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[HP] Wie man einen Job entflucht

Zilla
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[HP] Wie man einen Job entflucht

Beitragvon Zilla » Mo 21 Aug, 2006 22:37

Uffz!

*Schweiß von der Stirn wisch*

Ich habe es tatsächlich geschafft, die ersten 16 1/2 Kapitel meiner Fanfiction fertigzustellen. Insgesamt werden es dann 24, aber ich schätze, ich habe jetzt genug Vorlauf, um schon mit posten anfangen zu können - auch wenn ich zugeben muss, dass es erst in den noch unvollständigen Kapiteln richtig spannend wird. Aber auch vorher ist es schon lustig.
Ich hoffe, ihr lest nach diesem ersten Post noch weiter; leider hab ich's nicht so mit spektakulären Anfängen. *seufz* Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch trotzdem!
Nachdem hier so viele tolle Stories sind, traue ich mich fast gar nicht, aber sonst wäre ja die ganze Arbeit umsonst...
Wenn ihr logische, inhaltliche oder Rechtschreibfehler findet, sagt mir bitte Bescheid.
Also:


Wie man einen Job entflucht



Disclaimer

Alle Personen, Orte und magischen Dinge materieller oder abstrakter Art, die auch in den Harry-Potter-Büchern vorkommen, gehören J. K. Rowling oder der Menschheit im Allgemeinen.
Alle Personen, Orte und magischen Dinge materieller oder abstrakter Art, die man nicht in den Harry-Potter-Büchern findet, habe ich selbst erfunden oder der Realität, beziehungsweise einer Quelle, die ich – falls Urheberrechte bestehen – in einer Fußnote angebe, entnommen.
Ich verdiene mit dieser Geschichte kein Geld, sondern schreibe sie lediglich für Fans der Harry-Potter-Bücher.
Sämtliche Personen, Orte und magischen Dinge materieller oder abstrakter Art, die ich erfunden habe, dürfen nur mit meinem Wissen und meiner Genehmigung weiterverwendet werden.



Vorwort

Dies ist meine erste – und wahrscheinlich einzige – Fanfiction zum Potterversum. Es geht allerdings nicht um Harry selbst, sondern vielmehr um eine von mir erfundene Figur, die meinen Lieblingscharakter Severus Snape trifft.
Was ursprünglich als kurze und niedliche Geschichte geplant war, darüber, wie Snape eine Freundin bekommt, die keiner je für möglich gehalten hätte, hat sich so nach und nach zu einer alternativen Version von Band 7 entwickelt, mit dem Ziel, Snapes Überleben zu sichern.
Tja, so kann's gehen.
In meiner Phantasie sieht Severus allerdings nicht so aus wie im Film. Er ist nicht ganz so attraktiv wie Alan Rickman, dafür aber auch nicht ganz so alt. Mitte bis Ende Dreißig eben, dürr und mit fettigen, schulterlangen Haaren, wie im Buch beschrieben.
Auch Hogwarts, die Schauplätze und die anderen Personen sehen nicht zwingend so aus wie im Film. Zum Beispiel hat Remus Lupin nicht diesen furchtbar hässlichen Schnurrbart und diese grauenhafte Frisur.

Die Story entstand nach dem Erscheinen des 6. Bandes der "Harry Potter"-Reihe und wird mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht durch Band 7 bestätigt werden. Sie ist eine Was-wäre-wenn-Geschichte, in der ich einfach das von mir erhoffte Ende der Potter-Heptalogie beschreibe.
Was wäre also, wenn Professor McGonagall in ihrem Büro sitzen und sich mit dem Portrait von Albus Dumbledore darüber unterhalten würde, dass niemand bereit sei, im kommenden Schuljahr VGDK zu unterrichten?
Und wenn dann Dumbledore sagen würde: "Nun, Minerva, es gibt ja nicht nur in England Zauberer."
Und McGonagall würde vielleicht antworten: "Aber glauben Sie, dass es klug wäre, einen Ausländer an dieser Schule unterrichten zu lassen? Jemanden, den wir noch weniger einschätzen können, als einen früheren Schüler?"
Woraufhin Dumbledore wohl sagen würde: "Wenn keiner derjenigen die Stelle annehmen möchte, haben Sie wohl keine andere Wahl. Doch, wie es der Zufall will, habe ich da genau die richtige Person für Sie."...



