Hallo zusammen,
es ist schon eine ganze Weile her, seit ich das letzte Mal einen Beitrag für unsere Bibliothek geleistet habe. Wird also endlich Zeit das ich meine grauen Zellen wieder etwas Bewegung verschaffe.
+++ Spoiler Warnung +++
Die folgende Fan Fiction spielt zeitlich nach dem siebten Band von Harry Potter. Wer das Buch also noch lesen und Nichts vorher verraten haben möchte, sollte an genau diesem Punkt den Threat verlassen.
Alle Anderen lade ich ein, mit mir in Elinores Leben einzutauchen, in einer Zeit die etwa 10 Jahre nach dem Tot von "der dessen Name nicht genannt werden darf" spielt. Ich bitte natürlich um ehrlich gemeinte Kritik, ich bin nicht immer selber von dem überzeugt was ich schreibe und wie ich es schreibe, also schont mich nicht .
Nachtrag:
Die Rechte an den bekannten Figuren (außer den von mir Erfundenen) und Orten gehören J.K. Rowlings. Ich leihe sie mir nur aus, um meine eigene Geschichte mit mehr Leben zu füllen.
Kapitel 1, der Traum
Ein kalter Dezembermorgen empfing Severus, als er die Tür seines Hauses leise hinter sich schloss. Er hatte sich vorsorglich in einen warmen Winterumhang gekleidet, doch der kalte Wind, der ihm ins Gesicht wehte, lies ihn frösteln. Es hatte über Nacht noch einmal angefangen zu schneien und eine unberührte weiße Schneeschicht, glitzerte in der aufgehenden Sonne. Severus vergrub die Hände in den Taschen seines Umhanges, und das obwohl er gefütterte Drachenlederhandschuhe trug. Je schneller er sich auf den Weg machte, desto eher war er wieder zurück, dachte er. Er sah grimmig in den Himmel hinauf, dann machte er sich auf den Weg.
Schnellen Schrittes überquerte er den Hof, in des dessen Zentrum, auf der zugeschneiten Wiese, ihn ein Schneemann aus schwarzen Augen ansah. Seine Karottennase, oder das was davon noch übrig war, war mit einer Schneeschicht bedeckt, die sie fast verschwinden ließ. Severus hatte für den Schneemann keinen Blick übrig. Er ging zügig den verschneiten Kiesweg hinunter, bis er das riesige Hoftor erreichte hatte. Mit einer Handbewegung öffnete er es und schloss es wieder hinter sich. Dann erklang ein „Kräck“ und er disapparierte.
Im Haus war es noch still, umso mehr genoss Elinore es, noch für einen Moment im Bett zu liegen und sich unter die warme Bettdecke zu kuscheln. So ruhige Momente gab es nur selten in ihrem Haus. Sie bereute es, das Severus schon hatte aufstehen müssen. Ein Poltern erklang über ihr und ein Schrei, gefolgt von eilendem Fußgetrappel.
„Muuuuuum.“ schrillte eine Kinderstimme durch das Haus.
Elinore zog sich die Decke über den Kopf. Sie würde einfach so tun als hätte sie Nichts gehört und wäre nicht da. Fußgetrappel war auf der Treppe im Flur zu hören und näherte sich ihrer Schlafzimmertür. Elinore würde einfach nicht reagieren, beschloss sie, der Morgen war viel zu schön um ihn sich verderben zu lassen.
„Mum!!!“
Die Zimmertür wurde ohne ein Klopfen aufgerissen und Schritte näherten sich ihrem Bett. Ich tu einfach so als würde ich schlafen, entschied Elinore. Doch noch bevor sie den Gedanken zu Ende gedacht hatte, wurde ihr die Bettdecke weggerissen.
„Mum, wach auf.“
Elinore seufzte innerlich und öffnete die Augen.
„Guten Morgen.“
Ihre Tochter sah sie aus verzweifelten Augen an und schien den Tränen nahe zu sein.
„Eileen, was ist denn los?“
Elinore richtete sich in ihrem Bett auf.
„Meine Haare…“ schluchzte sie.
