Aber wenigstens Hallo hättet ihr sagen können.....
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7 – Erkenntnis und Geständnis
ab 18!
Ihr Plan ließ sich schwerer in die Tat umsetzen, als Jules angenommen hatte. Draco schien ihr aus dem Weg zu gehen und Snape war so gut wie nie in seinem Büro. Demnach blieb Jules viel Zeit für sich. Sie lernte, machte alle Aufgaben und grübelte eine Menge.
In Sachen Draco kam sie dabei aber nicht wirklich weiter.
Positiv überrascht sah sie, wie eben jener am Samstagmorgen zu ihr an den Frühstückstisch kam und sie nicht nur grüßte, sondern sich auch gleich neben sie setzte.
Er sah, wenn es irgendwie möglich war, noch viel müder aus als zu Beginn und Jules nahm an, dass er es fertig brächte noch viermal so schlimm auszusehen.
„Viele Aufgaben für das Wochenende?“, fragte Jules, er verneinte. „Dann würde ich vorschlagen,“ fuhr sie fort, „wir suchen uns ein nettes Plätzchen am See und lassen es uns gut gehen.“
„Du bist die Beste,“ meinte Draco und schaffte ein Lächeln. „Das ist genau, was ich nach dieser Woche brauche.“ Er seufzte.
„Wo sind eigentlich Crabbe und Goyle?“, fiel Jules plötzlich ein. Draco schien einen Moment zu überlegen, was er antworten sollte, entschied sich dann aber wohl für die Wahrheit: „Auf der Suche nach Mädchenhaaren – frag’ nicht,“ setzte er hinzu, als er Jules’ Blick richtig gedeutet hatte, „ich erzähl’s dir später.“
„Ganz bestimmt,“ meinte Jules sarkastisch. Draco blieb ihr eine Antwort schuldig.
Schweigend aßen sie und holten anschließend eine Decke sowie das Gras und ein paar andere Dinge, die man zum Entspannen brauchte aus dem Slytherin-Kerker, um dann das schöne Wetter zu nutzen.
Diese Idee hatten natürlich auch noch andere gehabt, was ihnen die Suche nach einem eigenen, ruhigen Fleckchen enorm erschwerte. Schließlich fanden sie eines zwischen ein paar Büschen, blickgeschützt und halbwegs trocken.
„Merk dir diesen Tag,“ lachte Draco, als sie sich niederließen, „er wird in die Geschichte eingehen, und zwar als der Tag an dem Draco Malfoy seine Pansy Parkinson mit der furchtbaren Jules Ringmere betrog.“
„Uuuh!“, meinte Jules wenig begeistert. „Sollen die Deppen glauben, was sie wollen, es geht sie überhaupt nichts an.“
„Hört, hört!“
Dracos Laune hatte sich mit jedem Schritt gebessert, den sie weiter weg vom Schulgebäude getan hatten, was Jules’ Vermutungen auf ein Neues aufkochen ließ.
„Erzähl mir endlich von der Mädchenhaar-Sache,“ drängte sie neugierig, als sie begann einen Joint zu bauen.
„Aber dann muss ich dir die ganze langweilige Geschichte aufrollen und stückchenweise zusammenfügen – und dazu bin ich gerade etwas zu faul und gutgelaunt!“, enttäuschte er sie.
„Dacht’ ich mir schon,“ sagte sie so beleidigt wie sie nur konnte. „Aber was soll’s, wenn du nicht willst. Irgendwann krieg ich es so und so noch aus dir raus.“
„Klar,“ lächelte Draco, „aber nicht mehr heute!“ Mit diesen Worten schnappte er sich den Joint aus Jules’ Händen und rauchte ihn an. „Das Leben hat soeben wieder begonnen!“ Er zog etwas aus seiner Hosentasche. „Und es wird auch nicht so schnell vorbei sein.“ Jules erkannte den Feuerwhiskey sofort.
„Du liest Gedanken!“, jubelte sie und griff nach der Flasche, um einen tiefen Schluck daraus zu nehmen.