Kapitel 1 - Staff Search

Es regnete, als Minerva McGonagall in Deutschland ankam, und zu allem Überfluss blies eine Windböe sie bei der Landung mitten in eine große Pfütze. Vor ihr erhob sich ein düsteres, unbewohnt aussehendes Haus – nur eines in einer ganzen Reihe von baufälligen Gebäuden mit zerbrochenen Scheiben. McGonagall verdrängte ihre durchweichten Schuhe so gut wie möglich aus ihren Gedanken und straffte die Schultern, bevor sie zu der mit Graffiti beschmierten Tür ging, die wohl ursprünglich einmal grün gestrichen war.
Es war kein Klopfer zu sehen. Auch keine Klingelschnur. Und mit der Hand zu klopfen würde sicher nicht viel nützen bei so einem großen Haus.
McGonagall zögerte kurz. Sie lehnte den Besen neben der Tür an die Wand, holten ihren Zauberstab heraus und tippte versuchsweise gegen die Tür.
Sofort schoss eine Hand hervor, die direkt aus der Oberfläche der Tür zu wachsen schien und genauso verwittert grün und hölzern aussah wie diese selbst, riss ihr den Zauberstab aus den Fingern und versank mit ihm wieder im Holz.
McGonagall erschrak, doch ermahnte sich gleich darauf selbst, sich zusammenzureißen. Bei Zauberern musste man immer und auf alles gefasst sein.
Der Stab allerdings war verloren. Die Tür war eben wie zuvor und nichts zeugte von dem geschwinden Dieb.
Auch wenn es ihr vorher lächerlich vorgekommen war, so hob sie nun doch die Hand, um mit den Knöcheln anzuklopfen, doch noch bevor sie die Tür berührte, wurde diese aufgerissen und eine junge Frau schaute heraus.
"Guten Abend, kommen Sie herein!" sagte sie schnell in englischer Sprache und öffnete die Tür noch weiter, so dass McGonagall eintreten konnte. Diese machte dankbar einen Schritt in den Flur und öffnete den oberen Knopf ihres Mantels. Für einen Sommerabend war es entschieden zu kühl!
"Sie sind ziemlich unvorsichtig, mich hereinzulassen, ohne mich überhaupt zu fragen, wer ich bin." ermahnte sie die junge Frau.
"Sie sind Minerva McGonagall, Direktorin von Hogwarts, und wollen mich fragen, ob ich an Ihrer Schule Verteidigung gegen die dunklen Künste unterrichten würde." antwortete diese unbeeindruckt, während sie die Tür schloss und McGonagall den Mantel abnahm. "Hier ist übrigens Ihr Zauberstab. Warum haben Sie nicht geklingelt?"
"Ich habe keine Klingelschnur oder Glocke gesehen." sagte die ältere Frau.
Die junge schaute sie irritiert an und öffnete dann die Tür erneut. Sie zeigte mit dem Finger auf eine rechteckige Fläche an der Wand, aus der acht weiße Knöpfe ragten, neben denen kaum mehr leserliche Schildchen angebracht waren. Die junge Frau drückte erst auf einen, dann auf zwei andere Knöpfe, woraufhin jedes Mal ein schönes Glockenspiel erklang. "Egal, welchen Sie drücken – Sie kommen immer bei mir heraus." erklärte sie.
Die junge Frau schloss die Tür wieder und bat McGonagall in den ersten Stock. Ganz im Gegensatz zu seinem verfallenen Äußeren war das Haus innen sauber und trocken, sogar elegant. Es war kein Mehrfamilienhaus, wie seine Fassade vermuten ließ, sondern eher wie eine Villa eingerichtet. Von einer Eingangshalle mit reliefartigen Ziersäulen an den Wänden führten zwei Treppen nach oben in einen Flur, von dem einige Zimmer abgingen. Die junge Frau öffnete eine der weißen Türen und sie betraten eine gemütliche Wohnküche. Ein weiblicher Hauself, der ein blau-weißes Dienstmädchenkleid und ein Häubchen trug, stand auf einem Hocker und trocknete versonnen eine Porzellanschüssel ab.
"Trixi, wir haben Besuch. Bitte sei doch so lieb und hol uns etwas von dem Apfelstrudel und mach uns eine Tasse Tee, ja!?" sagte die junge Frau zu der Elfin und lächelte dann McGonagall an. "Setzen Sie sich doch bitte. Ich hoffe, Tee und Apfelstrudel ist Ihnen recht."
McGonagall bejahte und nahm an dem großen Holztisch Platz, der in der Mitte der Küche stand. Die junge Frau setzte sich ihr über Eck gegenüber und sah sie erwartungsvoll an.
Die Direktorin hatte bereits versucht, einen Eindruck von ihr zu gewinnen und fragte sich, ob sie wirklich die richtige Wahl für die Stelle war. Sie war sehr hübsch und hatte ein dunkelgrünes Samtkleid an, das schön mit ihren kunstvoll geflochtenen, hüftlangen, schwarzen Haaren harmonierte. Ihr Alter schätzte McGonagall auf Mitte Zwanzig und ihre weiße Haut, sowie ihre gepflegten, zarten Hände sahen nicht so aus, als würde sie hauptberuflich dunkle Zauberer jagen. Aber laut Dumbledore sollte sie genau das tun.
"Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Annekatrin Schützer sind?" fragte McGonagall, um sich zu vergewissern.
"Ja, das bin ich." antwortete die Angesprochene. "Aber wie kommen Sie gerade auf mich?"
"Professor Dumbledore, unser früherer Rektor, hat Sie mir empfohlen. In England haben wir leider niemanden gefunden, der … für diese Stelle geeignet war, deshalb schlug er vor, in anderen Ländern zu suchen."
Annekatrin Schützer schaute kurz nach unten und strich gedankenverloren mit dem Finger über die Tischplatte. Sie lächelte traurig. "Ja, ich habe Dumbledore während des Studiums einmal in Rothenburg ob der Tauber kennengelernt. Er war klasse! Ich mochte seinen Humor! … Wie schade, dass er jetzt tot ist." Sie machte eine kurze Pause. "Ich habe mit ihm über ein paar ungewöhnliche Bereiche der Magie geredet, mit denen ich mich beschäftigt habe. Er hat mir zugehört und schien sehr interessiert zu sein, während meine Dozenten es alle als Firlefanz abtaten. Damals hatte man auch noch keine Verwendung dafür, aber in diesen Zeiten... Vielleicht hat er mich deshalb vorgeschlagen."