Sie setzte neben ihrer Mutter auf die Bettkante und versuchte ihre Haare zu bändigen. Elinore betrachtete das schwarze Haar ihrer Tochter, das auf den ersten Blick genauso zerzaust aussah wie jeden Morgen. Dann jedoch sah sie wie sie sich allmählich kringelten und zu Rasterlocken verfilzten. Eileen hielt einen Teil ihrer Haarsträhnen fest, doch es nützte nichts. Hinter ihr, in der Schlafzimmertür, tauchte ihr verschlafener Bruder auf.
„Wasn los.“ nuschelte er und gähnte.
Eileen, der nun die ersten Tränen über die Wangen rollten, sah zu ihm hinüber.
„Meine Haare.“ schluchzte sie erneut.
Albus musterte das Haar seiner Schwester und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Er warf seiner Mutter einen fragenden Blick zu. Elinore schwang ihre Beine aus dem Bett und zog ihre Tochter zu sich.
„Eileen, jetzt beruhige dich, ich denke es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür.“
Eileen schniefte und sah zu ihrer Mutter auf.
„Ich bin sicher du freust dich schon sehr auf heute Abend oder?“
Das Mädchen nickte.
„Und so geheimnisvoll wie du in den letzten Tagen dein Zimmer behütest, nehme ich an das du etwas für die Feier geplant hast.“
Wieder nickte das Mädchen und wischte sich ihre Tränen, mit dem Ärmel ihres Morgenmantels von den Wangen.
„Du bist nervös, weil du willst das alles so klappt wie du es dir vorgestellt hast.“
Eileen nickte wieder und senkte verlegen ihren Kopf.
„So wie ich dich kenne willst du dich nicht blamieren und schon gar nicht vor unseren Gästen.“
Eileens Wangen röteten sich. Elinore drückte sie sanft an sich und strich ihr über das sich immer noch kringelnde Haar.
„Ich denke das dürfte Antwort für dich genug sein oder Liebling?“
Eileen löste sich von ihr und sah zu ihr hinauf.
„Magie?“ ihre Stimme zitterte leicht als sie es aussprach.
„Und zwar eine ganze Menge davon wenn ich mir deine Haare so ansehe Elli.“
Albus hatte sich neben sie auf das Bett gesetzt und nahm grinsend eine ihrer verfilzten Locken in die Hand.
„Wie oft soll ich dir noch sagen, du sollt mich nicht so nennen.“ schmollte Eileen, doch da nahm Albus seine Schwester in den Arm und drückte sie.
„Mum?“ fragte sie dann.
„Was denn?“
Elinore lehnte sich auf das Bett zurück.
„Sind die Haare heute Abend….“ sie stockte und biss sich auf die Unterlippe.
„Keine Angst Eileen, bis heute Abend sehen deine wieder Haare ganz normal aus und wenn nicht dann helfe ich ein bisschen nach.“
Eileen drehte sich zu ihr um und sah wie sie zwinkerte. Ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.
Elinore betrachtete einen Augenblick ihre Kinder, dann setzte sie sich wieder auf.
„Was meint ihr, wollen wir Frühstück essen?“
Die Zwillinge drehten sich zu ihr um und nickten.
„Hella?“ sprach Elinore laut.
Ein Plopp später stand eine junge Hauselfe auf dem schmalen Läufer vor dem Bett.
„Sie wünschen Miss Elinore.“
Sie machte einen kleinen Knicks, wobei ihre großen Ohren anfingen zu schlackern. Hella trug eine dunkelblaue Wolltunika und passend dazu eine schwarze Strumpfhose in ihrer Größe. Die Miniaturausgabe eines Gryffindor Schales, war um ihren kleinen Hals geschlungen, ein Geschenk das die Zwillinge ihr zum letzten Weihnachtsfest gemacht hatten.
„Könntest du bitte Feuer in den Kaminen machen, ich hätte es gerne warm wenn Severus nach Hause kommt.“
„Natürlich Miss.“
Hella verschwand mit einem weiteren Plopp.
„Dad ist schon weg? Er wollte mich doch dieses Jahr mitnehmen.“
Albus verzog enttäuscht das Gesicht.
„Mach nicht so ein Gesicht, er wollte dich nicht wecken. Und außerdem…“
Elinore begann zu grinsen.
„…hat es in der letzten Nacht wieder geschneit.“
Albus kletterte fast augenblicklich über das Bett hinweg und eilte zum Fenster. Er drückte seine Nase an der Scheibe platt und jubelte auf. Dann drehte er sich grinsend um und suchte den Blick seiner Mutter. Diese nickte kaum merklich und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde breiter.
