Todesstrafe

Shere Kahn
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Beitragvon Shere Kahn » Mo 13 Nov, 2006 11:55

Also das finde ich nun sehr interessant. In einem Punkt sind sich die meisten scheinbar sicher:
Wer Schuldig an einer Vergewaltigung oder einem Mord (ich behalte mal die Definition von Nachtfalke bei sprich niederes Motiv mitinbegriffen) ist, hat überhaupt und gar keine Rechte mehr. Die einen wollen diese Person direkt umbringen, andere wollen sie 'human' verrotten lassen, andere wollen diese sogar verstümmeln.
Ich finde damit macht man es sich sehr leicht, in der Hoffnung oder dem Wissen, dass man selber nicht betroffen sein kann.

Allerdings kann ich auch mit Amelias Meinung, die hier ja ziemlich alleine steht nicht übereinstimmen, auch ich sehe keine Besserungschance für jeden. Auch wenn ich selber hingehe und sage ein Justizsystem sollte nicht die Aufgabe haben, per Gesetz Rache zu üben, sondern Menschen, soweit zu 'erziehen', dass sie keine Gefahr mehr darstellen. Dass dies in einem sehr geringen Prozentsatz gelingt ist mir klar, aber ist nicht eine 'Läuterung' unter 100 Kandidaten nicht schon ein großer Erfolg?

Ebenfalls finde ich die lapidare Nebenbemerkung "Wenn die SCuld zu 100% nachgewiesen ist" sehr kühn. Wann ist man denn 100% sicher? Bei einem Geständnis? Nein sicher nicht. Bei einem DNA Test? Ja vielleicht, aber wirklich 100%? Bei einer Zeugenaussage? Kann sich ein Mensch da nciht absichtlich oder unabsichtlich irren? Also wann kann irgendjemand sich hinstellen und sagen "Dieser Mann / Diese Frau ist ein Mörder / Vergewaltiger und muß deswegen sterben!" Würdet Ihr Euch das dann wirklcih zutrauen?
Und was, wenn sich hinterher seine Unschuld rausstellt? Ist das dann ein kleiner Justizirrtum zu seinen Ungunsten? WÜrdet Ihr dann zu seiner Familie gehen? "Tut uns leid, dass wir Ihren Mann umgebracht haben, aber er war halt zur falschen Zeit am falschem Ort, hier ist seine Asche, wollen Sie der Hinrichtung des richtigen Mörders beiwohnen?"

Ganz Erschrocken hat mich hier aber Nachtfalke. Ich komme nicht dahinter, wie man es konform finden kann jemanden zu verstümmeln, zum Wohle der Menschheit. Klar die biologischen Auswirkungen sind mir durchaus bekannt, aber meine Güte das ist Folter. Und da meinte man, diese Praxis wäre seit einiger Zeit in Deutschland verpöhnt.
Aber gut, ich versuche das mal objektiv zu sehen. Ein Triebtäter hat ein Mädchen vergewlatigt. Die Schuld ist recht sicher. Das ein Geständnis vorliegt, kann ich mir bei einer solchen Strafe nicht vorstellen. Also entscheidet ein Gericht, dass der Mann schuldig ist und verurteilt ihn dazu sich zwangskastieren zu lassen, damit er nicht nochmal rückfällig werden kann. Nun, er kann auch nicht mehr rückfällig werden, wenn man ihn lebenslänglich einsperrt. Dafür muß man ihn nicht verstümmeln. Zumal Du selber ja zugestimmt hast, die Kostenfrage spielt keine Rolle.


Allgemein bedenkt folgendes: Rache gilt als niederes Motiv. Einen Triebtäter, oder Mörder oder sonstwen umzubringen oder zu verstümmeln, um ihm für seine Tat büßen zu lassen ist lediglich Rache, egal wieviele Gesetze das rechtfertigen. Was man tun kann ist jemandem seines Freiheitsrechtes dauerhaft zu berauben, um zu verhindern, dass dieser Mensch rückfällig wird, und längere (sprich unaufhebsames Lebenslänglich) Haftstrafen befürworte ich auch bei solch verabscheuungswürdigen Straftaten. Zumal man hier ausnahmsweise im Zweifel gegen den Angeklagten gehen sollte, denn freigelassen kann er nur werden, wenn 100% sicher ist, dass er nicht rückfällig wird, was ebenso schwer zu erreichen ist, wie eine 100%ige Schuldzuweisung, sprich in meinen Augen gar nicht.

