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[HP] Nur eine Geschichte... [Oneshot]

Krummbein_86
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[HP] Nur eine Geschichte... [Oneshot]

Beitragvon Krummbein_86 » So 05 Jul, 2009 16:48

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Disclaimer:
Die Orte und Figuren gehören JK Rowling, die diese Welt der Magie erschaffen hat.
Diese Geschichte ist frei erfunden und dient nur der Unterhaltung!



200 Jahre sind seit dem großen Krieg vergangen. Doch nichts ist so, wie es sein sollte, irgendetwas ist gewaltig schief gegangen:
Niemand erinnert sich mehr an den großen Krieg, niemand erinnert sich mehr an Lord Voldemort, niemand weiß, dass es in England einst eine Schule für Hexerei und Zauberei gegeben hat... und niemand kennt mehr die Geschichte des Jungen, der überlebte.


Autorin: Krummbein_86

Genre: Drama

Altersbeschränkung: ab 12

Hauptcharakter: Wir nicht offenbart, um die Spannung aufrecht zu erhalten

Cover: Krummbein_86

Krummbein_86
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Beitragvon Krummbein_86 » So 05 Jul, 2009 16:48

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Die Luft war heiß und drückend und die dichten Rauchschwaden hingen so tief im Raum, dass es für jeden Neuankömmling schon fast ein Ding der Unmöglichkeit war, auch nur ein einziges, bekanntes Gesicht zu erkennen. Ohnehin wäre es schwer gewesen, hier überhaupt noch einen freien Platz zu finden, denn an diesem, wie an jedem anderen Abend auch, war der Pub vollkommen überfüllt und die Wahrscheinlichkeit, niemandem auf die Füße zu treten, war ungefähr so groß, wie den Jackpot im Lotto zu gewinnen.
Die meisten hier waren Stammgäste. Sie kamen, wie auch heute, jeden Freitag, manche sogar jeden Tag, hierher um sich ein wenig von ihrer Arbeit abzulenken, ihre Freunde zu treffen, oder sich einfach in einer mehr oder weniger stillen Ecke zu besaufen.
Und doch kamen immer wieder neue Menschen hierher. Sie hatten von Bekannten oder entfernten Verwandten von diesem Pub gehört, und von den ungewöhnlichen, wenn nicht sogar schon legendären Geschichten, die diesen Ort umgaben. Allein ihn zu finden galt als schwieriges, wenn nicht gar unmögliches Unterfangen. Er lag fern ab des Weges und wurde von einer Reihe starker Zauber verborgen, und nur, wer wusste, wo man danach suchen musste, konnte ihn finden.
Der junge Mann, dem der Pub gehörte, hatte ihn von seinem Vater geerbt, dieser wiederum von seinem Vater und so zog sich das durch mehrere Generation bis hin zu einer alten Frau, die ihrem Neffen an seinem siebzehnten Geburtstag dass Lokal hinterließ und daraufhin spurlos verschwand.
Das war inzwischen über 200 Jahre her und kaum einer konnte überhaupt noch etwas von der ganzen Geschichte erzählen. Und doch galt die Frau in diesen Kreisen als verrückt, denn das Wenige, das noch von damals im Umlauf war, war einfach nur lächerlich. Aber man konnte dennoch nicht ignorieren, dass zumindest ein Teil davon stimmen musste, denn man konnte sich kaum einen anderen Grund vorstellen, der das Verbergen des Pubs erklären könnte.
Immer wieder erzählte der Wirt, dass dieser Pub ursprünglich ein wenig beliebter Ort gewesen war, jedenfalls für die gewöhnlichen Hexen und Zauberer der Gegend. Hier waren düsterere Gestalten ein- und ausgegangen und der mürrische alte Wirt, der damals, vor so langer Zeit dieses Wirtshaus betrieb, war scheinbar nicht versessen darauf gewesen, das zu ändern.
Die Geschichte, oder besser Legende, wie man sie inzwischen wohl eher nennen sollte, handelte auch von einem zweiten Laden, der ebenfalls hier in der Nähe gestanden haben soll. Zusammen mit einer Hand voll magischer Geschäfte und einigen von Hexen und Zauberern bewohnten Häusern entstand ein kleines Dorf namens 'Hogsmeade'.
“Hogsmeade?”, rief einer dazwischen. “Was soll das denn sein?”
Früher oder später war diese Frage immer wieder aufgekommen, wenn der Wirt von den Zeiten seiner Vorfahren berichtete, und dann fing er an ihnen von dem Dorf zu erzählen, dass einst hier gestanden hatte, das Dorf, das eines der wenigen in ganz England gewesen war, dass ausschließlich von Hexen und Zauberern bewohnt worden war. Er erzählte von einem Laden, in dem es die verrücktesten Süßigkeiten gegeben hatte, von ‘Zonkos Scherzartikelladen’ und der ‘Heulenden Hütte’.
Doch es war allen bekannt, dass er selbst nicht an diesen ganzen Unfug glaubte und schon gar nicht an das Gerücht, dass kaum einen Steinwurf von seinem Pub entfern einst eine Schule für Hexerei und Zauberei gestanden haben soll, denn es gab keinen einzigen Beweis dafür, keine Überreste, keine Ruinen, die auch nur andeuten würden, dass es hier einst mehr gab, als den ‘Eberkopf’.
Und doch erzählte er immer wieder gern davon, vor allem, wenn wieder Neulinge in seinen Laden einkehrten. Aber kaum einer hörte noch zu, wenn er gegen Ende von dem sagenumwobenen Bild berichtete, hinter dem sich einst ein geheimer Gang in die Schule verborgen hattte.

