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[HP] Wie man einen Job entflucht

Zilla
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Beitragvon Zilla » Mo 02 Okt, 2006 23:08


Bitte sei nett zu mir und wirf mich nicht weg!
Wenn du mich nicht magst,
verschenke mich weiter an ein Kind!

Merry Christmas!


"'Sei nett zu mir...' " murmelte er irritiert, "So ein Unsinn!"
Das Ding war ja schon irgendwie niedlich, aber was sollte er mit soetwas? Das war ja peinlich!
Und wie würde er erst aussehen, wenn er es einem Schüler schenkte?
Severus erschrak und schaute den Gang auf und ab, doch es war niemand zu sehen. Glück gehabt!
Schnell lud er sich Stoffhase, Päckchen und Tannenreisig auf die Arme und trug sie in sein Zimmer, wobei er mit der Ferse die Tür zuschlug.
Er legte alles auf seinem Tisch ab und setzte sich mit einem kurzen, leicht genervten Seufzen auf einen Stuhl. Dann nahm er das Paket und löste die rote Schleife, die es verschloss. Als er das Papier entfernte, kam darunter ein kleines, versiegeltes Holzkästchen zum Vorschein.
Er öffnete es vorsichtig und sah hinein. Es enthielt drei gesponnene Seidenkokons, die genau den zartvioletten Farbton aufwiesen, der für die Puppen des südamerikanischen Morado-Schmetterlings typisch war. Diese Insekten ernährten sich von Aas und faulenden Pflanzen und sonderten ein Gift ab, das für eine Reihe von hochspezialisierten Zaubertränken unentbehrlich war. Leider gab es nur eine äußerst geringe Population von diesen Faltern, sodass man kaum an das Gift herankam. Diese drei Puppen waren eine Menge Geld wert. Er könnte sie vielleicht im Gewächshaus 2 ansiedeln... Wenn Pomona es erlaubte.
Auf jeden Fall verrieten sie wesentlich mehr Geschmack als der Hase. Severus konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wer auf die absurde Idee kommen würde, ihm einen Stoffhasen zu schenken.
Besagter Hase saß auf der Tischplatte und schaute Severus an, machte sonst aber nichts. Vielleicht blieb er ruhig, wenn man ihn in eine Schublade tat und einfach ignorierte.Severus legte den Holzkästchen weg und stand auf. Er stopfte das Stofftier in die Nachttischschublade und ging zur Tür, um endlich zum Frühstück zu kommen.
Als er die Klinke berührte, überfiel ihn plötzlich ein unwillkommenes Gefühl: Der Hase tat ihm irgendwie leid.
Severus kämpfte mit sich. Es konnte doch nicht sein, dass ihm ein so lächerliches Ding Gewissensbisse bereitete...?!
Nein, er würde es nur schade finden, dieses durchaus interessante Stück Zauberkunst nicht länger beobachten zu können! Er war nur neugierig, welche Fähigkeiten das Tier noch zeigen würde! Wie gut war der Zauber wirklich?
Außerdem kam ja sowieso niemand in sein Zimmer, also würde es nie jemand herausfinden.
Severus ging nochmal kurz zurück, setzte den Hasen auf seinen Nachttisch und ging zum Essen.
~*~*~*~*~*~*~~~*°*~*°*~~~***~~~*°*~*°*~~~*~*~*~*~*~*~

Annekatrin quälte sich aus dem Bett und zog sich gähnend an. Heute würde sie sich nur mit leckerem Tee und einem Buch abgeben und den Rest der Welt ignorieren. Aber ein Frühstück wäre schon nicht schlecht...
McGonagall hatte ihr einen Gryffindor-Schal geschenkt, den sie sich auch gleich um den Hals wickelte, was im Haus zwar ein bisschen übertrieben wirkte, aber er war so schön warm und weich … wie eine Bettdecke zum mitnehmen.
Als sie die Große Halle betrat, kam ihr gerade Snape durch den Gang neben dem Slytherin-Tisch entgegengeschritten. Annekatrin musste lächeln.
Snape sah aus, als würde er über etwas nachgrübeln – wahrscheinlich über den geheimnisvollen Schenker –, war aber noch geistesgegenwärtig genug, die Hand auszustrecken und einen Ravenclaw-Erstklässler am Arm zu packen, der soeben, von seinem Freund im Spaß verfolgt, lachend an Annekatrin vorbeigerannt war und sich auch an Snape vorbeischlängeln wollte.
„Hier wird nicht gerannt. Lauf ordentlich!“ sagte Snape streng, „Sonst machst du noch etwas kaputt oder ...“ er beugte sich drohend zu dem Jungen runter „... fällst hin!“ Er klang nicht so, als würde ihm das großartig Leid tun.
Hatte der schon wieder eine Laune! Noch nicht mal zu Weihnachten hörte er auf, seine Mitmenschen zu piesacken.
Der andere Junge war erschrocken stehengeblieben, als er sah, wem sein Kamerad da in die Finger geraten war.
„Na, ängstigen Sie schon wieder die Schüler?“ fragte Annekatrin betont gelangweilt, als sie direkt vor Snape zu stehen kam. Der ließ den Jungen los, welcher sich schleunigst aus dem Staub machte, und schaute Annekatrin genervt an.
„Was geht Sie das an?“ fragte er kalt, „Dieser Schüler gehörte nicht zu Ihrem Haus.“
„Es geht mich ziemlich viel an, da ich – genau wie Sie – Lehrer an dieser Schule bin, was mir eine gewisse Verantwortung auferlegt!“ Sie sprach die letzten Worte präzise betont und näherte sich in ihrem Tonfall dem von Snape stark an.
„Wollen Sie etwa andeuten, ich hätte kein Verantwortungsgefühl?“ Snapes Frage war eine einzige Herausforderung.
Annekatrin antwortete gespielt erstaunt: „Oh, ist das Ihr Gewissen, das meine Worte so interpretiert?“ Dann wurde ihre Stimme zuckersüß: „Oder sollte ich mich irren – haben Sie am Ende gar keins?“
Snape schwieg und starrte Annekatrin mit zusammengebissenen Zähnen an.
„Fröhliche Weihnachten!“ flötete sie und schwebte an ihm vorbei Richtung Lehrertisch. Als sie ihn passierte, sah sie, wie er plötzlich die Stirn runzelte. Sein Blick war von ihr weg zu einem weiter entfernten Punkt geglitten.
Sie drehte sich mitten im Schritt um, sodass sie in dieselbe Richtung schaute, wie er.
An nächsten Tische hatte sich eine Schülerin zu ihrer Freundin hinübergebeugt und zeigte verhalten auf Annekatrin und Snape. Die andere begann zu kichern und schaute dem Finger hinterher. Als die Mädchen bemerkten, dass die Lehrer zurückschauten, fuhren sie sofort auseinander und betrachteten interessiert die Tischplatte.
Annekatrin sah zu Snape. Er schien immer noch zu rätseln, was der Grund des Gelächters war. Sie blickte sich um und fand ihn.
„Offenbar erwarten die Zwei, dass Sie mich küssen.“ sagte sie zu Snape. Er drehte den Kopf und sah Annekatrin an, als wäre sie geistesgestört.
Sie wandte die Augen demonstrativ zur Decke.
Er folgte ihrem Blick und bemerkte nun ebenfalls den Mistelzweig, der an einem Balken über ihnen befestigt war.
Snape schaute wieder zu Annekatrin und machte ein Gesicht, als wäre es einzig und allein ihre Schuld, dass er an diesem Ort gelandet war. Als hätte sie ihn verschleppt und hier ausgesetzt.
Dann stürmte er an ihr vorbei und ging mit langen Schritten zum Ausgang.
Annekatrin konnte nicht anders als kurz über ihn zu lachen, aber im Herzen fühlte sie einen Stich. So ein Kuss wäre mal eine nette Abwechslung von den ständigen Streitereien gewesen...


