edward fragen, ob er mit mir nach Hogsmeade geht, aber im Moment will ich lieber einen Flubberwurm küssen, als James ganz einfach zu vergessen. Es ist immer noch so, als wäre es etwas furchtbar Wertvolles, was ich mit ihm verloren habe, da kann ich nicht einfach denken, es gibt bessere; den Beweis dagegen hat Black mir früher täglich geliefert, indem er mir jeden Tag mindestens zehn Mal gesagt hat, wie toll sein bester Freund ist (wahrscheinlich war er es Leid, dass James sich vor mir immer zum Deppen gemacht hat; aber mein ehemaliger Verehrer ist es ja inzwischen selbst Leid).

Als ich wieder aus meinen Gedanken schrecke, sehe ich, dass ich unter einer Buche am See stehe, dem Stammplatz der Rumtreiber. Um möglichst nicht daran zu denken, und besonders nicht an Jungen, der Schuld an diesem Spaziergang ist, trete ich einen Schritt nach vorne.
Ich sehe nur auf den See, der in der untergehenden Frühlingssonne glitzert, und schaffe es endlich fast an nichts zu denken, außer dieses Bild vor meinen Augen: Das große Schloss, der Wald, der See, alles liegt so ruhig da, wie man es sich nur wünschen kann. Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, ich weiß nicht ob ich mich darüber freuen soll, dass ich hier allein stehe und diese Landschaft ansehen darf, oder ob ich traurig wegen James sein sollte, oder weil ich in ein paar Monaten nicht mehr hier sein kann, sondern mich selbst durchschlagen muss, allein, als Muggelgeborene, während Voldemort und seine Anhänger draußen rumlaufen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dort draußen gestanden habe, wenn es spät wäre, müsste ich vielleicht rein, da man selbst als Schulsprecher nur bis elf Uhr außerhalb des Gemeinschaftsraums bleiben darf, und ich bin um fast acht Uhr rausgegangen.
Aber plötzlich lässt mich eine Stimme auffahren.
„Evans?“
Ich drehe mich um und kann den Schock kaum verbergen: Die Stimme und die Gestalt, die auf mich zukommt, sagen mir ganz genau, wer dort kommt: Wer sollte auch anders sein, wenn ich gerade versuche an etwas anderes als Potter (hab ich ihn gerade wirklich so genannt?) zu denken, als genau dieser Junge?
Ich sehe ihn an und sage nichts, bis er fragt: „Was machst du hier?“
„Nachdenken.“, erwidere ich schlicht. Ich kann seinen Tonfall nicht einordnen, es ist beides, sowohl besorgt als auch gelangweilt.
„Aha.“, sagt James.
„Und was willst du hier, Potter?“, frage ich. Wobei ich eigentlich nicht wissen will, was die Antwort ist, er könnte genauso gut gerade auf Shalford oder sonst wen warten.
„Weiß nicht. Ich hab mich nur... gefragt wo du bist.“
Ich starre ihn an, wütend und verblüfft zugleich, weil Remus vielleicht doch Recht hatte. „Ach ja. Das interessiert dich, ja?“ Die Worte klingen angriffslustiger als gewollt.
„Jaa.“, sagt er. „Ist schließlich merkwürdig, wenn die Schulsprecherin“ Er betont das Wort extra lang. „sich draußen rumtreibt.“
„Der Schulsprecher“, antworte ich, ohne das enttäuschte und wütende Gefühl in meinem Bauch zu beachten. „ist ja wohl selbst nicht besser, oder?“
Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, klappt ihn aber wieder zu, als er merkt, dass es stimmt.
„Also, und deshalb kommst du einfach hier runter, um herausfinden, was die Schulsprecherin tut?“, fahre ich fort, sehe ihn aber nicht an.
James zuckt mit den Schultern. „Denke schon.“ Wir schweigen uns eine geschlagen Minute an, dann drehe ich mich wieder um und will gehen.
„Hey, wo willst du hin?“, ruft er.
„Zurück ins Schloss. Ich will Edward Corwen fragen, ob er mit mir übermorgen nach Hogsmeade geht.“
Wieso hab ich das gerade gesagt? Vielleicht um ihn zu testen, aber was bei Merlin habe ich dann erwartet? Auf jeden Fall nicht das, was er jetzt tut.