Es gab nur eine Person, die wohl noch mehr Aufmerksamkeit erregte, als der Wirt, wenn er wieder mit den Geschichten der alten Rosmerta anfing.
Seinen Namen kannte keiner, und auch sein Gesicht hatte noch nie jemand gesehen. Er war der erste, der jeden Tag den Pub betrat und der letzte, der ihn verließ. Bis auf den Wirt wusste niemand, ob er überhaupt jemals ging. Manch einer vermutete sogar, dass er an seinem Platz in der hintersten und dunkelsten Ecke festgewachsen wäre, denn niemand sah ihn je diesen Ort verlassen.
Und auch jetzt, über 200 Jahre nach Rosmertas Verschwinden, saß er in seiner Ecke, die Kapuze seines Umhangs tief ins Gesicht gezogen, und rauchte seine Pfeife. Niemand wusste, wie alt er war, und keiner konnte sich erklären, warum er jeden einzelnen Tag hier verbrachte ohne mit einer Menschenseele zu sprechen. Eine unheimliche Aura ging von dem Mann aus und keiner wagte es, sich ihm auch nur auf drei Fuß zu nähern. Es war wie ein unausgesprochenes Gesetzt. Aaber natürlich glaubte keiner, dass er seit 200 Jahren hier war, auch wenn es irgendwie zu den Legenden gepasst hätte, die diesen Ort umgaben.

