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Die Axt für das gefrorene Meer in uns - Weg mit glücklichmachenden Büchern?!

Dáirine
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Die Axt für das gefrorene Meer in uns - Weg mit glücklichmachenden Büchern?!

Beitragvon Dáirine » Fr 03 Dez, 2010 18:58

Stellt euch vor:
Deutschschularbeit. 2 Stunden Zeit. 3 Themen zur Auswahl. 1 & 2 sind.. kompliziert oder langweilig.
Thema 3.. Ein Zitat von Kafka.
Na dann, gute Nacht.

Ja, so gings mir letzte Woche. Ich habe Kafka gewählt (Ich war die Einzige die dieses Thema gewählt hat), eine 2 eingesackt und damit hat sichs, oder?!
Nain!
Das Zitat lässt mich nicht mehr los und jetzt will ich mal eure Meinung dazu hören.
Franz Kafka hat geschrieben:Aber es tut gut, wenn das Gewissen breite Wunden bekommt, denn dadurch wird es empfindlicher für jeden Biss. Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? Damit es uns glücklich macht, wie Du schreibst? Mein Gott, glücklich wären wir eben auch, wenn wir keine Bücher hätten, und solche Bücher, die uns glücklich machen, könnten wir zur Not selber schreiben. Wir brauchen aber die Bücher, die auf uns wirken wie ein Unglück, das uns sehr schmerzt, wie der Tod eines, den wir lieber hatten als uns, wie wenn wir in Wälder vorstoßen würden, von allen Menschen weg, wie ein Selbstmord, ein Buch muß die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.


Aufgabenstellung bei der Schularbeit:
Entspricht diese Aussage des knapp 20jährigen Kafka auch deiner Auffassung von Literatur im Besonderen und deinem Kunstverständnis im Allgemeinen?
Verweise auch auf passende Beispiele aus der Literatur.

Ich werde mich später äußern.
Then of thy beauty do I question make,
That thou among the wastes of time must go,
Since sweets and beauties do themselves forsake
And die as fast as they see others grow;

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Beitragvon Wehwalt » Fr 03 Dez, 2010 19:45

Toller Thread, Dobby - und eine interessante Fragestellung.

Mit meiner Auffassung von Literatur deckt sich das Zitat nicht - aber ich verstehe vielleicht trotzdem, was er meint. Er hat ja entsprechend geschrieben.
Kafka hat es wie wenige andere verstanden, das Empfinden des schwachen Individuums gegenüber der individualitätszersetzenden, anpassungsfordernden Mehrheit in Worte zu fassen. Wenn er das Vereistsein fürchtet, so nehme ich an, daß er damit sagen will: Noch schrecklicher als gepeinigt zu werden ist es, gepeinigt zu werden und es gar nicht mehr als Peinigung wahrzunehmen - das wäre der endgültige Niedergang der Persönlichkeit. Und mit diesem "Glück" will er nichts zu tun haben, auch wenn gewisse Aspekte des Lebens in der Tat einfacher werden, wenn man vorher sein Rückgrat abgibt.

Allerdings kann man als wacher Leser durchaus auch etwas über sich erfahren, wenn man eine Lektüre als angenehm und schön empfindet, wenn man sich Rechenschaft darüber ablegt, was man so beglückend empfunden hat und warum. Eine phantastische Wunscherfüllung in einem Stück Literatur oder einem Bild kann dem Ich auch Ansporn und Kräftigung sein.
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Dáirine
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Beitragvon Dáirine » So 05 Dez, 2010 10:15

Wehwalt..
1. Danke. .. Ich komm mir grad zwar ein bissl blöd vor aber egal^^ Ich versteh das Zitat jetzt^^


Bücher sind für mich eine andere Welt. Und warum sollte ich mich mit jedem Buch, das ich lese, in eine Welt flüchten, die noch gefährlicher und trister ist, als die, in der ich bereits lebe?