"Nehmen Sie die Stelle an?" fragte McGonagall.
Annekatrin lächelte. "Es wäre mir eine Ehre, Professor, aber nur, wenn ich meine Katze und meinen Hauselfen mitnehmen darf." Sie drehte sich zu der Elfin um, die gerade das Teewasser in eine Kanne goss.
"Á propos," sagte Annekatrin und sprach die Elfin an: "Trixi, wie würde es dir gefallen, nach England zu ziehen?"
Die Elfin legte den Kopf schief und schien zu überlegen, während sie die Teekanne anhob. Dann drehte sie sich um und brachte die Kanne zum Tisch. "In England soll es viel regnen, gnädige Frau."
Sie ging zurück um die auf der Arbeitsfläche bereitstehenden Teller mit dem Kuchen zu holen und als sie wiederkam meinte sie: "Aber Trixi geht lieber mit der gnädigen Frau ins regnerische England, als ohne die gnädige Frau im regnerischen Deutschland zu bleiben."
Annekatrin lachte ein bisschen und sagte: "Das ist lieb, danke." Wieder an McGonagall gewandt sagte sie: "Tassen kommen gleich. Darf ich die beiden also mitbringen."
"Das wird kein Problem sein. Katzen sind in Hogwarts grundsätzlich erlaubt und Ihren Hauself können wir sicher in unserer Küche unterbringen."
Annekatrin lächelte wieder. Sie lächelte überhaupt sehr viel. "Dann freue ich mich, im nächsten Schuljahr Ihrem Lehrkörper anzugehören. Mein Vorgesetzter wird zwar überhaupt nicht glücklich darüber sein, aber vielleicht lässt er sich mit dem Argument breitschlagen, dass es in England viel mehr Todesser gibt, die man fangen kann, als hier."
Die Hauselfin brachte jetzt zwei Tassen, Teelöffel und Zucker und schenkte McGonagall ein. Nachdem sie auch ihrer Herrin Tee eingegossen hatte, setzte sie sich auf die Anrichte und aß ein kleineres Stück Kuchen von einer Untertasse. Offenbar genoss sie im Hause Schützer viele Freiheiten.
"Sagen Sie mir, wann ich mich wo einfinden soll und ich werde da sein. Aber haben Sie Geduld mit mir. Ich traue mir zwar zu, Kinder zu unterrichten, aber ich bin völlig unerfahren, was die organisatorische Seite des Lehrerberufes angeht. Haben Sie einen konkreten Lehrplan?" fragte Annekatrin gerade.
"Nunja, es gibt einen vom Zaubereiministerium vorgegebenen Lehrplan, aber der ist nicht in jeder Hinsicht optimal, deshalb stellen wir es unseren Lehrern weitgehend frei, was sie unterrichten. Aber es hat sich eine gewisse Abfolge des Stoffes eingebürgert, die wohl am zweckmäßigsten ist. Ich kann Ihnen bestimmt eine Liste zusammenstellen, welche Themen am besten in welcher Klassenstufe behandelt werden."
"Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar."
"Wenn Sie ein oder mehrere Bücher haben, die Sie in Ihrem Unterricht benutzen möchten, dann schicken Sie mir bitte innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Eule mit den Titeln und Autoren, sodass ich sie für die Schüler auf die Liste setzen kann.“
Annekatrin wunderte sich. Eine Eule schicken? War das ein Slang-Wort für einen Brief?
Sie zog verwundert die Augenbrauen zusammen, aber McGonagall redete bereits weiter.
„Und da wäre noch etwas: Da ich jetzt die Direktorin bin, ist der Posten des Hauslehrers von Gryffindor unbesetzt. Ich überlege noch, welcher der Kollegen diese Funktion am besten erfüllen könnte, aber die, die bisher zur Verfügung stehen, geben nur wenige Wochenstunden und in manchen Klassenstufen gar keine, doch ich hätte lieber einen Lehrer als Hauslehrer, der in häufigerem Kontakt zu seinen Schülern steht. Wenn Sie sich also dieses Amt zutrauen, könnten Sie es auch übernehmen."
"Ich denke darüber nach. Wenn ich mich in Hogwarts eingelebt habe und in diesem neuen Beruf routinierter geworden bin, kann ich Ihnen sagen, ob ich es schaffe, oder nicht. Aber prinzipiell spricht nichts dagegen."
"Das freut mich. Sie können, wenn Sie möchten, übers Internationale Floh-Netzwerk nach Hogsmeade kommen und den Rest des Weges laufen, oder sie fahren von London aus mit dem Hogwarts Express – ganz wie Sie wünschen. Leider ist Hogwarts selbst nicht mehr ans Flohnetzwerk angeschlossen. Auch, wenn das Netzwerk kontrolliert wird, ist es zu gefährlich, einen ständigen Zugang zu dem Schloss geöffnet zu lassen."
"Oh, ich mag Bahnfahren. Es ist doch ein Zug, oder? Also, ich glaube, ich fahre mit."
Während sie langsam ihre Kuchen aßen, erklärte McGonagall Annekatrin, wie sie zum Gleis 9 3/4 käme und wann sie dort sein müsste.
"Gibt es eigentlich eine Kleiderordnung für die Lehrer? Die Schüler tragen ja Uniform, soweit ich weiß."
"Sie können Roben oder Kleider in beliebigen Farben tragen, aber Muggel-Kleidung ist unerwünscht. Sie werden merken, dass Schwarz von vielen Kollegen bevorzugt wird, doch es ist kein Muss. Allzu aufreizende Kleidung ist ebenfalls unerwünscht, aber ich denke, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen."
Annekatrin lächelte. "Nein. Ich werde etwas Angemessenes heraussuchen."
Zuletzt geändert von Zilla am Fr 03 Nov, 2006 15:50, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Ela » Mo 21 Aug, 2006 22:52