An diesem speziellen, wenn auch bislang nicht weiter ungewöhnlichen Abend, traf wieder einmal eine Gruppe Neulinge im ‘Eberkopf’ ein. Sie hatten von einem entfernten Freund von diesem Ort gehört und, neugierig wie sie nun einmal waren, wollten sie sich das Ganze mal aus der Nähe ansehen.
Sie verbrachten ein paar angenehme Stunden in Gesellschaft der alteingesessenen Gäste und auch als der Pub sich langsam leerte, waren sie noch da und philosophierten über die vielen Vorteile, die es hatte, zu der kleinen Gruppe Zauberer zu gehören.
Es war schon nach zwei, als sie bemerkten, dass ihr Tisch der einzige noch besetzte Platz im Raum war, doch eigentlich war ihnen noch nicht danach, zu gehen. Schließlich wussten sie nicht, wann sie das nächste Mal hierher kommen konnten.
Einer von ihnen, ein junger Zauberer Anfang Zwanzig, bemerkte schließlich den Mann, der einsam und allein in seiner Ecke saß und an dem Feuerwhiskey nippte, den der Wirt einen Moment zuvor vor ihm abgestellt hatte.
“Wer ist das?”, fragte er neugierig in die Runde. Sein Freund, mit dem er hier hergekommen war, zuckte nur mit den Schultern. Er war ebenfalls das Erste mal hier. Die drei Männer, die mit ihnen am Tisch saßen, tauschten hingegen wissende Blick aus, bevor einer von ihnen sich über den Tisch zu ihnen hinüberbeugte: “Keiner weiß genau, wer er ist. Er war schon immer hier und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass er auch in hundert Jahren noch dort in der Ecke sitzt.” Der Mann, Shawn war sein Name, sprach mit leiser, gedämpfter Stimme, als hätte er insgeheim Angst vor dem stillen Mann, der noch nie auch nur ein einziges Wort gesprochen hatte. “Er ist ein Fremder, obwohl er schon immer hier war. Keiner weiß, wer er ist, keiner weiß, wo er herkommt, keiner kennt seine Geschichte. Und niemand wagt es, ihn zu fragen…” Shawn lehnte sich wieder in seinem Stuhl zurück und bestellte einen weiteren Drink. Es war, als ob nichts gewesen wäre. Sein Freund Dean fing an, eine weitere Geschichte von seinem Cousin zu erzählen, der nun schon seit Jahren herauszufinden versuchte, was Deans gut gehütetes Geheimnis war.
“Lenk doch nicht ab.”, funkte der Neuling gleich dazwischen. “Warum fragt ihr ihn nicht einfach?”
Shawn und Dean sahen sich einen Moment lang sehr ernst an bevor sie in schallendes Gelächter ausbrachen. “Ihn fragen? Bist du verrückt?” Dean wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
“Warum? Ich finde nicht, dass er sehr gefährlich aussieht. Ich mein, er ist doch nur ein harmloser alter Mann… was kann da schon passieren?”, fragte der junge Mann ernst.
Darauf wusste Dean im ersten Augenblick keine befriedigende Antwort. Er stotterte eine Weile vor sich hin, von wegen keiner hätte es je gewagt, bevor er erschrocken zu dem Neuen aufschaute, der sich eben von seinem Stuhl erhob. “Was hast du vor?”, fragte er, obwohl er es eigentlich nicht wissen wollte… außerdem konnte er es sich schon denken. “Wag es ja nicht, da rüber zu gehen, hörst du?”, rief er aufgebracht und packte den anderen am Arm.
“Was soll das? Lass mich los…” Der junge Mann riss seinen Arm los und machte einen weiteren Versuch, zu dem ‘Fremden’ in der Ecke zu gelangen. Aber auch Shwan war inzwischen aufgesprungen und stellte sich ihm in den Weg. “Ich bitte dich… lass ihn in Ruhe!”, flüsterte er und warf einen ängstlichen Blick auf den Alten, der in genau diesem Moment den Kopf hob und in seine Richtung starrte.
Doch den Neuen kümmerte das alles nicht. Er zwängte sich an Shawn vorbei und fand schließlich seinen Weg hinüber zu dem alten Mann, der ihn scheinbar aufmerksam musterte, was aber aufgrund der tief hängenden Kapuze kaum zu erkennen war.
Als der Neuling vor dem Alten angekommen war, blieb er abrupt stehen. Er hatte keine Ahnung, was er nun tun sollte. Während seiner letzten Schritte hatte ihn der Mut, der noch kurz zuvor in ihm aufgeflammt war, wieder verlassen. Er war schon drauf und dran, wieder umzukehren und sich geschlagen zu geben, als er plötzlich eine leise Stimme vernahm. Er brauchte einen Augenblick, bis er erkannte, dass diese Stimme von dem verhüllten Mann kam. Und obwohl er wusste, dass es nicht anders sein konnte, wollte er es im ersten Moment nicht glauben. Die Stimme klang nicht alt oder rau, wie er es erwartet hätte. Im Gegenteil, sie schien sanft und verständnisvoll, auch wenn sie ihm einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte. “Was willst du?”
Diese Frage hätte man bei jemand anderen als unfreundlich gedeutet, aber jetzt, hier, in diesem Augenblick, schien sie eine völlig neue Bedeutung zu bekommen. Sie wirkte wie eine Aufforderung, eine Einladung, diesen Mann alles zu fragen, was ihm auf den Herzen lag, so als ob er alles, aber auch wirklich alles wusste, was es auf dieser Welt zu wissen gab.
Der junge Mann konnte sich dieses unbeschreibliche Gefühl von Sicherheit einfach nicht erklären, es war, als ob die Worte des Alten seinen gesamten Körper gefangen nahmen.
“Ich… ich wollte…” Er vermochte es nicht mehr, die Worte auszusprechen, die ihm auf der Zunge lagen. In Gegenwart des Alten schienen sie jegliche Bedeutung verloren zu haben.
“Du möchtest, dass ich dir meine Geschichte erzähle, nicht wahr?”, fragte der Mann mit einer Ruhe in der Stimme, die jeden anderen Laut wie ein ohrenbetäubendes Kreischen erschienen ließ.
Der junge Mann nickte nur, denn er wagte es nicht, die Worte des Mannes durch seine eigenen zu entstellen.
“Nun gut… setz dich.” Der Mann deutete mit einer Hand auf den zweiten Stuhl an seinem Tisch, der über die Jahre wohl noch nie ein Staubtuch aus der Nähe gesehen hatte, so dick lag der feine Staub auf der Sitzfläche. Doch das störte den Anderen in diesem Augenblick überhaupt nicht. Er war noch völlig überwältigt von dem Gedanken, dass sein Gegenüber ihm nun wirklich alles erzählen würde, auch wenn er sich nicht sicher war, ob das, was er gleich zu Hören bekommen würde, der Mühe wert war. Andererseits hatte scheinbar noch kein anderer vor ihm die Geschichte des Alten gehört, und so war es ihm im Prinzip egal, ob das ganze am Ende reiner Humbug war…

