So, ich stell mal eins meiner dünneren , aber noch n icht fertigen Bücher rein ^^ @ Severina (solltest du das lesen) : Ich hab mir deinen Nicknamen für die Geschichte mal "geliehen" , ne? Ich fande den passend xD
Kapitel 1 – Wenn Träume wahr werden
Mit rauchendem Kopf und verkniffenem Gesicht saß Severina Delaney an ihrem Eichenschreibtisch und versuchte ihre Geometriehausaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen. Doch so ganz klappte es nicht mit dem Matheübel, denn Severinas Gedanken kehrten immer wieder zu dem sechsten Harry Potter Band zurück, der in ihrer zweiten Schublade lag und nur danach schrie von ihr zu Ende gelesen zu werden.
„Verdammt“, fluchte sie leise und begann hektisch nach einem Radiergummi zu suchen. Jetzt hatte sie doch glatt an Stelle von Hypotenuse Hufflepuff geschrieben, dabei mochte sie dieses Haus von Hogwarts nicht einmal.
‚Alles Versager da’, dachte Severina noch, während sie das Missgeschick berichtigte und angespannt versuchte weiterzuarbeiten.
Doch erneut wurde sie davon abgehalten, diesmal durch laute Hip Hop Musik, die aus dem Wohnzimmer kam.
Genervt schmiss Severina ihren Bleistift erneut hin. Wie ein leibhaftiger Racheengel stürmte sie ins Nebenzimmer.
„Kannst du deine nervige Musik nicht leiser hören oder hat sie dir schon einen Hörschaden verpasst?“, fauchte die 14-jährige über die Musik hinweg ihren Stiefvater an.
Der grinste nur und zuckte dann mit den Schultern.
Stinksauer zog Severina den Stecker zur Musikanlage, was ihr ein wütendes „Hey, spinnst du?“ einbrachte.
Wieder in ihrem Zimmer, warf sich die Teenagerin auf ihr Bett und zog unter der Matratze eine Klarsichthülle mit Fotos hervor.
Sie lagen dort schon immer, seit Severina denken konnte, das erste Mal nach ihrem Vater fragte und ihre Mutter ihr die einzigen Bilder ihres Vaters gab.
Immer, wenn sie deprimiert war oder Robert, der neue Lebensgefährte ihrer Mutter, ihr besonders auf die Nerven ging, zog sie die Hülle mit den sechs Fotos hervor und betrachtete sie.
Auf jedem war nur ein großer Mann mit silberblonden Haaren und dunklen Augen und ein kleines ebenfalls silberhaariges Mädchen zu sehen, mal vor den tosenden Wellen des Meeres, ein anderes Mal vor dem Kinderkarussell oder im dichten Wald.
Severina liebte diese Bilder, sie zeigten ihr das, was sie immer schon gehofft und geglaubt hatte: sie sah ihrem Vater ähnlicher, als ihrer Mutter.
Sie hatte die gleichen schwarz-grünen Augen, die (merkwürdiger Weise) je nach Stimmung heller oder dunkler wurden, und die Haare, die früher ohnehin schon weißblond waren und eines Tages völlig silbern wurden.
Auch der einzige persönliche Gegenstand, den Severina von ihrem Vater geerbt hatte, war auf einem der Bilder schwach (fast garnicht) zu erkennen: der kunstvoll gefertigte Schlangenring mit den Smaragdaugen, den sie immer am linken Zeigefinger trug und nie abnahm.Er erinnerte sie immer ein wenig an das Hogwartshaus Slytherin. Es war ihr Lieblingshaus, wohlbemerkt.
Wahrscheinlich hätte Severina noch Stunden in alten Erinnerungen geschwelgt, die sie, obwohl sie damals erst eineinhalb Jahre alt gewesen war als ihr Vater sie verließ, trotzdem besaß, doch ein heller Blitz erhellte für Sekundenbruchteile ihr Zimmer und wurde kurz darauf von einem lauten Donnergrollen untermauert.