„Warum willst du mit dem das hingegehen?“, fragt er bemüht beiläufig und läuft mir hinterher.
„Weil er nett ist, Vertrauensschüler, gut aussieht und mich kein anderer gefragt hat.“
James blickt mich an, schaut mir tief in die Augen, aber ich drehe mich weg. Ich will nicht nochmal enttäuscht werden.
„Und was, wenn dich jemand anders fragt?“
Ich schnaube. Der Gedanke in meinem Hinterkopf, dass er jetzt wieder fragt, ob ich mit ihm ausgehe, so wie früher, ist absurd. „Wer sollte das denn sein?“
Er lächelt leicht, wie heute in Verwandlung, nämlich viel zu süß für meinen Geschmack. „Ich.“
Jetzt hat er es geschafft, ich bin endgültig perplex: Der Tag ist einfach nur verrückt, er bringt gerade meine so schön geordnete Welt durcheinander: Erst habe ich ihn gehasst, schön. Dann hab ich ihn geliebt, aber mich fast damit abgefunden, dass es zu spät ist. Auch schön. Aber was soll jetzt das hier werden?
Ich starre ihn an und sage dann, völlig von der Rolle: „Aber – du bist mit jemand anderem zusammen! Du hast mich seit einem Monat nicht mehr angesprochen, nur bei den Schulsprechertreffen kurz mit mir geredet. Du meinst das doch nicht ernst?!?“
„Vollkommen ernst sogar.“
Ich bin noch erstaunter, selbst der Tag, an dem ich erfahren habe, dass mein Gegenüber Schulsprecher ist, war nicht so voller Überraschungen wie dieser.
„Das ist ein Scherz. Du hast doch bestimmt irgendwas mit deinen Freunden oder mit Shalford gewettet und sie verstecken sich hier irgendwo.“
„Du kannst gerne nachgucken. Oder nein, ich mach das für dich.“ Er zückt seinen Zauberstab und schnippt kurz damit, sodass ein starker Wind durch die naheliegenden Büsche und Bäume fährt. Aber da ist niemand.
„Okay, kein Scherz. Aber du hast heute morgen mit Shalford rumgeknutscht, verdammt, du erwartest nicht ernsthaft, dass ich mit dir ausgehe?“ Es ist wie noch vor ein paar Monaten. Oder vielleicht doch nicht. In Wahrheit versuche ich gerade nur meine Gefühle zu verbergen, die er unweigerlich hervorruft, wenn er mich noch weiter mit diesem unwiderstehlichen Lächeln auf den Lippen ansieht.
„Du verstehst es nicht, oder Lily?“ Mir fällt auf, dass er meinen Vornamen benutzt. Wieso muss er nur so gut aussehen? In mir tobt ein Kampf zwischen Sehnsucht und Zweifel und es ist ziemlich ausgeglichen. Aber ich kann nicht verhindern, dass wenigstens etwas Zweifel durchkommt: Die Welt steht plötzlich Kopf, oder vielleicht nur er, mir kommt gerade der Verwirrungszauber in den Sinn; vielleicht hat er einen abbekommen.
„Nein, ich verstehe rein gar nichts.“, erwidere ich schließlich.
„Okay, ich versuche, es zu erklären.“, fängt er mit unsicherer Stimme an. „Ich- ach ich hab keine Ahnung, was ich jetzt sagen soll, aber eins ist klar: Ich liebe Caitlin nicht, genauso wie sie mich wahrscheinlich nicht liebt. Sie sieht nur den Quidditchstar, oder – oder ich weiß nicht als was ich den meisten hier erscheine, aber den wahren Jungen hat sie nie gesehen und wird sie auch nie.
Und damit du’s weißt: Ich habe nie aufgehört den Menschen zu lieben, dem ich seit drei Jahren hinterherlaufe. Den Menschen, der mich immer abgelehnt hat, sodass ich abwarten wollte, abwarten, ob vielleicht noch die kleinste Chance besteht, mit ihm zusammen zu sein.“ Während er spricht wird seine Stimme immer kräftiger, es ist als würde er sich selbst mit seinen Worten bestärken. „Deshalb habe ich „mit Shalford rumgeknutscht“ wie du gesagt hast, sie war ein Zeitvertreib, von dem ich vielleicht gehofft habe, er könnte den anderen Menschen, den hübschesten, klügsten und wundervollsten Menschen, den ich je kennengelernt habe, ersetzen.“