Je besser das Buch, desto vielfältiger die Welt die man betritt. Aber es gibt kaum ein erfolgreiches Werk, dessen Hauptfigur nicht in ständiger Gefahr lebt.
Beispiel: „Der Herr der Ringe“..... die Bücher hätten sich sicher nicht so toll verkauft, wenn Frodo nur durchs Auenland hüpfen würde, oder?!
Bücher brauchen Gefahr. Bücher müssen schmerzen. In gewisser Weise hat Kafka recht.
ABER!
Wenn man nur solche Bücher liest, tut‘s sicher nicht gut. Man hat garantiert mehr Auswahl wenn man nach einem tragischen Buch sucht, aber man braucht Abwechslung.
Würde es nur Bücher wie „Der Prozess“ oder „Die Verwandlung“ geben… nein danke. Kafka ist wirklich super, ich liebe seine Bücher, aber ich würd vermutlich nicht so gern lesen.
Bücher wie „13 Reasons Why“ sind gut und wecken uns auf…. Aber sie machen traurig.
Das Buch erzählt die Geschichte von einem Mädchen, das Suizid begangen hat und auf 13 Tonbändern 13 Menschen genau erklärt, was sie getan haben, dass es so weit kommt.
Geschichten wie diese bringen mich persönlich auf höchst verstörende Gedanken und jedes Mal wenn ich das Buch lese, denke ich lange darüber nach, wie ich meinen Selbstmord inszenieren würde.
Nicht alle Bücher sollten schmerzen. Abwechslung muss da sein. In gewisser Weise hat Kafka unrecht.
Ein wirklich gutes Buch, braucht die richtige Mischung aus Trauer, Freude und Angst.
Es muss zum Nachdenken bringen, glücklich machen und emotionale Wunden und Schmerz zufügen.
Ja.. bestes Beispiel ist „Harry Potter and the Deathly Hallows“.
Die Tode von Fred, Lupin, Dobby etc. ließen glaub ich niemanden kalt. Aber auch in Zeiten des (magischen) Terrors brachte sie die Leser (egal ob jung oder alt) zum Lachen.

Bücher die glücklich machen, sind genauso wichtig wie Bücher die uns wachrütteln und uns ins Gesicht schlagen. Kafka hat recht. Aber er hat auch nicht recht.


Je besser das Buch, dest vielfältiger die Welt die man betritt. Aber es gibt kaum ein erfolgreiches Werk, dessen Hauptfigur nicht in ständiger Gefahr lebt.
Beispiel: Der Herr der Ringe..... die Bücher hätten sich sicher nicht so toll verkauft, wenn Frodo nur durchs Auenland hüpfen würde, oder?!
Bücher brauchen Gefahr. Bücher müssen schmerzen. In gewisser Weise hat Kafka recht.
ABER!
Wenn man nur solche Bücher liest,
Zuletzt geändert von Dáirine am So 05 Dez, 2010 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Wehwalt » So 05 Dez, 2010 12:21

Dáirine hat geschrieben:Ich versteh das Zitat jetzt^^

Soll das heißen, Du hast Deinen Aufsatz geschrieben und eine 2 abgesahnt, ohne das Zitat zu verstehen?
Ich finde es auch tatsächlich nicht ganz leicht , aber sehr diskussionswürdig. Dieser Thread hat wirklich etwas mehr Aufmerksamkeit verdient.
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Beitragvon Dáirine » So 05 Dez, 2010 12:26

:oops:
Ich habs ned zu 100% verstanden nein.
Der Aufsatz hat aber bei mir dann auch geheißen "Sind Bücher, die glücklich machen, überflüssig".
Ja etwas peinlich isses^^
(etwas sehr)
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Beitragvon Wehwalt » So 05 Dez, 2010 12:33

Zu 100% habe ich das Kafka-Zitat mit Sicherheit auch nicht verstanden. Mal sehen, ob man sich der Quote annähernd, wenn noch mehr Leute hier was dazu sagen.
(Wobei ich fürchte, daß das wieder mal einer der viel zu tiefsinnigen Threads für die Forumsöffentlichkeit ist.)
Und Du hast überhaupt keinen Grund, Dich zu schämen.
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Beitragvon Dáirine » So 05 Dez, 2010 12:38

Naja, ich glaube deine Erklärung kommt dem, was er gemeint hat sehr, sehr nahe.
(Naja, vielleicht schaun durch die Erwähnung in den Community News noch ein paar rein. Ich fänds cool wenns jemanden gäbe der Kafka voll und ganz zustimmt, dann gibts was zu diskutieren)
Ein bissl peinlich isses mir trotzdem, aber solang ich es verstehe passts :D
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Beitragvon Fidelio » So 05 Dez, 2010 13:57