nicht schlecht bin gespannt wie es weiter geht :)
lg ela
2. Jäger der Gryffindor Quidditch Mannschaft

Wehwalt
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Feedback zu "Wie man einen Job entflucht" by Zilla

Beitragvon Wehwalt » Mo 21 Aug, 2006 22:56

Gleich nach dem ersten Post scheint mir der FF-Thread zu schade, um ihn durch eine Flut von begeisterter Fanpost zu unterbrechen, deswegen eröffne ich diesen Thread.

Ach, es ist wirklich ein Genuß: Flüssig, zusammenhängend und witzig geschrieben, und vor allem fehlerlos! (Die einzigen zwei Stellen, an denen ich ein Komma vermißte, sind, sovile ich weiß, nach neuer Rechtschreibung ebenfalls korrekt.)
Und mir gefällt die Form des langsamen Hineingleitens in die Geschichte mittels eines Vorworts im Potential sehr gut. Und ich glaube, ch werde dieses Fräulein Schützer mögen lernen.
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Beitragvon Zilla » Mo 21 Aug, 2006 23:00

*heftigst erröt*
Danke! Danke für die Blumen!

Da bin ich ja fast versucht, noch den nächsten Teil zu posten. Mh - mache ich wahrscheinlich sogar.

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Beitragvon Zilla » Mo 21 Aug, 2006 23:09

Kapitel 2 - Ein neues Zuhause

Am ersten September stand Annekatrin morgens vor dem Kamin in ihrem Wohnzimmer und nahm etwas Flohpulver aus einem verzierten Döschen, das immer auf dem Kaminsims stand. Sie schnappte sich den Koffergriff mit der anderen Hand und warf dann das Pulver mit den Worten „London – Winkelgasse!“ auf den Kaminboden.
Grüne Flammen loderten empor; Annekatrin trat hinein und fand sich wenige Augenblicke später mitsamt ihrem Gepäck in der Feuerstelle eines dunklen Raumes wieder. Eine Sekunde später kam Trixi hinterher, die einen kleinen Rucksack und den geflochtenen Korb trug, in den Annekatrin ihre Katze Eleanor trotz deren lautstarken Protestes gesperrt hatten.
Als sich Annekatrins Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erblickte sie ein großes, gemauertes Ladengeschäft, in dem hunderte von Eulen auf in die Wände eingelassenen Eisenstangen hockten und ab und zu einen unheimlichen Schrei von sich gaben. Es roch nach Vogelkot, aber der Boden war sauber gekehrt.
„Schönen, guten Tag! Kann ich etwas für Sie tun?“ fragte ein zierlicher, älterer Mann, als Annekatrin aus dem Kamin trat.
„Wo bin ich hier gelandet?“ wollte diese wissen.
„EYLOPS EULENKAUFHAUS – Die bestgeschulten Eulen Englands.“ sagte der Mann stolz.
„Wofür geschult?“ fragte Annekatrin verwirrt.
Der Verkäufer musterte sie erstaunt, doch dann zeigte sich Verständnis auf seinem Gesicht.
„Ahhh!“ sagte er sanft, „Sie sind nicht von hier, nicht wahr?“
Annekatrin nickte.
„Sehen Sie… Unsere Eulen überbringen Briefe – wesentlich zuverlässiger als Tauben –, stellen die Zeitung zu und halten den Garten frei von Mäusen. Wir führen alles vom Käuzchen bis zu Schneeule, und in vielen verschiedenen Gefiederfarben.“
Der Verkäufer wies mit der Hand auf die entsprechenden Tiere und wollte offenbar die Gelegenheit nutzen, gleich einen seiner Vögel an die Frau zu bringen, doch Annekatrin unterbrach ihn schnell: „Danke, ich habe nur wenig Zeit. Vielleicht komme ich später wieder, wenn ich mal eine Eule brauche.“
Sie bedankte sich noch, dass sie den Kamin benutzen durfte, und lief zum Ausgang. Trixi hatte ihre liebe Not, den Katzenkorb zu tragen, denn Eleanor drehte und wendete sich darin, weil sie unbedingt zu den kleinen Eulenkücken zurückwollte, die in beheizten Terrarien in Nischen an der Wand gehalten wurden und bestimmt herrlich zum Spielen waren.

Anders als Trixi es prophezeit hatte, regnete es nicht, als sie hinaus auf die Straße traten; im Gegenteil, es schien sogar die Sonne.
Allerdings konnte auch das nicht über die Trostlosigkeit hinwegtäuschen, die sich über die Gasse gelegt hatte, wie sie auch über der restlichen Zaubererwelt lag.
Viele Läden standen leer. Ein Eiscafé war mit Brettern vernagelt, und die Schaufenster eines Ladens für Zauberstäbe waren blind und staubig. Eine prächtige Festrobe stand in der Auslage der verlassenen Schneiderei hinter einer zerbrochenen Scheibe und war Wind und Wetter ausgesetzt.
Die Mauern und Schaufenster waren mit Steckbriefen regelrecht tapeziert. Annekatrin betrachtete sie alle aufmerksam, auch wenn sie sich nicht vorstellen konnte, diese Personen in Hogwarts anzutreffen und woanders würde sie sich im kommenden Jahr kaum aufhalten. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie sich vielleicht völlig aus dem Geschehen katapultiert hatte. Was, wenn Voldemort und all die anderen Schwarzmagier Europas gerade in diesem Jahr begannen, völlig über die Stränge zu schlagen, und sie nicht bei ihrer Einheit sein konnte um ihr zu helfen...?
Die meisten Bilder waren bereits verblichen und lösten sich vom Untergrund, aber die Fotos einer bestimmten Person waren ganz frisch und auch größer als die anderen. Sie zeigten einen ausgesprochen unansehnlichen Mann, der sich meistens mit einer Person außerhalb des Bildes zu unterhalten schien, sich aber manchmal dem Betrachter zuwandte und ihm einen angewiderten Blick zuwarf. Den Girlanden im Hintergrund nach zu urteilen wurde das Bild auf einer Weihnachtsfeier geschossen und ganz offensichtlich hasste dieser Todesser es, photographiert zu werden.
Annekatrin trat näher und las die Bildunterschrift.



__________________________________________________________________________________________

Wer hat diesen Mann gesehen?

Name: Severus Snape
Alter: 37
Größe: ca. 1,83 m
Gewicht: ca. 68 Kg
Haarfarbe: schwarz
Augenfarbe: dunkelbraun
besondere Kennzeichen: das Dunkle Mal auf dem linken Unterarm

Severus Snape wird wegen des mutmaßlichen Mordes an Albus Dumbledore gesucht. Er ist
bewaffnet und gefährlich und befindet sich vermutlich in Gesellschaft mehrerer anderer
Todesser. Falls Sie Hinweise auf seinen derzeitigen Aufenthaltsort erlangen, informieren
Sie bitte umgehend die Aurorenbehörde.