Der Rest der Weihnachtsferien verlief ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Man fraß sich voll, erzählte Geschichten aus der Jugend und arbeitete bisweilen ein paar Sachen auf, die während des vergangenen Halbjahres liegengeblieben waren.
Der See war immer noch zugefroren, sodass Annekatrin am Silvestertag ein Eisstock-Turnier anregte, an dem alle Schüler, die in der Schule geblieben waren, teilnahmen.
Annekatrin wusste, dass einige von ihnen ihre Eltern an die Todesser verloren hatten und deshalb nicht nach Hause gefahren waren. Wenigstens hatte Hannah Abbot Onkel und Tante, die sie über die Feiertage zu sich einluden, im Gegensatz zu Mordred Hazlewood, dem Slytherin-Sucher, der einsam und traurig am Ufer saß und dem Spiel nur zusah. Seine Eltern waren eine Woche vor Weihnachten von Todessern gefoltert und ermordet worden, weil sie sich Voldemort nicht anschließen wollten. Der Junge war der letzte Spross der alten Familie und hatte keine Verwandten mehr. Sogar die Beerdigung des Ehepaares musste vom Zaubereiministerium organisiert werden, das auch die Vormundschaft über Mordred übernommen hatte.
Annekatrin hatte ihn bereits gefragt, ob er nicht mitspielen wollte, aber er hatte lediglich den Kopf geschüttelt und sie wollte ihn nicht weiter drängen. Es war besser, wenn er richtig trauerte, als sich nur abzulenken.

Der Januar verlief relativ ereignislos, abgesehen davon, dass Annekatrin einmal mit Tonks, Lupin, Bill und McGonagall nach Hogsmeade spazierte. McGonagall wusste einiges über die Geschichte des Zaubererdorfes und Annekatrin hörte interessiert zu, als die Direktorin sie durch das Städtchen führte. In Deutschland gab es keine reinen Zaubererdörfer, was sie eigentlich sogar schade fand. Zwar freute sie sich, dass durch das enge Zusammenleben mit den Muggeln auch nicht so viele Vorurteile in den magischen Köpfen herumspukten, aber solchen altertümlichen Charme wie in Hogsmeade fand man dadurch leider auch nirgends.
In der dritten Januarwoche spielten dann endlich Ravenclaw gegen Hufflepuff und zwei Wochen später gegen Slytherin, von denen sie geschlagen wurden. Snape gab sich keine Mühe, seinen Triumph zu unterdrücken.
Gryffindor mussten sich jetzt wirklich anstrengen um den Quidditch-Pokal noch zu bekommen. Aber bei Merlin – beim nächsten Spiel würden sie gewinnen!

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Beitragvon Zilla » Mo 02 Okt, 2006 23:16

Naja, so ganz regelmäßig wird's wohl nicht werden, aber ich tu, was ich kann.

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Beitragvon Zilla » Mi 04 Okt, 2006 00:51

Kapitel 11 - Ausflug

Am Mittwochabend gab es unter anderem grüne Pasta, sowie einen exotischen Obstsalat zum Nachtisch. Annekatrins unenglische Ernährungsweise hatte auch unter ihren Kollegen Freunde gefunden, so dass sie öfter mal gebeten wurde, diese oder jene Schüssel herüberzureichen.
Gerade gab sie Professor Sprout den geriebenen Parmesan, als die Tür zur großen Halle aufgestoßen wurde und eine von den Auroren durch den Mittelgang zum Lehrertisch eilte. Sie war eine Hexe in den mittleren Jahren mit kurzen Haaren, strengem Gesicht und einem stolzen Gang; eine Person, die sich nicht so leicht erschüttern ließ. Trotzdem zeigte sich auf ihrer Miene diesmal eine gewisse Sorge. Es musste etwas Ernsthaftes geschehen sein.
Die Hexe flog förmlich die drei Stufen zum Lehrertisch hoch und beugte sich zu McGonagall herunter, die gerade die Gabel zum Mund geführt hatte, als die Frau die Halle betrat. Auch jetzt schwebte die Gabel noch auf halbem Wege zwischen Teller und Mund; der Bissen war jedoch heruntergefallen.
Die Aurorin redete leise auf McGonagall ein. Alle Lehrer und Schüler starrten die beiden an. McGonagalls Gesicht wurde genauso besorgt wie das der anderen Frau. Schließlich antwortete sie kaum hörbar: „Das gefällt mir nicht, aber wir haben wohl keine andere Wahl.“
Die andere nickte und drehte sich um. McGonagall hatte die Gabel inzwischen sinken lassen und beobachtete nun zusammen mit dem Rest der Halle, wie die Hexe zu den Auroren an den Kopfenden der vier Haustische ging und mit gedämpfter Stimme etwas zu ihnen sagte.
Das Ministerium ................................ haben die Besucher eines Konzertes ................ Rede ist von 150 Muggeln ............ Ja, jetzt sofort!“ hörte Annekatrin.
Sogleich sprangen die Auroren auf; ließen alles stehen und liegen. Im Laufschritt verließen sie die große Halle.
Als die Tür wieder ins Schloss fiel, herrschte einen Augenblick lang Stille, dann brach Tumult aus. Alle Schüler redeten gleichzeitig und überschlugen sich mit Theorien, was wohl geschehen sein mochte.
„Ich bitte um Ruhe!“ hörte man McGonagalls Stimme erschallen. Langsam senkte sich der Geräuschpegel. „Es gab einen Zwischenfall in Manchester und die hier stationierten Auroren wurden abgezogen um die Situation zu klären. Sie werden sobald wie möglich zurückkommen. Bitte bleiben Sie ruhig! Es sind noch genügend freiwillige Helfer hier um Ihre Sicherheit zu gewährleisten.“
Die Direktorin setzte sich wieder, aber Annekatrin sah ihr an, dass sie selbst nicht vollständig von ihren Worten überzeugt war. Auch die anderen Lehrer versuchten, ihre Beunruhigung zu verstecken. Snape war der Einzige, dem es gelang.