Interessanter Thread.
Ich teile Kafkas Ansicht nicht. Warum sollen die Menschen, die ohnehin sensibel sind, sich mit "schmerzenden" Büchern noch mehr quälen? Damit sie noch nachdenklicher, noch grüblerischer, noch depressiver werden? (Das ist nämlich die Crux: Die anderen, also die, die bereits abgestumpft sind, berührt das ja gar nicht; oder anders gesagt: diejenigen, die es mal nötig hätten, dass ihr Gewissen "gebissen" wird, die beschäftigen sich gar nicht mit so was).
Wem soll damit also geholfen sein? Ab einem gewissen Grade hat Schmerz etwas Lähmendes und mit Resignation ist niemandem gedient.
Ich behaupte: Bücher, die nur traurig machen, die nur schmerzen, die, wie Kafka es ausdrückt wie ein "Faustschlag auf den Schädel" wirken, bringen uns nicht vorwärts, wenn sie nicht auch einen Hoffnungsschimmer, eine mögliche Lösung, eine Aussicht auf Glück beinhalten. Der Mensch braucht beides: Die Wunden und den Balsam, der sie heilt.

Und last not least: Lesen soll ja auch Spaß machen. Das ist nämlich die beste Voraussetzung dafür, dass überhaupt gelesen wird.

Dark Lúthien
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Beitragvon Dark Lúthien » Di 07 Dez, 2010 12:40

Die Auffassung teile ich nicht ganz. Um einen Kontrast zu erfahren, sollte man beide Seiten gelesen haben. Aber ausschließlich nur Bücher zu lesen, die mich berühren (bzw. "beißen") damit würde ich nicht glücklich werden. Sicher soll mich das Buch nicht in erster Linie glücklich machen, aber wieso, wenn ich schon so viel reales Leid sehe und höre, wieso dann noch lesen?
Ich habe ehrlich gesagt nie etwas von Kafka gelesen (soweit ich mich an die Schulzeit erinnern kann). Deswegen kann ich mich jetzt nur auf das Zitat berufen.

Es ist wie mit Edward Kienholz. Seine Objektmontagen rufen zwar ein beklemmendes Gefühl hervor und man wird sich gewissermaßen seiner selbst bewusst, aber ich brauche dann eben auch andere "glücklichere" Kunstwerke. Sonst verliere ich mich in diesen Gedanken und manchmal auch Hass. Die "Schönheit" ist bekanntlich Ansichtssache, aber oft machen "schöne" Sachen die Menschen glücklich, weil sie positive Zustände im Körper hervorrufen. Plötzlich fühl ich mich geboren wenn ich ein schönes, glückliches Bild ansehe. Meine Stimmung ist positiv, weshalb also immer nur leiden? Ich finde, manche Menschen leiden genug in gewisser Weise.

Und ohne Bücher wären wir nicht glücklicher. Sicher nicht, und selber schreiben nimmt oft die eigene Spannung, da man es ja oft selbst schon im Kopfhat. Also mir persönlich bringen selbstgeschriebene Geschichten "keinen Frieden". Außerdem kann nicht jeder schreiben, genauso wie nicht jeder zeichnen kann. Nur weil man es gerne ansieht bzw. liest, bedeutet das nicht, dass man es selber machen kann.


Ich weiß noch, dass mich damals "Die Judenbuche" sehr berührt hatte. (Kann auch sein, dass es deswegen war, weils die erste Literatur war, die wir gelesen haben).Aber auch wegen dem Ende. Und ich hab noch lange darüber nachgegrübelt.

Ich kann verstehen, dass vielleicht "aussichtslose Bücher" vielleicht mehr zum mitfiebern einladen. Weil man dann automatisch fieberhaft irgendeinen Weg sucht der zum Glückführen könnte. Und dann diese Enttäuschung wenn da einfach kein Weg ist bzw. zu sein scheint. Das erinnert mich aber zu stark an das reale Leben, wenn man vor lauter lauter plötzlich sich selbst nicht mehr sieht und nur noch vor sich hinlebt und dümpelt, da einfach keine Hoffnung da ist. So hatte ich auch ein seltsames Gefühl bei den Leiden des jungen Werthers oder auch Emilia Galotti. Diese ganzen Zustände, die man da durchlebt. Einerseits ist man total deprimiert, dass es dem/der Protagonist/in so schlecht ergeht, andererseits erfreut man sich am eigenen Zustand nicht in so einer Lage zu sein.

