So hier kommt meine FF zum Thma Lily Evans und James Potter.
ich dachte ich wage mich mal an was romantisches...
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Titel: Si je pars avec toi
Kapitel Eins
„Hey, Evans! Willst du mit mir ausgehen?“ Das immer gleiche Ritual begann, heute bereits vor dem Frühstück. Ich seufzte lautstark auf und warf Potter einen genervten Blick zu. „Wie oft eigentlich noch? Nein. Also spar’ dir deine Versuche, ja?“ Er besaß die Frechheit, mich siegessicher anzugrinsen und Black etwas zuzuflüstern, was seinen besten Freund zum Lachen brachte. Remus zuckte die Achseln und sah mich entschuldigend an, während ich die Augen verdrehte und auf der Stelle davonwirbelte, in die Große Halle und zu meinen Freundinnen, die bereits auf mich warteten. Ich verdammte meine morgendliche Vergesslichkeit, denn ohne sie wäre ich nie gezwungen gewesen, alleine zum Gryffindorturm zurücklaufen zu müssen, um mein Verwandlungsbuch zu holen. Demzufolge wäre ich Potter niemals begegnet und der Tag hätte besser angefangen.
„Lily? Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Rosamund, meine beste, ebenfalls muggelstämmige Freundin und ich schnaubte auf. „Von wegen. Dreimal darfst du raten, mit wem ich gerade das Vergnügen hatte.“ Meine Augenbrauen zogen sich unheilverkündend zusammen und ich schaufelte mir massenweise Rührei auf den Teller, während ich nach frischem Toast Ausschau hielt. „James Potter.“, vermutete Bess, meine andere Freundin, grinsend und änderte rasch ihren fröhlichen Tonfall, als ich sie bitterböse musterte. „Leider.“, ergänzte sie also hastig und ich nickte wütend. Ich konnte es nicht leiden, wie er mich geradezu verfolgte, aber noch weniger mochte ich die Tatsache, dass es meine Freundinnen amüsierte, wie hartnäckig er war. „Er betritt übrigens gerade die Große Halle.“, informierte mich Cathy gelassen und ich hob noch rechtzeitig den Kopf, um mitzubekommen, wie Potter und Black wie jeden Morgen ihren Auftritt inszenierten, während sich Remus verzweifelt darum bemühte, nicht im Vordergrund zu stehen.
„Er ist ja so ein Idiot!“, verkündete ich im Brustton der Überzeugung und übersah geflissentlich die drei lächelnden Gesichter mir gegenüber. Meine Freundinnen waren dummerweise begeisterte Anhänger der Theorie „Was sich liebt, das neckt sich.“. Meiner Meinung nach eine der sinnlosesten Sentenzen, die die Menschheit je geschaffen hatte. Mal im Ernst- wieso sollte ich jemanden ärgern, in den ich verliebt war? Das gab doch überhaupt keinen Sinn, allerhöchstens bei Grundschulkindern, die ihre Zuneigung ja vorzugsweise zeigten, in dem sie das Objekt ihrer Verliebtheit an den Haaren zogen oder sich sonst etwas Originelles einfallen ließen. Ich musste allerdings zugeben, dass ich es Black und Potter durchaus zutrauen würde, ähnlich zu handeln. Meiner Meinung nach schlichtweg peinlich, aber die meisten Mädchen hier in Hogwarts schienen es toll zu finden, denn sie kicherten und quietschten wie verrückt, wenn einer der beiden sie ansprach.
Musste ich wirklich erwähnen, wie sehr ich das verachtete? Ich könnte mir Spannenderes vorstellen, als mit Potter oder Black ein Gespräch zu führen. Schließlich bewiesen sie mir jeden Tag aufs Neue, wie wenig Intelligenz sie besaßen. Lehrern und Mitschülern dumme Streiche zu spielen mochte auf andere Mädchen attraktiv und anziehend wirken- auf mich hatte es jedenfalls nicht diesen Effekt. Dummerweise schien es sich James Potter, seines Zeichens Unruhestifter Nummer Eins an dieser Schule, gemeinsam mit seinem besten Freund, Sirius Black, in den Kopf gesetzt zu haben, mich zu beeindrucken, damit ich endlich seine charmante Einladung zu einem Rendezvous annahm. Darauf konnte er allerdings lange warten. Welches Mädchen stand denn bitte darauf, tagtäglich durch den gesamten Gang angebrüllt zu werden? Ich jedenfalls nicht. Vielleicht hatte ich meinen Standpunkt noch nicht deutlich genug gemacht?
