Nicht nur Fred und George Weasley wurden oft miteinander verwechselt. Auch zur Zeit der Rumtreiber gab es ein Zwillingspaar - allerdings weiblich und im Wesen sehr unterschiedlich. Ehrgeizig und intelligent waren sie aber beide.
Was der Prolog mit der Geschichte zu tun hat, wird sich erst zeigen.
Prolog
Diana Hawkins konnte sich noch genau an den Augenblick erinnern, als sie zum ersten Mal ihre Fähigkeiten bemerkt hatte: Sechs Jahre war sie damals alt gewesen. Sie hatte mit ihrem, wie sie damals geglaubt hatte, älteren Bruder George an einem Hang Verstecken gespielt. Sie hatte nach oben geschaut und festgestellt, dass George sie sofort sehen würde, wenn er an den Rand des Abhangs käme. Schnell hatte sie ein neues Versteck gesucht und war dabei auf dem nassen Gras abgerutscht. Dabei war sie gegen einen Felsen gestoßen und plötzlich durch die Luft geschwebt. George hatte sie natürlich gesehen und hatte „Zauberei“ geschrieen. Auch ihrer Mutter hatte er es erzählt.
Nach dem Abendessen hatte die Mutter Diana in die Küche geholt, George aber hinausgeschickt. „Du bist also wirklich durch die Luft geschwebt?“, hatte sie mehr festgestellt als gefragt.
Diana hatte genickt. „Ich weiß auch nicht wie, Mum. Ich hab gedacht, ich bin tot, als ich gegen den Felsen gekracht bin.“
Die Mutter hatte geseufzt: „Es musste irgendwann kommen. Di, ich muss dir etwas sagen: Ich bin nicht wirklich deine Mutter und Tom – sie nahm eine Fotografie von der Hand und küsste sie – war nicht dein Vater.“
„Hat mich der Storch falsch abgeliefert?“, hatte sie gefragt. Damals war es undenkbar für eine Sechsjährige gewesen, zu wissen, wie Kinder wirklich entstanden Und was ist mit George – ich meine, meinem Bruder?“
Ihre Mutter hatte den Kopf geschüttelt: „George ist wirklich mein Sohn und Dads Sohn. Du bist die Tochter einer Hexe.“
„Was?“ Diana hatte Angst gehabt. Waren Hexen nicht böse Wesen? „Ich bin die...“
„Ich kann mir denken, Di, was du sagen willst. Deine Mutter war keine böse Hexe. Sie hat mir und George damals das Leben gerettet – und wenn Dad, wenn Tom, nicht so stur gewesen wäre“ Sie hatte begonnen, zu weinen, „könnte er auch noch leben.“
„Wie..? Wieso...?“
„Die Geschichte ist acht Jahre her. Wir lebten damals im Schloss meiner Schwiegereltern, also Georges Großeltern. George war gerade geboren. Eines Tages im Frühjahr tauchte ein junges Mädchen bei uns auf. Sie stellte sich als Minerva McGonagall vor. Sie warnte uns davor, dass jemand Tom umbringen wollte. Toms Eltern wollten erst das Haus von der Polizei schützen lassen, aber sie sagte, die Polizei würde nichts nützen. Zum Beweis zog das Mädchen einen Zauberstab und ließ die gesamte Einrichtung unseres Salons verschwinden. Wir waren erschrocken, aber sie hat alles wieder hergezaubert.
„Dasselbe kann euch passieren“, sagte sie. „Ein Zauberer will euch umbringen. Er behauptet, Ihr Sohn zu sein, Mr. Riddle.“
Tom weinte. Es war das erste Mal überhaupt, dass ich ihn weinen gesehen habe. Er gestand, dass siebzehn Jahre vorher eine Hexe ihm einen Liebestrank gegeben hatte. Er hatte sie geheiratet und mit ihr einen Sohn gehabt. Als der Trank nachgelassen hatte, hatte er sie verlassen.
„Wir können Sie hier nicht schützen, Mr. und Mrs. Riddle!“, sagte die Frau. „Aber wir haben ein Versteck für Sie vorbereitet.“
Sie brachte George und mich hierher. Tom wollte am nächsten Tag noch einiges mit seinen Eltern besprechen. Vermutlich haben die ihm ausgeredet, mit uns zu kommen – sie glaubten trotz allem nicht an Hexerei. Zwei Wochen später kam Minerva wieder und erzählte uns, dass Tom und seine Eltern ermordet worden waren.
So wuchs George hier in diesem Haus auf. Minerva und ein älterer Zauberer, ein Mr. Dumbledore, versorgten uns mit Nahrung. Sie hatten unser Haus versteckt, das heißt, niemand konnte es finden, dem Minerva es nicht zeigte.
Anderthalb Jahre später kam Minerva erneut völlig aufgelöst zu mir: Sie war – schwanger.“
„Was ist das?“
„Sie erwartete ein Kind. Di, Kinder werden nicht von Störchen gebracht. Sie wachsen im Bauch der Mutter; eine Frau wird schnell dicker, wenn sie ein Kind erwartet. – Nun ja, Minerva bat mich, hier versteckt bleiben zu können. Sie trug einen Unsichtbarkeitsmantel, wenn sie sich draußen mit jemand traf oder Essen besorgte. Einige Monate später kam das Kind zur Welt. Und dieses Kind, mein Schätzchen, warst du.“
„Dann ist Tante Minerva, die letztes Weihnachten kurz da war, meine Mutter?“, hatte Diana gefragt.
„Ja, das ist sie. Sie hat mir und meinem Sohn das Leben gerettet, und so tat ich ihr den Gefallen und nahm sie auf. Sie sagte mir, dein Vater könne sich nicht um dich kümmern. Sie hat mir nie erzählt, wer dein Vater ist, aber ich bin sicher, es ist Mr. Dumbledore.
