Kinder und Eltern

Mimmi

Beitragvon Mimmi » Fr 30 Mai, 2008 00:40

Wie ich vor ein paar Seiten bereits gesagt habe - für mich hat die schulische Bildung eines Kindes nichts mit der sozialen Situation zu tun (Ausnahmen gibt es natürlich immer) sondern mit Erziehung (tut mir leid, mir fällt kein besseres Wort ein).

Ja, manche Eltern sind nicht als Eltern geeignet, aber ein Kind wird auch nicht nur von ihnen geprägt sondern auch von seinem Umfeld - das Kind bekommt Eindrücke aus ganz verschiedenen "Schichten" und gerade wenn es daheim nicht so optimal läuft, kurbeln solche Einblicke den Ehrgeiz an (und das auch schon bei den Kleinsten). ;)

Ich selber habe es erlebt - auf Gran Canaria war ich sowohl mit Kindern befreundet, die wie ich nur das Nötigste hatten, als auch mit Kindern deren Eltern nur so in Geld schwimmen und man setzt sich ganz automatisch mit der Frage auseinander "Wie haben sie das geschafft und was muss ich leisten um es auch zu schaffen".
Ok, in meinem Beruf werde ich niemals selbstständig sein (ausser, ich gewinne mal im Lotto *g*) und ich werde auch niemals zu der oberen Schicht gehören, aber das muss ich auch gar nicht, um sagen zu können "Ich habs geschafft, ich habe etwas aus meinem Leben gemacht".

Was ich damit sagen will - die politische Situation ist zwar nicht optimal, aber sie bietet doch jedem von uns die selben Bildungsmöglichkeiten, wenn man es selber nur will.
Und ich denke schon, das jedes Kind die selben Startchancen hat - was daraus gemacht wird, ist eine Sache der Willenskraft ;)

Mimmi

Beitragvon Mimmi » Fr 30 Mai, 2008 01:33

Grünauge hat geschrieben:Natürlich gibt es immer wieder Fälle, bei denen es jemand sozusagen von ganz unten nach ganz oben geschafft hat


Ich dachte es ginge darum, ob jeder dieselben Möglichkeiten hat, etwas aus seinem Leben zu machen und nicht darum, ob man reich wird? :?

Naja, die Statistiken... natürlich macht nicht jeder etwas aus seinem Leben, aber das hat nicht unbedingt etwas damit zu tun, das man nicht die Möglichkeit dazu hat, sondern vielmehr damit, das man zu bequem ist, das man sich für den "leichteren" Weg entscheidet, seine Prioritäten anders setzt, oder einfach nicht genügend Willenskraft hat.

Wie gesagt, Chancen haben alle die selben - der Eine bekommt sie vor die Füsse geworfen und der Andere muss dafür Umwege gehen und dennoch haben sie alle die Möglichkeit das gleiche Zeil zu erreichen. ;)

Das so viele Gymnasiasten Nachhilfe benötigen halte ich weniger für ein politisches Thema - ich denke einfach, das manche Lehrer unfähig sind zu unterrichten und manchmal ist auch die Tatsache, das man einen Lehrer nicht mag daran schuld, das in diesem Fach die Noten zum heulen sind. Aber wie heisst es so schön? Man lernt nicht für den Lehrer, sondern für sich selber und da sind wir wieder bei dem Thema Ehrgeiz ;)

Was die Kosten der Nachhilfe betrifft - in den Jugendzentren werden die HAs betreut und man hilft sich untereinander, ausserdem ist das ganz umsonst ;)

Grünauge hat geschrieben:Wie handhaben es die anderen Länder?


Ich kann da nur von Spanien reden - dort sind alle öffentlichen Schulen Ganztagsschulen. Zu Beginn eines Schuljahres können die Eltern ihr Kind für folgende Möglichkeiten anmelden:

• Schulschluss direkt nach dem Unterricht um 14 Uhr
• Schulschluss nach dem Essen um 15 Uhr
• Schulschluss um 17:30 Uhr --> inkl. Essen, HA-Betreuung und Freizeitaktivitäten wie Sport, Theater, Chor, Schach oder so

//Edit: Ich habe eure Sprichwörter mal gegooglet *neugierig war, wie es denn nun heisst* und habe das hier gefunden ;)

Das Gute ist der Feind des Besseren. Gemeint ist mit diesem Sprichwort, dass die mit dem Guten Zufriedenen keine Motivation haben werden, etwas besser zu machen. Dadurch bleiben sie beim Guten, verändern nichts mehr, werden so auf die Dauer immer schlechter und sind schließlich dem Untergang geweiht. Zufriedenheit bringt keine Spitzenleistungen hervor. Wer Fortschritt haben will, muß also mit dem Bestehenden unzufrieden sein, es zumindest in Frage stellen.