Gedankenverloren stocherte ich in meinem Rührei herum und stellte mir grinsend Potters Gesicht vor, sollte ich tatsächlich „Ja.“ sagen. Eigentlich schade, dass das niemals passieren würde, die Verwirrung in seinen Augen wäre es beinahe wert, fand ich. Ich entwickelte eine geradezu erschreckende, sadistische Ader, wenn es um Potter ging, stellte ich fest und schüttelte leicht den Kopf über mich. „Er schaut her.“, trompetete Cathy direkt in mein Ohr und ich fuhr auf. Der halbe Tisch beobachtete uns und grinste, weswegen ich meine Freundin wütend anblinzelte. „Und? Ist das ein Grund zu brüllen?“ Genervt biss ich in meinen Toast und rollte mit den Augen, als meine Freundinnen sich wissende Blicke zuwarfen. „Sag doch einfach, dass du mal mit ihm ausgehst.“, versuchte Bess mich wie jeden Morgen zu etwas zu überreden, wozu ich nicht im Geringsten Lust verspürte. Also schüttelte ich den Kopf und erklärte kategorisch: „Nein. Weder in diesem noch im nächsten Leben.“
„Sag so was nicht, das bricht mir das Herz.“, vernahm ich Potters lieblich Stimmchen irgendwo hinter mir und konnte mir bildlich vorstellen, wie er sich gerade einmal wieder theatralisch eine Hand auf die Brust drückte und passend dazu verkündete: „Ehrlich, du bringst mich um mit so was.“ Ich drehte mich ruckartig um und sah in die grinsenden Gesichter von Potter und Black. Die beiden hatten die nervige Angewohnheit, immer dann aufzutauchen, wenn man sie am wenigsten erwartete. „Potter, das behauptest du jedes Mal und dennoch stehst du gerade recht lebendig vor mir. Überarbeite mal deine Logik.“, warf ich ihm entgegen und widmete mich anschließend wieder voller Begeisterung meinem Frühstück. Ich war unausstehlich, wenn ich morgens nicht genügend zu essen bekam. Abgesehen davon, dass ich meistens unausstehlich wurde, wenn mich Potter bereits vor dem Frühstück belästigte. Ich durfte gar nicht daran denken, wie viele Unterrichtsstunden ich heute mit ihm gemeinsam hatte.
„James, lass uns gehen.“, konnte ich Remus hören und hoffte darauf, dass die zwei Unruhestifter auf ihn hören würden. Von der ganzen Truppe war mir Remus der Liebste: er war ruhig, loyal und gewissenhaft. Ich mochte ihn einfach und es war mir ein Rätsel, weshalb er seine Zeit mit Potter und Black verbrachte. Remus und ich waren in der Fünften gemeinsam Vertrauensschüler gewesen und seitdem locker befreundet. Allerdings war es meistens recht schwierig, eine Unterhaltung mit ihm zu führen, denn wo Remus war, da war Black nicht weit. Und wo Black war- nun, muss ich das tatsächlich ausführen? Jedenfalls hingen die drei und Peter Pettigrew fast immer zusammen. Man konnte kaum sagen, wen das mehr störte, mich oder die Lehrer. Einzeln waren sie noch gut zu ertragen, selbst Potter hielt sich ein wenig zurück, aber in Begleitung wurden sie zu Unruhestiftern, wie sie Hogwarts noch nie erlebt hatte.
Schritte hinter mir kündeten davon, dass es Remus tatsächlich gelungen war, seine Freunde zum Abzug zu überreden. „Sind sie weg?“, erkundigte ich mich dennoch vorsichtshalber bei Rosamund und sie nickte. „Ja, sind sie. Der Unterricht beginnt immerhin in zehn Minuten und es würde mich stark überraschen, wenn Remus zu spät kommen würde.“ Sie zwinkerte mir zu und ich streckte ihr als Antwort die Zunge heraus. Meine Freundinnen witzelten gerne darüber, dass ich so viel Engagement für die Schule zeigte und bei Remus war es ähnlich. Momentan verhielten wir uns zwar mehr wie kleine Kinder als wie erwachsene Siebtklässler, die sich mental auf den Unterricht vorbereiteten, doch was sollte es? „Er ist eben verantwortungsbewusst. Was man schließlich nicht von jedem hier beantworten kann.“, gab ich lachend zurück und trank den letzten Schluck Kürbissaft, um mein Frühstück zu beenden. „Ist das eine Anspielung?“, grinste Bess und ich schüttelte gespielt entsetzt den Kopf. „Merlin, nein! Natürlich nicht!“, alberte ich herum und erhob mich.