“Möchtest du etwas zu trinken?”, fragte der Alte und winkte dem Wirt um ihm zu bedeuten, dass sie ein zweites Glas Feuerwhiskey an diesem Tisch brauchten.
Der Wirt war jedoch noch vollkommen überwältigt von dem, was sich gerade in der hintersten Ecke seines Pubs abspielte, dass es eine Weile brauchte, bis er verstand, was der Mann, der, seit er denken konnte, noch nie ein Wort gesprochen hatte, von ihm wollte. Schließlich stellte er das bestellte Glas und, zur Feier des Tages, eine ganze Flasche seines besten Tropfens vor den beiden ab.
“Wie ist dein Name?”, wollte der Alte als nächstes wissen.
Der junge Mann starrte immer noch etwas fassungslos auf sein Glas, und auch als er schließlich antwortete schaute er nicht auf, er wagte es nicht, den Anderen anzusehen.

“George“, brachte er schließlich hervor.
“Das ist ein großer Name, den du da trägst. Ich hoffe nur, du hast es nicht so faustdick hinter den Ohren, wie der George, den ich einst kannte. Er war ein richtiges Schlitzohr, auch wenn er allein wohl nur die hälfte des Schadens angerichtet hätte… wenn überhaupt. Er und sein Bruder waren einfach unzertrennlich.”
Das bisschen, was George von dem Mund des Fremden sehen konnte, verzog sich zu einem erinnerungsseligen Lächeln. “Also, was möchtest du hören?”, fragte er schließlich, als er bemerkte, dass George immer noch still vor sich hinstarrte.
“Ich- ich weiß nicht recht… ihre Geschichte?” Der junge Mann war immer noch etwas peinlich berührt von dem eben Gesagten und wusste nicht so recht, was er anderes hätte antworten sollen. Er warf einen unsicheren Blick zu seinen Freunden, die ihrerseits sehr ungläubig zu ihnen herüberstarrten.
“Darf ich fragen, warum?”, wollte der Alte nun wissen.
George zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht wirklich, warum er es überhaupt wissen wollte. “Vielleicht, weil hier so ein Geheimnis daraus gemacht wird.”, sagte er schließlich. “Ich bin einfach neugierig.”
Der Alte gab ein kaum hörbares Glucksen von sich, fast so, als wüsste er ganz genau, wovon George sprach.
“Ich werde sie dir erzählen, aber ich erwarte von dir, dass du zuhörst… egal, wie lange es dauern wird, in Ordnung?”
George nickte nur und schaute schließlich zu dem Alten auf. Sein ganzer Körper schien vor Spannung zu vibrieren. Er wartete darauf, dass der andere endlich anfangen würde, aber stattdessen griff der Alte mit der rechten Hand in seinen Umhang, zog einen langen, hölzernen Gegenstand hervor und legte ihn vor sich auf den Tisch.