______________________________________________________________________________________


Aha, das war also der Verbrecher.
Annekatrin fragte sich, wie er es geschafft hatte, den mächtigen Dumbledore zu überwältigen. Dem Nachrichtendienst der Exekutive der magischen Gemeinschaft Deutschlands zufolge gehörte der Mörder Dumbledores engstem Vertrautenkreis an; warum hatte er ihn so nah an sich heran gelassen?
Sie war zwar eigentlich dagegen, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen, aber dieser Mann sah wirklich nicht vertrauenswürdig aus. Dumbledore hatte wohl nicht solche Vorbehalte gehabt – und hatte es mit dem Leben bezahlt.
Mit einem kurzen Seufzen wandte Annekatrin sich ab und lief nachdenklich die Straße hinunter. Selbst in den Geschäften, die noch geöffnet hatten – die Apotheke, die Zoohandlung, der Quidditch-Ausstatter und einige andere – herrschte eine ängstliche Stille. Obwohl es ein herrlicher Morgen war, sah man nur sehr wenige Menschen, die ihre Einkäufe erledigten.
Die junge Frau schlenderte an ihnen vorbei und steuerte direkt auf das große Bankgebäude zu, das sich an ihrem Ende befand.
Gringotts hatte eine Fassade aus weißem Marmor und war sehr imposant. Nach einem Moment des Überlegens kramte Annekatrin ihren Fotoapparat hervor und machte ein paar Fotos, bevor sie Trixi anwies, mit dem Gepäck draußen zu warten, und selbst das Haus betrat.
Im Inneren war es kühl und sehr prunkvoll. Hinter den Schaltern saßen Kobolde und machten ein grimmiges Gesicht. Um den Kundenservice brauchte sich Gringotts ja keine Gedanken zu machen, denn sie waren die einzige Zaubererbank in England. Die Leute konnten nirgendwo anders hin.
Als ein Schalter frei wurde, trat Annekatrin heran und legte zwei 1.000DM-Scheine vor den Bankier.
„Ich möchte die gerne in Galleonen wechseln.“ sagte sie.
Der Kobold schien nicht besonders erfreut zu sein. Misstrauisch beäugte er Wilhelm und Jakob, roch an einem der Scheine und rieb ihn zwischen seinen langen Fingern.
„Hmmm.“ brummte er. „Hmmm.“
Schließlich beugte er sich zur Seite und zog eine Schublade seines Schreibtischs auf.
„Wie soll denn die Stückelung sein?“ fragte er.
„Von jedem etwas.“
Als der Kobold wieder auftauchte, häufte er eine Menge Goldstücke, einen Berg Silbermünzen und mehrere Hände voller Kupfermünzen vor Annekatrin auf den Schalter.
„Einhundert Galleonen, fünfhundert Sickel, vierhundertvierundzwanzig Knuts.“ sagte der Kobold mit schnarrender Stimme.*1
Annekatrin war verdattert. So viel Metall würde gar nicht in ihr Portemonnaie passen.
„Haben Sie denn keine Scheine? Wie soll ich denn das wegkriegen?“ fragte sie den Kobold.
„Keine Scheine!“ antwortete der knapp.
„Uh.“ stöhnte Annekatrin. „Warten Sie einen Moment. Ich hole eine Tüte.“
Sie nahm die Tausender wieder mit und lief hinaus zu Trixi. Nach einer umfangreichen Wühlaktion in den Koffern förderte sie einen violetten Samtbeutel zutage, in dem sich Haarschmuck befand. Sie schütte ihn aus und ging wieder zurück in die Bank.
Der Beutel wurde ziemlich voll und schwer, deshalb nahm sie sich vor, gleich drei kleinere aus Leder zu kaufen, in die sie die Münzen dann einsortieren konnte.
Es war erst um Neun und sie hatte so viele interessante Läden in der Gasse gesehen, da konnte sie auch gleich noch ein paar Sachen kaufen.

Eine Stunde später hatten sich die Beutel, ein kleines Buch, eine Frisbee-Scheibe mit Zähnen und einige Schreibwaren zu Annekatrins Besitztümern hinzugesellt.
Wie gut, dass sie das mit den Federkielen herausgefunden hatte! Sie hatte sich über das große Angebot in einem Laden gewundert und gefragt, ob es denn wirklich so viele Kalligraphen gäbe, damit sich das lohnte. Daraufhin hatte ihr der Verkäufer erklärt, dass Pergament, Federkiel und Tinte ganz alltägliche Schreibwerkzeuge im zaubrischen England waren.
Annekatrin hatte nur Füllfederhalter und ein paar Filzstifte eingepackt, und natürlich Papier.
Sie hätte geglaubt, die Schüler würden sich einen Scherz erlauben, wenn sie sie alle auf so altmodische Art schreiben gesehen hätte.





*1 Berechnungsgrundlage ist eine Anmerkung aus dem Vorwort von „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“. Dort steht, dass: 174.000.000 Pfund gleich 34.000.872 Galleonen, 14 Sickel und 7 Knuts sind.
Da dieses Buch von J.K.R. geschrieben wurde, nehme ich diese Umrechnung als canon an.




Auf Wehwalts Anraten hin bitte ich euch, eure Rückmeldungen und Kommentare nicht hier zwischen meine Posts zu schreiben, sondern in den von Wehwalt eröffneten Feedback-Thread. Dankeschön! :-)
Zuletzt geändert von Zilla am Mo 28 Aug, 2006 13:59, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Padfoot201182 » Mo 21 Aug, 2006 23:26

Also ich liebe deine Geschichte jetzt schon. Was mir besonders gefiel, obwohl ich mir noch nicht mal sicher bin, ob das Absicht ist, war das Annekatrin 1000 DM umgetauscht hat. Ich nehem an, weil es immer noch in den neunzigern spielt. Wirklich toll, auch das du dir die Mühe gemacht hast das alles umzurechnen.
Menschen mögen vergessen,
was du ihnen gesagt hast,
aber sie erinnern sich immer daran,
welches Gefühl du in ihnen ausgelöst hast.

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Beitragvon Wehwalt » Mo 21 Aug, 2006 23:33

Ja, Padfoot, das gefällt mir auch: Daß die Autorin absolut vertraut mit jedem Detail des - wie sie es nennt - Potterversums ist. Ich glaube, nach der Chronologie der Potterbände müßte die Geschichte im Sommer 1997 spielen, und da standen Jakob und Wilhelm noch in Amt und Würden.
Und was auch süß ist: Die Abweichungen von der gewohnten britischen Zaubererwelt bei den Deutschen, sofern das keine Widersprüche zum hergebrachten Inhalt erzeugt. Kann sich ja unsereiner fast nicht vorstellen: Kommunikation ohne Eulen - aber das scheint es zu geben!
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Zilla
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Beitragvon Zilla » Mo 21 Aug, 2006 23:37

Ja, ich muss gestehen, dass ich die Deutschen immer recht Muggel-nah beschrieben habe. Ich hoffe, dass euch das später nicht den Spaß verdirbt. Trotzdem gibt es auch eine Menge Magie!