Auf meinem Stundenplan stand Verwandlung und zu meinem Glück besuchten meine drei Freundinnen den Kurs ebenfalls. Black und Potter allerdings auch, ebenso wie Remus. Seufzend griff ich nach meiner Schultasche, hängte sie mir über die Schultasche und machte mich gemeinsam mit Cathy, Bess und Rosamund auf den Weg in McGonagalls Klassenzimmer. Wir saßen relativ weit vorne, immer zu zweit und eigentlich wog ich mich, sobald der Verwandlungsunterricht begonnen hatte, stets in Sicherheit, denn Potter und Black befanden sich in der letzten Reihe und noch dazu unter McGonagalls Adlerblick. Dennoch konnte ich nicht behaupten überrascht zu sein, als nach zwanzig Minuten ein Stück Pergament auf meinem Tisch landete. McGonagall hatte gerade etwas an die Tafel geschrieben und so konnte ich den Zettel in Ruhe öffnen. Ich bedachte die neben mir sitzende Rosamund mit einem augenrollenden Blick und zog die Augenbrauen in die Höhe. Zu ihrem Unglück prustete sie los, wenn auch nur leise, aber ich notierte es mental und beschloss, es ihr irgendwann heimzuzahlen, dass sie meine sogenannte „Beziehung“ zu Potter so urkomisch fand.
Unter der Bank faltete ich das Pergament auseinander und stöhnte auf. In schwarzen, unleserlichen Buchstaben stand da der Satz: „Hey, Evans, wie wär’s mit heute Abend?“. Als hätte ich es mir nicht denken können. So drehte ich mich um, fing Potters Grinsen ein und schüttelte den Kopf, während meine Lippen „Vergiss es.“ formten. Er sandte mir ein lautloses „Du brichst mir das Herz!“ zurück und presste erneut seine Hand auf seinen Oberkörper. Ich hob eine Hand, um mir an die Stirn zu tippen, als mich Rosamunds Ellbogen in die Seite stupste und McGonagalls Stimme mich ruckartig zurück in den Unterricht holte. „Miss Evans, wenn Sie Ihren kleinen Flirt mit Potter bitte auf später verschieben würden?“, erklärte meine Lehrerin laut und ich wurde knallrot, während ich schwören könnte, dass sich Potters Grinsen in diesem Moment noch vertiefte. „Entschuldigung.“, murmelte ich hochgradig verlegen und stinksauer. Gab es etwas Peinlicheres, als angeblich mit James Potter zu flirten und dabei erwischt zu werden? In meinem Universum rangierte es jedenfalls ziemlich weit oben auf der Liste der Dinge, die ich niemals erleben wollte.
„Sag jetzt nichts.“, zischte ich Rosamund zu und sie hob lachend beide Hände. „Hatte ich nicht vor.“, beteuerte sie wenig überzeugend und ich konnte das Amüsement in ihren blauen Augen erkennen. Wütend zerknüllte ich Potters Zettel und ließ ihn in meine Tasche gleiten, damit ihn später niemand auf dem Boden finden und lesen konnte. Ich kannte doch all die neugierigen Schüler hier um mich herum. Die meisten von ihnen erschienen mir allzu erpicht darauf, eventuelle Neuigkeiten bezüglich mich und Potter zu erfahren. Hatten die kein eigenes Leben? Ich grummelte gedanklich weiter vor mich hin, konzentrierte mich nebenbei aber tatsächlich auch auf den Unterricht. Ich mochte Verwandlung, fast so sehr wie Zaubertränke, mein bestes Fach. Leider war auch das nicht potterfrei, was mich zu Beginn des sechsten Schuljahres sehr überrascht hatte. Um genau zu sein, hatte ich im ersten Moment geglaubt, mich im Raum geirrt zu haben. Potter in einem UTZ-Kurs für Zaubertränke zu sehen war wie Schnee im August. Eine Fata Morgana, die einfach nicht wirklich sein konnte.