Freudig sprang Severina auf und rannte zum Fenster.
Sie liebte auch Gewitter und so oft es ging, saß sie im Fensterrahmen, ließ den Regen auf ihr Gesicht und ihre Hände tropfen und beobachtete die flackernden Flammen ihrer Kerzen.
„Meine kleine Severina, das Regenmädchen“, hatte ihr Vater (soweit sie sich erinnern konnte) früher immer gesagt und selbst Jahre später hatte sie diese Angewohnheit noch nicht abgelegt.
Kaum brannte der Docht der letzten Kerze, begann es erst langsam, dann immer heftiger zu regnen.
Lachend zog sie das Fenster auf und ließ sich vom heftigsten Regenschauer seit langem bis auf die Haut durchnässen.
Während sich der Regen auf den Blättern der Bäume sammelte und der Wind durch das Gras pfiff, verdunkelte sich plötzlich der Himmel. Von einem Moment zum anderen war es stockfinster und dann stand plötzlich ER da.
Er hatte sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, sein langer schwarzer Umhang bauschte sich um seine große, dünne Gestalt und brachte das Gras zum wispern, als er langsam auf Severina zukam.
Diese saß da, wie erstarrt. Sie konnte sich weder bewegen noch sprechen. Sie starrte nur den Fremden an, der sie auf eine Art und Weise gefangen hielt, die sie noch nie erlebt hatte.
Er war ihr so nah, dass sie seine Hände erkennen konnte. Die Haut war eigenartig bleich und seine Finger waren lang und dünn, wie große Spinnen.
Auf merkwürdige groteske Art erinnerten sie Severina an die Hände ihres Vaters. Seine waren auch weiß mit spinnenartigen Fingern gewesen und auch dieses Detail hatte sie von ihm geerbt, nur hatten ihre Finger noch nicht die ganze Spinnenartigkeit entfaltet und waren von den vielen Stunden am Fenster und auf dem Pausenhof leicht gebräunt.
Für einen Moment dachte sie, der zur Person gewordenen Lord Voldemort stehe vor ihr, was die rot aufglühenden Augen zu bestätigen schienen, doch dann fiel ihr wieder ein, dass das kein Buch einer englischen Schriftstellerin war.
Unterdessen war die dunkle Gestalt so nahe, dass Severina fast unter deren Kapuze schauen konnte, doch bevor sie dazu die Gelegenheit hatte, packte die Person ihre linke Hand und murmelte ein paar unverständliche Worte vor sich hin.
Ein scharfer stechender Schmerz zog sich durch ihren Arm und ließ sie vor Überraschung scharf Luft holen.
Urplötzlich lies die Fledermaus, wie Severina die unbekannte Person kurzerhand getauft hatte, ihr Handgelenk wieder los und sie erkannte, dass ihre erste Empfindung zu der Identität der Fledermaus richtig gewesen war.
Auf der Innenseite ihres Unterarmes glühte pechschwarz das Dunkle Mal, das Zeichen für die treusten Anhänger Lord Voldemorts.
Verwirrt blickte sie auf und erkannte nun das schmale, schlangenähnliche Gesicht mit den schlitzartigen Nüstern, dem lippenlosen Mund und den kalten roten Augen.
Ein spöttisches Lächeln kennzeichnete seine Züge und höhnisch flüsterte er: „Nun gehörst du mir. Du kannst mir nicht mehr entfliehen. Jetzt, wo du einmal das Dunkle Mal besitzt, wirst du auf ewig in meiner Gewalt sein, Severina Delaney!“
Dann ließ er sein hohes kaltes Lachen ertönen.
Mit einem Schrei erwachte Sverina. Sie schwitzte und die kalte Nachtluft brachte sie zum Zittern.
Immer noch saß sie im Fensterrahmen, doch der Regen schien schon vor einer Weile aufgehört zu haben.