Ich schweige nach dieser kleinen Rede. Das ist alles zu viel auf einmal. Warum, zum Hippogreif, sagt er mir plötzlich, dass er es mit Shalford nicht ernst gemeint hat, dass er nur abwarten wollte?
Ein kleines bisschen Wut mischt sich in meine Verwirrung und Ungläubigkeit: Wenn das alles nur ein Trick war, wieso hat er mich dann so leiden lassen?
„Bist du sicher, dass du nicht irgendwie einen Verwirrungszauber abgekriegt hast?“, frage ich.
„Ja, ich bin sicher.“
„Schön.“, beginne ich. „Aber wenn das alles nur gespielt war und du die ganze Zeit nur mit mir ausgehen wolltest, wenn ich dir tatsächlich etwas bedeute, warum hast du mich dann solange gequält?“ Ich werde wieder lauter, verzweifelter, weil alles, was in den letzten Wochen passiert ist jetzt hochkommt und es ist mir jetzt volkommen egal, was er über mich denkt oder wie verwundert er ist. „Ich dachte die ganze Zeit, du wärst mit Shalford glücklich, ich bin fast gestorben, weil ich geglaubt habe, du wärst weg oder weil ich – weil ich nicht wusste, was du denkst!“
So ein Mist, wieso muss ich dass jetzt auch noch sagen? Ich sollte ihn wieder ablehnen, weil er eigentlich nur die ganze Zeit darauf gehofft hat, dass ich ihn vermisse und weil ich ihn eigentlich früher gehasst habe und jetzt ist es schließlich wie früher.
Aber es geht nicht: Ich kann es nicht mehr leugnen, ich habe mich tatsächlich in James Potter verliebt. Die verwirrten Gefühle in meinem Körper wollen sich einfach nicht ruhig stellen lassen und wieder kann ich kaum verhindern, dass mir Tränen übers Gesicht laufen. Er muss mich für einen Trottel halten, genau wie ich ihn früher, und ich habe keine Ahnung, ob das gut oder schlecht ist.
Doch jetzt ist es an James, überrascht zu schauen. Klar, er muss vorher geahnt haben, dass ich ihn doch liebe, aber es ist wohl schon heftig, es aus meinem Mund zu hören.
„Es tut mir Leid, Lily.“, sagt er ruhig und ich weiß dass er es ernst meint. Allerdings erklärt das sein Verhalten noch lange nicht. „Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass es nicht ganz meine Schuld ist?“
Ich blicke ihn nur an, aus irgendeinem Grund kommen mir jetzt noch mehr Tränen.
„Es... Ich glaube es lag an Remus. Er hat mir gesagt, nachdem du mir an Valentinstag diese Torte ins Gesicht geschmissen hast, ich sollte mir vielleicht wen anders suchen, damit du Zeit hast, darüber nachzudenken. Und damit ich dir nicht nur hinterherlaufe. Also bin ich mit Caitlin gegangen.
Aber als du gestern so weggelaufen bist, hab ich mir Gedanken gemacht. Ich hatte keine Ahnung, was in dir vorgeht, aber als Sirius und Remus dauernd gesagt haben, ich sollte gucken, was mit dir los ist, wollte ich das eben rausfinden, aber ich wusste nicht was ich tun sollte. Du – ich – du hast so komisch geguckt heute in Verwandlung, aber ich wollte mir keine Hoffnungen machen.
Aber nachdem du heute wegwarst, ist Moony zu mir gekommen und hat geschimpft, dass du sauer auf mich bist. Klang ganz schön wütend. Also bin ich dir nachgelaufen, um mit dir zu reden und um dir zu sagen, dass...“ Er holt tief Luft. „Dass ich seit der vierten Klasse in dich verliebt bin und dass ich dich immer noch liebe und auch immer lieben werde.“
Da kann ich es nicht mehr halten. Eine Lawine an Gefühlen droht mich zu erdrücken, erst war es Verzweiflung, und dann war es doch alles nur ein dummes Missveständnis? Ich kann es einfach nicht glauben, James Potter, der Quidditchstar und Schulsprecher, der witzigste, bestaussehendste und netteste Junge in Hogwarts, hat mir, Lily Evans, gerade seine Liebe gestanden? Das muss ein Traum sein, oder doch ein schlechter Scherz. Oder ich habe mich verhört.