Zu meinem Unglück hatte es sich der Junge allerdings in den Kopf gesetzt, Auror zu werden und hatte bei den ZAG-Prüfungen im fünften Schuljahr tatsächlich die Noten erhalten, die er brauchte, ebenso wie Black und natürlich Remus. Ich vermutete, dass Letzterer seinen beiden Freunden mächtig unter die Arme gegriffen hatte, ansonsten wären sie wohl kaum in Professor Slughorns Kurs gelandet und das, obwohl er nicht einmal Bestnoten verlangte. Jedenfalls hatte ich meinen Augen nicht getraut, als ich guten Mutes gemeinsam mit Rosamund damals das Klassenzimmer betreten und direkt in die fröhlich grinsenden Gesichter von Black und Potter gesehen hatte. So schnell war ich noch niemals wieder aus einem Raum geflohen. Aber es hatte nichts geholfen. Rosamund hatte mir ungefähr zehn Minuten lang versichern müssen, dass wir tatsächlich vor dem richtigen Raum standen und schließlich war ich bereit gewesen für die zweite Runde. Hocherhobenen Hauptes war ich also wieder in das Zimmer gestapft und hatte mir fest vorgenommen, Potter einfach zu ignorieren. Dummerweise durchkreuzte er meine Pläne mit dem ihm eigenen, unverschämten Grinsen und meiner Lieblingsfrage.
Ich hatte ihm nicht einmal ein gedonnertes „Nein, will ich nicht!“ an den Kopf werfen können, denn in diesem Moment hatte es geklingelt und Professor Slughorn war hereingekommen. Ich schnappte mir Rose und wir verzogen uns in die linke Hälfte, weit weg von Potter, Black und Remus. Wann immer mir dieses Erlebnis wieder in den Sinn kam, schüttelte ich in Gedanken den Kopf darüber, dass unsere Zaubertrank-Spezialisten schlechthin tatsächlich den Kurs gewählt hatten, um später Auroren werden zu können. Wenn so die zukünftigen Retter der Zauberwelt aussahen, dann gute Nacht! Ich könnte jedenfalls nicht ruhig einschlafen, wenn ich wüsste, dass sich ausgerechnet Potter auf der Jagd nach schwarzen Magiern befände. Seine einzige Erfahrung besteht schließlich darin, sich mit Slytherins anzulegen und ihnen alberne, wenn auch effektive Flüche an den Hals zu hexen. Das Beunruhigende daran war, dass er manchmal tatsächlich damit aufhörte, wenn ich ihn wütend anschrie.
„Lils.“, murmelte Rosamund und ich sah sie fragend an. Sie deutete mit den Augen nach vorne, also drehte ich den Kopf und blickte genau auf Professor McGonagall, die sich vor unserem Tisch aufgebaut hatte, die Hände an den Hüften und die Augen streng zusammengekniffen. Ich versuchte mich an einem verlegenen, entschuldigenden Lächeln und hoffte auf den richtigen Effekt, obwohl ich eigentlich wissen sollte, dass es bei McGonagall nie zog. Doch heute schüttelte sie nur seufzend den Kopf und fuhr fort, uns etwas über Animagi zu erläutern, ein Thema, das oft in den Prüfungen gefragt wurde und deshalb lange besprochen wurde. Ich riss mich endlich zusammen und lauschte interessiert, während ich mir ab und zu Notizen machte, um nicht alles wieder zu vergessen. Tatsächlich klingelte es kurz darauf und ich packte erleichtert meine Bücher weg. So unkonzentriert wie heute war ich schon lange nicht mehr gewesen, musste ich mir selbst gegenüber zugeben. Und daran war natürlich nur Potter schuld, wer sonst?
„Idiot.“, schimpfte ich vor mich hin, nachdem ich mich vorsorglich davon überzeugt hatte, dass McGonagall vorne an ihrem Pult stand und ihre nächste Unterrichtsstunde vorbereitete. Ich für meinen Teil hatte nun zwei Freistunden und wollte mich in die Bibliothek verziehen, um den Aufsatz über berühmte Animagi anzufangen, den sie uns aufgegeben hatte. „Verdammter, verdammter Idiot!“, grummelte ich und warf mir meine Tasche über die linke Schulter. „Nanana, wer wird denn so böse werden und schlimme Schimpfwörter benutzen?“, säuselte mir jemand ins Ohr und ich ballte meine Hände zu Fäusten, um mich nicht umzudrehen und Potter an seinem Umhang zu fassen und zu schütteln, bis ihm das dämliche Grinsen verging. Ich kannte niemanden, der mich derart zur Weißglut treiben konnte wie er und manchmal glaubte ich beinahe, er wusste es und besaß die Frechheit, stolz darauf zu sein.