Um ein längeres und fundierteres Statement abzugeben, müsste ich da erst wieder reinkommen in die ganze Zeit und Geschichte. ;)
Also nicht wundern wenns etwas oberflächlich ist mein Kommentar.

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Beitragvon Dáirine » Di 21 Dez, 2010 08:47

Der Thread lässt mir keine Ruhe. Ich hab heute von Lús Post geträumt.

Fidelio hat geschrieben:
Und last not least: Lesen soll ja auch Spaß machen. Das ist nämlich die beste Voraussetzung dafür, dass überhaupt gelesen wird.

Ja, das stimmt. Man könnte Kinder wohl kaum zum Lesen motivieren wenn es nicht Buchreihen wie „Die Olchis“ gäbe. Ich hätt sicher nicht mit Lesen angefangen.

Dark Lúthien hat geschrieben:Die Auffassung teile ich nicht ganz. Um einen Kontrast zu erfahren, sollte man beide Seiten gelesen haben. Aber ausschließlich nur Bücher zu lesen, die mich berühren (bzw. "beißen") damit würde ich nicht glücklich werden. Sicher soll mich das Buch nicht in erster Linie glücklich machen, aber wieso, wenn ich schon so viel reales Leid sehe und höre, wieso dann noch lesen?
Ich habe ehrlich gesagt nie etwas von Kafka gelesen (soweit ich mich an die Schulzeit erinnern kann). Deswegen kann ich mich jetzt nur auf das Zitat berufen.

Der Prozess & Die Verwandlung sind sehr zu empfehlen. Aber in diesem Punkt stimme ich dir voll zu.

Dark Lúthien hat geschrieben:Und ohne Bücher wären wir nicht glücklicher. Sicher nicht, und selber schreiben nimmt oft die eigene Spannung, da man es ja oft selbst schon im Kopf hat. Also mir persönlich bringen selbstgeschriebene Geschichten "keinen Frieden". Außerdem kann nicht jeder schreiben, genauso wie nicht jeder zeichnen kann. Nur weil man es gerne ansieht bzw. liest, bedeutet das nicht, dass man es selber machen kann.

Mir bringen selbstgeschriebene Dinge sehr wohl Frieden. Ich kann mir vieles von der Seele schreiben. Aber wenn es keine Bücher gäbe... naja.. hätten wir nie Bücher gehabt, wärs wsl ned schlimm. Aber wenn von jetzt auf heute alle Bücher weg wären.

Dark Lúthien hat geschrieben:Ich weiß noch, dass mich damals "Die Judenbuche" sehr berührt hatte. (Kann auch sein, dass es deswegen war, weils die erste Literatur war, die wir gelesen haben).Aber auch wegen dem Ende. Und ich hab noch lange darüber nachgegrübelt.

Die Judenbuche hat mich auch lange nachdem ich sie gelesen hatte beschäftigt. S ist aber auch stoff über den man lange Grübeln kann^^

Ach.. ich hätte mir jetzt eine Meinung erhofft die so krass gegen meine geht..^^
Ich kann nicht anders als dir zuzustimmen.
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Lady Midnight
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Beitragvon Lady Midnight » Di 21 Dez, 2010 09:04

Hmm.. Ich interpretiere Kafkas Zitat einwenig anders. Ein Buch muss nicht unbedingt dramatischen Inhalt haben, um uns aufzuwühlen. Das ist von Individuum zu Individuum anders. Sprich, es kann sein, dass das Buch inhaltlich eine Liebesgeschichte ist, und dennoch in diese Sparte fällt, die Kafka meint wenn er von Büchern spricht, die dass gefrorene Meer in uns aufwühlen.
Auch glückliche Bücher und Geschichten haben die Fähigkeit, einen zu beissen oder so tief zu wirken, um uns zu ändern...
Ich denke, zur Kafkas Zeit war diese Art von Literatur nicht so populär, deshalb hat er wahrscheinlich auch weniger daran gedacht. Damals war die Literatur wohl einseitiger, das Genre geprägt von der Zeit, in der man festgesteckt war, heutzutage gibt es ja alles. Und heutzutage gibt es auch Bücher mit glücklichem Inhalt, dass einen prägen kann und für das eigene Leben einen Todesstoss bedeuten kann.

(z.B. Drachenläufer von Khalled Hosseini.. kennt das jemand?)
"You do not fear... You do not falter. You do not yield."

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Beitragvon Harrik » Di 21 Dez, 2010 11:54

Mensch mensch mensch, psannenderthread, schade, dass ich ihn nun erts entdecke!