Sie musste eingeschlafen sein, anders konnte sie sich den Zeitverlust nicht erklären.
Bei der Erinnerung an ihren Traum schauderte sie und schlang die Arme um ihren Oberkörper, dabei zuckte plötzlich ein kurzer, aber heftiger, Schmerz durch ihren linken Arm.
Zögernd blickte Severina auf ihren Unterarm, konnte aber jedoch nichts außergewöhnliches feststellen, außer einem leicht geröteten Abdruck um ihr Handgelenk.
Severina schüttelte nur den Kopf und tadelte sich in Gedanken: ‚Sei nicht so ängstlich. Das war nichts weiter als ein dummer Traum. Ich sollte wirklich aufhören, so oft eigene Handlungen von Harry Potter, mit mir in einer der Hauptrollen, zu erfinden. Kein Wunder, dass ich so schlecht schlafe.’
Fröstelnd kletterte sie in ihr Zimmer, blies die immer noch brennenden Kerzen aus, warf einen letzten Blick zu dem hellen Vollmond, wobei sie noch einmal die vom Regen reingewaschene Nachtluft einatmete, und legt sich schlafen.
Am Morgen hätte Severina dann beinahe verschlafen.
Alles musste also ein wenig schneller gehen: Duschen, Zähne putzen und anziehen. Trotzdem war sie viel zu spät, sodass sie sich einfach einen Apfel mitnahm und das Frühstück ausfiel, ein besonders guter Esser war das zierliche Mädchen ohnehin nie gewesen.
Und doch hätte Severina es fast nicht pünktlich zur Schule geschafft. Nervös schloss sie ihr Fahrrad an, hetzte zum Klassenzimmer und kam buchstäblich in letzter Sekunde dort an, genau als es zum Unterricht klingelte.
Ihr Mathelehrer Mr. Klaas warf ihr einen missbilligen Blick über seine dicke Nickelbrille hinweg zu und machte eine ruckartige Kopfbewegung zu ihrem Platz.
Erleichtert ging Severina zu ihrem Tisch und hätte sich fast auf ihren klitschnassen Stuhl gesetzt.
Verärgert warf sie einen Blick durch die Klasse und sah, wie Peter Ross sie breit angrinste.
Severina kochte. Seit sie in dieser Klasse gekommen war, machte ihr dieser Spinner das Leben zur Hölle. Ob nun wüste Schmierereien an der Tafel, Pansen auf ihrem Tisch oder nun Wasser auf dem Stuhl, dem selbsternannten Klassenkomiker fiel immer wieder etwas neues ein, und alles nur, weil Severina sich partout nicht einer der Klassegruppen anschließen wollte und lieber allein mit sich und ihren Gedanken war.
Genervt versuchte sie den Stuhl, so gut es ging, mit einem Taschentuch zu trocknen und ließ sich dann darauf nieder, aber nicht ohne Peter vorher noch mit Blicken zu erdolchen. Dieser tat so, als bemerke er sie nicht und heuchelte Begeisterung für Mr. Klaas allmorgendliche Ansprache.
Kritisch musterte dieser die Klasse und sagt, indem er wie immer durch die ohnehin zu große Nase sprach: „Ich habe euch gestern eine Hausaufgabe aufgegeben. Mal sehen, wer von euch Musterschülern es nicht für nötig befunden hat sie zu lösen."
Severinas Kopf hob sich schlagartig, sodass es in ihrem Nacken kurz knackte.
‚Mist, an die Aufgabe habe ich gar nicht mehr gedacht. Wo habe ich bloß meine Gedanken? So sehr kann einen ein einfacher Traum doch nicht mitnehmen!’
„Nun, Miss Delaney, wo ist denn Ihre Lösung?“, fragte Klaas, der inzwischen vor ihrem Tisch stand.