Für den Moment begnügte ich mich damit, ihn zu ignorieren und aus dem Klassenzimmer zu stürzen, ohne noch auf Rosamund zu warten. So stapfte ich durch die Gänge, das Gesicht zu einer grimmigen Grimasse verzogen und leise vor mich hinfluchend. Erst kurz vor der Bücherei beruhigte ich mich wieder ein wenig und atmete tief ein und aus, bevor ich hineinschritt und mir den entlegensten, größten Tisch zum Arbeiten aussuchte. Ich schleppte massenweise Bücher und Biographien herbei, die etwas mit dem Thema zu tun haben könnten und begann zu lesen und alles außen herum zu vergessen. Nach knapp achtzig Minuten war mein Aufsatz angefangen und ich sammelte meine Sachen zusammen. Beladen mit sieben Büchern wankte ich zu Madame Pince und ließ mir die Bücher zum Ausleihen eintragen, bevor ich die Bibliothek verließ und so schnell es ging in den Gryffindorturm eilte, um meine erworbenen Schätze in meinem Schlafzimmer zu deponieren.
„Leo maximus.“, keuchte ich der Fetten Dame entgegen und sie sah mich mitleidig an, wie ich da unter der Last der Bücher vor ihr stand, bevor sie beiseite schwang und mich hereinließ. Im Gemeinschaftsraum stolperte ich als Erstes über eines von Blacks schlaksigen Beinen und warf ihm einen gereizten Blick zu. Ehrlich, wenn er es sich schon auf den Sesseln bequem machen musste, sollte er wenigstens dafür sorgen, dass er niemand gefährdete. Träge öffnete er ein Auge und musterte mich gelassen. „Oh, Evans, du bist es.“, murmelte er verschlafen und mümmelte sich noch tiefer in das weiche Polster. „Ja, allerdings.“, gab ich gereizt zurück und sammelte meine Bücher wieder auf. „Danke für deine Hilfe, Black, bist ein echter Gentleman.“, ließ ich meiner sarkastischen Ader freien Lauf und kam wieder auf die Füße. Black lächelte mich freundlich an. „Gern geschehen, Evans. Jederzeit wieder.“ Ich konnte es nicht ausstehen, dass Kritik und dergleichen vollkommen an ihm abprallte. Eine widerwärtige Eigenschaft, wie ich fand, die er dummerweise mit Potter teilte.
Kopfschüttelnd und innerlich bebend kletterte ich die Treppe hinauf in meinen Schlafsaal und fand Cathy und Bess vor, die auf ihren Betten saßen und sich gegenseitig die Fingernägel lackierten. „Lils, kann man dir was abnehmen?“, erkundigte sich Cat und beobachtete mich, wie ich auf meinen Schreibtisch zustolperte. „Geht schon.“, wehrte ich ab und ließ die Bücher wenig liebevoll einfach fallen. „Alles in Ordnung?“, wollte Bess wissen und ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich knallrot im Gesicht war. „Begegnung mit Black.“, erklärte ich knapp und wechselte die Bücher in meiner Schultasche gegen die aus, die ich für die nächsten Stunden brauchen würde. „Hängt potterseelenallein im Gemeinschaftsraum herum und stellt eine lebende Bedrohung für jeden dar, der hereinkommt und nicht auf den Boden achtet, wo er seine Beine ausgestreckt hat.“, gab ich eine Kurzzusammenfassung dessen, was geschehen war, ab. Cathy und Bess nickten synchron und trockneten ihre Fingernägel mit einem Zauber, damit wir alle gemeinsam in Verteidigung gegen die Dunklen Künste gehen konnten. Rosamund war noch in Kräuterkunde und würde ebenfalls zu uns stoßen.
Wir gelangten unfallfrei in unser Klassenzimmer, wo Rosamund bereits saß und uns zuwinkte. Von den Unruhestiftern Hogwarts’ war noch nichts zu sehen, doch ich traute dem Frieden kein bisschen. Zuspätkommen war ihre Paradedisziplin, wenn Remus sie nicht zu ein wenig Eile antrieb. Und der befand sich in der letzten Reihe, wo er auf seine Freunde zu warten schien, immerhin hatte er ebenso wie Rosamund gerade eben Unterricht gehabt. Remus lächelte mich kurz an und hob entschuldigend die Achseln, woraufhin ich ihm zuzwinkerte. „Ich komm’ gleich wieder.“, erklärte ich Rose und ließ meine Schultasche an meinem Platz, als ich kurz in die letzte Reihe verschwand, um ein paar Worte mit Remus zu wechseln. Es hatte noch nicht geklingelt und so war auch unser Lehrer ganz damit beschäftigt, die Stunde vorzubereiten, als auf uns zu achten und dafür zu sorgen, dass wir brav auf unseren Plätzen saßen.