Padfoot201182
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Beitragvon Padfoot201182 » Di 22 Aug, 2006 01:38

Na ja, wir Deutschen sind eh immer etwas rückständig *lacht* Wobei ich im ersten Moment das mit den Eulen noch mal lesen musste, weil ich mich gefragt hab, was da nun los sei. Aber ich bin wirklich sehr gespannt wie es weitergeht.

Finde den Steckbrief von Severus im übrigen sehr gelungen. Auch das du da mutmaßlich geschrieben hast :wink:
Menschen mögen vergessen,
was du ihnen gesagt hast,
aber sie erinnern sich immer daran,
welches Gefühl du in ihnen ausgelöst hast.

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Beitragvon Zilla » Di 22 Aug, 2006 01:42

*smile*
Der übernächste Teil wird dir gefallen! (glaube ich)

Padfoot201182
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Beitragvon Padfoot201182 » Di 22 Aug, 2006 01:56

Oh man jetzt haste mich aber neugierig gemacht. Und dann erst der übernächste Teil. Wenn man da nicht treuer Leser bleiben will.
Menschen mögen vergessen,
was du ihnen gesagt hast,
aber sie erinnern sich immer daran,
welches Gefühl du in ihnen ausgelöst hast.

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Beitragvon Zilla » Di 22 Aug, 2006 16:05

Ich fürchte sogar, es wird noch ein bisschen länger dauern, weil ich die Teile jetzt nochmal verkürzt habe, damit ich meinen Vorsprung nicht so schnell aufbrauche.
Aber der heutige geht gleich online.

Wäre natürlich schön, wenn du treuer Leser bleiben würdest...
Och menno, ich will endlich fertig werden, damit ich selbst wieder FFs (deine, örrsinns...) lesen kann, ohne dass ich davon zu stark beeinflusst werde und mich dann verzettel'.
Naja, hatte gestern noch 'ne Idee für die Gestaltung einer weiteren wichtigen Szene. Es geht langsam voran.

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Beitragvon Zilla » Di 22 Aug, 2006 16:12

Schließlich gelangten Annekatrin und Trixi durch einen heruntergekommenen Pub namens DER TROPFENDE KESSEL ins normale London zurück. Trixi stellte die Sachen ab, die sie getragen hatte, und machte sich unsichtbar.
Von einer nahen Telephonzelle aus bestellte Annekatrin ein Taxi und ließ sich zur Kings Cross Station fahren.
Sie hatte London schon einmal besucht, doch sie war trotzdem wieder beeindruckt von den schönen alten Häusern, die im Sonnenlicht regelrecht strahlten. Trixi staunte ebenfalls und der Taxifahrer wunderte sich schon ein bisschen, warum das „Oh, ist das toll!“ und „Prächtig, wie prächtig!“ in unterschiedlichen Stimmlagen erklang.

Am Bahnhof angekommen holte sich Annekatrin schnell einen Gepäckwagen um all ihre Sachen zum Bahnsteig zu schaffen. Trixi musste schließlich erstmal unsichtbar bleiben, bis sie im Zug waren, und ein schwebender Katzenkorb hätte sicher viel Aufmerksamkeit erregt.
Bereits beim Ausladen ihres Gepäcks sah sie zwei Familien, die mit Sicherheit Zauberer waren. Sie hatten sich alle Mühe gegeben, Muggel-Kleidung anzuziehen, in der Hoffnung, nicht aufzufallen, zogen aber mit ihren ungewöhnlichen Kombinationen mehr Blicke auf sich als Annekatrin in ihrem weiten, schwarzen Rock und der smaragdgrünen Samtbluse.
Die angehende Lehrerin grüßte ihre zukünftigen Schüler und deren Eltern freundlich, als sie an ihnen vorbeilief. Ein kleiner Junge schob sich seinen gelben Strohhut aus dem Gesicht und gaffte Annekatrin erstaunt an.
„Mum,“ sagte er leise und besorgt zu seiner Mutter, während er am Ärmel ihres blaugeblümten Nylonkittels zupfte, „Mum, sie wird auffallen! Die Muggel werden sie bemerken! MUM…!“

Am Gleis 9 wurde die Zahl der Familien mit Kindern immer größer und dementsprechend auch die Zahl der unmöglichen Outfits, obwohl viele von ihnen auch ganz normal aussahen.
Unübersehbar unauffällig standen um die zwanzig schwarzgekleidete Männer und Frauen auf dem Bahnsteig verteilt und machten ein grimmiges Gesicht, während sie die Passanten eindringlich musterten. Das waren zweifellos Sicherheitskräfte der englischen Zaubererbehörden, die dafür sorgten, dass es vor der Abfahrt keine unangenehmen Zwischenfälle mit Todessern gab.
Ein hochgewachsener, blonder Mann kam schnellen Schrittes auf Annekatrin zu und sah ihr fest in die Augen; er erkannte offenbar, dass sie kein Muggel war.
„Ich bin die neue Lehrerin.“ sagte sie schnell. Der Mann richtete unauffällig ein kleines Gerät aus Glas und einem goldfarbenen Metall auf ihr Gepäck und nickte dann knapp, bevor er wieder wegging.

McGonagall hatte Annekatrin erklärt, wie sie durch die Barriere zum Gleis 9¾ kommen konnte. Die junge Frau stellte also ihren Gepäckwagen direkt vor die Wand des Fahrkartenschalters zwischen Gleis Neun und Zehn, und schaute dann mit interessiertem Gesichtsausdruck auf dem Bahnhof umher, als wollte sie nur das bunte Treiben beobachten. Als gerade niemand zu ihr sah, schob sie hinterrücks ihren Gepäckwagen von sich weg und machte dann einen Schritt nach zurück.
Es wurde kurz dunkel und dann wieder hell. Vor ihrer Nase war jetzt ein schmiedeeisernes Tor, hinter dem sich immer noch der Bahnhof erstreckte; nur schienen die Leute dort weder das Tor noch Annekatrin sehen zu können.
Als sie sich umdrehte, bekam sie gerade noch mit, wie Trixi oben auf dem Gepäckwagen wieder sichtbar wurde.