„Wartet nicht mit dem Frühstück auf mich.“
Schon war er aus dem Zimmer gerannt und polterte die Treppe hinauf, nur um fünf Minuten später wieder hinunter zu stürmen, einen dicken Umhang, einer Mütze und Handschuhen unter den Arm geklemmt.
„Jungs.“
Eileen rollte mit den Augen und Elinore lachte.
„Du tuest gerade so, als würdest du dir nichts aus Schnee machen. Hast du dich gestern nicht noch geärgert, das der Schnee im Hof nur für einen Schneemann reicht.“
Elinore zog belustigt ihre Augenbrauen hoch und Eileen streckte ihr die Zunge raus.
„Ich will euch in einer halben Stunde beim Frühstück sehen und wehe ihr bringt mir irgendwelche Schneebälle ins Haus.“
Eileen hüpfte vom Bett und nickte. Wie durch Zauberhand hatten ihre Haare aufgehört sich selbst zu verknoten und begannen sich langsam aber stetig wieder zu entknoten und zu glätten. Eileen lächelte ihrer Mutter zu, dann sauste auch sie aus dem Zimmer, um sich anzuziehen und hinaus zu gehen. Elinore schüttelte den Kopf und stand auf. Sie schlüpfte in ihre weinroten Plüschpantoffeln und griff nach ihrem Morgenmantel. Es war empfindlich kalt im Schlafzimmer geworden. Sie warf sich den Morgenmantel um die Schultern und ging zum Fenster hinüber.
Unten um Hof konnte sie Albus sehen der Schneebälle formte und sie übereinander stapelte. Eileen kam einen Moment später aus dem Haus gerannt und ging zu ihrem Schneemann hinüber. Sie tauschte die abgebrochene Karottennase gegen eine neue aus. Im nächsten Jahr würden sie Weihnachten in Hogwarts feiern, in der großen Halle mit all den Anderen die, über Weihnachten, in der Schule blieben. Elinore verschränkte ihre Arme und lehnte sich an den Fensterrahmen. Wie schnell doch die Zeit verging, dachte sie und lächelte in sich hinein. Sie atmete noch einmal tief ein, dann verschwand sie im angrenzenden Badezimmer, um sich für den Tag fertig zu machen.
Ein halbe Stunde später, ging Elinore die Treppe ins Erdgeschoss hinunter. Von draußen war das Lachen der Kinder zu hören, die sich im Schnee vergnügten. Obwohl Elinore wusste, das sie eigentlich jetzt schon wieder im Haus sein sollten, war sie nachsichtig mit ihnen. So hatte sie Zeit sich mit den Vorbereitungen für das Weihnachtfest zu befassen. Sie ging in das Wohnzimmer hinüber und lächelte dem weißhaarigem Mann zu, der ihr von seinem Bild, über dem Kamin entgegen lächelte.
„Guten Morgen Dad.“
Das Portrait von Albus Dumbledore antwortete ihr nicht, doch Elinore brauchte nur in seine wachen blauen Augen zu sehen und sie hörte seine Antwort in ihrem Herzen. Mit einem Plopp erschien Hella neben ihr und verbeugte sich.
„Hella hat ihre Aufgabe erfüllt Miss Elinore.“ sagte sie und sah sie dann aus großen erwartungsvollen Elfenaugen an.
Elinore gab es nur ungerne zu, aber auch wenn sie Hellas aufopferungsvolle Hilfsbereitschaft nervend fand, an Tagen wie heute war sie ihr unglaublich dankbar dafür.
„Hella, könntest du bitte den Weihnachtsbaumständer holen, damit wir nachher den Baum aufstellen können, dann kann er bis zum Mittag im Wohnzimmer trocknen. Und dann hol mir bitte die Kisten mit dem Weihnachtsschmuck, ja?“
„Sehrwohl Miss Elinore.“
Und „Plopp“ schon war die Hauselfe wieder verschwunden.