Ich würde das Zitat doch einige nuancen anders Interpretieren, als die anderen hier und ihm inhaltlich auch nicht direkt so ein absage erteilen wie meine vorposter.
Was will Kafka als meienr meinung nach sagen? Er erteilt trivialliteratur, und auch jener tatsächlichen Literatur, deren Ästhetik sich auf das Unterhalten des Lesers reduziert eine Absage. Er verweist darauf, dass wir, um in Blindheit vor den Problematiken dieser Welt zu leben, keine Bücher bräuchten. Das wir jene Litheratur, die uns nur hilft uns in den Umständen einzurichten auch selbst erschaffen könnten und ihre Funktion, da sie die problematische Situation, gegen die wir uns aufbäumen sollten nur erträglicher macht, tatsächlich kontraproduktiv ist.
Er, der er selbst Schriftsteller ist, aht an Litheratur den Anspruch, dass sie den Menschen einen Spiegel vorhällt. Ihnen das Elend zeigt, dass sie Reproduzieren und sie daher zur Verändrung der Umstände anregt.

In dem Zusammenhang finde ich ein Früchte des Zonrs (Band) zitat sehr passend:

Früchte des Zorns hat geschrieben:Unsere Kunst hängt nicht den Tag in Galerien rum und sieht zu,
Wie der Staub langsam auf sie fällt.

Sie ist nicht da, um die Welt zu dekorieren – nein, wir wollen sie verändern.


auch kommt mir Adorno in den Sinn mit seiner Aussage, nach Auschwitz würde es keine Kusnt mehr geben, die nciht von Auschwitz geprägt sein (so verstehe ich ihn da, wäre auch eine isskusion wert) und der einhergehenden Forderugn, dass diese grauen niemals mehr vergessen werden dürften.

Wie stehe ich zu diesen Aussagen nun? Ich finde durchaus, das Kusnt als Mittel der sozialkritik wichtig ist udn dass die Reizüberflutung durch triviale Reize auch in der Kusnt einen sehr negativen und kommerziellen ja sogar alles in allem unkünstlerischen Trend haben. Allerdings halte ich es auch mit Beuys: Jede_r ist Künstler, alles ist Kusnt, Kusnt darf alles (oder vielmehr vieles). Es kann von einem Menschen agrnciht eingeordnet werden was denn nun Kusnt ist. Dennoch halte ich sehr viel von jedner Litheratur bzw. Kusnt ,die Kafka beschreibt, die sich nicht auf die Reproduktion des Gegebenen reduziert indem sie usn hilft uns in den Umständen einzurichten, sondern der Gesellscahft einen Spiegel vor hält.
... Fast 15 Jahre Lila Forum ...

Mahogany
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Beitragvon Mahogany » Di 22 Feb, 2011 21:00

Prinzipiell habt ihr das schon ganz richtig ausgedeutet: Bücher sollen, laut Kafka (das Zitat stammt übrigens aus einem Brief an seinen Freund Oskar Pollack), den Menschen im Innersten berühren, und das muss ein schmerzhafter (und darum unglücklich machender) Prozess sein. Dadurch wird der mensch (gewaltsam) geweckt - woraus? - und das "Gewissen" geschärft - wofür? - Diese Fragen tauchen bisher in dieser Debatte nicht auf, aber ich möchte sie euch jetzt stellen.

Was das Schreiben der "glücklichmachenden Bücher" betrifft: Kafka hatte zu seinem eigenen Schreiben ein sehr spezielles Verhältnis und auch zu dem Endprodukt seines Schreibens, nicht nur als Zwanzigjähriger, sondern auch später noch. Schreiben war für ihn keine wie auch immer befreiende Tätigkeit, keine Freizeitaktivität oder etwas, das man einfach nur so, weil man es kann und will, tut, sondern im ganz eigentlichen Sinne sein Leben. Schrift und Leben bilden in Kafkas Verständnis eine Einheit, das eine bedingt notwendig das andere.
Ich reiße dieses Thema hier nur oberflächlich an, dazu wäre noch viel viel mehr zu sagen, was uns aber nicht nur in einen schwierigen Bereich der Germanistik bringt, sondern auch weit weg vom Thema.
"I don't think it's fucking healthy to dwell and go back into the past depressions while I'm still awaiting new ones." - Gylve "Fenriz" Nagell

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