„Was hast du gerade gesagt?“, flüstere ich, während ich mich langsam gegen die Buche lehne.
„Du hast schon richtig gehört. Ich liebe dich, Lily, dich und niemand anderen, nicht Caitlin oder irgendwen anders, und bin dir all die Jahre hinterhergelaufen, in der Hoffnung, dass es vielleicht auch andersrum so ist. Und - es tut mir ehrlich Leid, wenn du gedacht hast es sei zu spät: Das ist es nicht und das wird es nicht sein, das schwöre ich bei meiner Rumtreiberehre.“
Ich blicke ihn an, für einige Sekunden sind wir beide wie erstarrt, dann breche ich plötzlich in Tränen aus und lasse mich fallen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, schlimmer als zu denken, man hätte den Jungen, den man liebt und vielleicht schon immer geliebt hat, verloren: Es ist einfach zu viel, und diesmal wirklich.
Entsetzt fängt James mich auf und nimmt mich in die Arme. Ich realisiere es nicht ganz, sondern weine einfach nur, weine wegen all diesen Gefühlen in den letzten Wochen, wegen der Verwirrung und ich weiß nicht weshalb noch.
Nach einiger Zeit meldet sich wieder die Stimme in meinem Kopf und fragt, warum ich eigentlich weine. Ich liege hier in den Armen meines Traummanns und mir wird plötzlich klar, dass ich glücklich sein sollte. Es ist tatsächlich ein wunderbares Gefühl hier bei ihm zu sein, ich fühle mich sicher und geborgen. Mir laufen immer noch Tränen an den Wangen runter, aber er streichelt mir sanft übers Gesicht und redet beruhigend auf mich ein.
„Ich habe Angst, James.“, sage ich schließlich leise. „Angst dich zu verlieren und Angst allein zu sein.“
„Das brauchst du nicht. Wir können für immer zusammen sein, wenn du willst. Du musst nicht alleine sein, du hast deine Freundinnen, die Rumtreiber und mich. Wir können gemeinsam glücklich sein, kämpfen oder trauern. Du musst es nur sagen.“
Ich wische mir die letzten Tränen weg und mir wird klar, dass ich immer noch in seinen Armen bin. Vorsichtig löse ich mich daraus, nur um ihn wieder anzublicken und diesmal bin ich glücklich als ich seine braunen Augen, die Brille und die verstrubbelten Haare sehe.
„Ich hab dir noch nicht gesagt, ob ich mit dir nach Hogsmeade gehe.“, sage ich.
Er blickt mich an, erstaunt. Offensichtlich hat er gedacht, das ist selbstverständlich.
„Und wenn man mal deine Angebereien nimmt, die ganzen kindischen Streiche und die Momente, in denen du so frech warst...“, fange ich an und meine Augen glitzern, als ich sehe, dass er tatsächlich zweifelt, ob ich mit ihm ausgehe.
Ich lächele. „...würde ich wohl mit niemandem auf der Welt lieber hingehen.“
Er wirkt unheimlich erleichtert und zieht mich lachend wieder zu sich. „Danke. Ich glaube, ich bin jetzt der glücklichste Mensch, der je gelebt hat.“
Das kann ich sehr gut verstehen: Mir geht es gerade genauso.
„Obwohl...“, meint James und jetzt ist es wieder an mir, verwundert zu gucken. „es könnte noch besser sein.“ Er grinst. „Wir haben noch was nachzuholen.“
Fast automatisch kommen wir uns wieder näher, und ich weiß worauf er hinauswill. Zentimeter für Zentimeter, immer deutlicher kann ich sein Gesicht sehen, und einen Moment scheint die Welt um mich herum stillzustehen. Ich kann an nichts mehr denken, die Gefühle von vorher sind wie verschwunden und ich sehe nur ihn.
Dann treffen unsere Lippen urplötzlich aufeinander und es fühlt sich gleichzeitig heiß und kalt an. Die Schmetterlinge in meinem Bauch, die seit er mir gesagt hat, dass er mich liebt, immer mehr geworden sind, flattern wie wild umher. Ich verschränke meine Arme hinter seinem Nacken und er umfasst sanft meine Taille, während ich spüre, wie seine Lippen über meine gleiten und seine Zunge meine umspielt, als er den Kuss vertieft. Es ist schöner, als ich es je zu träumen gewagt hatte; ich könnte ewig hier stehen und ihn küssen, so ein wunderbares Kribbeln habe ich im Bauch.