„Ähm... vom Hund gefressen?“, antwortete Severina, in einem kläglichen Versuch sich doch noch zu retten.
Die Klasse kicherte und Klaas sagte nachdenklich: „Soso, vom Hund gefressen, interessant. Wissen Sie, Miss Delaney, diese Antwort wäre wirklich effektiver, wenn sie nicht jeder Schüler, der seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, vorbringen würde. Wissen Sie, wie viele Hunde es dann in der gesamten Stadt geben müsste? Sie können mir ruhig glauben, dass die Stadt dann nach höchstens einer Woche völlig, verzeihen Sie den Ausdruck, zugeschissen wäre.“
Die Klasse brüllte inzwischen vor lachen und Peter konnte es natürlich nicht lassen aus Spaß vom Stuhl zu fallen und so zu tun, als wäre er aus Versehen und durch das Lachen vom Platz gerutscht.
‚Oh man, dieser Typ ist peinlicher als irgendjemand anders. Aber um Klaas milde zu stimmen muss ich mir was besseres einfallen lassen’, dachte Severina verzweifelt und kaute auf ihrer Unterlippe.
Plötzlich kam ihr eine Idee.
„Sie haben natürlich Recht, Sir. Wie konnte ich nur so dumm sein und glauben, ich könnte Sie mit so einer lächerlichen Ausrede hinters Licht führen. Verzeihen Sie bitte“, flüsterte sie und schaute den Lehrer durch ihre langen Wimpern hindurch an.
Der Mathelehrer sah sie einen Moment lang zweifelnd an, dann lächelte er nachsichtig.
„Na ja, das kann ja mal vorkommen. Aber eine Strafarbeit muss ich Ihnen trotzdem geben. Aber seien Sie unbesorgt, durch Ihre Einsicht wird sie nicht allzu schwer ausfallen. Ich hoffe nur, dass das nicht wieder vorkommt. Verstanden?“
Severina nickte nur demütig und atmete innerlich erleichtert auf. Männer waren ja so leicht zu manipulieren.
Den Rest der Stunde träumte Severina vor sich hin, dachte noch einmal über den merkwürdigen Traum vom Vortag nach und dankte Mr. Klaas in Gedanken, dass er so umsichtig war und sie die ganze Stunde nicht aufrief.
Als es zum Stundenende klingelte ging sie nach vorne und ließ sich resigniert einen Zettel mit der Uhrzeit und dem Raum geben, wo sie ihre Strafarbeit verrichten sollte.
Als sie das Klassenzimmer verließ, wurde sie fast von Peter Ross über den Haufen gerannt.
„Kannst du nicht aufpassen?“, herrschte Severina ihn an.
„Selbst schuld. Du musst ja nicht so lange bei deinem Lieblingslehrer rumglucken, dann wärst du schon weg gewesen, als ich hier lang kam. Augen auf im Straßenverkehr, Delaney. Das lernt man schon in der ersten Klasse", feixte Peter und rannte weiter den Gang hinunter.
Dieser Typ brachte ihr Blut zum Kochen. Alles hatte sie sich bis jetzt gefallen lassen, aber diese Begegnung war das letzte Mal gewesen, beschloss sie.
‚Es wird Zeit, dass jemand diesem Ross eine Lektion erteilt. Er soll sich auch mal richtig blamieren’, dachte sie noch, als Peter, der fast das Ende des Ganges erreicht hatte, plötzlich stolperte und der Länge nach auf dem Linoleumboden hinschlug.
Die Schüler auf dem Korridor sahen ihn einen Moment lang an, dann fingen sie an zu lachen.
Peter rappelte sich schnell mit hochrotem Kopf auf, doch Severina, die inzwischen bei ihm angekommen war, schlug ihm so heftig auf den Rücken, dass er fast erneut hingefallen wäre.
„Ja ja, wie war das noch mit Augen auf im Straßenverkehr? Lern du erst mal richtig laufen, bevor wir uns weiter unterhalten“, meinte sie, wobei sie schadenfroh lachte.