“Weißt du, was das ist?”, fragte er leise und obwohl George seine Augen immer noch nicht sehen konnte wusste er, dass der Alte ihn mit durchdringendem Blick musterte.
Schließlich schüttelte George den Kopf, obwohl er eine leichte Ahnung hatte, was das Ding, das da so ruhig zwischen ihnen lag, war.
“Das ist ein Zauberstab, einer der wenigen, die noch erhalten sind.”, sagte der Mann leise. “Es ist einer von Ollivander, einem der größten Zauberstabmacher meiner Zeit. Ich weiß noch ganz genau, wie ich an jenem Sommertag seinen Laden betrat…” Einen Moment lang hielt der Alte Inne, bevor er weiter sprach: “Aber die Geschichte, die ich dir erzählen möchte handelt nicht von mir. Ich war nur ein winziger Teil einer Zeit, um die heute keiner mehr weiß.
Damals gab es noch so viele Zauberer und Hexen wie es Muggel gab. Wir hatten ein eigenes Ministerium, eigene Schulen und Geschäfte, wir hatten sogar unseren eigenen Sport. Er wurde auf Besen hoch in der Luft gespielt… das war immer ein Spaß!” Obwohl die Gestalt des Mannes wieder in Dunkelheit gehüllt war, wusste George instinktiv, dass der Alte erneut ein seliges Lächeln aufgesetzt hatte.
“Hast du schon einmal etwas von Lord Voldemort gehört?”, fragte er plötzlich.
“Nein.” George schaute wieder auf sein Glas, an dem er noch nicht einmal genippt hatte, seit sein Gegenüber ihm eingeschenkt hatte.
“Dann weißt du wohl auch nichts von der Prophezeiung der Sibyll Trelawney.”
George schüttelte den Kopf. “Nein.”
“Das ist traurig, sehr traurig…” Die Stimme des Alten klang betrübt und einen Moment lang fürchtete George schon, dass er nicht mehr weiter erzählen würde.
“Nun, ich werde wohl besser am Anfang anfangen.”, sagte er schließlich und füllte sein Glas.
“Vor langer, langer Zeit ging ein Junge namens Tom Riddle nicht weit von hier in eine Schule, die den Namen ‘Hogwarts’ trug und eine der berühmtesten Schulen für Hexerei und Zauberei war. Er war ein Waisenjunge. Seine Mutter, eine Hexe, starb bei seiner Geburt. Sie konnte ihm nur noch seinen Namen geben: Tom Vorlost Riddle.
Dieser gut aussehende, kluge Junge sollte zum bösesten Wesen heranwachsen, das die Zaubererwelt je gesehen hat. Ich sage ‘Wesen’, weil man das, was aus Tom Riddle geworden ist, nicht mehr als Mensch bezeichnen kann. Er war grausam und ohne Gewissen. Er tötete tausende und abertausende von Menschen, folterte seine Widersacher und brachte Terror über unsere Welt.
Eines Nachts erfuhr er durch einen seiner Gefolgsleute, dass es eine Prophezeiung gab, eine Prophezeiung, welche die Geburt eines Jungen vorhersagte, der ihm ebenbürtig sein würde, die Geburt des Jungen, der ihn würde vernichten können.
Wie alle, die über scheinbar unbegrenzte Macht verfügen, wollte auch Voldemort diese Macht nicht verlieren und so machte er sich auf, den Jungen zu töten.
Doch er kannte nicht den gesamten Inhalt der Prophezeiung und so wurde ihm der Angriff zum Verhängnis. Der Fluch, der jeden, der von ihm getroffen wird, auf der Stelle tötet, wurde auf ihn selbst zurückgeworfen. Voldemort wurde vernichtet und der Junge, der in dieser Nacht eigentlich hätte sterben sollen, hatte nichts weiter als eine blitzförmige Narbe davongetragen.
Über Nacht wurde Harry Potter zu einer Berühmtheit.
Doch er war kaum ein Jahr alt, ein Baby, das in jener Nacht beide Eltern an Voldemort verloren hatte und nun zu einem Leben bei seiner Muggeltante und ihrer Familie verdammt war.”
George starrte den Alten ungläubig an. Das ganze schien so kurios, so unwahrscheinlich, dass er schon gewillt war, aufzustehen und den anderen einfach sitzen zulassen. Und doch war er noch nie so erpicht darauf gewesen, mehr zu hören. “Aber… ich meine… ein Fluch, der töten kann? Wie soll dass denn funktionieren?”, fragte er schließlich.
“Du vergisst, dass wir damals noch viele waren… und beinahe jeder von uns besaß einen Zauberstab. Mit diesem magischen Gegenstand konnten wir weitaus grausamere Dinge bewerkstelligen, als nur zu töten. Das bisschen Magie, das den wenigen Hexen und Zauberern von heute noch geblieben ist, ist nur ein kleiner, halb verrotteter Überrest von dem, was einst so vielen von uns innewohnte.”
Der Alte atmete einmal tief durch und nahm einen Schluck von seinem Feuerwhiskey.
“Harrys Kindheit war eine grausame Zeit. Er wurde von seinem Cousin verprügelt, von Tante und Onkel schikaniert und obendrein passierten in seiner Nähe immer wieder merkwürdige Dinge. Er wusste nicht, dass er ein Zauberer war, und er hatte auch keinen blassen Schimmer davon, dass er in der Welt der Zauberer, der Welt, in die er eigentlich gehörte, eine Berühmtheit war. Er wusste nicht, wer er war.”
Es herrschte eine Weile Stille und George konnte hören, dass seine Freunde sich inzwischen wieder ihren Drinks zugewandt hatten und sich über völlig belanglose Dinge unterhielten.
“Doch das alles sollte sich am Tag seines 11. Geburtstages ändern. Schon Tage vorher fand ein roter Umschlag mit den Worten ‘An Mr. Harry Potter, Der Besenschrank unter der Treppe, Ligusterweg Nr. 4, Little Whinging, Surrey’ seinen Weg in das Haus der Familie Dursley.
Aber Harry bekam den Brief nicht zu lesen, sein Onkel riss ihn an sich und vernichtete ihn.
Mehr und immer mehr Briefe folgten auf diesen ersten, und am Ende ergriff sein Onkel samt Familie und Harry im Schlepptau die Flucht. Er wusste allerdings nicht, dass er den Briefen niemals entkommen würde. Dann, an Harrys Geburtstag, dem 31. Juli, um Punkt Mitternacht, brach ein riesiger Kerl durch die hölzerne Tür der kleinen Hütte, in der sie sich versteckt hielten. Und von da an lernte Harry das Leben in der Zaubererwelt kennen… er lernte sein wahres Leben kennen.”
Der Alte fing an, von der Winkelgasse zu erzählen, vom Hogwartsexpress, der jedes Jahr am 1. September die Schüler nach Hogsmeade brachte, von dem großen Fest, dass zu Beginn jeden Schuljahres gefeiert wurde. Er berichtete von den vier Häusern Gryffindor, Ravenclaw, Hufflepuff und Slytherin, und wie die neuen Schüler vom sprechenden Hut auf diese Häuser verteilt wurden.
George war so fasziniert von der Welt, die durch die Worte des Alten in seinen Gedanken zum Leben erweckt wurde, dass er gar nicht bemerkte, wie die Zeit verging. Er bekam nicht mit, wie der Wirt die vier anderen aus dem Pub hinaus geleitete und die Tür hinter ihnen verriegelte, noch, dass er ihnen eine weitere Flasche Whiskey auf den Tisch stellte, bevor die Fackeln erloschen und die einzige noch verbliebene Lichtquelle die Kerze war, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand und langsam herunterbrannte.
Bei dem Bericht über das Trimagische Tunier und Voldemorts Rückkehr auf dem dunklen Friedhof war George beinahe das Herz stehen geblieben und er bemerkte, dass seine Hände angefangen hatten, zu zittern.

