Sanft fährt der Wind durch meine Haare,schiebt die Blätter vor meinen Füssen dahin. Er ist mein treuer Freund, während andere mich im Stich gelassen haben. Ich bin alleine auf dieser Welt. Mein Blick fällt hinauf zu den Sternen, Tausende, Millionen. Sie schauen zu mir hinab und lächeln. Alle die, die mich alleine gelassen haben. Das Gras ist kalt unter meinen Füssen und ich gehe einige Schritte, erreiche den kleinen See und tauche meine Hand in das kühle Nass. Der Mond spiegelt sich darin und ich schaue hinauf zu der bleichen Kugel. Ich frage mich, wie es da oben so ist, auf dem Mond. Vielleicht genauso einsam. Eine Wolke schiebt sich vor ihn, verdeckt ihn. Geh weiter, treibt mich der Wind an und das tue ich. Vor mir leuchten ein paar kleine Lichtlein. Glühwürmchen! Zaghaft strecke ich die Hand nach ihnen aus. Sie umrunden meine Hand. "Eure Freunde sind doch schon lange fort. Geht, geht.", flüstere ich und mache eine leichte Handbewegung. Die kleinen Glühwürmchen fliegen davon, verschwinden wie tanzende Punkte in der Dunkelheit. "Auf Wiedersehen, meine Freunde."
Ich gehe weiter, hüpfe über Steine, tanze über das nasse Gras. Da ziehen die Wolken weiter und ein Kirschbaum das satte Licht des Vollmonds fällt auf einen einzelnen Kirschbaum inmitten anderer Bäume. Ich gehe auf ihn zu, angle mich die Äste hoch nach oben. Immer weiter dem Himmel entgegen, bis ich nicht mehr weiterkann. Mein weisses Kleid wird vom Wind aufgebauscht und einzelne Haarsträhnen verdecken die linke Seite meines Gesichts.
"Alleine.", flüstere ich nur, lasse mich auf einem Ast nieder, der breit genug ist. Ich glaubte, eine Melodie zu hören und blickte auf. Ein Schiff! Auf dem See trieb ein Schiff, von dort aus kam die Melodie. Eine traurige Geige. Wie lange wohl, hatte ich schon nicht mehr solch einer Melodie gelauscht? Vorne auf dem Bug steht ein alter Mann, bewegt sich nicht, schaut lediglich in meine Richtung. Ich klettere vom Baum herunter, meine Hände zittern vor Aufregung. Ein Schiff! Ich renne wieder auf den See zu, winke wie wild mit den Armen. Ich atme schnell, bin bestärkt von den Sternen, während mich der Wind verfolgt. Es kommt immer näher und gleich bin ich da!
Ich trete in das kalte Wasser. Und da ist nichts. Nur ein paar Glühwürmchen, aber kein Schiff. Ich mache mich klein, ganz klein, ziehe meine Knie ans Kinn. Ich bin allein und mir ist kalt. Ein Glühwürmchen setzt sich auf meine Nasenspitze und entlockt mir ein scheues Lächeln.
"Seit ihr zurück gekommen?", frage ich den kleinen Kerl. Er scheint mich anzusehen, sein kleines Licht versprüht eine grosse Wärme. Dann spreizt er seine Flügel und fliegt davon, Richtung Nachthimel. Zurück zu seinen Freunden. Und ich? Ich bin hier. Ganz allein.