Nach dem Mahl bat McGonagall den Lehrkörper in ihr Büro und beauftragte sie dort, in dieser Nacht anstelle der Auroren Wache zu halten. Gemeinsam stellten sie innerhalb weniger Minuten einen Dienstplan zusammen und gingen dann auseinander, um sich für eine Nachtwache im Februar entsprechend anzuziehen.
Annekatrin wurde eine der Patrouillen am Zaun zugeteilt – zusammen mit Snape, Hagrid und McGonagall selbst. Sie stapfte also mehrere Stunden lang durch dünnen, verharschten Schnee und traf immer nach einer bestimmten Strecke auf Snape oder McGonagall. Es war langweilig, da sie immer den gleichen Abschnitt überwachte, aber ihren Discman konnte sie nicht tragen, da sonst ihr Gehör beeinträchtig worden wäre, was Eindringlingen die Arbeit erleichtert hätte.
So hatte sie eine Menge Zeit um nachzudenken. Über sich und Severus Snape vorzugsweise. Es machte die Sache nicht gerade einfacher, dass sie ihn aller paar Minuten zu sehen bekam. Er schien ebenfalls seinen Gedanken nachzuhängen – seine Züge waren entspannt und er hatte schon seit zwei Stunden nichts Verletzendes mehr gesagt. Annekatrin bedauerte, dass der einzige Kontakt, den sie zu ihm hatte, nur aus einem kurzen Kopfnicken bestand, wenn sie sich begegneten. Sie wäre zu gern stehen geblieben und hätte mit ihm geredet. Woran er wohl dachte?
Ein paar Mal schrak sie hoch, wenn ein trockener Ast knackte oder der Wind auffrischte, aber es passierte nichts Aufregenderes, als dass ein Reh am Waldesrand erschien und sofort wieder davonlief, als es Annekatrin bemerkte.
Gegen Mitternacht wurde sie langsam müde und begann zu frieren. Ihre Gedanken an den Mann, der da hundert Meter hinter ihr durch die Dunkelheit schlich, passten sich entsprechend an: Wie schön wäre es doch, mit ihm in einem warmen Bett zu liegen, den Kopf auf seiner Brust, und die Flammen eines Kaminfeuers zu betrachten. Wie schön wäre es, sich mit ihm zu unterhalten, seiner Stimme zu lauschen, auch wenn er vielleicht nur erzählte, wie Shannon Langley sich mit seinem missglückten Unsichtbarkeitselexier grün gefärbt hatte oder so.