Aber mindestens ebenso häufig trifft man auf meine Variante des Sprichworts: Das Bessere ist der Feind des Guten. Gemeint ist, dass das Streben nach einem Ideal die Betroffenen für die Realität so blind macht, dass sie dann auch das naheliegende Gute nicht mehr sehen, geschweigedem machen. Besonders bei Ideologen, Radikalen und in der Realität Unerfahrenen trifft man dieses Phänomen häufig an.

Quelle: www.praxilogie.de

Mimmi

Beitragvon Mimmi » Fr 30 Mai, 2008 02:16

Ich bin ja nur ein Jahr auf eine solche Ganztagsschule gegangen - danach kam ich auf die deutsche Schule und durch die 8 Stunden Busfahrt war ich eh kaum daheim *g*

Aber wie fand ich es? Nunja - toll *g*
Ok, der Unterricht war doof und das Essen widerlich, aber die Gemeinschaft hat das Wett gemacht.
Die Mahlzeiten und den Speisesaal kann man sich wie in einer Jugendherberge vorstellen, nur das man als Schüler nie Küchendienst schieben musste :lol:
Nach dem Essen ging es dann in Gemeinschaftsräume, wo die Lehrer (die arbeiteten in Schichten - die einen waren für den normalen Unterricht und die anderen für nachmittags da) dann bei den HAs geholfen und Nachhilfe gegeben haben.
Wenn das erledigt war konnte man sich an den Aktivitäten beteiligen - da gab es alles mögliche was mit Sport zu tun hat, Dichterclubs, Schach, Kunst, kreatives Schreiben, Mathe und so weiter. Halt für jeden etwas passendes dabei ;)

Das schöne daran war einfach, das man nicht alleine war - man war mit Gleichgesinnten zusammen, hatte einen Hilfe, wenn man Hilfe brauchte, es wurde nie langweilig und man knüpfte soziale Kontakte :D

Mimmi

Beitragvon Mimmi » Fr 30 Mai, 2008 03:09

Grünauge hat geschrieben:@Mimmi: Aber siehst Du, das ist doch genau das, was ich meine!! Nun frage ich Dich: Was glaubst Du, wie groß ist der Anteil dieser Gemeinschaft, dieser Schule, Deinen Mitschülern und Lehrern war, dass Du nun was aus Deinem Leben gemacht hast und zufrieden mit Dir bist? Und wie sähe es aus, wenn Du hauptsächlich nur Deine Eltern um Dich herum gehabt hättest? Und nur das gelernt, geglaubt, übernommen hättest, was sie Dir vorgelebt haben? Verstehst Du was ich meine? Das war Deine Chance auf Gleichheit. Da hattest Du die Möglichkeit, auch andere Alternativen zum Erziehungsstil Deiner Eltern kennenzulernen. Aber in Deutschland sind Ganztagsschulen eben immer noch eine Seltenheit.


Wie gesagt, Julia - ich war nur ein Jahr auf dieser Schule und da war ich 12. Das ich mein Abi machen will stand für mich schon während der OS fest und ich wusste auch, was ich dafür tun muss.

Meine Chance auf Gleichheit? Ich hatte in jeder Schule auf der ich war die gleichen Chancen wie alle anderen auch (Grundschule, OS, Ganztagsschule, Privatschule) und in jeder Schule gab es die, die einfach keinen Bock auf Schule hatten und die, die sich auf den Hosenboden gesetzt und gepaukt haben - jede Gruppe hatte sowohl Kinder aus sozial schwachen Familien und Kinder die mit einem goldenen Löffel geboren wurden.