Elinore sah sich im Wohnzimmer um. Der Weihnachtsbaum würde, wie in den letzten Jahren auch, zwischen Kamin und Fenster aufgestellt werden. Das bedeute sie musste das niedrige Bücherregal, das im Moment dort stand umstellen. Elinore zog ihren Zauberstab aus einer Tasche an ihrem rot karierten Rock und sprach einen Schwebezauber aus. Das Bücherregal hob sich knarrend vom Boden ab und schwebten, von Elinores Zauberstab geführt, in die Eingangshalle hinaus. Dort stellte sie das Regal, neben der Treppe ab, wo es Niemanden stören würde. Dann kehrte die ins Wohnzimmer zurück und ordnete die Polstermöbel so an, dass sie ein zusätzliches Sofa heraufbeschwören konnte.
Gerade als Elinore die Kissen auf den beiden Sofas neu arrangierte, erschien Hella wieder mit einem Plopp und mehreren großen Kisten, die sie wankend auf ihren kleinen Armen balancierte.
„Bei Merlin, Hella.“ rief Elinore entsetzt.
Sie nahm ihr eilig die oben Kisten ab und stellte sie auf den Boden.
„Du hättest doch nicht alles auf einmal holen müssen.“
Elinore nahm der Elfe auch noch die letzte Kiste von den Armen und ließ sich vor ihr in die Hocke sinken.
„Hella, ich weiß das du sehr gerne hilft, aber ich möchte nicht das du aus diesem Grund dir selbst Schmerzen zufügst. Hast du mich verstanden.“
Sie musterte die großen Elfenaugen.
„Hella hilft gerne Miss. Hella kann sogar noch mehr Kisten auf einmal tragen Miss. Hella will das sich die Misses und Sirs wohl fühlen.“
Sie riss ihren ohnehin schon großen Augen noch weiter auf und setzte so einen unschuldigen Blick auf, das Elinore anfangen musste zu lachen.
„Hella, das verbietet dir auch Niemand, aber ich möchte dich nicht noch einmal mit so vielen Kisten beladen sehen, verstanden.“
„Sehr wohl Miss.“
„Gut Hella…“ sagte Elinore, noch immer schmunzelnd.
„Du kannst jetzt deinen gewohnten Arbeiten nachgehen, ich rufe dich wenn ich dich brauche.“
Die Elfe machte einen Knicks und verschwand. Elinore schüttelte den Kopf und ließ die einzelnen Kisten, die jeweils unterschiedlich beschriftet waren, dorthin schweben, wo sie nach dem Frühstück gebraucht wurden. Dann steckte sie ihren Zauberstab wieder ein und machte sich auf den Weg in die Küche, um das Frühstück zu machen.
Auf dem Hof war indessen eine kleine Schneeballschlacht entbrannt. Albus hatte durch seinen Vorrat an Schneebällen, einen Vorteil gegenüber Eileen, doch diese erlangte durch Finesse und gewagte Aktionen, genauso viele Treffer wie ihr Bruder. Wieder hatte Albus einen Schneeball in der Hand, zielte auf seine Schwester und warf. Eileen brauchte dem Schneeball nicht einmal auszuweichen, denn ihr Bruder hatte sich so sehr verschätzt, dass der Schneeball einen Meter über ihr hinweg flog. Einen Augenblick jedoch, hörte sie hinter sich Jemanden fluchen. Severus, der gerade das Hoftor hinter sich geschlossen hatte, hatte den weißen Abdruck eines Schneeballs auf seinem Umhang.
„Was zum…“ setzte er wütend an, als er auch schon ein weiterer Schneeball in seine Richtung sauste.
Augenblicklich, ließ er den Tannebaum fallen, den er in der rechten Hand festgehalten hatte und wich dem Schneeball aus. Albus sah entsetzt seine Schwester an, die grinsend einen weiteren Schneeball formte und ihren Vater nicht aus den Augen ließ. Er eilte zu ihr hinüber und hielt sie am Arm fest.
„Ich glaube nicht das das so eine gute Idee ist Eileen.“ sagte er eindringlich zu ihr er, da traf ihn ein Schneeball, der ihm die Mütze vom Kopf fegte.
Albus rieb sich seinen Kopf und starrte zu seinem Vater hinüber, der mit einem grimmigen Lächeln, bereits einen weiteren Schneeball in der Hand formte.
