"Wenn ich es dir doch sage, Süße... er weiß bescheid!"
"Das kann doch gar nicht sein... ich meine, du hast ihm doch noch nichts gesagt, oder?"
"Natürlich nicht! Ich wollte es so durchziehen, wie wir es geplant hatten - das weißt du doch!"
"Ja sicher - aber trotzdem... Er kann es doch gar nicht wissen.
Padma und ich haben dicht gehalten - das schwöre ich!!!"
In Parvatis Stimme lag eine gewisse Portion Unsicherheit.
Harry setzte sich auf die Treppenstufe und hörte dem Gespräch gespannt weiter zu. Ging es um Ron? Würde Lavender Harry wiedereinmal ungewollt in ihr Vorhaben einweihen? Würde er genug erfahren, um Ron´s Kopf aus der Schlinge zu ziehen, bevor es zu spät war? Oder belauschte er eventuell nur ein unwichtiges naives Teenie-Mädchen-Geschwätz?
Er beschloss es herauszufinden und wartete ab.
"Hey, ich beschuldige doch nicht meine besten Freundinnen mich verraten zu haben!", sagte Lavender künstlich lachend.
"Das hätte ich auch nicht erwartet", fügte Parvati hinzu, "aber, sag schon, was hat Won-Won denn genau gesagt?"
Auf Harry´s Gesicht breitete sich ein kleines hämisches Grinsen aus. "Also, doch - es geht also um Ron.... na kommt schon Mädels, was habt ihr vor?", flüsterte er seinem eigenen Schatten zu.
"Naja, viel war es nicht gerade.... Er fing mich nach dem Unterreicht ab und faselte etwas von wegen, ob ich mir auch wirklich sicher sei, ob ich keinen Zweifel habe, dass er... na du weißt schon! Boah, bis ich erstmal geschaltet hab, wovon der überhaupt labert... hat ein Weilchen gedauert, aber als ich sein bleiches Gesicht bemerkt hab, war mir echt alles klar! Der ist so richtig schön fertig!"
Lavender lachte erneut, diesmal aber herzhaft und ehrlich.
"Und was willst du jetzt machen?", fragte Parvati ihre Freundin.
"Na, was wohl? Ich zieh es weiter durch. Wer immer Ron davon erzählt hat, hat mir nur geholfen. So musste ich mir wenigstens nicht ansehen, wie das Won-Won-Baby rumheult. Ehrlich - wenn ich jemals rausfinden sollte, wer mir diesen Gefallen getan hat, dann .... werd ich dieser Person für immer dankbar sein!"
"Also, ändert sich für uns nichts? Alles läuft weiter nach Plan?"
"Klar doch!"
"Und was ist, wenn uns jemand einen Streich spielen will? Vielleicht weiß Ron ja, dass du ihn fertig machen willst und spielt das gleiche Spiel wie wir!?"
Lavender zog eine Augenbraue hoch und sah Parvati einen Augenblick ungläubig an, dann sagte sie: Ach sei doch nicht albern, Ron weiß nichts, das hab ich in seinen Augen gesehen. Außerdem wär er nicht intelligent genug für falsche Spielchen und ausgerechnte diejenige, die dazu in der Lage wäre, ihm dabei zu helfen, will nichts mehr von ihm wissen! Komm, lass uns in die große Halle gehen, Padma sollte auch davon erfahren!"
Und damit hatten die beiden Mädchen den Gemeinschaftsraum verlassen. Harry rappelte sich auf, wohl wissend, dass er nun viel zu spät zum Quidditch-Training kommen würde und sich somit eine Menge Ärger eingefangen hatte - noch mehr Ärger.
Doch das war ihm im Augenblick egal, die Mädchen wollten seinen besten Freund fertig machen. Doch das würde er nicht zulassen. Es genügte schon, dass Ron so traurig war, weil er Hermine mit Krum gesehen hatte. Harry erinnerte sich unweigerlich an Ron´s Auftritt beim Frühstück heute Morgen und fragte sich, ob das was er angeblich wusste, verantwortlich für seine schlechte Laune gewesen war.
"Bestimmt", bestätigte sich Harry selbst, "Lavender geht davon aus, dass Ron geheult haben wird, als man ihm gesagt hat, was eigentlich Lavender selbst ihm hatte mitteilen wollen."
Harry ging zum Quidditch-Stadion und überlegte auf dem Weg dorthin, wer Lavender und den Patil-Zwillingen bei ihrem fiesen Plan helfen wollen würde. Ihm fiel nur Pansy ein.
"Vielleicht versucht sie all meinen Freunden etwas anzutun, nur um mir einen auszuwischen!", dachte er, aber wie sie von diesem Plan erfahren haben wollte, konnte Harry sich allerdings nicht so recht erklären.
"Naja, ich hab sie ja auch schon zweimal belauschen können!", dachte er schließlich, die Tatsache völlig verdrängend, dass Pansy eine Slytherin war und ihr der Zutritt zum Gryffindor Turm - den einzigen Ort, der Harry bisher ermöglicht hatte, diese Gesprächs-Fetzen aufzuschnappen - strikt untersagt war.