Ich habe es oben schon mal gesagt - ein Kind wird nicht nur durch die Eltern erzogen, sondern auch durch das gesamte Umfeld (und das hat man automatisch - egal auf welche Schule du gehst, egal aus welcher Schicht du selbst oder deine Freunde kommen) und das Umfeld das ich auf der Ganztagsschule hatte, war das Gleiche, wie auch ausserhalb der Schule.
Sicherlich ist so eine Schule schön und vereinfacht auch einiges (so musste ich nicht daheim noch alleine die HAs machen), aber sie hat nichts an meinen Zielen und meinem Ehrgeiz geändert.

Ripper
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Beitragvon Ripper » Fr 30 Mai, 2008 06:54

Wenn tatsächlich 50% der Gymnasiasten Nachhilfe benötigen, dann stimmt da was nicht. Allein an den Lehrern kann das doch nicht liegen. Vielleicht haben 50% der Schüler nichts auf einem Gymnasium zus suchen. Es bringt nichts, wenn Eltern meinen aus Prestige ihr Kind auf eine höhere Schule zu schicken und es dort scheitert.


Das ging mir auch sofort durch den Kopf.
Viele gehen aufs Fymnasium, oder werden dort hingeschickt mit hohen Erwartungen ... aber die Grundschule kann man kaum mit Gymnasium vergleichen.
Das heßt alle Gymniasasten die ich kenne stehen zwischen drei und vier.
Auf Realschule zu wechseln machen die erst wenn sie fünf bis sechs stehen.
(Was ich total dämlich finde, wer stellt nen Abiturenten ein mit nem Schnitt 3-4?? Da lieber nen guten Realschulabschluss ...)

Ich persönlich wurde nach der Grundschule so bewertet, dass ich nen guter Reaschüler wäre, aber beim Gymnasium war Sie sich nicht so sicher.
Nun ich habe Realschule gemacht mit nem Schnitt von 1,9 und mache nun eine Ausbildung die ohne Abi sicher nicht so einfach zu bekommen ist (wenn ich mir die neuen Azubis anschaue, haben die alle wieder Abi).

Ich hatte mich auch fürs Fachgymnasium mit o.g. Durchschnitt beworben und wurde auf die Warteliste gesetzt ...
Während ein anderer aus meiner Klasse sich bei der selben Schule mit einem Schnitt von 3,1 beworben hat und sofort genommen wurde.
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Beitragvon Wehwalt » Fr 30 Mai, 2008 09:41

Hmm ... ich kenne bisher eigentlich auch nur die Variante "Das Bessere ist der Feind des Guten" mit der Bedeutung "Selbst wenn etwas gut ist, kann es nur solange Bestand haben, wie sich keine bessere Alternative bietet" - aber nachh Mimmis ergoogleter Erklärung hat doch auch der umgekehrte Gebrauch des Grünauges seine Berechtigung und paßt zu ihrer Aussage in dem Sinne "Wenn man eine Sache als gut und befriedigend beurteilt, hat eine bessere Alternative wenig Chancen, sich durchzusetzen, weil die bereits zufriedenstellenden Umstände verhindern, daß Alternativen überhaupt in Betracht gezogen werden." - und in diesem Sinne hat Julia die Redensart ja anbringen wollen.
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Beitragvon Serena » Fr 30 Mai, 2008 09:56

Mal ganz kurz etwas zur Schulbildung: Ich denke, das viele Faktoren eine Rolle spielen. Meine Geschwister und ich sind da ein tolles Beispiel:
Mein älterer Bruder kämpfte von Klein auf mit mehreren Dingen: Die Prügel daheim und die angborene Lernschwäche durch Sauerstoffmangel unter der Geburt (abgestorbene Hirnzellen). Er musste wie alle Kinder mit 6 Jahren in die Schule. Aber er war noch gar nicht bereit. Er hatte Probleme, den Dingen in der Schule zu folgen und schaffte gar nichts. Neun lange quälende Jahre schleppte er sich durch die Sonderschule und bekam, wie das dort so ist, keinen Abschluss. Dann ging er auf ein Internat, wo er einen Beruf erlernen, seinen Schulabschluss machen konnte und immer Hilfe und Unterstützung hatte. Es tat ihm sehr gut, weg von zu Hause zu sein. Einmal im Monat kam er nach Hause und brachte uns seine geschreinerten Arbeiten mit. (Er hat Tischler gelernt.) Und dann wusste keiner mehr weiter. Meine Eltern waren schlichtweg nicht mehr in der Lage, ihn zu fördern. Dann kam die Scheidung und mein Bruder rutschte weiter ab, bis er durch Zufall durch einen Freund an Arbeit kam. Er zog mit Pauken und Trompeten von zuhause aus und weg war er. Aber es ging hin und her, er ist jetzt immer wieder arbeitslos und findet keinen Halt. Er hält es nirgendwo lange aus und vergeigt jede Chance, die ihm gegeben wird - dabei wollen ihm alle nur helfen.