Der gesamte Bahnsteig war voll mit Familien, die ihre Kinder verabschiedeten.
Groß und behäbig stand der Hogwarts Express da; scharlachrot und mit einer feinen, weißen Rauchfahne, die von seinem Schornstein aufstieg.
Er bot einen faszinierenden Anblick. Annekatrin war eher Intercity-Express- und Interregio-Züge in modernem Stil gewöhnt, und hatte so eine altertümliche Dampflokomotive höchstens mal in einem Museum gesehen, aber noch nie im Einsatz.
Die Abteile füllten sich schnell, sodass Annekatrin sich zu drei Schülern mit dazusetzte.
'Wie gut, dass ich schon alle Zauber kann!' dachte sie, als sie sah, wie kleine Erstklässler ihre schweren Koffer durch die engen Gänge schleppten, während sie den ihren einfach von außen in das Gepäcknetz translokiert hatte. Die drei Schüler in dem Abteil ihrer Wahl waren ein bisschen erschrocken gewesen als der große schwarze Koffer plötzlich über ihnen erschien, aber als sie dann Annekatrin draußen auf dem Bahnsteig mit ihrem Zauberstab hatten stehen sehen, hatten sie sich schnell beruhigt.
Als sie endlich auf ihrem Platz saß und in Erfahrung gebracht hatte, dass es sich bei den Schülern um Ginny Weasley, Neville Longbottom und Luna Lovegood handelte, ließ sie endlich auch Eleanor wieder aus deren weißem Reisekorb heraus. Eleanor war eine kleine hellgraue Katze, die noch sehr jung und sehr verschmust war. Nachdem sie sich bei Ginny Streicheleinheiten und das obligatorische "Oh, bist du niedlich!" geholt hatte, fand sie, dass Arnold eigentlich ein tolles Spielzeug war und dass auch Trevor ziemlich lecker aussah. Annekatrin holte die kleine Katze zurück, bevor sie glücklich auf den Haustieren der Schüler herumkauen konnte, und ließ sie auf dem Boden mit einem Ball an einer Schnur spielen.
Trixi hatte sich auf einen der zwei freien Plätze gesetzt und vertrieb sich die Zeit damit, das zerrissene Futter in einem Mantel von Annekatrin auszubessern.

Kurz vor Mittag lief eine Frau mit einem Wägelchen durch den Zug und bot allen Fahrgästen Snacks und Süßigkeiten an. Lakritzzauberstäbe und Gummibärchen in Form von Wolpertingern und anderen Fabelwesen kannte Annekatrin auch von zu Hause, aber was es im Gegensatz zu Deutschland hier nicht gab, waren die Pralinen, die die Haut zum Leuchten oder Funkeln brachten. Dabei mochte sie die so sehr.
Auf Gummibohnen in allen Geschmacksrichtungen hatte sie keine Lust und auch die Kürbispasteten wollte sie gar nicht erst probieren.
Dafür fand sie Schokoladenfrösche, gefüllte Schoko-Kessel und Kesselkuchen.
Die Schokoladenfrösche sahen köstlich aus, deshalb öffnete Annekatrin eine Packung. Ein braun glänzender Frosch krabbelte heraus, blieb einen Augenblick lang sitzen und vollführte dann einen weiten Sprung. Eleanor zuckte sofort zusammen und ließ ihren Ball links liegen.
Der Frosch landete auf dem Boden neben Lunas Füßen und die Katze lauerte mit zuckendem Schwanz und vorgestellten Ohren, bis er sie wieder regte. Dann stürzte sie sich darauf und versuchte, ihn mit den Vorderpfoten festzuhalten. Sie kugelte sich auf dem Boden herum, drehte den Frosch auf ihrem Bauch hin und her und biss ihm versuchsweise in ein Bein. Später behauptete sie immer wieder, er hätte
solche Augen und solche Zähne gehabt und sie hätte ihn ganz allein besiegt.
„Na komm, gib ihn wieder her.“ sagte Annekatrin und nahm der Katze den Frosch aus den Pfoten. Eleanor drehte sich wieder um, legte die Ohren zur Seite und sagte nachdrücklich: „Meaaaaauu!“
Dem Tier fehlte jetzt ein halbes Bein und zum Glück hielt es still. Annekatrin aß nicht gerne Dinge, die noch zappelten.
Die Schokolade, aus der die Frösche bestanden, war ein Gedicht. Da konnten sich Lindt und Co. noch eine Scheibe abschneiden. Sie war zart und schmelzend, aber nicht so übersüßt wie die von Milka. In den Packungen waren Sammelkarten mit den Bildern von berühmten Zauberern und Hexen darauf. Annekatrin bekam Rowena Ravenclaw, Nostradamus, Circe und Heinrich Faust.

Den ganzen Tag lang fuhren sie quer durch England. Anfangs lagen rechts und links noch Städte, doch später waren nur noch weite, grüne Wiesen zu sehen. Das Sonnenlicht floss über die vereinzelten Bäume, die bereits damit anfingen, ihre Blätter in Rot und Gold zu tauchen.
Eleanor war inzwischen müde geworden und hielt auf Annekatrins Schoß ein Nickerchen, während diese sich mit den drei Schülern über den Alltag in Hogwarts unterhielt, um herauszufinden, was sie erwartete. Sie bekam einen ziemlich guten Überblick über die Geister, den Verbotenen Wald und das ausgezeichnete Essen. Auch wurde sie gewarnt, dass sie sich vermutlich in der ersten Zeit ziemlich oft verlaufen würde und dass sie dann auf gar keinen Fall Peeves nach dem Weg fragen sollte, sonst würde sie sich im besten Fall auf einer wochenlangen Odyssee durch die unterirdischen Gänge und Höhlen wiederfinden.
Das Land ringsumher wurde zusehends hügliger und am Horizont zeichneten sich Berge ab. Sie näherten sich offenbar dem Schottischen Hochland. Die Sonne senkte sich und in der diesigen Luft wirkten ihre Strahlen fast greifbar. Nachdem sie als roter Feuerball hinter den Hügeln verschwunden war, wurde es langsam kühler und die vier schlossen das Fenster.
Es dauerte noch etwa eine halbe Stunde, dann wurde der Zug langsamer und kam zum Stillstand.