Er funkelte sie wütend an, doch bevor er etwas erwidern konnte, hatte Severina ihn schon stehen gelassen und ging weiter zur Treppe.
„Das wirst du noch bereuen. Niemand lässt Peter Ross so ungestraft stolpern“, brüllte er ihr hinterher.
„Du hast ja ´nen Knall. Ich stand am anderen Ende des Ganges, falls du auch noch mit Sehschwäche geschlagen bist“, rief sie ihm über die Schulter hinweg zu und stieg die Treppe hinunter.
„Das ist doch ganz egal. Du bist eine Hexe. Jeder hier weiß das. Und mich hast du zu deinem unglückseligen Opfer auserkoren, gib´s doch zu“, schrie er weiter und folgte ihr ins Treppenhaus.
Severina drehte sich um und musterte einen Moment den großen Jungen mit dem langen braunen Haare und dem feindseligen Gesichtsausdruck.
„Halt die Klappe, Ross. Wenn ich eine Hexe wäre, dann würde ich meine Zauberkräfte bestimmt nicht für so einen Wicht wie dich verschwenden“, gab sie zurück und wartete auf ein weiteres böses Kommentar.
Doch Peter sah sie nur an. Er klappte seinen Mund auf und zu, doch kein Ton kam über seine Lippen.
Amüsiert beobachtete Severina, wie Peter auf der Stelle sprang, immer wieder auf seinen Hals deutete und seine Augen aus den Höhlen quollen, als er merkte, dass sie nichts verstand.
„Hey Peter, da bist du ja“, erscholl es auf einmal von oben.
Peters bester Kumpel David Parker kam von oben herunter und grinste Severina zu.
„Hallo Delaney. Na, versuchte Peter mal wieder dich aufs Kreuz zu legen?“
severina zuckte nur mit den Schultern und beobachtete den mit Muskeln übersäten blonden Fußballspieler, von dem sie glaubte, dass er in sie verliebt war.
„Was ist los, Mann? Mach doch endlich mal die Zähne auseinander. Sag konkret, was los ist“, sagte er verwirrt und besah sich ebenfalls Peters merkwürdige Verrenkungen.
Peter verdrehte bloß genervt die Augen und zog ein Stück Papier hervor, auf dem er eilig etwas kritzelte und es an David weitergab.
Dieser las es einen Moment lang durch und fing dann an zu grinsen.
„Was, Mann, du kannst nicht mehr sprechen? Wow, wie hast du denn das hingekriegt?“, fragte er lachend, während Severina erstarrte.
Peter fuchtelte nur wild mit den Armen und deutete immer wieder auf sie.
David sah sie an, doch bevor er irgendetwas sagen konnte, meinte sie: „Ich geh mal und such einen Lehrer, vielleicht kann der dir ja helfen, Ross.“
Bevor einer der beiden etwas unternehmen konnte rannte sie die Treppe hinunter und direkt in die Turnhalle, die um diese Uhrzeit höchstens von den Mäusen benutzt wurde.
Nach Atem ringend lehnte sich Severina an einen Stapel alter Turnmatten und dachte über Peter nach.
Sie hatte gesagt, er solle die Klappe halten und dann konnte er nicht mehr sprechen. War das ein Zufall?
‚Es könnte sein, dass er wieder versucht hat mir einen Streich zu spielen’, überlegte sie.
Nein, dazu war er ihr zu wütend und zu verzweifelt erschienen.
Aber mit seiner Behauptung, sie könne eine Hexe sein, konnte er auch nicht Recht haben.
Und wie er dann auf einmal hingefallen war. Ohne Vorwarnung, einfach so.
Wie war das alles nur möglich?
Plötzlich hörte sie vor der Tür der Sporthalle aufgeregte Stimmen.