„Hey.“, begrüßte ich Remus und hockte mich für einen Moment auf die Tischkante ihm gegenüber. „Hey.“, lächelte er zurück und betrachtete mich fragend. „Alles klar bei dir?“ Langsam fing dieser Satz an, mich ebenso zu nerven wie Potters berühmte Lieblingsfrage. Aber dazu konnte Remus nichts. Wie sollte er auch ahnen, dass das heute jeder von mir wissen wollte? Scheinbar verschwanden die hektischen, roten Flecken auf meinen Wangen nicht besonders gut, die ich immer bekam, wenn mich etwas aufregte. Also schüttelte ich den Kopf und erklärte: „Schon okay. Hauptsache, deine besten Freunde schaffen es, sich zumindest während dieser beiden Stunden zurückzuhalten.“ Ich zog eine Grimasse und Remus lachte verlegen. „Lassen wir uns überraschen.“, meinte er, bevor lautes Gelächter eben jene Freunde ankündigten, noch ehe sie den Raum betraten. „Bis später.“, verabschiedete ich mich augenrollend und kehrte an meinen Platz zurück, wo mich Potter grinsend empfing. „Sehnsucht nach uns oder warum stehst du in der letzten Reihe?“, wollte er wissen und ich schaffte es, ihm nonchalant zuzuzwinkern. „Sehnsucht nach Remus höchstens.“
Ich ließ mich auf meinen Stuhl gleiten und spürte Potters fassungslosen Blick auf mir ruhen, bis er sich abrupt wegdrehte und nach hinten stapfte. Es entstand eine hitzige Diskussion zwischen ihm, Black und Remus, für den ich hoffte, dass er wegen meiner Bemerkung keinen Streit mit seinen Freunden bekam. Doch es klingelte und Professor Kelman begann seinen Unterricht. Er war der Typ „Ich rede, ob ihr zuhört oder nicht ist eure Sache.“ und die meisten Schüler schliefen in seinen Stunden, weil er es schaffte, selbst das spannendste Thema so detailliert zu behandeln, dass es irgendwann langweilig wurde. Und so blieb einem nichts anderes übrig, als den Stoff in Büchern nachzulernen, da er andauernd irgendwo hängen blieb und am Schluss über etwas ganz anderes sprach als zu Beginn der Stunde. Meistens bemühte ich mich, Notizen zu machen, doch ab einem bestimmten Moment an wurde es unsinnig und dann legte ich den Stift weg und unterhielt mich mit Rosamund. „Rose!“, flüsterte ich heute bereits nach fünf Minuten, „Kannst du hören, ob Potter, Black und Remus immer noch diskutieren?“
Rosamund zog die Augenbrauen in die Höhe, lauschte einige Sekunden und nickte dann. „Ja, tun sie. Die kann man doch nun wirklich nicht überhören. Weshalb fragst du?“ Ich zuckte mit den Achseln und versuchte, einige Gesprächsfetzen aufzufangen. Irgendwann prustete Black los und die gesamte Klasse drehte sich zu ihnen um, während Professor Kelman sich damit abmühte, eine naturgetreue Darstellung eines Hinkepanks an die Tafel zu zeichnen. Remus lächelte der Klasse verlegen zu, Black kicherte noch immer, während sein Gesicht gefährlich rot anlief und Potter sah aus, als wäre er verdammt unzufrieden mit der Situation. Genervt blickte er nach vorne und wedelte mit der rechten Hand, als wollte er uns allen sagen, dass wir ihnen ihre Privatsphäre gewähren sollten. „Was bei Merlin veranstalten die da hinten?“, brummte Rosamund und runzelte ihre Stirn. „Black scheint sich jedenfalls bestens zu amüsieren.“ Ich konnte nur zustimmend nicken, bevor wir uns erneut umdrehten und ich gelangweilt einen Hinkepank auf ein Stück Pergament kritzelte.