„Eileen, pass auf.“
Doch es war zu spät, der zweite Schneeball von Severus fand sein Ziel und hinterließ einen Abdruck auf dem Winterumhang seiner Tochter. Eileen, von dem plötzlich Angriff überrumpelt stolperte und fiel nach hinten in den Schnee. Albus duckte sich neben ihr, als ein weiterer Schneeball in ihre Richtung flog.
„Das bedeutet Rache, nicht war Albus.“ grinste Eileen zu ihrem Zwillingsbruder hinauf, der nun seinerseits grinsend nickte.
„Dem zeigen wir’s“
Eileen rappelte sich auf und sah zu ihrem Vater hinüber. Severus beobachtete jede Bewegung der Kinder, der grimmige Gesichtsausdruck wechselte zu einem überheblichen und das Grinsen auf seinem Gesicht wurde immer breiter. Mehr brauchten die Zwillinge nicht, für sie hieß es Sieg oder Niederlage und eine Niederlage war ganz sicher das Letzte was sie wollten. Es folgte eine Schneeballschlacht, wie sie dieser Hof noch nie gesehen hatte. Immer wieder sausten Schneebälle von der einen Seite zur Anderen und zurück. Einige Minuten verstrichen in diesem Kleinkrieg, bis sich Severus lachend und völlig außer Puste, in den Schnee fallen ließ. Die Zwillinge schnauften genau wie er und ließen sich neben ihm, lachend in den Schnee plumpsen.
„Ich geb auf, ihr habt gewonnen.“
Severus rang nach Luft, vor ein paar Minuten war er noch sehr siegessicher gewesen, aber die Zwillinge waren einfach zu schnell für ihn. Er zog sie an sich und drückte sie.
„Guten Morgen ihr Beiden.“
Elinore deckte gerade den Küchentisch, als ein verirrter Schneeball an das Fenster der Küche klatschte. Erschrocken wirbelte Elinore herum und sah gerade noch, wie ein verformter Schneeklumpen, langsam an der Scheibe herunter rutschte. Augenblicklich stellte sie das Geschirr, das sie in ihren Händen hielt, auf den Tisch und eilte aus der Küche in die Eingangshalle hinaus. Ein zerbrochenes Fenster war das Letzte was sie an diesem Tag brauchte. Sie riss die Tür auf und suchte nach dem Übeltäter, als ihr Severus mit den Kindern entgegen kam.
„Wie seht ihr denn aus?“
Elinore musterte alle drei. An ihren Umhängen klebte Schnee, genau wie an ihren Schuhen und in ihren Haaren. Elinore wusste nicht so ganz ob sie lachen oder weinen sollte. Albus trug seine feuchte Mütze in der Hand, Eileens Umhang hatte einen Riss und Severus sah aus als hätte ihn die Miniaturausgabe einer Schneelawine überrollt.
„Ich glaube ich will gar nicht wissen was ihr gemacht habt.“ sagte sie dann kopfschüttelnd.
„Zieht euch hier draußen die Umhänge und die Stiefel aus und dann ab mit euch ins Badezimmer.“
Die Zwillinge taten was sie ihnen aufgetragen hatte und sie fischte die mittlerweile triefenden Umhänge aus ihren Händen.
„Ist das Frühstück schon fertig?“ fragte Severus und wollte Elinore an sich ziehen. Elinore hielt ihn jedoch eine Armeslänge von sich entfernt und woraufhin er fragend die Augenbrauen hob.
„Bleib weg von mir, du Schneemonster, wo ist überhaupt unser Weihnachtsbaum.“
Severus verzog keine Miene und deutete mit der Hand in den Hof hinaus. Der Weihnachtsbaum lag am Tor und zumindest vom weitem sah er genauso groß aus wie Elinore ihn hatte haben wollen.
„Wir sollten ihn gleich reinholen, sonst ist er bis heute Abend nicht trocken.“
„Elinore?“
Severus zog sich seinen Handschuhe und den Umhang aus und ließ Beides auf die Holzbank neben der Tür fallen. Elinore musterte den Baum und überlegte wie sie ihn ins Haus bekommen würden.
„El?“
Elinore sah ihn endlich an und er zog sie an sich, wobei sie versuchte die Umhänge der Kinder von ihnen weg zu halten.