Annekatrin bemerkte erst nach einigen Sekunden, dass am Tor Rufe erklangen. Sie brauchte auch noch einige Augenblicke mehr, um mitzubekommen, dass es sich offenbar um etwas Wichtiges handelte. Doch dann kam Leben in sie.
Sofort leitete sie die Magie in ihre Augen und bewirkte, dass sie Infrarot sehen konnte. Sie starrte in den Wald, doch da war nichts. Und dass eventuell anwesende Todesser ihre Wärmestrahlung maskiert hätten, glaubte sie nicht. Also klinkte sie sich aus dem Zeitrahmen aus und rannte über die Wiese Richtung Tor. Sie zog ihren Zauberstab während sie lief.
Als sie über die Hügelkuppe kam, blieb sie vor Schreck stehen und riss die Augen auf. Da standen mindestens hundert rotglühende Gestalten vor dem Tor, alle nebeneinander in einer Reihe. Und einige von ihnen waren Tiere.
Das konnten nicht die heimkehrenden Auroren sein, das war ein Angriff!
Annekatrin setzte sich wieder in Bewegung und schaltete ihre Augen wieder auf sichtbares Licht um. Die glühenden Gestalten verblassten und vor ihnen tauchten noch viel mehr Wesen auf. Im hellen Mondlicht konnte Annekatrin bleiche Körper erkennen, die genauso kalt waren wie der Schnee zu ihren Füßen.
Hagrid erschrak nicht schlecht, als seine Kollegin wie aus dem Nichts neben ihm auftauchte.
„Etwa sechzig Todesser, zwanzig Werwölfe und um die zweihundert Inferi.“ informierte sie ihn, „Wo haben die die alle her?“
„Wir müss'n sofort Alarm schlagen!“ sprach Hagrid Annekatrins Gedanken aus.
„Das übernehme ich. Holen Sie die Wächter vom Tor und Snape und kommen Sie ins Schloss! Das können wir besser verteidigen als den ganzen Zaun. Ich sage McGonagall Bescheid.“ schlug Annekatrin vor und rannte wieder los.
Die Direktorin war auch in Richtung Tor gelaufen und so war Annekatrin in Sekundenbruchteilen an ihrer Seite.
„Professor, ich glaube, wir sollten uns ins Schloss zurückziehen. Um das Grundstück zu verteidigen haben wir nicht genug Leute.“ teilte sie ihr ihre Meinung mit.
„Das sehe ich auch so. Informieren Sie die anderen!“ sagte McGonagall entschlossen.
„Habe ich schon. Kommen Sie, wir warnen die Leute im Schloss, bevor die Todesser den ersten Schutzwall durchbrechen.“ forderte Annekatrin die Direktorin auf.
Gemeinsam eilten sie zum Schloss hoch.
„Was sollen wir mit den Schülern machen? Wollen Sie sie alle an einem Ort oder lieber in kleineren Gruppen im ganzen Haus versteckt?“ fragte Annekatrin.
„Ich ... weiß nicht!“ keuchte McGonagall, völlig außer Atem, „Ich bin kein Taktiker. Was meinen Sie?“
„Es hat beides Vor- und Nachteile. Wir sollten sie erstmal an einem Ort versammeln, müssen sie aber aufteilen, solange wir noch ein paar Fluchtwege offen haben.“ schlug Annekatrin ihr vor.
„Dann machen wir das!“ entschied McGonagall. „Die Mauern der Großen Halle sind unzerstörbar. Wenn wir irgendwo sicher sind, dann dort!“
Die beiden Frauen waren inzwischen am Eingang angekommen. Vom Tor war bösartiges Gelächter zu hören und eine raue Männerstimme rief belustigt: „Sie rennen wie die Hasen!“
Annekatrin drehte sich um. Hagrid, Snape und die beiden Torwächter – eine Frau namens Hestia und ein Mann, den Annekatrin nicht kannte – liefen über die Wiese in Richtung Schloss. Ein paar Flüche schossen aus den Reihen der Angreifer, prallten aber wirkungslos an der magischen Barriere ab, die das ganze Hogwarts-Grundstück umgab. Sie hätten auch so nicht getroffen, denn die Fliehenden waren schon zu weit weg vom Zaun.
In der Eingangshalle hielt sich McGonagall die Zauberstabspitze vor den Mund, ähnlich einem Mikrophon und sagte: „Die Schule wird angegriffen. Alle Personen werden aufgefordert, sich umgehend in der Großen Halle einzufinden. Geraten Sie nicht in Panik! Ich wiederhole: Alle Schüler, Lehrer und Gäste haben sich umgehend in der Großen Halle einzufinden!“
Annekatrin hörte, wie McGonagalls etwas atemlose Stimme in den Gängen widerhallte. Die junge Frau stand an der Tür und hielt sie für ihre Kollegen auf, während die Direktorin ihre Ansage wiederholte.
Sobald die vier anderen das Gebäude betreten hatten, ließ Annekatrin die Tür ins Schloss fallen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Snape stand links vor ihr und drehte ihr den Kopf zu, als sie kurz „Puh!“ sagte. Er atmete schwer vom Laufen und sah besorgt aus.
„Das in Manchester war ein Ablenkungsmanöver, nicht?“ fragte Annekatrin, obwohl sie die Antwort schon kannte.
„Es sieht ganz danach aus.“ versetzte der Mann bissig. Er schien beleidigt zu sein. Wahrscheinlich dachte er, sie nähme an, er wüsste etwas darüber, dabei hatte sie die Frage eher an sich selbst gestellt.
Annekatrin seufzte und schälte sich aus ihrer dicken Jacke und dem Schal. Durch die Rennerei war ihr warm geworden.
Die ersten Menschen stürmten die Treppen hinunter in die Eingangshalle. Professor Sinistra und Professor Vector waren darunter und eine Handvoll der Freiwilligen. Eben die, die sowieso wach waren und sich in Bereitschaft hielten oder in den Gängen patrouillierten.
McGonagall erklärte ihnen kurz, was geschehen war.
„Wir sollten die Tür verriegeln!“ schlug jemand vor.
„Haben wir denn eine andere Ausfalltür?“ fragte Annekatrin, „Oder einen Ausguck?“
„Nich hier unten.“ erklärte Hagrid, „In den ander'n Gebäudeteilen gibt's viele kleine Eingänge, aber hier ham wir nur den Haupteingang in der Nähe.“
„Dann sollten wir die kleinen Eingänge verriegeln.“ kam als Antwort.
„Gut!“ stimmte McGonagall zu, „Übernehmen Sie das! Nehmen Sie sich ein paar Leute mit!“
„In Ordnung!“ bestätigte der Mann und sofort meldeten sich vier weitere Personen, die ihn begleiten wollten.
Als die Fünf loszogen, erreichten die ersten Schüler die Eingangshalle. Viele hatten nur Morgenmäntel oder den Umhang ihrer Schuluniform übergezogen und waren ansonsten in Nachtkleidung. Die meisten von ihnen umklammerten ihren Zauberstab mit der einen und ihr Haustier mit der anderen Hand.
Annekatrin überließ es McGonagall und den anderen Lehrern – der Rest von Ihnen traf so nach und nach ein –, die Schüler zu beruhigen und schlüpfte zwischen den schweren Türflügeln wieder nach draußen.
Ein drittes Mal veränderte sie magisch ihre Augen, sodass sie jetzt auch auf große Entfernungen deutlich sehen konnte. Sie schaute sich die Angreifer an wie durch ein Fernglas. Es waren jetzt viel weniger von ihnen zu erkennen. Annekatrin wunderte sich, wohin sie alle verschwunden waren. Eine Möglichkeit wäre, dass sie ausschwärmten um das Schloss aus allen Richtungen anzugreifen, aber diese Taktik würde nur Erfolg haben, wenn sie die magische Barriere bereits durchbrochen hätten. Doch um das zu erreichen – so sollte man meinen – brauchte es die vereinten Kräfte aller Magier da draußen.
Die Tür hinter ihr ging auf und Annekatrin verlor das Gleichgewicht, weil sie sich dagegen gelehnt hatte. Sie fing sich wieder und sah, wie Snape neben sie trat. Er sagte nichts, sondern schaute nur mit zusammengekniffenen Augen auf die Ansammlung vor dem Tor im Zaun.
„Können Sie was erkennen?“ fragte Annekatrin ihn. Sollte er eigentlich nicht können, denn sie selbst hatte fast nichts gesehen, bevor sie Magie anwandte.
Er antwortete nicht, sondern bewegte seinen Zauberstab erst zum einen, dann zum anderen Auge und flüsterte irgendetwas. Dann blinzelte er und schaute sich die Feinde an, als würde er die Landschaft betrachten.
Annekatrin beobachtete ihn aufmerksam. Er runzelte kaum merklich die Stirn.
„Die anderen umzingeln uns wahrscheinlich, auch wenn ich nicht weiß, was das soll. Aber ich nehme mal an, dass Voldi sich etwas dabei gedacht hat.“ sagte sie unbeschwert zu ihm.
Snape sah sie entsetzt an. „Was?“ zischte er.
„Naja, vorhin waren noch mehr von seinen Leuten am Tor, aber jetzt sind sie weg.“ erläuterte Annekatrin, sein Entsetzen über das ‘Voldi’ bewusst ignorierend, „Ich nehme an, Ihr verwirrtes Gesicht bezog sich darauf, dass es so wenige Todesser sind. Zu wenige, als dass sie eine Chance hätten.“
Wow, sie versuchte Snapes Gedanken zu lesen! Na wenn das mal nicht peinlich wurde...
Der drehte den Kopf wieder nach vorn. „Ihre Annahme ist richtig.“ presste er hervor, während er um seine Fassung rang, und fügte nach einem Moment mit gerunzelter Stirn hinzu: „Und Sie haben auch Recht damit, dass es unsinnig ist, Hogwarts jetzt schon zu umstellen. So werden sie das Schloss nicht einnehmen.“ Seine Stimme wurde leise: „Was habt ihr vor?“
In diesem Moment stiegen rings um die Grenzen des Grundstückes goldene Fontänen auf. Sie strebten geräuschlos in die Höhe und zerstreuten sich zu Millionen kleiner Funken. Die Funken verteilten sich über den ganzen Himmel und fielen dann sachte hernieder. Wie Schneeflocken senkten sie sich auf die Barriere, die die Hogwarts-Ländereien schützte und ließen sie einige Momente lang golden aufleuchten.
Dann brach die Barriere ein.