Zweites Beispiel: Mein kleinerer Bruder. Bei ihm weiß ich bis heute nicht, ob er wirklich dumm ist oder einfach nur keine Lust hatte, auf die Schule. Ich denke eher zweiteres. Ich schätze ihn so ein, das er viel ungenutztes Potential hat und mehr hätte machen können. Aber er ist quasi ohne unseren Vater aufgewachsen und auch er besuchte nur die Sonderschule, später die Berufsschule, um seinen Abschluss nachzuholen. Doch jetzt sucht er vergeblich nach einem Ausbildungsplatz, auch er vergeigt seine Chancen, oder lehnt jede Hilfe ab.

Die beiden sind mir ein Rätsel.
Es ist schon fast peinlich, wenn ich sagen muss, das ich das einzige von uns Kindern bin, die einen "vernünftigen" Abschluss hat. Ich habe nach den 9 regulären Schuljahren ausserdem noch die zehnte Klasse besucht und mich an meinem Realschulabschluss versucht. Leider ist das Ganze an einer winzigen Sache gescheitert, zwar nicht kläglich, aber trotzdem gescheitert. Für den Abschluss brauchten wir einen Durchschnitt von mindestens 3,0. Ich habe mich, meine ganze Schulzeit über immer und immer wieder an der Mathematik versucht und in den letzten beiden Jahren sogar wirkliche Erfolge erzielen können, weil ich es verdammt nochmal wollte! Ich wollte etwas erreichen, aber dennoch bekam ich auf dem Abschlusszeignis in Mathe nur eine 5. SOmit kam ich auf einen Durchschntt von 3,1. Ich war damals Klassensprecherin und habe an den Zeugniskonferenzen teilgenommen. Mein Mathematiklehrer hat gesagt, das es ihn sehr freue, das ich mich so sehr anstrenge und nichts mehr will, als diesen Abschluss, aber er könne mir die 4 nicht geben, weil meine Leistungen in seinen Augen immer noch zu wenig waren. Ich war verzweifelt. Ich habe mein allerbestes gegeben und es hat trotzdem nicht gereicht. Hätte, wenn und Aber... Ich ärgere mich sehr darüber, trotzdem bin ich heute die einzige von uns drei Kindern, über die meine Mutter und auch mein Vater gern redet.
Auch, wenn ich keine beendete Lehre habe (ich musste wegen Depressionen und einem Nervenzusammenbruch aufhören) habe ich jetzt ein gutes Leben. Ich habe einen sehr guten und lieben Mann, der für mich und unsere Tochter sorgt und wir haben große Pläne. Wir haben eine gut laufende Firma ; und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, werde ich mit einsteigen und es wird genauso, wie wir es wollten. Und wir geben nicht auf.

Es muss einem gezeigt werden, was Ehrgeiz ist, und was man damit erreichen kann, damit man diesen auch entwickelt.
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Beitragvon Mimmi » Fr 30 Mai, 2008 18:38

Hmm... es hat doch trotzdem jedes Kind die selben Chancen, Julia - dabei ist es doch wurscht ob jemand auf ein Internat, auf eine Gesamtschule, auf eine Privatschule oder sonstwohin geht. Fakt ist: Sie haben alle die selben Chancen ans Ziel zu kommen. Einige vielleicht über Umwege, aber dennoch haben sie alle die Möglichkeit dazu ;)

Grünauge hat geschrieben:Wo investiere ich sinnvoller? In die Bildung/Zukunft der heranwachsenden Generation oder spare ich hier und muss dann dafür für die Spätfolgen aufkommen, die durch frustrierte, arbeitslose oder aggressive Jugendliche und Erwachsene entstehen?
Ich habe keine Ahnung, was so ein typischer Kleinkrimineller, dessen ganze Laufbahn nur durch Diebstahl, Schlägereien und Vandalismus gekennzeichnet ist, den Staat eigentlich kostet. Vielleicht wäre es in vielen Fällen sinnvoller gewesen, ihn von klein auf in ein entsprechendes Internat zu schicken, wo er nicht nur Regeln lernt, sondern auch Unterstützung, Freunde und Anerkennung findet.