“Nach Sirius Tod erfuhr er dann von der Prophezeiung, der Prophezeiung, die schon 15 Jahre zuvor sein Schicksal besiegelte.

»Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran jenen
geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte
Monat stirbt. Und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen
kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt
und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben,
während der Andere überlebt. Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu
besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt.«

Im darauf folgenden Jahr begaben sich Harry und Dumbledore auf eine lange Reise durch Tom Riddles Leben und auf die Suche nach den Teilen seiner Seele. Du musst wissen, George, dass Voldemort, in dem tiefen Wunsch, unsterblich zu werden, seine Seele in sieben Teile gespalten hat, und nur, wenn die anderen Teile zerstört waren, konnte Voldemort endgültig vernichtet werden.
Doch Dumbledore starb, getötet von dem Mann, den er am meisten vertraute: Severus Snape.
Sein letztes Schuljahr verbrachten Harry, Ron und Hermine nicht in der Schule, sondern auf der Suche nach den letzten Horcruxen und so unwahrscheinlich es auch klingen mag, es gelang ihnen, sie alle zu finden und zu vernichten. Aber Harry musste am Ende erkennen, dass ein Teil von Voldemorts Seele in jener Nacht, in der seine Eltern ermordet wurden, auf ihn übergegangen war. Er selbst war ein Horcrux, er selbst musste sterben, damit Voldemort vernichtet werden konnte.”
George schlug sich die Hand vor den Mund um nicht laut aufzuschreien. Er war so gebannt von der Geschichte, dass er schon fast das Gefühl hatte, wirklich dabei gewesen zu sein…
“Doch Harry Potter starb nicht. Das Bruchstück von Voldemorts Seele, das beinahe sein ganzes Leben lang ein Teil von ihm gewesen war, wurde zerstört und mit ihm das letzte Hindernis, das zwischen Harry und Voldemorts Vernichtung gestanden hatte.”
“Und dann?”, fragte George aufgeregt. “Was passierte dann?”
“Es ist alles schief gegangen…” Der Alte schüttelte traurig den Kopf, als könnte er auch heute noch nicht fassen, was damals geschehen war.
“Was-was meinen Sie damit?” George konnte sich einfach nicht vorstellen, dass diese Geschichte kein gutes Ende nahm, schließlich gab es Voldemort nicht mehr, wenn er denn wirklich jemals existiert hatte.
“Schau dich doch um George. Sieh dich um und sag mir, ob irgendetwas noch an einen glorreichen Sieg erinnert.”
George hob unverwandt den Kopf und warf einen unsicheren Blick durch das dunkle, verlassene Lokal.
“Glaubst du nicht, dass man heute noch voll stolz von jenem Tag erzählen würde, wären wir als Sieger hervorgegangen?”
“Aber… aber wie-”
“Wir kannten nicht die ganze Wahrheit! Wir konnten nicht einmal erahnen, was geschehen würde, wenn die Prophezeiung ihre Erfüllung findet. Wir konnten es einfach nicht wissen…”
Stille legte sich ein weiteres Mal über den Raum. Es mochten inzwischen Stunden, wenn nicht sogar Tage vergangen sein, seit der Alte angefangen hatte zu erzählen. Die Welt hätte um sie herum untergehen können, George hätte nichts davon mitbekommen.
“In dem Augenblick, in dem Voldemorts Fluch auf ihn zurück fiel und er endgültig seinem Schicksal erlag, versank die Welt in tiefster Dunkelheit. Es war, als ob eine Welle der Verzweiflung über uns hereinbrach und alles verschlang, was ihr im Wege war.
Und dann stand er da, allein, mitten im Nirgendwo, auf einem einsamen, verlassenen Hügel. Er wusste weder, wo er war, noch, wie er dorthin gekommen war. Das letzte, an das er sich erinnerte, war der gleißende Lichtstrahl, der Voldemorts Untergang bedeutete.
Er rief nach seinen Freunden, seinen Verbündeten, doch niemand hörte ihn, niemand antwortete.
Er machte sich keine weiteren Gedanken darüber, schließlich war er schon einmal ohne es zu wissen mit einem Portschlüssel gereist, auch wenn er sich in diesem Augenblick beim besten Willen nicht vorstellen konnte, wie das in dieser Situation hätte funktionieren können.
Er machte einen entschlossenen Schritt nach vorn um nach Hogsmeade zu apparieren, doch stattdessen landete er neben einem alten, verlotterten Pub. Er erkannte den Eberkopf, in dem auch wir in diesem Augenblick sitzen, doch er konnte nicht verstehen, warum er den Rest des Dorfes nicht sehen konnte.
