Gänseblümchen
Verzweifelt vergrabe ich mein Gesicht in den dreckigen Händen, die ich zuvor auf den schlammigen Boden gestützt habe, als mein Blick durch die zitternden, gespreizten Finger etwas entdeckt. Ganz einsam – verlassen wie ich es bin – steht sie da, die kleine Blume, die mir ihr trotziges Gelb, das von weißen Blütenblättern umfasst ist, geradezu in meine ohnehin schon tränenden Augen reibt. Ich beginne zu fluchen, schreie das gehässige Ding an, wende mich hastig ab – kann der unschuldigen Miene des Gänseblümchens nicht Stand halten, breche unter dem Spott zusammen, den es mir entgegenbringt. Zusammengekauert, den Kopf zwischen die schmutzigen Knie geklemmt, wippe ich auf und ab, summe leise ein Lied, das mir noch aus dem frühen Kindesalter bekannt ist, werde lauter, hektischer, versuche das grölende Gelächter des Blümchens zu überstimmen, scheitere wutentbrannt und springe auf, um im selben Moment dem Hohn des so zarten Wesens zu Opfer und mit den Knien voran auf den Boden zu fallen. Schluchzend beuge ich meinen Kopf vornüber, so weit, bis meine Stirn den nasskalten Boden berührt. Hilflos. Und so fange ich an zu bitten, zu betteln, dass es mich doch in meinem Schmerz allein lassen solle, dass es – ich werde laut – verflucht noch mal stillschweigen solle. Doch als wäre meine Bitte ohne Bedeutung heuchelt mit das Ding seine Zustimmung vor, wippt sanft im Wind, nickt mir mit seinem hübschen Köpfchen zu, bevor es im nächsten Moment ihren Namen zu kreischen beginnt. So schön und zart diese Blume doch auf den ersten Blick scheint, so schwarz und verdorben ist sie in ihrem Inneren. Für dieses Schauspiel, diese Maskerade spucke ich vor sie auf den Boden, wie ich es auch mit ihr gemacht habe, als ich ihr wahres Gesicht erkannte. Aufgelöst reiße ich den Kopf in die Höhe, will nicht länger in dieser unterwürfigen Position verharren, die es diesem Wesen gewidmet nicht ansatzweise wert war. Kleine Schlammbrocken schleudern auf, haben meine Haare verklebt, mein Gesicht verschmiert und zu einer hässlichen Fratze verzogen. Meine Worte schlugen auf die Pflanze ein, hämmerten fester, härter, schneller, bis ich in unkontrollierter Raserei nach vorne schnelle, den Stiel des Blümchens zerreiße, um sie fest in meinen Händen zu halten. Meine Lippen ziehen sich zu einem hässlichen Lächeln, als ich beschließe meine Qualen mit dem Wesen zu teilen und so kräftig am ersten Blättchen ziehe.
„Sie liebt mich.“
Das weiße, zerdrückte Blütenblatt fällt schwer zu Boden, da habe ich das nächste schon gegriffen, zerre an ihm – ein Hauch von Genugtuung spiegelt sich in meinen Augen, weicht jedoch sofort wieder aus diesen, als ich meinen nächsten Satz spreche.
„Sie liebt mich nicht.“
Leise singt es meine Worte nach. Mein Blick verfinstert sich, stark und gleichmäßig pocht die Wut neben dem Schlage meines Herzens auf. Ungeduldig, hektisch rupfe ich das nächste Blatt vom sonnengelben Herzen fort, zerfledere, zertrenne die Folgenden.
„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht.“
Ich treibe das Spiel weiter, setze meine Rache fort. So wie sie mein Herz zerfetzt hat, so zerfetze ich nun das Blümchen. Werde nicht aufhören, bis es zerpflückt auf dem Boden liegt, zerteilt, zerstreut.
„Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht...“
Die sanfte Stimme des Gänseblümchens unterbricht mich, übernimmt mein Sprechen, zerpflückt, zerteilt, zerstreut mein Herz über den Boden, wirft die Stücke seinen Blättern nach.
„Sie liebt dich nicht. Sie liebt ihn. Sie liebt dich nicht. Sie liebt ihn, sie liebt ihn...“
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Um wenn es jetzt genau geht und wer die anderen sind könnt ihr selbst hineininterpretieren, gemeint sind aber als Sie: Lilly und der andere (ihn): James, aus der Ich Sicht von Sirius
Wenn ihr aber andere Personen hineininterpretiert mir auch recht.
Hoffe sie gefällt euch und hoffe ein paar Reviews zu bekommen
Lg Elli