Ich weiß nicht, wie lange wir da unter der Buche gestanden und uns geküsst haben, aber nach endlosen Minuten lösen wir uns schließlich voneinander und bleiben ein paar Zentimeter von einander stehen.
„Wow.“, sagt er nur leise und ich weiß, was er meint. James Potter hat mich gerade geküsst, dass wäre sowohl vor ein paar Monaten als auch gestern noch unmöglich erschienen. Hey, Moment mal, der Sinn dieser Worte ist tatsächlich unfassbar: Ich wiederhole, James Potter hat mich geküsst und ich habe tatsächlich ihn geküsst. Das klingt gleichzeitig verrückt und wundervoll.
Ich blicke ihn an und muss grinsen, als er den Kopf senkt, scheinbar verlegen. ‚Wie süß.’, denke ich. ‚Früher war er doch immer so selbstverliebt und jetzt ist er ganz schüchtern.’
Ich überlege, ob mich das jetzt überhaupt gestört hätte, wenn er so ist, und komme zu dem Schluss, das es nicht so wäre. Im Moment liebe einfach alles an ihm und das wird wahrscheinlich immer so sein. Ich hab es nur sehr spät gemerkt.
„Es vergeht wohl kein Tag, an dem du nicht mit irgendeinem Mädchen rumknutschst, oder?“, sage ich und er sieht schuldbewusst drein.
„Sorry, wenn’s dich gestört hat.“, murmelt er, aber ich lache und er stimmt mit ein. Es ist toll hier mit ihm zu stehen, sein unwiderstehliches Lachen zu hören und ihn ansehen zu können, ohne dass es weh tut.
Lange Zeit stehen wir einfach nur da und schauen uns an.
„Ähm... Wollen wir zum Schloss gehen?“, fragt James irgendwann und erst jetzt wird mir klar, dass es schon dunkel ist und sehr spät sein muss.
Ich nicke und als wäre es selbstverständlich legt er einen Arm um mich, sodass mir ein kalter Schauder über den Rücken läuft, ein angenehmer Schauder, wie ich finde.
Ich lächele ihn an, während wir langsam um den See gehen, und ich kann schlecht sagen, wer glücklicher aussieht.
Wir reden nicht, sondern genießen einfach die Zweisamkeit, auch wenn wir schon fast am Portal angekommen sind. Zwischendurch muss ich ihn immer wieder küssen, und ihm geht es wohl genauso. Nach einem weiteren langen Kuss auf den Mund, lege ich meinen Kopf an seine Brust und schließe die Augen. Immer noch habe ich ein tolles Gefühl in der Magengegend, und als ich ihn neben mir spüre und seinen wundervollen Geruch einatme, ist es stärker denn je. Er streichelt mir sachte über die Wange und spielt mit meinen Haaren und ich genieße es aus vollen Zügen
„Lily?“, fragt er mich nach einiger Zeit.
„Ja?“
„Bist du glücklich?“
Ich öffne die Augen. „Ja. Glücklicher als jemals zuvor.“, antworte ich und wuschele ihm ebenfalls durch die Haare.
Er schaut mich empört an, normalerweise macht James das selber immer, aber dann lacht er wieder und auch ich muss lächeln.
Ich kann das Gefühl nicht gut beschreiben, aber bei ihm fühle ich mich wirklich glücklich, fröhlich, geborgen. Und der schönste Gedanke, der mir kommt als wir durch das Portal gehen, ist dass ich nie wieder darauf verzichten muss. Er hat es selbst gesagt, wir können für immer zusammen sein, egal was ich vorher gedacht habe.
Das schlimme Gefühl der letzten Wochen, das wohl auch er gespürt haben muss, ist jetzt ganz verschwunden, es ist als könnte jetzt nichts mehr schief gehen: Es ist nicht zu spät, und das ist alles, was zählt.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Kitschig, was? Ich mag's ehrlich gesagt nicht, aber jedem das seine. :wink:
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Beitragvon Pegs » Do 05 Jul, 2007 16:12