Sicherlich verstehe ich dich gerade falsch, Julia - irgendwie hört sich das so an wie "aus den Kindern, in die investiert wurde, wird was und aus denen, die nur auf die normale Schule gegangen sind wird nichts" :?

Kriminelle gibt es in jeder Schicht, das hat nichts mit arm oder reich zu tun und auch nicht mit Bildung - die "Reichen" stellen sich bei ihren Verbrechen meistens nur schlauer an ;)

Mittel und Wege gibt es für jedes Kind - einige müssen zwar Umwege gehen oder mit einfacheren Mitteln zufrieden sein, aber es gibt sie ;)

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Beitragvon Goddess of Rock » Sa 31 Mai, 2008 02:21

Wehwalt hat geschrieben: Aber die normale Familiengrausamkeit äußert sich halt meist subtiler - ich glaube, viele von uns hätten bei aller Scheußlichkeit womöglich sogar nicht ungern mit Harry getauscht: Der wußte, daß jedes freundliche Wort, das er sich abrang, geheuchelt war; der mußte sich kein schlechtes Gewissen drum machen, wenn er seine Familienangehörigen mit ungetrübter Feindseligkeit betrachtete. Das ist das, was ich "plakativ" nannte.


So kann ich das unheimlich gut nachvollziehen...
Mir war lange nicht bewusst, dass es gar nicht normal ist, wie es bei uns zugeht. Ich hatte immer eine unerklärliche Sehnsucht und das Gefühl *nach Hause zu wollen*. Ich wusste irgendwie, es ist was nicht in Ordnung, konnte es aber lange Zeit einfach nicht einschätzen.
Ich war aber wohl das einzige Kind, dass ich in 6-wöchigen Kuraufenthalten wohler gefühlt hat, als zu Hause. Während alle anderen Heimweh hatten, ging es mir dann erstmals richtig gut...
Auch die Internatsdrohungen meiner Mutter waren überhaupt nicht schlimm für mich. Sie dachte immer, damit könnte sie mich dazu bringen mich ihrem Willen zu beugen. Im Stillen hab ich immer gehofft, sie würde es endlich tun...
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Beitragvon Serena » Sa 31 Mai, 2008 12:32

Grünauge hat geschrieben:Ja, ich glaube auch, wir streiten hier um Begrifflichkeiten.
Für mich heißt "gleich" eben "gleich". Nicht "ähnlich", nicht "auf Umwegen" sondern eben "gleich".
Und wenn ich sage, dass Kinder nicht die "gleichen Startchancen" haben, dann meine ich genau das. Dass alle Kinder Möglichkeiten haben, aus ihrem Leben etwas zu machen, das streite ich ja garnicht ab. Aber sie haben eben nicht die gleichen Möglichkeiten, und darum geht es mir.
Wenn Du schreibst, manche könnten ihr Ziel halt nur über Umwegen erreichen, bzw. sie müssten sich eben mit einfacheren Mitteln zufrieden geben, dann ist das für mich eben keine Chancengleichheit, sondern - ja, eine spezielle Art der Ungerechtigkeit. Mir ist natürlich auch klar, dass es die immer geben wird, dennoch sollte man nichts unversucht lassen, diese Unterschiede ein wenig zu nivellieren, denn ein Kind kann sich seine Eltern und die damit verbundenen Verhältnisse schließlich nicht aussuchen.



Julia hat nicht gesagt, das nur aus denen etwas wird, in die investiert wurde. Stimmt ja auch nicht immer. Aber ich denke, es hilft ungemein. Man sehe sich den Falken an. ;)
Ich denke, auf so einem Internat, oder einer anderen vollzeitig betreuten Schulmöglichkeit sind die Kinder gut aufgehoben. Sie haben jederzeit Ansprechpartner und ihnen kommt eine sehr gute Ausbildung zugute.
Gerade die Ansprechpersonen und die Betreuung sind wichtig. Denn das sind die Vorbilder, die Kinder und Jugendliche brauchen, um Willensstärke, etc. zu entwickeln.
Ich denke, so hat Julia das gemeint.