„Ich verstehe nicht, warum ausgerechnet wir dieses Gör holen sollen. Und dann auch noch zu sechst, als ob einer nicht gereicht hätte“, fauchte eine raue Frauenstimme.
„Willst du dich etwa gegen die Anweisung des Dunklen Lords stellen? Außerdem hast du doch gesehen, was sie mit dem Jungen da oben gemacht hat. Sie ist nicht ganz wehrlos. Und bevor hierbei irgendetwas schief geht, lässt der Dunkle Lord lieber Vorsicht walten, als noch einmal so eine Pleite zu erleben wie in der Mysteriumsabteilung“, erwiderte eine kühle Männerstimme.
Der Dunkle Lord? Mysteriumsabteilung? Der Junge da oben? SIE?
‚Die suchen doch nicht etwa nach mir? War das gestern vielleicht doch kein Traum?’, fragte sich Severina und begann zu zittern.
‚Ich sollte lieber kein Risiko eingehen’ ,dachte sie weiter und warf einen Blick auf die Tür.
Durch das kleine Fenster konnte sie unscharf ein paar Personen erkennen.
‚Wenn ich Glück habe sind es wirklich nur sechs Leute, wenn ich Pech habe mehr.’
Sie musste schnell sein. Wenn sie bis zur Tür kam und es schaffte sie abzuschließen würde sie das vielleicht etwas aufhalten. Wenn es jedoch wirklich Zauberer oder noch schlimmer Todesser, die Gefolgsleute Voldemorts waren, würde sie dieses Hindernis nur maximal zehn Sekunden beschäftigen.
‚Zu viele „Wenn’s“, aber ich muss es wenigstens versuchen’, dachte Severina bitter.
Sie wartete einen günstigen Moment ab, als kein Schatten durch das Fenster zu sehen war, und rannte los. Geduckt hielt sie sich immer an der Wand, um nach Möglichkeit nicht selbst durch das Fenster gesehen zu werden, bis das Schloss mit dem steckenden Schlüssel in Reichweite war.
Vorsichtig tastete sie danach, behielt aber immer das Fenster im Auge.
Das Schloss rastete leise ein. Durch ihren Erfolg mutig geworden, spähte Severina nun durch das Fenster, was ihr wegen ihrer geringen Größe nicht leichtfiel.
Zuerst sah sie nur den grüngekachelten Gang, doch plötzlich kamen sie in ihr Blickfeld.
Sechs schwarz gekleidete Gestalten mit Masken und tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen.
„Na toll, es sind zwar nur sechs, aber trotzdem sind sie in der Überzahl. Sechs bewaffnete Todesser gegen ein kleines 14-jähriges Mädchen mit Wahnvorstellungen. Na das wird lustig“, murmelte sie, als plötzlich der vorderste Schatten zur Seite und ihr direkt ins Gesicht sah.
Erschrocken taumelte Severina ein paar Schritte rückwärts und fiel auf den Hintern, die Sporthallentür und das Fenster erschrocken anstarrend.
Schon waren zielstrebige Schritte zu hören und eine laute Stimme, die Severina als die kühle Männerstimme von vorhin identifizierte, rief: „Was braucht ihr denn so lange? Das ist nur eine ganz gewöhnliche Tür.“
Hektisch sah Severina sich nach einem Versteck um, doch nichts war gut genug, höchstens um besonders gut entdeckt zu werden.
Es gab nur eine Tür und vor der standen jetzt die Todesser. Die Fenster der Sporthalle waren zu weit oben und eine Leiter oder ähnliches gab es nicht. Doch dazu war es jetzt eh zu spät, denn von draußen konnte man nun wieder die heisere Frauenstimme hören, die brüllte: „Aus dem Weg, ihr Hohlköpfe. Das kann ich ja viel besser."
Hibbelig trat Severina von einem Fuß auf den anderen. Sie musste ein Versteck finden.