„Was sagen eigentlich unsere Schulregeln zu derartigen, rebellischen Ausbrüchen?“, fragte Draco.
„Woher soll ich das wissen?“ Jules zuckte mit den Schultern. „Ich war bisher noch clever genug mich nicht erwischen zu lassen.“
„Aber clever bedeutet nicht klug,“ meinte Draco naseweis, „ein kluger Mensch würde sich gar nichts erst zu Schulden kommen lassen.“
„Wenn mich irgendwer wegen eines Joints zu bestrafen versucht…“
„… beschwerst du dich bei deinem Papi…“
„… lass ich mich mal über Potter aus, immerhin heiße ich nicht Malfoy.“
Draco zog eine Schnute. „Kannst du irgendwann mal mit meiner Vergangenheit aufhören?“ Seine Stimme klang um einige Nuancen ernster, als gerade. „Oder soll ich gegen dich auspacken?“
„Wehe!“ Jules drohte ihm ihn mit der Flasche zu schlagen, doch Draco fing ihren Arm ab. Erschrocken zuckte Jules bei der Berührung vor Schmerz und Furcht viel zu schnell zusammen und versuchte seinem Griff zu entkommen, wie eine Katze, die man am Schwanz gepackt hatte.
Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte er ihren linken Unterarm freigelegt und starrte auf das schwarze Zeichen, das sich in ihrer Haut regte. Dracos Gesicht durchlief zwei Gefühlsregungen in einem: Erleichterung und blankes Entsetzten. Erst sah er so aus, als würde er ihr gleich in den Schoß kotzen, dann umarmte er sich einfach.
Jules war zu überrascht, um etwas tun zu können und bevor sie reagierte, hatte er sich bereits wieder zurückgelegt und ein weiters Mal an dem mittlerweile ausgegangen und erneut in Brand gesteckten Joint gezogen.
„Tut mir Leid,“ murmelte er. „Aber… ach… es ist so kompliziert.“
Jules kam sich hilflos vor. Noch nie zuvor waren sie sich in Gedanken näher und ferner gewesen. Am liebsten hätte sie ihn in den Arm genommen, seinen Kopf gestreichelt und sich angehört, was er zu sagen hatte; auf der anderen Seite wollte sie aufspringen und weglaufen, aus Angst er könnte sie verraten, sie verhaften lassen.
„Jules?“
„Ähm, ja?“
„Erzähl mir von deinem ersten Opfer.“
Jules überlegte, trank einen Schluck, noch einen, einen dritten. „Ich hatte meinen Geburtstag eine gute Woche nach Beginn der Sommerferien. Am nächsten Tag rief Er mich zu sich und erklärte mir, was ich tun sollte, um eine Seiner Dienerinnen zu werden. Das übliche.“ Draco nickte wissend. „Er gab mir keine bestimmten Namen, lediglich Muggel sollten es sein.
Also machte ich mich ans Planen. Ich habe mir eine Muggelfamilie ausgesucht, deren Mutter Nachhilfe in Mathematik gab.“
„Mathema-was?“
„Stell’s dir wie Arithmantik vor. Jedenfalls nahm ich mit der Muggelfrau, Hazel Barter, Kontakt auf, erklärte ihr, ich müsse Nachhilfe in Mathe bekommen und hatte bald einen Termin ausgemacht. Eine wirklich nette Frau, klein, dunkle Haare, Brillen, Potter in früheren
Jahren, nur über vierzig und eben weiblich. Wirkte etwas unsicher, aber… nett.
Ich hab mir extra einen späteren Termin geben lassen, es war bereits halbdunkel. Tja, wie’s der Zufall wollte, war die gesamte Familie zu Hause. Hazel, ihr Mann Bernard und die drei Kinder.
Das jüngste würde ich auf vier oder fünf schätzen. Süßer, kleiner Fratz, kam gleich auf mich zugerast mit einem Spielzeugauto in der Hand. Er hieß Jimmy oder so.