"Oh wie toll, dass du dich auch noch mal hier blicken lässt!", fuhr ihn Katie Bell gereizt an, als er endlich das Spielfeld erreichte. Katie musste aufgrund ihres schrecklichen Unfalls im letzten Jahr, als sie unter dem Imperuisfluch stand und Draco Malfoys verfluchte Halskette, die bestimmt war um Dumbledore zu töten, berührte, ihr letztes Schuljahr wiederholen. Zunächst wollten ihre Eltern sie nicht zurück nach Hogwarts gehen lassen, doch Katie wollte unbedingt ihre Ausbildung beenden und gemeinsam mit Prof. McGonagall hatte sie es letztlich geschafft ihre Eltern davon zu überzeugen, dass es auf Hogwarts nicht gefährlicher war als irgendwo sonst zu dieser Zeit.
"Aber echt, Harry - es lohnt sich bald nicht mehr überhaupt noch mit dem Training anzufangen... es fehlt ja eh die Hälfte von uns!", schmollte Demelza.
"Wie?", fragte Harry leicht irritiert, da er sich vorgenommen hatte die vorhersehbare Flut aus Anschuldigungen und Vorwürfen seiner Teamkollegen einfach zu überhören.
"Ja, Coote ist immer noch im Krankenflügel und sowie es aussieht, hast du dich wohl nicht um einen Ersatz für ihn gekümmert!", zickte Katie ihn an.
"Sophia wollte doch kommen" Doch als Harry seinen ausgesprochenen Worte hörte, musste er sich selbst eingestehen, dass diese nicht sonderlich überzeugend geklungen hatten. In Wirklichkeit hatte er keinerlei weiteren Gedanken an die Vollständigkeit seiner Mannschaft verschwendet. Nicht nach all dem, was passiert war.
"Welche Sophia?", fragte Demelza?
"Sophia Snape", beantwortete Jimmy anstelle von Harry ihre Frage.
"Ja, die ist aber wohl nicht hier, oder siehst du sie irgendwo??? Außerdem - kann die überhaupt fliegen? Die ist doch in der Ersten!", gab Katie, immer noch eindeutig sauer, von sich.
"Hey, ich war auch Erstklässler als ich in die Mannschaft kam!", verdeidigte Harry sie.
"Ja, das ist doch aber was ganz anderes, Harry - du warst ein Naturtalent!"
Harry gab auf, er hatte keine Lust weiter darüber zu diskutieren.
"Ginny fehlt auch", sagte eine bedrückte Stimme im Hintergrund. Harry wandte sich der Stimme zu - sie gehörte zu Ron.
"Ginny? Aber...das kann nicht sein, ich hab ihr gestern noch vom Training erzählt und sie schien sich wirklich darauf gefreut zu haben!"
Ron zuckte gleichgültig mit den Achseln.
"Moment mal", murmelte Harry mehr zu sich selbst, als zu den anderen.
"Sophia und Ginny fehlen... ich Vollidiot - ist doch logisch. Sophia geht mir seit der Sache in der Wunderlampe aus dem Weg und Ginny muss von irgendwem gehört haben, dass Sophia zum Training kommen wollte... Oh Mann, ich hätte wissen müssen, dass sie doch noch nicht darüber hinweg ist. Sie ist bestimmt sauer, weil ich ausgerechnet Sophia zum Training eingeladen habe!"
All das hatte Harry natürlich für sich behalten und nicht laut ausgesprochen.
Die Gedanken an Ginny und Sophia ließen Harry für kurze Zeit vergessen, was er im Gemeinschaftsraum mitangehört hatte. Außerdem bot sich während des Trainings, sowieso keine Gelegenheit in Ruhe mit Ron zu sprechen, der im übrigen noch nie so schlecht gespielt hatte, wie an diesem Nachmittag, da die anderen extremst ungeduldig waren und die ihnen verbleibende Zeit effektiv zum trainieren nutzen wollten.
Als sie das miserable 5-Mann-Quidditch-Training schließlich beendeten, stellte Harry mit Erschrecken fest, dass er schon wieder spät dran war. Hastig zog er sich um und eilte dann zum Schloss zurück. Eigentlich hatte er auf dem Rückweg endlich mit Ron unter vier Augen sprechen wollen, doch dieser trödelte beim Umziehen vor sich hin. Da er außerdem sehr darauf achtete sein Gesicht vor Harry zu verbergen, vermutete dieser, dass sich Ron´s depressive Stimmung aufgrund seiner heutigen grottenschlechten Hüter-Leistung derbe verschlechtert hatte. Also verschob Harry das Gespräch mit ihm erneut, obwohl ihm ntürlich klar war, dass es wichtig war.
"Naja, Lavender wird ihren Plan bestimmt nicht ausgerechnet noch heute durchziehen", beruhigte er sich selbst und klopfte im nächsten Moment an McGonagalls Bürotür.