heyhey!
Und was für ein guter Autor du bist!
Ich find das immer total toll wenns jemand schafft die Gefühle von Leuten so real zu schildern....
Und ich weiß nicht was du gegen das Ende hast :D Ist doch toll!!
*Spamqueen*

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Beitragvon WhiteRoseofDarkness » Do 05 Jul, 2007 18:20

Hi!
Ich finds auch total süß!
Wenn ich zeit hab werde ich wohl noch einige Lily/James Geschichten lesen!
Deine is ja wirklich süß!
LG Rose
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Beitragvon Leia » Do 05 Jul, 2007 20:24

Hey, wirklich toll geschrieben...
zur ner Lily und James FF gehört einfach nen bisschen Kitsch... :wink:
Du kannst w irklich gut schreiben...
Hast du vor noch eine Andere FF zu schreiben??
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Beitragvon WhiteRoseofDarkness » Do 05 Jul, 2007 21:45

Leia hat geschrieben:Hast du vor noch eine Andere FF zu schreiben??

Ohja die Frage hab ich vergessen, wenn ja dann musst du sie ganz umbedingt posten!

Lg Elli
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Beitragvon L.E. » Fr 06 Jul, 2007 11:05

Na, das ging schnell, ich hätte nicht damit gerechnet, so schnell so viele Reviews zu kriegen - danke ihr süßen! *euch alle knuddel*

@Thesa
Ich mag’s halt nicht, aber toll dass es dir gefällt. Bin immer ein bisschen selbstkritisch, weißt du... da find ich’s schön, wenn man ein bisschen Lob kriegt, ausgerechnet wegen den Gefühlen und dem Ende... *gerührt bin* Dankeschön!

@Elli (Darf ich dich so nennen?)
Ja, Lily/James-FFs finde ich auch super süß – liegt vielleicht an den beiden, da kann man eigentlich immer ein bisschen übertreiben mit happy End und so... Freut mich zu hören, dass meine dieses Niveau auch erreicht hat! *lach*
Thanks for your nice review! ;)

@Leia
Schon wieder Lob! :oops: Danke, dass du findest ich kann gut schreiben, dass ist echt lieb!
Und ja, ich hab auch andere FFs, eine Songfic und eine noch nicht beendete, aber ich weiß nicht ganz, ob ich sie posten soll... Mit der hier ist es was anderes, ich mag das Thema und die Idee eigentlich, aber die lange ist einfach – ach ich weiß nicht, ich schau mal.
Die Songfic poste ich vielleicht, aber ich kann nur sagen das wird noch mehr Kitsch als dieser Two-Shots. :mrgreen:

Würde mich dann aber freuen, wenn ein paar von euch auch da reviewen, ich muss mal gucken, wann ich die hier reinkriege...