Na ja, Hazel führt mich in einen eigenen kleinen Raum, in dem außer einem Tisch und ein paar Sesseln sonst nichts ist.
„Mrs Barter,“ sage ich zu ihr, „ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich nicht wegen Mathematik hier bin.“
Der Blick, den sie mir zuwarf, macht mir Angst. Ich hatte ohnehin keine Ahnung, wie ich vorgehen sollte, war alles eine Bauchentscheidung. Sie jedenfalls war irgendwie irritiert und trotzdem hatte sie da was Wissendes in ihren Augen, das mich noch unsicherer gemacht hat.
„Ich bin gekommen,“ fahre ich also fort, „weil ich Sie töten muss.“
Sie hat nicht geschrien, nichts gesagt, mich einfach nur angesehen. Dann hat sie einen Stift genommen und etwas auf ein Blatt Papier geschrieben. Als sie fertig war, waren ihre Augen völlig klar, als wäre sie bereit dafür. Für ein paar Sekunden hab ich ehrlich gesagt auch gezögert, aber dann hatte ich meinen Zauberstab in der Hand und in der nächsten Sekunde lag sie vor mir --- tot.
Ich hab den Zettel nicht gelesen, ihn einfach eingesteckt und den Vater gesucht, ihn umgebracht, das ältere und das mittlere Kind entdeckt, sie getötet. Bei Hazel ist es mir wirklich schwer gefallen, doch dann hat es mir nichts mehr ausgemacht, um ehrlich zu sein, hatte es sogar etwas durchaus Reizvolles an sich.
Jimmy war der Letzte. Ich wollte ihn aber nicht einfach ermorden, ich wollte ihn quälen.
Weißt du, was für ein befreiendes Gefühl der Cruciatus-Fluch in dir auslösen kann? Ich hab es genossen den Kleinen zu foltern, meine ganzen negativen Gedanken, meine Probleme, mein Hass haben sich in meinem Zauberstab vereint.
Am besten kann man das mit einem Orgasmus beschreiben: Ich hab ihn solange gefoltert, bis ich es nicht mehr ausgehalten habe und ihn umbringen musste.
Er hat beinahe liebevoll schlafend ausgesehen, mit seinem Spielzeugauto in den Händen.
Nach getaner Arbeit also raus aus dem haus, das Dunkle Mal an den Himmel und ab zurück zu unserem Meister. Es folgte die Zeremonie mit dem Treueschwur und die Auflegung des Dunklen Mals, das war’s.“
Draco hing wie gespannt an ihren Lippen und schien nun enttäuscht, dass sie bereits fertig war. Als er sicher sein konnte, dass nichts mehr nachkommen würde, lehnte er sich wieder zurück. „Mach doch noch eine, bitte,“ sagte er schlicht und trank vom Feuerwhiskey.
Erneut schwiegen sie; Jules suchte nach irgendetwas, worüber sie sprechen hätten können, aber ein fiel ihr nichts. Sie hasste dieses Schweigen.
„Was hast…“
„Sag mal…“
Sie sahen sich an, kifften, tranken, sahen weg, überlegten.
„Wie lang seid ihr jetzt schon zusammen,“ fragte Draco nach einer Weile, „du und Ants?“
„Lang,“ meinte Jules nachdenklich. „Beinahe zwei Jahre.“
„Das ist lang…“, stimmte Draco zu. „Glücklich?“
Jules antwortete nicht sofort. „Es ist alles okay,“ sagte sie dann, „alles in Ordnung.“
„Das klingt aber toll,“ meinte Draco. Jules entging sein vor Ironie triefender Unterton keinesfalls.
