Fröhlich und voller Elan betrat Rita Kimmkorn, berühmt-berüchtigte Reporterin des Tagespropheten die nicht minder berühmte (und berüchtigte) Küche des Gerüchtekochs Ripper. Dies war also der Auftakt zu einer neuen Zusammenarbeit.
In ihrer brandneuen und zum Outfit abgestimmten Krokotasche hatte sie reichlich Proviant in Form von Ostereiern gebunkert, die sie während ihrer beruflichen Exkursion dem Osterhasen heimlich … entwendet hatte. Es war ihr nicht vorzuwerfen, denn wer kann schließlich wissen, ob ein selbsternannter Koch auch kochen kann? Mit einem prüfenden Blick durchquerte sie die Küche, ließ den frisch lackierten Zeigefinger über die Anrichte streifen und blies etwas Staub in die Luft, bevor sie sich plötzlich umdrehte und ihren knallroten Mund zu einer Begrüßung formte, als Ripper seine Küche betrat. Energisch ging sie auf ihn zu und streckte ihm die mit Ringen (hoffentlich bemerkte er nicht, dass sie gar nicht echt waren) besetzte Hand entgegen. Ripper erwiederte den Handschlag nicht, sondern nickte seiner alten Klatschkameradin einfach zu und bedeutete ihr, sich zu setzen.
„So, Herr Ripper, ich freue mich, dass Sie Zeit gefunden haben einen kleinen Plausch mit mir zu halten! Fühlen Sie sich wohl? Braucht ein alter Lehrer wie Sie noch etwas? Nun ja, nach den ganzen Osterfeiertagen sollte man meinen, dass Sie erholt sind...“
Noch während sie sprach, wanderte Ritas Blick von Rippers Augen zu seinem Bauch – war er womöglich ein geeigneter Proband für ihre „Hauruck-ans-Hüftgold-Diät“?
„Ach Kimme, du oller Paradiesvogel, warum so förmlich? Und was heißt alter Lehrer? Ich bin noch so fit und vital wie deine Flotte-Schreibe-Feder. Aber du hast natürlich Recht, Ostern war mal wirklich angenehm und ruhig, nicht, dass es nicht genug zutun gäbe, dies nicht, aber alleine der Fakt das man Geschenke bekommt und im Kalender "frei" steht, lässt mich doch sofort seelisch dahin schmelzen." Verklärt schaut Ripper zur Seite - direkt auf einen Küchentopf der das Gesicht von Rita wiederspiegelt. Mit einem kleinen kopfschütteln fährt Ripper fort: "Aber wie war dein Urlaub mit dem gescheiterten Slytherin Hauslehrer und TP-Handlanger?“
Der Spott war nicht zu leugnen, doch Rita tat ihn in ihrer Professionalität einfach ab. Ein Ripper konnte sie gewiss nicht provozieren, nein nicht er!
„Ach papperlapapp, was heißt hier "oller Paradiesvogel" ... mit zwei Jahren mehr auf dem Buckel bist du dann ja schon antik! Tja, schon schade, wenn sich das Alter fit geben muss, um nicht rostig zu wirken!
Aber nun zu Ostern - du magst vielleicht frei gehabt haben, aber ehrlich arbeitende Menschen, wie ich“, Rita blickte ihn herausfordernd an, „können sich nicht den Luxus eines Urlaubes gönnen und wo du schon auf die Osterinseln ansprichst: Dein Vorgänger ist ein Stümper und hat mit wahrem Journalismus nichts an seinem Zaubererhut. Und wenn ich ehrlich bin ist er nicht nur als Hauslehrer gescheitert (ein Ergebnis sitzt ja vor mir), sondern auch als Fan der weiblichen Leserschaft des TPs … so ein respektloses Behandeln der Leser ... unglaublich! Wenn ich Chefredakteur wäre, wäre er schon längst draußen.“
Während sie sprach, schüttelte Rita wie wild ihre frisch blondierten Locken und ließ ihre Finger bei ihrer gewünschten Schniefelusfeuerung wirkungsvoll schnippen. Es war wahrlich ungeheuerlich, was sich dieser Ripper immer wieder herausnahm. Energisch rückt sie ihre Brille zurecht und funkelte den Hauslehrer herausfordernd an. Eben dieser puhlte gelangweilt an seinem Finger herum und setzt zu einer - für Rita schmerzlichen - Antwort an.
„Ja, aber leider bist du in der Redaktion ebenso gescheitert wie er und hast leider keine Befugnis ihn zu entlassen. Tatsächlich wurdet ihr doch nur auf die Inseln geschickt, damit die Redaktion sich ein paar ruhige Tage machen kann, dies hat mir der Bulgare Krum erzählt, aber weißt ja, von mir weißte nüscht.“
Ripper lächelte verschmitzt und schlürfte genüsslich an seinem Elfenwein. Er liebte es derartige Kunstpausen einzulegen und somit die Prophetin weiter zu provozieren. Rita kreuselte derweil entnervt die Lippen.
