Vielen Dank für die Info, Grünauge.
Jedenfalls habe ich nun begriffen, warum die Aussagen von Frau Herrmann mit Nazi-Ideologien verglichen werden, das war mir bislang ja nicht eingängig. Nun aber sehe ich, daß sie ihre Meinungen durch 'Veranlagung' erklärt, also durch Vorbestimmung durch Geburt und Zugehörigkeit zu einem Geschlecht.
Denn Aussagen wie: 'Männer sind weniger dazu veranlagt, Kuchen zu backen' als Frauen sind jedenfalls nicht sehr weit entfernt von 'Deutsche sind besser veranlagt, die Welt zu beherrschen als Angehörige anderer Nationalitäten'.
Halte ich -zumindest ohne weitere Erläuterung- jedenfalls für Schrott.
Denn Apfelkuchen backen kann man lernen, das ergibt sich durch Übung (und da haben zur Zeit einfach noch mehr Frauen mehr Erfahrung, aber das wird sich sicher ändern), und ein Talent, das Umfeld heimelig zu gestalten, ist nun wirklich auf beide Geschlechter gut verteilt. Jedenfalls fallen mir sehr viele Männer ein, die das deutlich besser können als ich. Eigentlich fällt mir so gut wie kein Mann ein, der das noch weniger könnte als ich.
Wenn sie hingegen sagt, Kind und Karriere seien nicht vereinbar, so hat sie damit in meinen Augen bis zu einem gewissen Grad recht. Denn eine Karriere im Sinne von 'einen wirklich hohen Posten übernehmen' bedeutet oft 50, 60 Stunden Arbeit die Woche (oder mehr), und um sich dann gleichzeitig auch wirklich um eine Kind zu kümmern (welches ebenfalls nun einmal einen gewissen Stundenaufwand nach sich zieht) bleibt einfach rein rechnerisch nicht die Zeit. Da müssen dann an der ein oder anderen Stelle eben Abstriche gemacht werden, entweder, indem man die Erziehung der Kinder für weite Teile in andere HÄnde gibt (was ja nicht unbedingt schlecht sein muss - es gibt genügend Menschen, die dazu bestens geignet und/oder ausgebildet sind) und dann eben die Wochenend-Mutti ist, wie es zur Zeit häufig der Wochenend-Papa ist, oder aber indem man seine Karrierewünsche eben ab einem bestimmten Punkt nicht mehr höher schraubt.
Aber das gilt für beide Geschlechter, denke ich - denn auch Männer, die eine hohe Position in der Geschäftswelt bekleiden, sind eben keine Super-Väter.
Und wer als Mann Erziehungsurlaub nimmt und auch ansonsten derjenige ist, der die Kinder von der Schule abholt und bei Krankheiten zu Hause bleibt, der wird sich vermutlich seine Vorstellungen von einem leitenden Job abschminken können.
Daraus nun aber die Maxime zu stricken, daß Frauen (generell) zurück in den Haushalt sollten, halte ich für genauso falsch wie die Forderung, daß Frauen ständig beides können sollten. Aber Frauen sollten meines Erachtens sehr wohl die Möglichkeit haben zu wählen: Eine Karriere im Job, oder eine Karriere im Haushalt, oder auch ein Kompromiss irgendwo dazwischen mit Kindern und Beruf. Und keiner dieser Wege sollte irgendwie benachteiligt oder schlecht angesehen werden. Das bedeutet für mich dann wirklich Emanzipation - daß man eben diese Freiheit hat, sich selbst den Weg zu wählen, den man gehen möchte.
Und dann wäre es an der Zeit, daß auch Männer sich diesbezüglich emanzipieren und ebenfalls eine Wahlmöglichkeit erkennen und wahrnehmen, statt sich selbst nur als zwangsweise Ernährer zu sehen und angesehen zu werden.