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Beitragvon Illuminata » Mi 04 Okt, 2006 13:02

Oh man... das ist wahnsinnig gut geschrieben!
So spannend... Hoffentlich können sie die "Festung" verteidigen! Erinnert mich ein wenig an die Schlachten von Herr der Ringe ;-)
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Beitragvon Zilla » Do 05 Okt, 2006 00:19

Wie ein Glasdach unter einer tonnenschweren Last zerbarst sie in Stücke. An einigen Stellen zuerst, an anderen später, strömten die goldenen Funken weiter nach unten. Sie berührten die Erde nicht, sondern verglühten vorher.
Annekatrin hatte das Gefühl, als würde ihr die Kehle zugeschnürt. Als hätte die Barriere vorher einen Ozean zurückgehalten, strömte jetzt eine eisige Kälte auf sie ein, gepaart mit Verzweiflung, Angst und Hoffnungslosigkeit. Hunderte Dementoren sausten über dem Schloss durch den Nachthimmel.
Snapes Gesicht war ebenso von Angst verzerrt. Er schaute Annekatrin mit geweiteten Augen an.
Zugleich fuhren sie herum und drückten gegen die schwere Eichentür. Sie öffnete sich einen Spalt und sie schlüpften hindurch.
Jetzt sollten wir die Tür verriegeln!“ sagte Annekatrin mit seltsam hoher Stimme.
Snape nickte, richtete seinen Zauberstab auf die Tür und sagte: „Colloportus!“ Die massiven Stahlriegel schnappten zu.
Zusammen sprachen sie einen Zauber, der breite Metallbänder erschuf, um die Tür zu verstärken. Sie legten sich über das Eichenholz und über die Steine des Rahmens. Große Nieten erschienen und heften die Bänder fest. Das thap, thap mit dem die Metallbolzen ins Holz fuhren hatte etwas Endgültiges: Diese Tür war versiegelt und würde sich nicht öffnen, wenn sie nicht in Stücke geschlagen wurde!
Mehr konnten sie nicht tun ... außer vielleicht die gesamte Eingangshalle mit Beton auszugießen.
Snape ließ den Zauberstab sinken und schaute kopfschüttelnd aus dem Bleiglasfenster neben der Tür.
„Jetzt wissen wir, wozu er Fortescue gebraucht hat.“ murmelte er frustriert. „Es ging ihm nie darum, Dumbledore zu töten, sondern darum, in Hogwarts einzudringen! ... Er muss weitergesucht haben, bis er die Substanz von Al-Kahest gefunden hat.“
Snape war sichtlich wütend, weil er nichts von dem Plan gewusst hatte. Er tat Annekatrin Leid. Trotz all seiner Mühen als Spion hatte er Hogwarts nicht warnen können.
Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Warum hat er Ihnen nie etwas davon gesagt?!“
Der Mann fuhr herum und sah sie an, als hätte sie ihn tödlich beleidigt.
„Wollen Sie andeuten, ich hätte Informationen zurückgehalten?“ fauchte er, „Ich weiß, dass Sie mir nicht trau-“
„Nein. Ich meinte das-“
„Er hatte diesen Plan aufgegeben!“ rief Snape aufgebracht, „Nichts deutete auf etwas anderes hin! Er hat wahrscheinlich erst vor kurzem wieder angefangen zu suchen. Oder er war sich nicht sicher, ob es funktioniert, und wollte sich nicht vor seinen Anhängern blamieren.“
„Ist ja gut! Schon gut!“ versuchte Annekatrin, Snape zu beruhigen. Er hatte sich viel schlechter unter Kontrolle als sonst. Dicht unter seiner Wut lag die gleiche Angst, die auch Annekatrin das Atmen schwer machte. Die Dementoren leisteten gute Arbeit.
Snape starrte wieder beunruhigt aus dem Fenster auf die näherrückenden Todesser.
Annekatrin drehte sich um. Eine Horde Schüler stand vor dem Eingang zur Großen Halle und drängte sich hinein.
„Kommen Sie!“ forderte sie Snape sanft auf und fasste ihn am Oberarm.
Er löste den Blick von dem Fenster und wandte sich zu ihr um. Sein Gesicht wurde unwillig und er entzog ihr den Arm wieder.
Annekatrin presste die Lippen aufeinander und ging schnellen Schrittes zu der Tür, durch die sich die Schüler quetschten. Sie stellte sich ebenfalls an, dicht gefolgt von Snape.
„Wissen Sie was?“ sagte sie mit gerunzelter Stirn über ihre Schulter, „Dafür, dass diese Substanz angeblich alle Magie und Materie zerstören soll, können sie ziemlich leicht mit ihr umgehen. Dann dürfte doch kein Zauber auf sie wirken und man könnte sie weder aufbewahren, noch verteilen.“
„Glauben Sie doch nicht alles, was Sie hören!“ entgegnete Snape spöttisch. Er hatte die Beherrschung wiedergefunden. „Im Gegensatz zu Professor Binns neigen normale Menschen dazu, historische Fakten auszuschmücken, um nicht zu sagen: schamlos zu übertreiben! Oder glauben Sie, der Dunkle Lord hätte es riskiert, Hogwarts und den Rest dieses Planeten in Luft aufzulösen?
Nein, ich denke, diese Substanz wirkt nur gegen Materie und magische Barrieren, was unsere Situation aber nicht viel angenehmer macht.“