„Dafür ist auch noch nach dem Frühstück Zeit.“
Er küsste sie und strich dabei mit dem Daumen über ihre Wange. Dann hörte Elinore Albus und Eileen hinter sich leise kichern und runzelte die Stirn. Einen Augenblick später schrie sie auf, als Severus etwas Kaltes in den Kragen ihres roten Rollkragenpullovers gleiten lies.
„SEVERUS!“
Die Kinder lachten nun laut auf und auch Severus Mundwinkel zuckten verdächtig, obwohl er versuchte ruhig zu bleiben. Elinore ließ die Umhänge der Kinder fallen und lüftete den Saum ihres Pullovers um den Schnee, der nun ihren Rücken hinunter glitt, heraus zu holen. Dabei drehte sie sich auf der Stelle in der Hoffnung den Schnee besser zu fassen zu kriegen.
Mit einer Kopfbewegung schickte Severus, die noch immer kichernden Kinder, nach oben und hob deren Umhänge auf, um sie mit auf die Holzbank zu legen. Elinore hatte auch den letzten Schneekrümel unter ihrem Pullover hervor geholt und sah Severus grimmig an. Er ließ ihr keine Zeit ihn zu verwünschen, sondern drängte sie gegen den Türrahmen und verschloss ihren Mund mit einem Kuss der ihr den Atem raubte.
Elinore schlug ihre Augen auf und brauchte einen Moment um fest zu stellen, das sie in ihrem eigenen Bett lag. Sie fuhr sich müde mit einer Hand über die Augen um auch die letzten Fetzen ihres Traumes weg zu wischen. Elinore warf einen Blick zum Fenster, es war noch dunkel draußen, trotzdem erkannte sie davor weiße Schneeflocken die vom Himmel fielen. Sie schlug ihre Bettdecke zurück und begann augenblicklich zu frösteln. Es war deutlich kälter im Zimmer als sie gedacht hatte, deshalb griff sie nach ihrem Morgenmantel und streifte ihn sich über die Schulter. Erst dann stand sie auf, zog ihre roten Plüschpantoffeln an und ging langsam zum Fenster hinüber. Sie lehnte sich gegen den Fensterrahmen und betrachtete die Schneeflocken, während draußen der Morgen graute. Elinore fühlte sich an ihren Traum erinnert, als sie den Schneemann unten auf dem zugeschneiten Hof sah. Anders als in ihrem Traum war seine Nase nicht abgebrochen und er trug einen alten, filzigen Zaubererhut als Kopfbedeckung. Wieso träumte sie von diesen Kindern? Wieso träumte sie von Severus? Elinore hatte keine Antwort darauf, nicht einmal eine Hypothese wie sie es erklären sollte. Das Träume manchmal Dinge der realen Welt verarbeiteten, das wusste sie, aber wieso nahmen sie dann die Gestalt von Menschen an die es nicht gab? Elinore strich sich ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr und lehnte ihren Kopf gegen den Fensterrahmen. Dies war nicht ihr erster Traum von Severus, Eileen und Albus, darum träumte sie von ihnen?
„Mum?“
Ein zaghaftes Klopfen war an der Tür zu hören und kurz darauf steckte ein schwarzhaariges Mädchen ihren Kopf zur Zimmertür herein.
„Du bist ja schon wach.“
Das Mädchen schob die Tür weiter auf und schlüpfte ins Zimmer. Sie ging zu ihrer Mutter hinüber.
„Ich konnte nicht mehr schlafen.“
Sie kuschelte sich an sie und Elinore legte die Arme um sie.
„Ich genauso wenig.“
Sie gab ihrer Tochter einen Kuss auf den Kopf und sah wieder hinaus.
„Es hat wieder angefangen zu schneien.“
„Ich weiß, ich hab es von oben gesehen. Hattest du wieder einen dieser seltsamen Träume?“
Elinore nickte und betrachtete das Glimmen der Sonne am Horizont. Für ein paar Minuten standen sie schweigend bei einander, bis Ariana sich von ihr löste.
„Es ist ganz schön kalt.“
„Das ist es allerdings, machen wir uns eine heiße Schokolade, was meinst du?“
Arianas lächelte zu ihr hinauf, griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich. Elinore warf noch einen letzten Blick auf dem Schneemann im Hof, dann folgte sie ihrer Tochter und gemeinsam verließen sie das Zimmer.