Eine merkwürdige Ahnung machte sich in ihm breit, doch er war nicht bereit, sie überhaupt in betracht zu ziehen. Kurz entschlossen machte er einen weiteren Schritt und verschwand zum Fuchsbau, dem Ort, an dem für ihn das Glück zu Hause war.
Er landete auf einer leeren Wiese. Doch die Umgebung kam ihm mehr als bekannt vor, er wusste, dass er nicht am falschen Ort gelandet war, er war beim Fuchsbau angekommen, nur, dass der Fuchsbau nicht mehr existierte…
Plötzlich erkannte er, dass der Hügel, auf der er sich direkt nach dem Kampf wieder gefunden hatte, nicht irgendein verlassener Hügel gewesen war - es war Hogwarts, oder wenigstens der Ort, an dem Hogwarts einst gestanden hatte.
Die Wahrheit traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er war allein. Harry Potter, der Junge, der überlebte, war völlig allein.”
George hatte gar nicht gemerkt, wie ihm bei diesen Worten die Tränen über die Wangen gelaufen waren. Eilig wischte er sie weg, in der Hoffnung, dass der Alte nichts von seiner Schwäche gemerkt hatte.
“Es stellte sich schließlich heraus, dass er nicht ganz so allein war, wie er sich in diesem Moment fühlte, es gab immer noch Hexen und Zauberer auf dieser Welt, aber nur sehr, sehr wenige. Und mit den magischen Orten, die von einer Sekunde auf die andere verschwunden waren, starb unser Wissen, unsere Geschichte, unser Vermächtnis... unsere Welt.
Das bisschen Magie, das heute noch existiert, ist die einzige Erinnerung, die wir noch haben, der einzige Beweis dafür, dass es uns immer noch gibt.”
Der Alte griff nach seinem Glas und trank den letzten Rest in einem Zug leer. Als er es wieder abstellte, schien es, als wäre eine schwere Last von seinen Schultern genommen worden.
“Es wird Zeit.”, sagte er schließlich und machte Anstalten, sich von seinem Platz zu erheben.
“Was? Wo wollen Sie denn hin? Ich hab doch noch so viele Fragen! Was passierte mit Ron und Hermine? Und warum-”
“Es spielt keine Rolle, was mit ihnen passierte, und ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht. Ich weiß nur, dass sie jemandem sehr gefehlt haben… dass sie ihm immer noch sehr fehlen!”
George wusste im ersten Moment nicht, was er darauf antworten sollte. Aber eine letzte Frage brannte ihm noch auf der Zunge: “Wer sind Sie?”
Der Alte antwortete nicht gleich. Er schien darüber nachdenken zu müssen, als wäre es eine besonders knifflige Aufgabe, eine passende Antwort darauf zu finden.
“Woher wissen Sie so viel über das, was damals geschehen ist?”
“Weil ich dort war!”
George starrte den Alten fassungslos an. “Unmöglich!”
Der andere schüttelte den Kopf. “Nein… leider nicht.” Er seufzte tief, als ob er nicht wüsste, was als nächstes zu tun war.
“Was glaubst du geschah mit dem Jungen, der mit einem Mal erkennen musste, dass alles, wofür er gekämpft hatte, dass all jene, die er doch so sehr liebte, für immer verloren waren? Was glaubst du, warum er plötzlich ganz allein auf der Wiese stand, auf der noch Augenblick zuvor die ehrwürdigen Mauern von Hogwarts gestanden hatten?
‘Keiner kann Leben, während der Andere überlebt.’ Und der Junge musste erkennen, dass noch etwas anderes in diesen Zeilen lag. Harry Potter musste erkennen, dass der Moment, in dem er Voldemort endgültig vernichtete, ihn unsterblich machte, verdammt zu einem ewigen Leben der Einsamkeit.”
“Das heißt… h-heißt das… Sie sind…” George starrte den Alten ungläubig an.
Anstatt auf die unausgesprochene Frage zu antworten, zog sich der Alte langsam die Kapuze vom Kopf. Darunter kam ein wuscheliger, schwarzer Haarschopf zum Vorschein und endlich konnte George das Gesichte des Mannes erkennen, das die ganze Zeit über im Schatten der Kapuze gelegen hatte. Beinahe hätte er vor Überraschung laut aufgeschrieen, aber kein Laut kam ihm über die Lippen, als hätte ihm die plötzliche Erkenntnis die Stimme genommen.
Der Mann, der ihm die ganze Zeit gegenüber gesessen hatte, war nich alt, im Gegenteil, er schien noch nicht einmal Zwanzig zu sein. Und doch lag so viel Weisheit in seinen traurigen, grünen Augen, als würde er schon seit Anbeginn der Zeit auf dieser Erde verweilen. Und dann sah er sie: Für einen kurzen Augenblick konnte er die blitzförmige Narbe auf der Stirn des Jungen erkennen, die Narbe, die Lord Voldemort vor über zweihundert Jahren hinterlassen hatte.