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Beitragvon Lady Midnight » Mo 13 Nov, 2006 12:36

@Wehwalt, ich nehm die Diskusion ernst, wirklich!
Aber solange eine Meinung nicht grammatikalisch korrekt ist, zählt sie ja nicht.

Edit: @Nachtfalke, hätte es fast vergessen. Natürlich steht das Wohl des Opfers über dem des Täters. Was aber nicht bedeutet, dass der Täter nicht als Mensch behandelt werden muss.

@Topic, aus eigener Erfahrung kann ich übrigens sagen, dass es sich sicher um die 80% bei den Vergewaltigungsfällen um Zeugenaussagen handelt die sich nicht beweisen lassen.

@Abendstern, noch etwas kurzes zum gerichtlichen: Das Beispiel mir der Frau die noch Alimente bezahlen muss obwohl sie ja das "Opfer" ist, kenne ich gut. Aber das hat eher was mit den jeweiligen Anwälten zu tun, je nach dem wie gut sie deren Standpunkt vor Gericht vertreten. Kann ein Rechtsvertreter die Botschaft seiner Mandanten nicht richtig rüber bringen, liegt das nicht an der Klientschaft sondern am jeweiligen Anwalt.
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Beitragvon Antike Runen » Mo 13 Nov, 2006 13:42

In meinen Augen gibt es kein wirklich stichhaltiges Argument für die Todesstrafe.

Was soll denn damit erreicht werden? Daß die Zahl der Straftaten durch größere Abschreckung geringer wird? Das ist bislang noch in keinem Staat gelungen, was statistisch nachweisbar ist.
Daß zumindest dieser eine Straftäter nicht rückfällig wird? Nun, dies sicherzustellen gelingt auch mit anderen Methoden.
Daß die Strafe drastischer ist, also ein Täter ‚so richtig’, also angemessen im Verhältnis zur begangenen Tat bestraft wird? Jedenfalls das einzige, was übrig bleibt, aber dies ist in der Tat nichts anderes als Rache. Und diese ist für mich weder rechtlich noch moralisch zu vertreten. Nur weil jemand anderes eine unverzeihliche Tat begangen hat, heißt dies noch lange nicht, daß ich das auch darf: Mich unter dem Deckmantel einer Bestrafung zum Mörder machen, indem ich aus Rache töte. Und der Punkt ‚Auge um Auge’ kann nur Rache bedeuten. Wenn ich die Todesstrafe aus Rache befürworte, dann bin ich damit selbst potentieller Mörder, denn ich verlange den Tod aus niederen Motiven.

Klar, die Ausführung dieses Mordes, also der Todesstrafe, verbleibt beim Staat, er hat ja auch ein Gewaltmonopol in unserer Gesellschaft. Aber gerade diesem Staat würde ich dieses neuerliche Recht, nämlich das Recht auf Tötung, ebenfalls nicht zugestehen wollen.
Der bereits mehrfach angesprochene Punkt, daß diese Art der Strafe nicht umkehrbar ist, steht dabei im Vordergrund, und einen 100%igen Beweis einer Schuld gibt es selten. Jusitzirrtümer geschehen und werden auch weiterhin geschehen.
Umgekehrt aber steigt mit einer Vermehrung von Rechten auch immer der Missbrauch von Rechten. Wenn ich dem Staat das Recht auf Tötung einräume (ganz gleich unter welchen Umständen), dann nehme ich den Mißbrauch in Kauf.
Und ich verstehe nicht recht, warum ausgerechnet diejenigen, die sich hier in diesem Thread am bitterlichsten über die unverständlichen Vorgehensweisen unserer Justiz und unserer Exekutive beschweren, diesen Vertretern des Staates dann gleich noch ein so einschneidendes weiteres Recht einräumen wollen. Erwartet ihr wirklich, daß Prozesse besser geführt, nachvollziehbarer werden, wenn es eine Todesstrafe (oder gar eine legalisierte Folter in Form von Kastrationen oder ähnliches) gibt? Glaubt ihr denn wirklich, unser Rechtssystem würde nur einen Deut besser werden, der Schutz der Opfer vergrößert werden, weil die Vertreter des Rechts nun ein wenig mehr Macht haben?