Da ertönte auch schon das Wort, was sie gehofft hatte nicht hören zu müssen: „Alohomora!“
Mit einem Knall wurde die Tür aufgestoßen und die sechs Todesser betraten die Halle.
„So und was nun Lucius? Sieht ganz so aus, als würdest du dir langsam Dinge einbilden. Das wird den Dunklen Lord aber gar nicht gefallen“, spottete die einzige Frau.
Lucius Malfoy zog sich die Maske vom Kopf und musterte die Frau kalt: „Wenn du ein wenig von der Wachsamkeit zeigen würdest, wie ich es tue, dann hättest du die Kleine wahrscheinlich auch gesehen, Bellatrix.“
Bellatrix Lestrange lachte nur höhnisch, während Lucius den anderen vier Todessern befahl, den Sportraum zu durchsuchen.
Als die Tür aufgeflogen war, hatte sich Severina einfach zwischen einem Mattenstapel und der Wand gequetscht. Sie war sich aber dennoch bewusst, das ihr Versteck keinesfalls von Dauer war. Wenn die Todesser auch nur halbwegs akribisch vorgingen, würden sie sie früher oder später finden, eingequetscht wie eine Sardine in der Dose.
‚Da setze ich doch lieber auf Attacke und lass mich beim Verteidigen fangen, als zitternd und bibbernd darauf zu warten, dass sie mich finden’, dachte sie verbittert und begann langsam und genau wie ein Bergsteiger den Mattenstapel zu erklimmen.
Als sie oben angekommen war, robbte sie vorsichtig bis zu Rand der Matte und spähte vorsichtig hinunter.
Lucius und Bellatrix standen immer noch in der Nähe der Tür und starrten sich an.
Die restlichen Todesser durchkämmten systematisch die Turnhalle, wobei einer von ihnen Severinas Versteck immer näher kam.
Stirnrunzelnd überlegte sie, wie sie den Todesser davon abhalten konnte, sie zu entdecken. Aber so sehr sie auch nachdachte, ihr wollte einfach kein Ausweg einfallen, bei dem sie den Todessern entkommen wäre.
‚Egal ob ich hier raus komme oder nicht, kampflos wird das Ganze zumindest nicht ablaufen’, dachte sie entschlossen und spannte die Muskeln.
Sie wartete ab, bis der Todesser genau vor dem Stapel stand, dann sprang sie.
Severina schaffte es tatsächlich den Todesser mit zu Boden zu werfen, doch die Landung war nicht so glimpflich für sie. Sie überraschte zwar den Todesser, sodass dieser seinen Zauberstab fallen ließ, doch dabei knickte sie so ungünstig mit dem rechten Fuß um, dass ihr sofort klar war, dass sie mit dieser Verletzung nirgendwo mehr hin flüchten konnte.
Zu ihrem Unglück hielt der Sturz den Todesser nicht besonders lange auf. Im Gegenteil, sofort rief er: „Hier ist sie! Ich hab sie gefunden!“
Er versuchte nach ihr zu greifen, doch Severina wich ihm geschickt aus und trat ihm mit dem noch gesunden Fuß vors Schienenbein. Der Mann keuchte verblüfft, gab aber dennoch nicht auf, was Severina dazu veranlasste ihm diesmal mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Erschrocken sah der Todesser sie an und klappte dann bewusstlos zusammen.
Obwohl der Kampf nicht sehr lange gedauert hatte, hatten die verbliebene Todesser inzwischen den Schauplatz erreicht, Lucius und Bellatrix an vorderster Stelle.
Wütend murmelte Lucius: „Verdammt! Ich habe doch gesagt die Kleine ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Wieso ist Rookwood auch immer so verdammt leichtsinnig?“
Mit einem Kopfnicken deutete er dem Todesser zu seiner Rechten, sich um den immer, noch bewusstlosen Rockwood zu kümmern.