„Und es mag sein, dass ich als Hauslehrer nicht den Idealvorstellungen entspreche, aber a) lieben mich meine Slytherins und b) verdiene ich ‘ne ordentliche Schippe Geld, ich glaube das dürfte auch einiges mehr sein, als bei dir. War deine Vergütung nicht abhängig von der Zahl der Leser? Damit dürfte ja wohl nicht allzu viel bei rumkommen. Aber wieder zu Ostern, ich habe dieses Jahr besondere magische Tassen verschenkt, die sich selber reinigen und auf Gedankenwunsch hin zum Mund bewegen. Das optimale Geschenk für faule Leute, ich glaube der Oberratsschulleiter Harry ... hm ich glaub Potter, oder Trooter oder so ... hat von mir auch so eine Tasse bekommen. Was hast du so verschenkt?“
Rita genehmigte sich während der Ansprache des Slytherins ein Zuckerei aus ihrem Proviantlager in der Krokotasche, bevor sie mit hochgezogener, kunstvoll gezupfter Augenbraue auf seine Frage einging.
„Ach Ripper, es war mir so klar, dass du nur Sachen verschenkst, die du ausschließlich selbst im Haushalt führst ... offensichtlich haben sie deine Tests bestanden. Ich habe ein Parfum aus meiner neuen Kollektion verschenkt, die demnächst rauskommen soll und "Fühl die Rita in dir!" heißt. Das Geschäft mit meinen zahlreichen Fans lasse ich mir doch nicht entgehen.“
Ein hämisches Grinsen überzog Ritas Gesicht und gesellte sich zu der hochgezogenen Augenbraue, die sie am Morgen einige Minuten gekostet hatte. Sollte diese Schlange doch wissen, wie erfolgreich sie war … oder es zumindest vorgab zu sein.
„Nun ja, wenigstens kann ich von mir behaupten, Fans zu haben ... Übrigens: Es ist Harry Potter! Ich selbst stehe im engen Kontakt mit ihm und ja, ich darf von mir behaupten, zu seinen engsten Freunden zu gehören - die zahlreichen Interviews sprechen für sich.“
Mit langen Fingern stibitzte sie sich ein weiteres Ei aus der Tasche, dieses Mal aus Schokolade. Ihre Frage formulierte sie fast nebenbei.
„Hast du dich denn auch auf Eiersuche begeben, Ripperschätzchen?“
Ripper schmunzelte auf eine überlegene Art und Weise. Was bildete sich diese Schnepfe eigentlich ein?
„Aber liebe Kimme, welche Interviews? Ich habe bislang nur welche aus einer Küche gelesen, aber seit dem Trimagischen Turnier nie wieder eines von dir. Sorry Rita, aber ich glaube aus "dem" Geschäft bist du raus. Und du hast tatsächlich die Buttersäure verschenkt, welche ich dir mal leihen sollte? Ich meine mutig ist das ja ... Ich muss sagen, Eier habe ich keine gesucht, den Stress spare ich mir, immerhin ist Hogwarts doch so um einiges größer, wie deine Frischhaltekabine, da wirke ich einen Aufrufzauber und bin dann mit der Suche fertig.“
Rita lachte höhnisch, beinahe schon hysterisch auf und warf ihre Locken nach hinten, nur damit sie just im nächsten Moment wieder in die gleiche Position zurückfielen.
„Ripper, es wird Zeit, dass du meine "Frischhaltekabine" mal wieder inspizierst ... offensichtlich denkst du immer noch, ich wohne in meiner Studentenbude ... wenn ich mich recht entsinne, hattest du noch nicht mal eine, und hast nur in den Brooms rumgelungert, oder? Nun ja, vielleicht beim nächsten Osterfest, damit du in meiner gemütlichen Wohnung auch mal auf Eiersuche gehen kannst - der Spaß soll dir doch nicht verwehrt werden, Schätzchen!“, fügte sie mit einem verschwörerischen Lächeln hinzu.
„Kimme, also wirklich! Was da nur wieder für Gerüchte entstehen würden, wenn ich dich besuchen würde. Und was sollte diese Andeutung von wegen irgendwas suchen und welches Vergnügen? Und was heißt hier überhaupt „Schätzchen“? Unterlasse sofort jegliche Annäherungsversuche oder ich hetze Dr. Wehwalt auf dich und der wird mit dir nochmal die höchsten Mathematikkünste durchgehen - hattest du ja im Studium, oder? Und du musst mich mit Jack the Ripper verwechseln, dieser lungerte tatsächlich überall umher, auch im „The Three Broomsticks“, aber ich habe in einer ganz normalen Wohnung in London gewohnt.“, Ripper holte tief Luft – diese … Person sollte gar nicht erst auf den Gedanken kommen, sie hätte ihn entrüstet. Schon wesentlich ruhiger fuhr er fort: „Allerdings fürchte ich, muss ich mal wieder zu Honeys Denkarium schauen und die darin gefangenen User weiter durch die Gedanken führen.“
„Nun denn, Ripperhasi, wenn ich 1 und 1 zusammenzähle, denke ich, dass ich dich mal in fremde Gedanken flüchten lasse, wenn dein alter Lehrerkopf keine eigenen, schönen mehr produzieren kann. Ich esse jetzt gleich noch ein Schoko-Ei, wie schade, dass du keins hast ... Mit einem theatralischen Seufzer ließ Rita die Schnallen ihrer Tasche zuschnappen und erhob sich. Und während sie die Küche unter den Augen des Kochs verließ um zu disapparieren, meinte dieser ein „wahrlich bedauerlich …“ zu vernehmen.
Worauf hatte er sich da bloß eingelassen?