Endlich war Annekatrin durch die Tür hindurch und lief zu McGonagall.
„Die magische Barriere wurde soeben durchbrochen.“ teilte sie ihr mit.
McGonagall wurde bleich. „Was? Durchbrochen?“ hauchte sie, „So schnell?“
Annekatrin nickte bedauernd. „Sie haben irgendeine neue Methode gefunden und wir vermuten, Fortescue hat dabei geholfen.“
„Haben Sie nicht gesagt, wir sollten die Schüler aufteilen, wenn die Barriere fällt?“ erinnerte McGonagall sie.
„Ja schon, nur...“ setzte diese unbehaglich an. Es war alles gründlich schief gegangen. Die Todesser hatten sie ausgetrickst. „Ich glaube nicht, dass wir es rechtzeitig in ein Versteck schaffen, bevor sie uns überrennen. Sie kommen aus allen Richtungen und ich weiß leider nicht, wo sie genau stecken und kann jetzt auch nicht mehr gucken gehen. Wir brauchen erstmal dringend irgendeinen Schutz. Aber eine neue Barriere aufzubauen dauert zu lange und sie können sie sicher sofort wieder zerstören.“
Die Direktorin schloss hilflos die Augen und nickte.
„Vielleicht sollten wir es mit einem Bannkreis versuchen.“ überlegte Annekatrin, „Der erschöpft uns zwar schnell, aber man kann ihn in kurzer Zeit errichten und er ist wesentlich stärker. Außerdem sind wir viele Leute, und können uns gegenseitig unterstützen. So halten wir zumindest eine kleine Weile durch.“
„Gut, wenn Sie glauben, dass das etwas nützt, dann machen Sie das!“ sagte McGonagall und klang etwas ärgerlich dabei. Sie war genauso unglücklich über die Situation wie Annekatrin.
Diese dachte den Sonorus- Zauber und rief dann: „Alle mal herhören! Ich bitte euch alle: Stellt euch an die Wände und errichtet einen Bannkreis – auch die, die es nicht besonders gut können! Die Barriere um das Hogwarts-Gelände ist durchbrochen worden und das Schloss ist eingekreist. Wir können jetzt nur versuchen, uns hier so lange zu verbarrikadieren, bis das Ministerium eine Rettungsmission durchführt.“
Panik griff um sich. Manche Schüler begannen zu schreien oder brachen in Tränen aus.
„Beruhigen Sie sich!“ hörte man nun McGonagalls Stimme, „Und tun Sie, was Professor Schützer gesagt hat, dann haben wir gute Chancen, dies hier unbeschadet zu überstehen.“
Die Erwachsenen begannen, sich in die Nähe der Mauern zu begeben und sich darauf zu konzentrieren, diese Blasen reiner Willenskraft um sich herum zu erschaffen, die Zauber und feste Objekte abhielten; geboren aus dem Wunsch, sich selbst und alles, was einem wichtig war, vor der Vernichtung zu beschützen.
Nach und nach folgten die Schüler. Roberta Amos schluckte tapfer ihre Tränen hinunter und faltete die Hände. Viele andere taten es ihr gleich.
Die dumpfe, drückende Verzweiflung, die die Dementoren verursachten, löste sich auf.
Gut. Das würde es leichter machen, sich zu konzentrieren.

Annekatrin selbst und McGonagall platzierten sich direkt hinter die Tür.
Der jungen Lehrerin ging es mies. Das Gespräch mit McGonagall hatte ihr vor Augen geführt, in welcher katastrophalen taktischen Lage sie sich befanden. Alle ihre Schutzbefohlenen waren an einem Ort und nur geschützt von einem Bannkreis, der wahrscheinlich durch die gleiche Methode gebrochen werden konnte wie die große Barriere.
Es wäre vielleicht besser gewesen, sie wären in ihren Quartieren geblieben und Annekatrin hätte jeweils eine Gruppe Erwachsener in ein Haus geschickt.
Hätte sie mehr Zeit gehabt, hätte sie magische Sonden aussetzen können und so die Bewegungen der Todesser überwachen. Dann hätte sie die Schüler genau dorthin schicken können, wo die Todesser nicht in das Schloss eindrangen. In kleinen Gruppen hätten sie fliehen können.
Annekatrin war davon ausgegangen, dass sie Angreifer erstmal eine ganze Weile gegen die Barriere hämmern würden – im übertragenen Sinne – bevor diese brach. Das hätte gereicht um den Schülern Anweisungen zu geben, ihre Beschützer einzuteilen und mögliche Fluchtwege auszusuchen. Doch jetzt saßen sie in der Falle und konnten nur noch auf ein Wunder hoffen.

Schon prallten die ersten Zauber gegen die hohen, verzierten Fenster und ließen die Personen, die an dieser Stelle ihren Bannkreis wirkten, aufstöhnen. Bill Weasley war unter ihnen und Professor Flitwick. Auch Neville Longbottom, Luna Lovegood und die Patil-Schwestern. Sie brauchten Verstärkung. Alle brauchten Verstärkung!
„Ich wollt’, es wäre Nacht oder die Preußen kämen!“ seufzte die junge Frau inbrünstig und erschrak, als in diesem Moment jemand vehement an die Tür schlug.
„Lasst uns rein, wir sind’s!“ hörte man eine durch das Holz gedämpfte Stimme. Es handelte sich um die fünf Leute, die die Seiteneingänge verschlossen hatten.
Annekatrin und McGonagall öffneten die Tür und ließen sie ein.
„Zumachen, ZUMACHEN!“ brüllte der Führer der Gruppe, sobald der letzte in die Große Halle geschlüpft war. Zeitgleich mit zwei Männern versetzte Annekatrin der Tür einen Stoß, sodass diese mit einem lauten Krach ins Schloss fiel.
„Sie haben die Eingangstür verschwinden lassen und kommen jetzt in die Eingangshalle!“ berichtete der Anführer mit unverhüllter Panik in der Stimme.
Die Hogwarts-Eingangstür konnte man nicht einfach verschwinden lassen! Sie mussten die Substanz von Al-Kahest verwendet haben...
„Okay, okay! Seien Sie still und suchen Sie sich 'nen Platz! Bannkreise!“ befahl Annekatrin ihnen knapp. Das schien die Panik der Fünf etwas zu dämpfen. Sie nickten, atmeten tief durch und setzten sich hin.
Annekatrin selbst konzentrierte sich sofort wieder auf ihren Bannkreis. Auf gar keinen Fall durften die Todesser die Tür der Großen Halle durchbrechen!
Vor den Fenstern zeichneten sich jetzt Schemen ab. Erst schattenhaft gegen das Mondlicht, wenn sie mit unnatürlicher Geschmeidigkeit auf das Fensterbrett sprangen, später bleich durch das Glas schimmernd, wenn sie sich gegen die Scheibe pressten. Das waren Inferi.
Ein unterdrücktes Schluchzen klang durch die Halle.
Bei allen guten Geistern, wer könnte ihnen jetzt noch helfen?