LG Kathi
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Beitragvon Anna Valerious » Fr 06 Jul, 2007 14:02

ich finde kitschige sachen toll^^ ud ehrlich gesagt finde ich es gar nicht so kitschig^^ Lilys gefühle kommen wirklich gut rüber. Man kann sehr gut mit ihr mitfühlen^^ Du weißt wie man spannung aufbaut und sie aufrecht erhält, das ist sehr gut^^ So bringt man die Leute dazu, weiterzulesen^^ um ehrlich zu sein finde ich es schade, dass die ff schon rum ist^^ hoffentlich schreibst du irgendwann nochmal eine über Lily und James :wink: Dann werde ch sie auf jeden Fall lesen :wink:

lg. Anna
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Beitragvon L.E. » Mo 09 Jul, 2007 12:19

@Anna
Jaa, Kitsch ist toll und ich kann nix anderes schreiben^^.
Danke dir für das Lob, ich hoffe wenn ich etwas anderes hier reinstelle kann ich auf Kommis von dir hoffen.
Ich schreib übrigens nur Lily/James, von daher wirst du vielleicht nicht lange warten müssen.
Nochmal danke fürs Review!

Bye,
L.E.
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Beitragvon Lilith » Do 19 Jul, 2007 22:23

Kathi, das ist echt total schön!

Die Gefühle von Lily, wow, duuh hast sie echt gut rübergebracht!

Das ist echt eine der schönsten Geschichten über Lily und James (ich liebe die beiden :mrgreen: ) gewesen, die ich gelesen habe!

Duuh kannst echt gut schreiben!

Würde mich echt über mehr freuen, diese Geschichte hat mich total gefesselt, hätte am liebsten gar nüscht mehr aufgehört zu lesen!

Liebe Grüße,
dein pinkes Gummibärchen Mandy ^^ *knuddal*
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Beitragvon L.E. » Sa 25 Aug, 2007 13:33

Okay, das Review ist was her, aber trotzdem...

MANDY!!! *kreisch*
Ich kann's nicht fassen, dass das ausgerechnet von dir kommt, ausgerechnet die, die einen der schönsten G/H-Oneshots gepostet hat, den ich lesen durfte! :shock:
Danke, danke, danke, ich kann es nicht oft genug sagen, dass dich dieser kleine, dumme Oneshot gefesselt hat und du ihn für eine schöne Geschochte hältst ist einfach... Wow.

Falls es dich interessiert (oder irgendwen anders), ich habe vor, einen weiteren Oneshot reinzustellen, morgen vielleicht oder heute, wenn's klappt, halte einfach Ausschau danach. ;-)

Danke nochmal *re knuddal*
Kathi
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Beitragvon Lily Granger » Fr 16 Nov, 2007 21:58

Toll wie du Lilys Gefühle beschreibst...
Und das Ende war auch total genial!!!

Das hat mir auch gut gefallen
„Und wenn man mal deine Angebereien nimmt, die ganzen kindischen Streiche und die Momente, in denen du so frech warst...“, fange ich an und meine Augen glitzern, als ich sehe, dass er tatsächlich zweifelt, ob ich mit ihm ausgehe.
Ich lächele. „...würde ich wohl mit niemandem auf der Welt lieber hingehen.“


Und dass
Ich öffne die Augen. „Ja. Glücklicher als jemals zuvor.“, antworte ich und wuschele ihm ebenfalls durch die Haare.
Er schaut mich empört an, normalerweise macht James das selber immer, aber dann lacht er wieder und auch ich muss lächeln.
Bild

~Sag mir dass du mich hasst,denn es ist besser wenn du mich hasst als wenn ich dir egal bin!!~