Er hielt vor einem kleinen, überdachten Bahnsteig, der gerade so allen Schülern Platz bot. Auf der Straße hinter dem Bahnhof warteten viele Kutschen, zu denen die Kinder jetzt strömten.
Eine tiefe, gutmütige Stimme rief schallend: „Erstklässler zu mir! Erstklässler zu mir!“
Zögerlich lösten sich die neuen Schüler aus dem Menschenstrom und gingen auf den Rufer zu. Da stand ein hünenhafter Mann mit zotteligem, langem Haar - in der Hand eine Laterne - und lächelte die Kinder freundlich an. Das Lächeln konnte man hinter seinem struppigen Bart zwar kaum sehen, doch dafür in seinen Augen.
Er führte die Schüler hinunter zum Ufer des großen Sees, an dem der Bahnhof lag. Dort waren mehrere Boote vertäut, die die Erstklässler offenbar in einem speziellen Brauch über den See zur Schule bringen sollten, deren erleuchtete Fenster am anderen Ufer schimmerten wie eine Herde Glühwürmchen.

Annekatrin ging auf die Kutschen zu und an der ersten vorbei, denn die war schon voll. Als sie in den Zwischenraum zwischen dieser und der nächsten Kutsche schaute, erschrak sie.
Statt eines Pferdes stand dort eine seltsame, schwarze Kreatur mit großen, ledrigen Flügeln, die es an den Seiten zusammengefaltet hatte. Das Tier war so mager, dass man jeden einzelnen Knochen unter der Haut sehen konnte. Sein kurzes, schwarzes Fell spannte sich unnatürlich glänzend über das Skelett und sein Kopf ähnelte dem eines Drachen, nur dass die Augen vollkommen weiß waren. Es streckte den Hals und witterte in Annekatrins Richtung. Sie streckte fasziniert die Hand aus und berührte die kühle Schnauze.
Ganz langsam dämmerte ihr, was das für ein Wesen war.
Ein Thestral.
Sie hatte schon von ihnen gelesen und sogar eine Zeichnung gesehen, aber das war Jahre her. In Natura hatte sie sie noch nie gesehen, denn die einzigen, die es in Deutschland gab, lebten in einem abgelegenen Alpental im tiefsten Bayern, und da kam sie eher selten hin. Thestrale erschienen nicht auf Fotos und waren nur sichtbar für Menschen, die jemanden sterben gesehen hatten. Deshalb kümmerten sich die Schüler auch gar nicht um diese unheimlichen Kreaturen; die meisten wussten gar nicht, dass sie da waren.
Während Annekatrin in die Kutsche einstieg, erinnerte sie sich daran, wie bei einem ihrer ersten Einsätze als Aurorin ein älterer Kollege neben ihr von einem Schockzauber getroffen wurde, nachdem er Annekatrin zur Seite gestoßen hatte um sie zu retten, und nach hinten über eine Brüstung in die Tiefe stürzte. Sie hätte ihn beinahe noch festhalten können… Sie hatte sich herumgeworfen und nach ihm gegriffen. Nur wenige Millimeter hatten zwischen ihrer Hand und seinem Knöchel gefehlt, aber sie war zu langsam gewesen…

Die Kutschen fuhren durch den kleinen Ort Hogsmeade bis zum Haupteingang, an dessen rechter und linker Seite je eine Säule mit der Statue eines geflügelten Wildschweins drauf stand. Die aus verzierten Gittern bestehenden Torflügel waren weit geöffnet und neben dem Tor war ein kleiner Unterstand gezimmert, in dem ein Auror während seiner Wache Schutz vor der Witterung suchen konnte.
Zwei Auroren standen jetzt am Tor und überprüften die Kutschen mit einem Geheimnissensor.
Langsam schoben sie die Kutschen eine nach der anderen zwischen den Säulen hindurch und endlich öffnete sich der Blick auf Schloss Hogwarts.
Das Schloss war wirklich atemberaubend. Es bestand aus vielen unterschiedlichen Gebäudeteilen und die Türme konnte man gar nicht zählen.
Hinter dem festungsgleichen Bauwerk schimmerte der See im schwachen Sternenlicht und linkerhand wuchs ein dichter Wald gleich einem Schatten, der sich an die Flanke des Berges schmiegte. Das musste der Verbotene Wald sein, in dem Zentauren, Einhörner und andere Fabelwesen lebten, wie Ginny, Luna und Neville erzählt hatten.
Am Rand des Waldes stand ein kleines Holzhaus, kaum zu erkennen gegen die schwarzen Bäume. Annekatrin fragte sich, wer wohl darin wohnte, aber sie konnte nicht mehr lange darüber nachdenken, weil die Kutschen inzwischen anhielten und die Schüler lachend und schwatzend ausstiegen.

Ela
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Beitragvon Ela » Di 22 Aug, 2006 20:40

ich finde deine ff toll und freu mich über den nächsten teil
lg ela
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Beitragvon Wehwalt » Mi 23 Aug, 2006 00:25

Mhm ... also das Dritte Kapitel schein mir ein bißchen zu ausführlich - es sei denn, es wäre für Leute geschrieben, die Harry Potter nicht kennen. Aber hübsche Alltagsdetails. Und ich weiß immer nich nicht, was ein Wolpertinger ist.
Singen denn Feldlerchen im September noch? Sehr artuntypisches Verhalten ... aber vielleicht werden diese Zauberlerchen ja noch einmal wichtig.
Und warum ist die erste Kapitelüberschrift auf englich? Wo sogar der Leaky Cauldron übersetzt wird?
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