Er war es, der mich bat, dich als meine Tochter zu erziehen. Dafür hat er uns immer wieder Geld, Kleidung und Nahrung gebracht, wenn Minerva es nicht selbst tun konnte.
Du bist also als meine Tochter und Georges Schwester aufgewachsen. Minerva hat mir natürlich erzählt, dass du vermutlich irgendwann ‚magische Fähigkeiten’ wie man sagt, haben wirst. Dieser Moment ist jetzt da.“
Ihre Mutter, oder besser Georges Mutter, hatte ein dickes, gelbliches Papier, damals hatte Diana noch nicht gewusst, dass es ein Pergament war, aus der Schublade geholt und einen Brief geschrieben:
Liebe Minerva,
heute hat Diana zum ersten Mal magische Fähigkeiten entwickelt: Als sie beim Spielen an einem Hang abgerutscht ist, schwebte sie plötzlich durch die Luft und landete unverletzt 40 Meter tiefer auf dem Boden.
Sie und George haben gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ich habe ihr alles gesagt. Was tun wir nun weiter?
Liebe Grüße
Deine Samantha
Schon am nächsten Tag war Dianas leibliche Mutter gekommen. Sie hatten einen Spaziergang gemacht, bei dem Diana vieles erfahren hatte: Dass Mr. Dumbledore wirklich ihr Vater und Lehrer an der berühmtesten Zaubererschule der Welt war. Dass er damals, als ihre Mutter mit Diana schwanger gewesen war, einen gefährlichen Schwarzmagier gesucht hatte und erst nach Dianas Geburt glücklich heimgekommen war. Wie sich ihre Mutter wegen des unehelichen Kindes geschämt hatte.
Bei dem Spaziergang hatte Dianas Mutter sie auch angewiesen, weitere magische Fähigkeiten zu versuchen: Diana gelang es, Blumen dazu zu bringen, sich öffnen und schließen zu lassen. Sie konnte auch Steine schweben und Gras violett werden lassen.
Wenige Tage später war auch Dianas Vater gekommen. Diana und George hatten mit seinem langen Bart gespielt und auch er hatte ihre Fähigkeiten getestet. „Du bist weit für eine Sechsjährige“ hatte er gesagt. „Fast zu weit. Wir werden dir beibringen müssen, deine Fähigkeiten zu kontrollieren.“
Ihre Mutter sah Diana nun fast jedes Wochenende und auch ihren Vater mindestens einmal im Monat. Er konnte sich nicht öfter von Hogwarts entfernen, ohne dass es aufgefallen wäre. Als sie acht Jahre alt gewesen war beherrschte Diana einfache Verwandlungen, mit neun konnte sie auf einem Besen fliegen und mit noch nicht einmal zehn Jahren besiegte sie Hinkepinke und Irrwichte – das alles ohne Zauberstab, da sie diesen erst mit zehn Jahren bekam.
Ihre Eltern entschieden sich nach langem Überlegen dagegen, Diana nach Hogwarts gehen zu lassen. Zum Einen fürchtete ihr Vater, sie könnte dort zu viel über ihre Familie erzählen und so ihre Stiefmutter und ihren Stiefbruder gefährden, zum anderen waren Dianas magische Fähigkeiten denen ihrer Altersgenossen so weit überlegen, dass ihre Mutter der Meinung war, sie könne sich in Hogwarts nur langweilen.
Diana erhielt jede Woche von ihren Eltern oder deren Bekannten magischen Unterricht, in den Ferien intensiver. Auch ausländische Zauberer kümmerten sich um sie, sodass sie und auch ihr Stiefbruder George, der zwar nicht magisch, aber dafür in Sprachen äußerst begabt war, bis sie erwachsen waren fließend Deutsch, Spanisch, Italienisch und Russisch sprachen. Diana verstand und sprach außerdem die Schlangensprache Parsel sowie die Sprache der Kobolde.
Sie entwickelte sich zur vollsten Zufriedenheit ihrer Eltern und anderer Zauberer, doch Dianas größter Wunsch war es, ihre magischen Fähigkeiten eines Tages mit George teilen zu können. Sowohl ihr Vater als auch alle anderen Zauberer, die sie kennen gelernt hatte, hatten ihr erklärt, dies sei unmöglich. Doch sie wusste nur zu gut, dass es auch Zauber gab, die nur ganz wenige Zauberer beherrschten und von denen alle anderen dachten, sie seien unmöglich. Ihr Vater konnte sich beispielsweise ohne Tarnumhang unsichtbar machen, was er ihr beigebracht hatte, als sie dreizehn war. Sie selbst war als Kind schon geschwebt, obwohl es hieß, kein Zauberer könne ohne Hilfsmittel fliegen. Diana hatte es lange versucht und in der Schulbibliothek von Hogwarts, die sie in den Ferien gelegentlich unter Aufsicht eines Elternteils besuchen durfte, geübt.
Mit fünfzehn Jahren hatte sie den Zauber gefunden. Wenige Wochen danach hatte sie George, der sich keine Feigheit nachsagen lassen wollte, auf eine einsame Insel mitgenommen. Um nicht aufzufallen, hatte sie sich und ihn unsichtbar gemacht. Auf dieser Insel hatten sie sich zum ersten Mal geküsst. Im Dorf in der Nähe ihres Hauses galten Diana und George weiter als Geschwister, als Kinder einer exzentrischen Dame, die sie weitgehend von den Menschen fernhielt. So hatten sie zwei Jahre lang ihre Zuneigung zueinander verborgen.