Victor Krum hat geschrieben:Die Antwort kann für mich nur eine sein: Dumbledore hat ein unglaublich positives Menschenbild. Er liebt nicht spezielle, einzelne Menschen: er liebt die ganz Menschheit! Er ist ein Optimist und glaubt, dass die Menschheit es verdient, von Voldemort zu befreit zu werden, dann sie kann viel positives schaffen!
Nunja, über Dumbledores Menschenbild ist aus den Büchern heraus ja nicht besonders viel Greifbares zu erfahren.
Natürlich vermittelt er seinen Schülern gewisse Regeln. Doch dies ist ganz klar auch den Gegebenheiten im Schulalltag geschuldet, schließlich will so ein Unterrichtsbetrieb erst einmal organisiert sein.
Sehr rar sind hingegen die Momente, in denen Dumbledore wirklich etwas Persönliches von sich preisgibt. Dumbledore hat in den Büchern so gut wie kein Privatleben. Erst im letzten Buch erfährt der Leser etwas über seine Vergangenheit. Er hat offenbar ein Problem damit, anderen Menschen gegenüber Liebe und Zuneigung zu zeigen, daher ist es reine Spekulation, ob sein Handeln dadurch bestimmt sein könnte bzw. ein wie auch immer geartetes allgemeines Menschenbild hierzu beitragen könnte.
Vielmehr ist es doch wahrscheinlich, dass er aus Verbitterung über die Ereignisse seiner Jugend außerstande ist, anderen Menschen gegenüber selbst Liebe und Zuneigung zu empfinden. Schon gar nicht kann Dumbledore damit umgehen, dass andere ihn selbst lieben, denn er erwidert deren Gefühle offenbar nicht.
Victor Krum hat geschrieben:Einen Kontrast zu Dumbledore bietet sein Bruder Aberforth - bei ihm haben wir es nicht mit einem Optimisten zu tun. Als Harry, Ron und Hermine kurz vorm Kampf um Hogwarts in seine Bar kommen, sagt er: 'What you've got to do [...] is to get as far from here as you can.'
Aberforth glaubt nicht an die Rettung der Menschheit - glaubt nicht, dass man alles tun soll, um Voldemort zu vernichten. Erst, als sich niemand davon abhalten lässt, gegen Voldemort zu kämpfen, unterstützt er den Kampf auch. Aberforth ist kein schlechter Mensch, aber er teilt nicht die positive Einstellung, die Liebe, seines Bruders.
Hier verhalten sich die Dinge nun völlig anders. Aberforth liebte seine Mutter und er liebte seine Schwester. Sicher bewunderte er auch seinen Bruder Albus, der jedoch nur seine Ausbildung und Karriere im Sinn hatte. Liebe war Albus einfach nicht wichtig. Er handelte vielmehr berechnend und zielstrebig, vielleicht sogar eiskalt.
Das erst führt zu Aberforths Verbitterung, weil sein Bruder seine Liebe verschmähte, nicht auf ihn hören wollte, ihm gegenüber Liebe und Anerkennung verweigerte und nur höheren Zielen nacheiferte, dabei aber die Menschen, die ihn liebten vernachlässigte. Daran hat sich offenbar auch nichts geändert, nachdem Albus Dumbledore selbst die Rolle des Familienoberhauptes inne hatte. Er hat seinen Bruder nie um Verzeihung gebeten oder versucht, seine Liebe zurück zu gewinnen, sonst wäre Aberforth im siebten Buch nicht immer noch so verbittert.
Auch Harry Potter verehrte Albus Dumbledore, wollte seine Zuneigung und Anerkennung, nicht zuletzt war er für ihn so etwas wie eine Vaterfigur, an der er sich mangels eigenem Vater orientieren wollte, von der er Liebe und Unterstützung gebraucht hätte.
Doch Harry wurde zu den Dursleys geschickt, dort allein und im Unklaren gelassen und fühlte sich verloren. Dumbledore lässt es zu, dass er bei seinen Verwandten gequält wird. Auch hier wird deutlich, dass Liebe und Zuneigung für andere Menschen in Dumbledores persönlicher Welt keinen Platz zu haben scheinen. Geliebt und verstanden fühlte Harry sich nie, denn Dumbledore verweigerte ihm stets jegliches Zeichen von Vertrauen und Zuneigung. Er behauptete zwar, dass das zu seinem Schutz gewesen wäre, doch lag es nicht vielleicht daran, dass Dumbledore nicht in der Lage ist Gefühle richtig auszudrücken, weil er durch seine Kindheits- und Jugenderlebnisse so eiskalt und abgestumpft gewesen ist?