Doch Severina entging nicht, dass der Beauftragte ihr einen misstrauischen Blick zu warf und dann einen großen Bogen um sie schlug.
Amüsiert bemerkte sie, dass die Todesser Respekt, wenn nicht sogar etwas Angst vor ihr hatten, doch Lucius Malfoy entgegnete, keinerlei Gefühle zeigend: „Sieht so aus, als hätten wir Sie nun doch gefunden, Miss Delaney. Ihr ganzes Versteckspiel hat Ihnen am Ende doch nichts genützt. Der Dunkle Lord ist schon sehr erpicht auf ein Gespräch mit Ihnen. Also machen Sie uns keine Schwierigkeiten und kommen Sie mit uns.“
Unentschlossen besah sich Severina den hochgewachsenen Mann mit den langen weißblonden Haaren und den grauen Augen und fragte sich, warum er so höflich zu ihr war.
Ihr war durchaus klar, dass sie aufgeben würde müssen, denn gegen fünf Todesser, die sie genau beobachteten, hatte sie keine Chance, doch ihr Stolz verbot es Severina einfach kampflos das Feld zu räumen.
„Ich danke Ihnen für diesen überaus unterhaltsamen Vortrag, Mr. Malfoy, aber ich denke nicht daran auch nur ein Wort mit dem Dunklen Lord zu wechseln. Wenn er das dringende Bedürfnis dazu hat, dann soll er selbst herkommen. Da ich aber denke, dass er dies nicht tun wird, werden Sie mich schon zwingen müssen und das wird Ihnen bestimmt leichtfallen, dass verspreche ich Ihnen.“
Lucius sah sie einen Moment lang überrascht an, dann lächelte er. Es war ein freundliches Lächeln, er schien sogar ein wenig beeindruckt, doch bevor er weiter mit ihr diskutieren konnte erlangte Rockwood das Bewusstsein wieder und brüllte sofort: „Aus dem Weg!!! Für diese Gemeinheit werde ich dieses kleine Miststück töten.“
„Halt den Mund!“, schnauzte ihn Lucius an. „Wir haben Befehl die Kleine unversehrt zum Dunklen Lord zu bringen und daran werden wir uns auch halten. ALLE!!!“
Rockwood sah ihn mit trotziger Miene an, doch nun mischte sich auch Bellatrix ein.
„Du erzählst Blödsinn, Lucius. Wir sollen ihm das Gör LEBEND bringen, vorher können wir doch aber noch ein paar Flüche an ihr übern“, meinte sie und grinste sadistisch.
Severina starrte sie, keinerlei Regung zeigend, an und versuchte verzweifelt Bellatrix nicht auch zu schlagen.
„Nein, Bellatrix. Wir liefern sie ohne einen Kratzer ab, oder du wirst dem Dunklen Lord dafür Rede und Antwort stehen müssen“, knurrte Lucius.
„Du bist wirklich nervig. Er braucht es ja nicht zu erfahren oder bekommst du jetzt auf deine alten Tage doch noch Schuldgefühle?“
In diesem Moment verlor Severina die Beherrschung. Kritik über sie war eines der Dinge, die sie nicht ausstehen konnte und es war an der Zeit, dies Bellatrix zu zeigen.
Mit einem schnellen Schritt stand Severina vor ihr und bevor auch nur einer der Todesser es verhindern konnte, hatte sich Bellatrix eine schallende Ohrfeige eingehandelt.
Severina war sich der verblüfften und entsetzten Blicke der Todesser durchaus bewusst, doch Bellatrix hatte bekommen, was sie verdiente.
Umso mehr war sie überrascht, als Lucius plötzlich seinen Zauberstab auf sie richtete und rief: „Stupor!“
Der Schockzauber traf sie völlig unerwartet. So konnte sie auch nicht reagieren und wurde bewusstlos.
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Soll ich die Fortsezung hinterher auch hier rein stellen? *unsicher frag*