„Oh Mann, ich bin so blöd!“ rief Annekatrin laut aus. Zum Glück auf Deutsch, sonst wäre Snape bestimmt ein Kommentar dazu eingefallen.
Wilde Hoffnung und Freude durchströmten sie und ließen ihre Augen glänzen.
Sie ließ ihren eigenen Bannkreis zusammenfallen – McGonagall und die Fünf waren stark genug um die Tür für einen Moment allein zu schützen – und legte ihren Zauberstab quer auf die Handfläche der rechten Hand.
„Was machen Sie da?“ fragte McGonagall.
„Ich rufe die Preußen.“ meinte Annekatrin fröhlich und sprach dann laut zu ihrem Stab: „Irie Takayuki.“
Sogleich bildete sich über ihm ein bläulich leuchtendes Rechteck, dessen untere Kante mit dem Stab zusammenfiel.
Es dauerte eine Weile, dann erschien Senshis Gesicht in dem Rechteck wie auf einem Bildschirm. Er lag mit unbekleidetem Oberkörper im Bett.
„Jaaa?“ meldete er sich verschlafen. „Och, Anne… Muss das sein um diese Uhrzeit?“
„Wir werden angegriffen!“ schrie Annekatrin fast, „Wir brauchen sofort eine Rettungsmission! Schick’ mir ein paar Leute ’rüber!“
„Spinnst du!?“ fragte Senshi leicht angesäuert, „Ich kann doch nicht einfach Truppen anfordern. Das wäre sowas von abseits vom offiziellen Dienstweg, dafür könnte ich glatt ins Gefängnis kommen!“
„Ist mir scheißegal! Hier sind über fünfhundert Kinder, die allesamt in Lebensgefahr schweben, also schwing deinen Hintern aus dem Bett und sag General Lorentz und von Hohenheim Bescheid!“ donnerte Annekatrin.
„Jaja!“ antwortete Senshi beschwichtigend und stand im Bett auf, „Ich renne, ich eile, ich fliege!“ Er sprang von der Bettkante herunter und suchte offenbar Klamotten auf dem Fußboden.
„Bis gleich, ich verlass’ mich auf dich!“
„Ja, bis gleich. Haltet die Ohren steif!“ waren seine letzten Worte, dann unterbrach er die Verbindung.

Annekatrin schloss die Hand um ihren Zauberstab und presste die Lippen zusammen. Jetzt konnten sie nur noch abwarten. Sie erklärte McGonagall, was sie veranlasst hatte. Die Direktorin schien ein bisschen Hoffnung zu schöpfen.
„In wenigen Minuten wird Verstärkung eintreffen. Haltet noch eine Weile durch!“ verkündete Annekatrin den Menschen in der Halle.
Sie selbst sank wieder in die kniende Position, die sie gerne einnahm, wenn sie einen Bannkreis aufrecht erhalten musste, und faltete die Hände, wobei sie Zeige- und Mittelfinger gestreckt aneinander legte.
Viele taten es ihr nach, andere hatten andere Haltungen eingenommen. Es hatte den Anschein, als würden sie alle beten.
Stille senkte sich über die Halle, nur durchbrochen von gedämpften wütenden Rufen und dem fortwährenden Rumpeln der Flüche, die gegen die Mauern prallten.
Zum Glück schien der Zauber, der die Barriere gebrochen hatte, bei Bannkreisen nicht zu wirken. Dass die Todesser ihn noch nicht ausprobiert hätten, glaubte Annekatrin nicht.
Der Lärm verstärkte sich. Die Angreifer versuchten weiterhin, die Tür zu durchbrechen.
Annekatrin konzentrierte sich völlig auf ihren Bannkreis. Sie war stark, obwohl sie nie an Senshi herankommen würde.
Sie wartete.
Ein fast metallisches Scheppern durchdrang die Stille. Die Inferi versuchten, die Fenster einzuschlagen. Jeder von ihnen holte aus und rammte eine Faust, die keinen Schmerz spürte, gegen die Scheibe. Wieder und immer wieder.
Das Geräusch bekam einen Rhythmus. Einen, der das Herz zum Rasen brachte und eine Nervosität in einem jeden Menschen aufsteigen ließ, die älter war als Zauberstäbe und Inferi.
Krach.
Krrr-Krach.
Krrr-Krach.
Krrr-Krach.
Krach.
Krach.
Krr-Krach.
Krr-Krach.
...
Normale Fenster hätten längst in tausend Splittern gelegen, doch diese waren aus unzerbrechlichem Glas und die Bannkreise schützten sie gegen die unbekannte Substanz. Aber das Geräusch zerrte an den Nerven und störte die Konzentration.
Annekatrin sah durch die Fenster einige Schemen in einer gleitenden Bewegung nach oben verschwinden. Sie kletterten...
„Die oberen Fenster!“ rief McGonagall entsetzt. Auch ihr Blick war an der Wand entlanggeglitten, immer in der Angst, plötzlich eins der Fenster brechen zu sehen.
„Zumachen!“ bellte Annekatrin.
Die Bannkreise reichten nicht hoch genug um die Inferi draußen zu halten. Schon schob sich ein bleicher Oberkörper durch den schmalen Spalt des einen Fensters.
Die Lehrer zückten ihre Zauberstäbe, als zögen sie ein Schwert aus der Scheide.
Collofenestrae!“ erschallte ein vielstimmiger Ruf.
Die oberen Fenster klappten mit einem Krachen zu, bis auf das, das von dem Inferius blockiert war.
Diffindo!“ hörte Annekatrin Snapes klangvolle Stimme und ein tiefer Schnitt fraß sich quer durch den bleichen Leib. Der Oberkörper trennte sich vom Rest und stürzte ab.
Während er viele Meter tief hinunterfiel, rastete der Riegel des letzten Fensters ein, bevor der halbe Inferius inmitten der aufkreischenden Schüler landete.
Leider war dem Inferius egal, dass ihm jetzt die Beine fehlten und er sich außerdem fast jeden verbliebenen Knochen gebrochen hatte. Er zog sich am Boden entlang auf die entsetzten Schüler zu und hob die Hand zu einem zerschmetternden Schlag...
Ein kleiner Erstklässler kniff ängstlich die Augen zu und zog die Beine an; zu mehr war er nicht in der Lage.
Die Hand raste auf seinen Knöchel zu...
Annekatrin war schon halb auf den Beinen, genau wie alle anderen Erwachsenen.
In dem Moment erklang ein Schrei: „Reducto!
Die Stimme überschlug sich vor Angst, aber der Zauberspruch wirkte: Der Inferius wurde in Stücke gerissen und verteilte sich über die Schüler im näheren Umkreis, die erneut vor Entsetzen aufschrieen.
Dean Thomas war hinter dem Erstklässler aufgetaucht. Er hatte seinen Zauberstab noch immer erhoben und seine Hand zitterte schrecklich.
Voller Horror starrte er auf die Stücke der zerplatzten Leiche.
„Ich wusste... Sie hatten...“ flüsterte er als plötzlich ein goldenes Schimmern im Fenster über ihm erschien und ein Loch in die Scheibe fraß. Die Schüler hatten ihre Bannkreise längst vergessen. Eine weiße Hand griff durch das Loch hindurch, gefolgt von einem Kopf mit langen, verfilzten Haaren.
Wieder ertönten Schreie und Annekatrin konnte spüren, wie Panik durch die Halle flutete.
Die Menschen hier waren kurz davor, die Hoffnung aufzugeben.
„Konzentration!“ befahl Snape hart, der mit wehendem Mantel zu Dean gelaufen war und mit einer Bewegung seines Zauberstabes eine Metallplatte vor der geborstenen Scheibe erschuf, die so dick wie das ganze Fensterbrett war. Der Kopf wurde davon eingeschlossen und ragte daraus hervor wie eine groteske Jagdtrophäe.
„Dasselbe für die oberen Fenster!“ rief McGonagall und zauberte eine ähnliche Platte vor eins davon. Ihre Kollegen taten es ihr nach. Er würde die Angreifer eine Weile aufhalten, aber nicht lange.

