Das heutige Türchen hat Denkarius für uns zusammengestellt. Er hat zwei weihnachtliche Texte von Reinhard Mey rausgesucht. Viel Spaß beim Lesen!
Es ist Weihnachtstag
Es ist Weihnachtstag, und es ist Viertel nach zwei.
Ich kann aufatmen, der Weihnachtsstreß ist endlich vorbei.
Jetzt gibt‘s gar nichts mehr zu kaufen, alle Läden sind zu:
Klappe zu, Affe tot, jetzt ist endlich Ruh‘.
Ich hab‘ den Baum im Ständer, die Geschenke eingehüllt,
Alle Karten abgeschickt, kurz – alle Pflichten sind erfüllt.
Jetzt bring‘ ich nur noch so, als kleine Aufmerksamkeit,
‘ne Dose Weihnachtskeks zu Müller-Wattenscheidt.
Zu Müller-Wattenscheidt, da führt der Weg mich nun mal genau
Vorbei am Haus von Dr. Zickendraht und seiner Frau,
Die hat mir ‘ne Autofensterkloroll‘nhäkelmütz geschenkt.
Und wenn sie nichts von mir kriegt, ist sie zu Tod‘ gekränkt.
Also kling‘le ich bei ihr und überreich‘ ihr gradewegs
Die für Müller-Wattenscheidt bestimmte Dose Weihnachtskeks.
Sie nötigt mich auf ein Glas Persiko und Erdnußflips
Und schenkt mir dann ein selbstgegoss‘nes Fachwerkhaus aus Gips.
So, die Zickendrahts sind gut bedient, doch, andererseits,
Was schenke ich denn jetzt bloß den Müller-Wattenscheidts?
Die Läden zu, die Kekse weg, der Ofen ist aus,
Ach, dann schenk‘ ich ihnen halt das gips‘ne Fachwerkhaus.
Es macht sie glücklich, und sie hängen es auch gleich an die Wand,
Loben mein Basteltalent und preisen meinen Kunstverstand,
Und schenken mir, so sehr ich mich auch wehre und empör‘,
‘ne Krawatte und dazu ‘ne Flasche Eierlikör.
Mann, jetzt aber nichts wie auf dem schnellsten Wege nach Haus.
Da treff‘ ich vor Zickendrahts doch noch Roswitha und Klaus.
Und die drücken mir gleich großzügig ‘ne Dose in die Hand:
Und zwar die mit meinem Keks, die hab‘ ich gleich wiedererkannt.
Also rück‘ ich schweren Herzens nun auch meine Beute raus:
Die Krawatte kriegt Roswitha und den Eierlikör Klaus.
„Frohe Weihnacht“ säuseln sie, „wir müssen weiter, tut uns leid,
Wir sind grade auf dem Weg zu Müller-Wattenscheidt!“
Was lehrt uns dieses Gleichnis? Daß auch mit Hinterlist
Geben nun mal seliger denn nehmen ist!
(von Reinhard Mey)
Es ist Weihnachtstag, und es ist Viertel nach zwei.
Ich kann aufatmen, der Weihnachtsstreß ist endlich vorbei.
Jetzt gibt‘s gar nichts mehr zu kaufen, alle Läden sind zu:
Klappe zu, Affe tot, jetzt ist endlich Ruh‘.
Ich hab‘ den Baum im Ständer, die Geschenke eingehüllt,
Alle Karten abgeschickt, kurz – alle Pflichten sind erfüllt.
Jetzt bring‘ ich nur noch so, als kleine Aufmerksamkeit,
‘ne Dose Weihnachtskeks zu Müller-Wattenscheidt.
Zu Müller-Wattenscheidt, da führt der Weg mich nun mal genau
Vorbei am Haus von Dr. Zickendraht und seiner Frau,
Die hat mir ‘ne Autofensterkloroll‘nhäkelmütz geschenkt.
Und wenn sie nichts von mir kriegt, ist sie zu Tod‘ gekränkt.
Also kling‘le ich bei ihr und überreich‘ ihr gradewegs
Die für Müller-Wattenscheidt bestimmte Dose Weihnachtskeks.
Sie nötigt mich auf ein Glas Persiko und Erdnußflips
Und schenkt mir dann ein selbstgegoss‘nes Fachwerkhaus aus Gips.
So, die Zickendrahts sind gut bedient, doch, andererseits,
Was schenke ich denn jetzt bloß den Müller-Wattenscheidts?
Die Läden zu, die Kekse weg, der Ofen ist aus,
Ach, dann schenk‘ ich ihnen halt das gips‘ne Fachwerkhaus.
Es macht sie glücklich, und sie hängen es auch gleich an die Wand,
Loben mein Basteltalent und preisen meinen Kunstverstand,
Und schenken mir, so sehr ich mich auch wehre und empör‘,
‘ne Krawatte und dazu ‘ne Flasche Eierlikör.
Mann, jetzt aber nichts wie auf dem schnellsten Wege nach Haus.
Da treff‘ ich vor Zickendrahts doch noch Roswitha und Klaus.
Und die drücken mir gleich großzügig ‘ne Dose in die Hand:
Und zwar die mit meinem Keks, die hab‘ ich gleich wiedererkannt.
Also rück‘ ich schweren Herzens nun auch meine Beute raus:
Die Krawatte kriegt Roswitha und den Eierlikör Klaus.
„Frohe Weihnacht“ säuseln sie, „wir müssen weiter, tut uns leid,
Wir sind grade auf dem Weg zu Müller-Wattenscheidt!“
Was lehrt uns dieses Gleichnis? Daß auch mit Hinterlist
Geben nun mal seliger denn nehmen ist!
(von Reinhard Mey)
Die zwölf Weihnachtstage
Am ersten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zweiten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am dritten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Drei Känguruhs,
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am vierten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Vier Kolibris,
Drei Känguruhs,
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am fünften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am sechsten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am siebten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am achten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am neunten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zehnten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am elften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Elf aufgebund’ne Bären,
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zwölften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zwölf hypnotisierte Kaninchen,
Elf aufgebund’ne Bären,
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
(von Reinhard Mey)
Am ersten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zweiten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am dritten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Drei Känguruhs,
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am vierten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Vier Kolibris,
Drei Känguruhs,
Zwei Nachtigallen
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am fünften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am sechsten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am siebten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am achten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am neunten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zehnten Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am elften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Elf aufgebund’ne Bären,
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
Am zwölften Weihnachtstage, da schenkt die Liebste mir
Zwölf hypnotisierte Kaninchen,
Elf aufgebund’ne Bären,
Zehn verrückte Hühner,
Neun Bunte Hunde,
Acht rosa Ferkel,
Sie-Bengaltiger,
Sechs Turteltäubchen,
Fünf gold’ne Ringe,
Vier Kolibris, drei Känguruhs, zwei Nachtigall’n
Und ein höchst ungewöhnliches Tier.
(von Reinhard Mey)