„Vielleicht planen sie ja eine Verschwörung, das heißt, James hatte einen seiner genialen Einfälle, der Remus und Sirius aber nicht gefallen hat und deswegen schmollt er nun.“, mutmaßte Rosamund und ich lachte leise auf. „Das sähe ihnen jedenfalls ähnlich.“, stimmte ich meiner besten Freundin zu. Die drei veranstalteten zwar jede Menge Unsinn, doch Gerüchten zufolge dauerte es stets eine ganze Weile, bis sie sich auf einen Streich einigen konnten. „Wo ist eigentlich Peter?“, murmelte Rosamund verwirrt und blickte sich suchend um. „Steckt wohl noch bei Wahrsagen fest.“, vermutete ich, denn unsere Wahrsagelehrerin war bekannt dafür, gerne die Stunden zu überziehen mit der idiotischen Ausrede, dass gerade beim Stundenwechsel die Auren der Schüler besonders empfänglich wären. Peter war der einzige Gryffindor, der Wahrsagen weiter belegt hatte, da alle anderen einfach nur froh gewesen waren, als sie den Pflichtteil absolviert hatten. Richtig verstehen konnte ich seine Entscheidung nicht, aber sie sorgte dafür, dass alle vier kaum eine Stunde gemeinsam Unterricht hatten, wofür ich natürlich dankbar war.
„Oder aber sie diskutieren über Quidditch und Remus hat Zweifel darüber geäußert, ob Gryffindor morgen gewinnt, wenn James wieder nur damit beschäftigt ist, dir zuzurufen, ob du mit ihm ausgehen würdest, anstatt den Schnatz zu suchen.“ Bei der Erinnerung an besagtes Spiel kicherte Rosamund los, während ich finster vor mich hinstarrte. Ich hatte es alles andere als lustig empfunden, als Potter gut und gerne zwanzig Minuten lang über mir geschwebt war und mich mit dieser Frage gequält hatte, anstatt seiner Pflicht nachzukommen und dafür zu sorgen, dass Gryffindor gewann. Zu seinem Glück hatte er den Schnatz doch noch gefangen, sonst hätte ich ihn eigenhändig verprügelt. Dass wir für die nächsten paar Tage das bevorzugte Gesprächsthema aller Schüler waren, verstand sich leider von selbst. Meine Freundinnen hatten es urkomisch gefunden und waren grinsend neben mir gesessen, während ich mit verschränkten Armen stoisch den Kopf geschüttelt hatte. Der Junge hatte eindeutig ein Problem damit, ein „Nein“ zu akzeptieren, überlegte ich. Und ich hoffte für ihn, dass er sich bei dem morgigen Spiel besser anstellen und nicht auf die Idee kommen würde, wieder die ganze Zeit über mir zu fliegen anstatt seine Runden zu drehen.
„Vielleicht solltest du mal mit ihm reden.“, schlug mir Rosamund nun unschuldig lächelnd vor und zuckte mit keiner Wimper, als ich sie mit meinen Blicken zu erdolchen versuchte. „Nur, um sicherzugehen, dass er morgen keinen Unfug anstellt.“, fügte sie zwinkernd hinzu und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ein rascher Blick auf die Uhr verriet mir, dass sich der Unterricht mal wieder in die Länge zog und ich seufzte genervt auf. Mittlerweile konnte ich es gar nicht mehr erwarten, endlich zum Mittagessen zu kommen und anschließend meinen freien Nachmittag zu genießen. Die nächsten vierzig Minuten verbrachten wir schweigend und ich nutzte die Zeit, um meinen skizzierten Hinkepank zu verschönern. Mein fehlendes Zeichentalent tat sein Übriges dazu und so ähnelte das Resultat seinem Vorbild nur ganz entfernt. Rosamund neben mir kicherte wieder und starrte interessiert auf mein Bild. „Was ist denn das?“, wollte sie amüsiert wissen, „Ein Kobold?“ „Nein.“, antwortete ich so hoheitsvoll wie nur eben möglich, „Das, meine Liebe, ist ein Hinkepank.“ Erst sah sie mich fassungslos an, dann brach sie in lautes Gelächter aus und ich schmollte gespielt.