Lycidia
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Beitragvon Lycidia » So 05 Jul, 2009 19:22

Wow, ich bin sprachlos! Super geschrieben und auch von der Handlung her super. Is hat mal ganz was anderes.
Echt coole Idee zwar traurig aber echt gut.
Nur eine Frage: Wieso sind die ganzen magischen Orte verschwunden und haben die Hexen und Zauberer gleich einen großteil ihrer Kräfte verloren oder erst im Laufe der Generationen. Weil dann hätten sie das Wissen ja weiter geben können..
El sueño de la razón produce monstruos

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Ashlyn
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Beitragvon Ashlyn » So 05 Jul, 2009 23:58

Meine Güte ist das traurig. :(
Kein Hogwarts, kein Hogsmeade.
Ich bin wirklich zu Tränen gerührt..

Wirklich super geschrieben..
Das ist wirklich etwas völlig anderes.

Und irgendwie mit der Prophezeiung auch logisch
vollziehbar..
Deep into that darkness peering, long I stood there wondering, fearing | Doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before | But the silence was unbroken, and the darkness gave no token [...] | poe (the raven)

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Beitragvon snitchet » So 19 Jul, 2009 22:30

Gratuliere zu dieser wirklich tollen Geschichte!!!!
Super Idee! Sehr schön, stimmungsvoll und spannend geschrieben.

Und eine völlig neue Interpretation der Prophezeihung!
Gefällt mir ausgesprochen gut - auch wenn es eine traurige Geschichte ist
Meine Hochachtung!
:anbet:
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>> Stolze Hogwarts-Schülerin - mit gelb im Wappen und lila im Herzen !!! <<

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