Freiwild für die Familie
Ehrenmordfall Morsal O.
Am 15. Mai, einem Donnerstag, bestellte Ahmad O. seine Schwester Morsal gegen 23.15 Uhr auf einen Parkplatz am Berliner Tor in Hamburg. Als das 16-jährige Mädchen eintrifft, sticht der 23-jährige Deutsch-Afghane wie im Wahn zwanzigmal auf sie ein. Der westliche Lebenswandel der Schwester habe ihm nicht gefallen, gesteht er wenig später der Polizei.
Dem Mord ging anscheinend ein jahrelanges Martyrium voraus. Hamburger Zeitungen berichten nun, das Kind sei jahrelang von der eigenen Familie geschlagen und gequält worden. Dabei berufen sie sich auch auf das Ergebnis einer Anfrage der SPD-Fraktion im Hamburger Senat. Mehrfach habe sich Morsal an die Polizei gewandt. Doch dort habe man ihr geraten, wieder nach Hause zu gehen. Nach den Behörden-Unterlagen hatte das Mädchen am 1. November 2006 erstmals die Beamten gerufen. Erst hatte der Bruder in einem Telefongespräch mit der Mutter gedroht, sie umzubringen, dann hatte er Morsal geprügelt und getreten. Sie rief die Polizei, erstattete aber keine Anzeige.
Immer wieder wandte sich das Mädchen in der Folge an die Beamten. Im Januar 2007 war es die Schwester, die Morsal O. verletzte. Im Februar soll sie die Mutter mit einem Kabel verdroschen haben. Das Mädchen erstattete zwar Anzeige, erschien aber nicht zur Vernehmung. Wenig später scheiterte in Afghanistan die Zwangsheirat mit einem Mann. Während des Auslandsaufenthalts stellte die Polizei die Ermittlungen endgültig ein. Im März wird das nächste Verfahren eingestellt, weil Morsal keine Bestrafung der Schwester will, die ihr büschelweise die Haare ausgerissen hat. Bei der nächsten Prügelattacke des Bruders nimmt sie sich jedoch ein Herz und zeigt ihn an.
Die Jugendliche, die angeblich nichts anderes sein wollte als ein normaler Teenager, sucht Zuflucht beim Jugendnotdienst. Kaum ist sie am 11. Mai nach Hause zurückkehrt, verprügelt sie der Vater. Morsal flüchtet an verknoteten Bettlaken aus der Wohnung, wird aber vom Bruder erwischt, der ihr einen Zahn ausschlägt. Die Polizei rät ihr, sich wieder "nach Hause zu begeben" . Dort rammt ihr der Vater das Knie in den Magen und Morsal flieht erneut in die Obhut des Notdienstes. Dort ist sie bis zum 15. Mai, als sie ihr Bruder Ahmad auf den Parkplatz bestellt.
Als ich nun ins Forum zurückkam, hatte ich erwartet, daß dieser Fall hier irgendwie auf Resonanz gestoßen sein müßte. Ich habe nichts dergleichen gefunden und hielt es dann für möglich, daß er keinen Niederschlag in der Presse gefunden hatte. Aber eine Google-Suche liefert über eine Million Suchergebnisse zum Stichwort "Morsal O." - das heißt, Ihr alle müßtet das eigentlich mitbekommen haben.
Und dann keine Erwähnung hier? Ich war etwas entsetzt - wo doch sonst jeder Holzklotz seinen Niederschlag findet.
Denn dieses Verbrechen ist um mehrere Zehnerpotenzen schlimmer als der Holzklotzwurf, der sich gegen niemanden spezifisch richtete, und - schreit auf, wenn Ihr wollt - sogar schlimmer als der österreichische Keller. Denn es wurde aus reinster, eigennutzfreiester Bosheit begangen: Nur aus unendlichem Haß gegen weibliche Selbstbestimmung. Und was der Schändlichkeit noch die Krone aufsetzt: Daß die deutsche Regierung solche Abscheulichkeiten auch noch begünstigt und die Täter deckt!
Natürlich muß nicht alles, was man so mitbekomt, hier im Forum seinen Niederschlag finden. Und natürlich will ich mich auch nicht zu einer Absurdität der Art versteigen, daß man angesichts solcher Riesenscheußlichkeiten nicht mehr über Durchschnittsscheußlichkeiten wie horrende Mineralölsteuer empört sein dürfe. Aber trotzdem würde mich interessieren: Habt Ihr darüber nichts in der Zeitung gelesen? Und falls doch - wie kam es, daß Euch das kein Arschrunzeln wert war?
Aber abgesehen davon - was haltet Ihr von dem Vorgang selbst?