„Nein, das ist zu komisch!“, prustete Rosamund, „Das muss man gesehen haben!“ Damit griff sie sich meine Zeichnung und gab sie an Cathy und Bess weiter, mit dem wertvollen Hinweis „Lilys Hinkepank!“. „Kann ich Lilys Hinkepank auch sehen, Cat?“, tönte von hinten Potters Stimme und meine sogenannte Freundin reichte das Stück Pergament auch prompt in die letzte Reihe weiter. „Verräterin!“, zischte ich, während Potter allen, die es hören wollten und auch allen anderen lautstark verkündete: „Sehr hübsch! Wirklich sehr hübsch gezeichnet!“ In dem Moment stand ich auf, marschierte in die letzte Reihe und streckte meine Hand aus. Potter blickte mich irritiert und aus großen Augen an. „Mein Bild, bitte.“, brachte ich zustande und informierte ihn anschließend mit einem salbungsvollen Lächeln: „Weißt du, Potter, wenn man ein Mädchen beeindrucken will, sollte man sich nicht über es lustig machen. Du hast noch einiges zu lernen.“
Black begann erneut zu lachen, stoppte jedoch abrupt, als ihn sein bester Freund wütend anfunkelte, und täuschte einen schlecht gespielten Hustenanfall vor, während ich auf meinen Platz zurückkehrte und mich einem fassungslosen Professor Kelman gegenüberfand. Ich zuckte mit den Achseln. „Er hat angefangen.“, erklärte ich und wusste selbst, dass ich klang wie ein Kleinkind, dem man die Sandförmchen weggenommen hatte. Anscheinend sah das der Rest der Klasse ähnlich, denn nun gab es kaum noch ein Halten. Meine Freundinnen fielen vor Lachen beinahe von den Stühlen und selbst Potters Mundwinkel zuckten bedenklich in die Höhe, wie ich bei einem kurzen Blick nach hinten feststellen konnte. „Ja, in der Tat, Miss Evans.“, murmelte unser Lehrer zerstreut und kehrte an die Tafel zurück, um seine Zeichnung, an der er bereits die ganze Stunde über arbeitete, zu perfektionieren. „Lils, du bist unmöglich.“, grinste Rosamund und ich grinste zurück, seltsam zufrieden mit mir.
Vollkommen überraschend klingelte es und ich stand ruckartig auf. „Endlich!“, seufzte ich, „Ich sterbe fast vor Hunger! Ihr auch?“ Ich erntete ein heftiges Nicken von jeder meiner Freundinnen und gemeinsam strebten wir der Großen Halle entgegen, verfolgt von Potter, Black und Remus. „Macht ihr das mit Absicht?“, erkundigte ich mich irgendwann und musterte die drei der Reihe nach. Remus, wie üblich freundlich lächelnd und mit leicht zerzausten, hellbraunen Haaren. Black mit seinem unverschämten Grinsen und dem langen, pechschwarzen Haarschopf. Und Potter, die Hände in den Hosentaschen und ausnahmsweise ein gelangweiltes Lächeln auf den Lippen. „Wo sollen wir denn sonst entlanggehen?“, erkundigte sich Black und ich machte eine ausholende Handbewegung. „Irgendwo, nur nicht hier.“, murmelte ich, während Bess mich lächelnd weiterzog und Rose etwas von „Nehmt sie nicht so ernst!“ rief. „Was soll das?“, schimpfte ich drei Ecken weiter immer noch und wurde von Cathy in die Große Halle geschoben. „Hör auf, dich mit ihm zu streiten.“, meinte Bess seelenruhig und platzierte mich am Gryffindortisch.
„Langsam bekomme ich das Gefühl, es macht dir Spaß, die Konfrontation mit ihm zu suchen.“, warf mir Rose vor und ich hob hastig die Hände, während ich meine Freundinnen entschuldigend ansah. „Okay, ich sehe es ja ein, das eben war überzogen. Ich bin nur genervt von ihm. Potter ist allgegenwärtig, ich kann ihm gar nicht mehr entkommen.“ „Ehrlich, Lils, übertreibst du nicht ein wenig?“ Cathys Tonfall war spöttisch geworden und ich musterte sie empört, bevor ich schmollend auf meinen Teller starrte. ‚Andererseits war vielleicht ein winziges Fünkchen Wahrheit drin, hm, Lils?’, schalt ich mich und schaufelte Nudeln in mich hinein. „Gut, vielleicht hab’ ich etwas überreagiert.“, gab ich kleinlaut zu und meine Freundinnen nickten befriedigt. „Und morgen wirst du schön unsere Mannschaft anfeuern und nicht schweigen, sobald Potter den Schnatz gesichtet hat, einverstanden?“ Ich zog eine Grimasse, bevor ich brav „Einverstanden.“ antwortete. Worauf hatte ich mich jetzt nur wieder eingelassen?
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lasst mal hören was ihr davon haltet =)
kapitel zwei folgt in naher zukunft ;P[/u]