PS Verzeiht Tippfehler, ich sehe gerade nur auf einem Auge.
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Beitragvon Goddess of Rock » Sa 31 Mai, 2008 12:57

Julia hat da vollkommen Recht.

Ich kann mich glücklich schätzen, dass ich den Schulstoff beherrsche und was mir nicht mehr so geläufig ist aneignen kann.
Sprich, ich werde Sean helfen können, wenn er Schwierigkeiten hat. Wobei ich sagen muss, oftmals beherrsche ich den Stoff und kann es aber nicht so gut erklären... naja das steht auf einem anderen Blatt Papier.

Aber wäre es jetzt so, dass ich Sean nicht weiterhelfen kann... ich könnte mir keine Nachhilfe für ihn leisten. Ich wüsste nicht, wie ich es tun soll.

Dabei ist es doch oftmals so, dass Kinder nur phasenweise einfach Anschubser oder intensiveres Lernen brauchen, damit sie wieder auf dem richtigen Weg sind.
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Beitragvon Goddess of Rock » So 01 Jun, 2008 14:35

PadmeAmidala hat geschrieben: Fuer mich hat es jemand geschafft, wenn er seinen Lebensunterhalt bestreiten und sich ein gutes Leben leisten kann.

Welcher Lebensstandard als ausreichend empfunden wird, das muss jeder fuer sich selbst definieren.


Padme sorry, aber ist denn jemand, der das nicht schafft ein schlechterer Mensch?
Vor allem wenn ihm derart immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, dass es kaum möglich ist, auf einen grünen Zweig zu kommen?

Ich kann meinen Lebensunterhalt nicht bestreiten. Und ich gebe es offen zu.
Es kotzt mich an.
Weil ich weiß, welches Potential in mir steckt und weil ich weiß, wenn ich eine Chance habe, dann mach ich meinen Job verdammt gut.

Beim letzten Mal zu gut. Ich habe die Kündigung erhalten, weil ich einen Rückstand von einem halben Jahr innterhalb von zwei Wochen aufgearbeitet und das Ablagesystem von Frachtbriefen in Ordnung gebracht habe, so dass die Rechnungsprüfung schneller von statten geht.
Oh und ich habe es gewagt, mich ohne Vorkenntnisse in SAP einzuarbeiten.
Die Lady hat Angst bekommen, ich könnte ihren Job besser machen und mich somit gekündigt.
Die Begründung lag sogar darin, dass ich zuviel Eigeninitiative gezeigt habe und eine zu starke Persönlichkeit sei.
Das sind doch die Eigenschaften, die Du und Falke meint, damit man im Beruf weiter kommt, oder irre ich mich da?

Mann MUSS die Ausgangssituation eines jeden Menschen sehen.
Denn ich wage zu behaupten, dass ich mehr geleistet habe und schwierigere Situationen bewältigt habe als manch anderer, der in seinem Leben beruflich weiter gekommen ist als ich.
Zuletzt geändert von Goddess of Rock am So 01 Jun, 2008 15:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Goddess of Rock » So 01 Jun, 2008 15:01

*sag leise* Danke Tess! Das tut gut. Ich hab Dich lieb. Auch wenn das jetzt Off Topic war...
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Beitragvon Harrik » So 01 Jun, 2008 15:27

Nachtfalke hat geschrieben: Es gibt dumme und clevere Kinder,


Sich hiermal einmisch: Ist wirklich das Kind dumm, oder jener der es als dumm betrachted? Einen anderen Menschen einschätzen zu können obwohl man ihn vermutlich garnicht kennt, ist schon irgendwo...nicht sonderlich "clever", auf jeden fall aber arrogat.

Wollte ich nurmal einwerfen ;-)
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Beitragvon Serena » So 01 Jun, 2008 15:46

Hach ja.. Honey, Tess, Julia - ihr habt ja soo Recht.. tut gut, sowas anständiges zu hören.
Wir können unseren Lebensunterhalt gerade so bestreiten, es ist nur wirklich nicht leicht. Aber ich bin stolz auf das, was ich habe. Basta.
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