Zilla
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Beitragvon Zilla » Do 26 Okt, 2006 21:49

Huch, da hat ja jemand was geschrieben... Habe ich erst jetzt gesehen.

Ja, das weitergehen...
Also, ich habe noch ca. 2 1/2 Kapitel, die ich mehr oder weniger so gelassen habe und die deshalb eigentlich fertig sind, aber die kann ich noch nicht posten, weil ich nicht weiß, ob ich sie nicht doch noch umschreiben muss, damit sie zum Rest passen.

Das Problem zur Zeit ist: Mir gefällt das nicht mehr, was nach Kapitel 14 kommt. Das ist voll blöd und langweilig. Da muss was anderes hin.
Ich weiß zwar, was eigentlich getan werden müsste vor dem Ende, aber das ist zu langweilig um es zu beschreiben, und unsere Hauptcharaktere sind daran eh nicht so sehr beteiligt.
Die gute Nachricht ist, dass ich überhaupt noch weiterschreibe, aber die schlechte ist, dass mir noch keine zündende Idee gekommen ist. :-(
Mal sehen, wenn sich was anbahnt, poste ich dann erstmal noch die fertigen Kapitel bis kurz vors Handlungsloch.

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Beitragvon Siria » Do 26 Okt, 2006 23:08

hey! schade das du grade in einem kreativen loch steckst... ich finde deine ff echt super gut! hoffe du schreibst bald wieter

greez siria
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Beitragvon Wehwalt » So 26 Nov, 2006 02:04

Nun habe ich nach sehr, sehr lange Pause hier alles aufgeholt. Um so beunruhigter bin ich, daß es so gar nicht weitergeht. Liegt es daran (oder zum Teil daran), daß Du uns kein anhaltendes Interesse mehr zutraust, nachdem nun so lange Zeit auch kein Feedback mehr kam?
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ohne mich zu wiederholen. Es scheint alles so durchdacht und zielgerichtet, dieses Eindringen der Todesser und Inferi in Hogwarts so unglaublich spannend geschildert, und dennoch verlierst Du nie aus den Augen, wie sich die Figuren in so einer Situation fühlen und aufeinander reagieren. Auch ein bißchen vorher ... die Stelle, an der Snape vor sich rechtfertigt, daß er sein Stoffhäschen aus seiner Kommodenschublade befreit: Großartig!
Liebe Zilla, bitte teil mal wieder mit, wie es mit der FF weitergehen soll. Wenn Du immer noch nicht weißt, wie Du gewisse Lücken überbrücken sollst, dann glaube ich, das würden die Leser hinnehmen. Wenn es daran aber liegen sollte, daß Du nicht mehr an unser Interesse glaubst: Das könnte ich verstehen. Aber ich würde trotzdem um eine zweite Chance bitten. Es hat auch nach zweimonatiger Pause ungeheuren Spaß gemacht, in Deiner FF weiterzulesen.
Lieben Gruß
Wehwalt
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Zilla
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Beitragvon Zilla » Mo 04 Dez, 2006 00:16

Ah, ich weiß, sorry...
Also, ihr gebt mir schon das Gefühl, sehr interessiert an der Fortsetzung zu sein, und ich habe auch schon ein ganz schlechtes Gewissen, weil ich euch so hängenlasse, aber ich komme zur Zeit einfach kaum dazu.
Das habe ich mir natürlich größtenteils selbst zuzuschreiben, weil ich mich mit 'ner Menge anderem Kram beschäftige, aber tja, so ist es halt.
Ich mache ab und zu mal ein bisschen weiter, aber so richtig funzt es nicht.
Doch ich habe noch nicht aufgegeben und versuche weiterhin, die Geschichte zuende zu bringen. Bitte geduldet euch noch eine Weile. :oops:

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Beitragvon Illuminata » Sa 30 Dez, 2006 20:05

Deine wunderwunderwunderbare FF ist mittlerweile auf Seite 2 angelangt... :-(
Ich würde sooo gern weiterlesen...... :-)
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Beitragvon Denkarius » Do 05 Apr, 2007 10:34

Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen und würde mich auch sehr über eine Fortsetzung deiner Geschichte freuen... :D
Amo vitam, amo generem,
tamen quare sum sola.
Amo rosam, desidero pacem
tamen quare sum sola.