„Ja, was soll ich deiner Meinung nach tun?“, entfuhr es ihr, zickiger und verletzter als beabsichtigt. „Er ist dort, irgendwo, ich hocke hier in Scheißwarts rum, was glaubst du, wie ich mich fühle, natürlich bin ich nicht glücklich, genauso wenig wie er glücklich ist, aber es lässt sich nun mal nicht ändern, deswegen füge ich mich meinem Schicksal und versuche nicht weiter darüber nachzudenken, nur jedes Mal, wenn ich es doch tue, befallen mich immer mehr Zweifel, ob es wohl noch überhaupt viel Sinn macht mit ihm zusammen zu sein, immerhin gehen wir doch bereits jetzt getrennte Wege, außerdem bin ich mich auch gar nicht mehr so sicher, ob ich ihn wirklich noch liebe, was mir ein noch schlechteres Gewissen bereitet, Ants gegenüber, was ich ihm aber nicht, auch wenn es total unfair ist, einfach nicht sagen kann, da ich ihn schlicht und ergreifend nicht verletzen will, was aber unumgänglich ist, wenn ich erst einmal weiß, was ich will oder auch nicht will.“ Sie nahm einen besonders tiefen Schluck und rülpste. „Sorry,“ murmelte sie.
„Ähem,“ meinte Draco. „Du willst nicht mehr mit ihm zusammen sein?“
„Doch,“ sagte Jules, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein… und ja. Auch, es ist viel zu kompliziert. En ständiges Hin und Her, wahrscheinlich weißt du gar nicht, was ich meine…!?“
„Innere Zerrissenheit?“ Draco zog beide Augenbrauen nach oben. „Oh, Jules, du hast ja keine Ahnung.“ Er griff sich an den Kopf. „Jetzt fängt der Scheiß hier langsam zu wirken an.“ Voll Begeisterung sah er auf den Stummel in seiner Hand hinab; geübt schnippte er ihn ins Gebüsch. „Juuules,“ sagte er gedehnt, „morgen, wenn wir mal nicht ganz so breit sind, sollten wir ein ernsthaftes Gespräch führen.“
„Worüber denn?“, wollte sie wissen.
„Über einiges, nich’ so wichtig gerade,“ tat Draco ab, „aber morgen dann.“
„Okay,“ gab Jules ihre Zustimmung. „Aber jetzt lass uns Wolkenklettern!“
„Hogwarts,“ wiederholte Sirius, „Gryffindor, Slytherin, Dumbledore…“
„Genau!“ Katharina nickte stürmisch. „Ich war ein paar Jahre jünger, wie gesagt. Dein bester Freund hieß James Potter, du warst auch der Patenonkel seines Sohns Harry.“
„Harry… James Potter… Harry Potter… interessant.“
„Na ja, ehrlich gesagt warst du ein anständiger Zauberer, auch wenn der Rest deiner Familie der Dunklen Seite angehörte, nicht als Todesser, versteht sich…“ Sirius kicherte, den Begriff Todesser fand er schon die längste Zeit lustig. „Aber eben Schlammblütlern und Muggeln gegenüber abgeneigt. Irgendetwas hat dich der doch umgestimmt, wir alle vermuten, dass jüngerer Bruder war. Du hast James und Lily Potter an den Dunklen Lord verraten und bist dann geflüchtet. Das Ministerium fand dich schließlich und steckte dich nach Askaban ins Gefängnis. Du musst in völlig verwirrtem Zustand gewesen sein, als du ausbrachst und dir zwischendurch diese bösartige Amnesie zugezogen haben.“ Katharina verstummte und bemerkte erst jetzt Sirius’ verändertes Gesicht.
„Ich… ich habe einen Bruder?“, fragte er völlig perplex. Sie räusperte sich verlegen.
„Nun ja,“ begann sie nach Worten ringend, „er… also… er wurde ermordet…“
„Warum?“, stieß Sirius entsetzt aus. „Von wem?“
„Durch den Befehl des Dunklen Lords. Er hatte sich von Ihm abgewandt und anscheinend gegen ihn gearbeitet, dafür musste er bezahlen,“ erklärte Katharina.
„Wie hieß er?“
„Regulus.“
„Regulus…“ Betrübt stand Sirius auf und verließ das Haus. Im ersten Moment wollte nachlaufen, doch aus eigener Erfahrung wusste sie, dass er es wohl nicht so gewollt hätte; er musste jetzt alleine sein.