Ganz ehrlich, ich sehe da eher weitere Sorgen auf uns zukommen. Denn wenn ein so grundsätzlicher Eckpfeiler, wie das Tötungsverbot (auch im Rahmen eines Prozesses) erst einmal außer Kraft gesetzt ist, dann ist der Weg zu Mißbrauch durch versehentliche oder auch absichtliche Auslegung dieses Rechtes nicht mehr weit.

Und wenn Bestrafung wirklich anhand eines Rache-Prinzips ausgerichtet werden soll, dann haben wir noch eine ganze Menge zu tun. Was ist dann beispielsweise eine angemessene Strafe für Körperverletzung? Einmal so richtig zusammen geschlagen zu werden? Einem Brandstifter verbrenne ich dann den persönlichen Besitz? Und dem Arzt, der illegal eine Abtreibung vorgenommen hat, töte ich das Kind?



Ich könnte die Todesstrafe vielleicht noch akzeptieren, wenn ich hierin einen Sinn, also einen echten Schritt zu größerer Sicherheit, zu mehr Opferschutz sehen würde. So wie ich Tötung im Falle der Selbstverteidigung oder der Verteidigung anderer für gerechtfertigt halte. Aber genau diesen Punkt sehe ich hier nicht - im Gegenteil.

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Beitragvon xXGinnyXx 2 » Mo 13 Nov, 2006 14:10

aber Runen warum nehmen nur die USA diese lösung?! Ganzeinfach weil es unmenschlich ist und weil man dann nicht besserist als der Mörder der es geatan hat!
Ich finde esgenauso schlimm wenn jemand gefoltert wirdfür etwas. Auch wenn es noch so schlimm ist. fehler macht jeder in diesem Fall zwar ein Ziemlich großer aber man muss doch Zeit bekommen um den Fehler einzusehen.

Ich habe gestern noch einen Bericht üpber das ganze gesehen und habt ihr mal gesehen wie viele leute unschüldige etötet werden?!
Jetztsagtihr bestimmt das sind bestimmt ganz wenige gut aber stellt euch vor unter diesen ganz wenigen gehörst du! Du wirst getötet wegene garichts soetwas darfnicht vorkommen wenn man schon dise grausame weiße zum Bestrafen nimmt.

Auserdem gibt einmal unrecht nicht gleich recht und ih finde dieses ganze prinzip beruht auf diesen Kinderscheiß wie "er hat angefangen" und wisst ihr noch was dann die mutter/lehrer gesacht hat "es ist egal wer angefangen hat ihr seit beide schuld" so sehe ich das im grunde auch.

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Beitragvon xXGinnyXx 2 » Mo 13 Nov, 2006 15:59

Lieber Nachtfalke ich denke nicht weil ich es nicht schlimm finde wenn ich etwas falsch geschrieben habe
auserdem inhaltlich was denn ich denke jeder hat hier verstanden was ich meine.

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Abendstern
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Beitragvon Abendstern » Mo 13 Nov, 2006 16:09

Mir ist zum Thema grad noch was eingefallen, über das ich jetzt die ganze Zeit nachdenke…

Wenn ich so ganz generell an einen Mörder/Vergewaltiger oder sonstigen Verbrecher denke, dann hab ich weder das Gefühl von Mitleid noch sonst irgendwelche Sympathien für diesen Menschen und bin da, wie gesagt, wirklich für die Todesstrafe.
Anders sieht es aber doch aus, wenn der Mörder quasi ein Gesicht bekommt.. Ich kann das grad schwer erklären… aber vorhin sind mir zwei (wenn diese auch nur fiktiv und erfunden sind, aber egal…) Männer eingefallen, mit denen ich wirklich Mitleid hatte und wo ich, wenn ich gekonnt hätte, gerne „dazwischen gegangen“ wäre.

Einmal musste ich eben an Eduard Delacroix denken, der (so erinner ich mich zumindest) auch wegen mehrfachen Mordes zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt worden ist. Dadurch das man ihn irgendwie in dem Buch „The Green Mile“ ein Stück begleitet während seiner Gefängniszeit und die menschlichen Seiten an ihm mitbekommt, war ich nachher richtig traurig darüber, dass er sterben musste :?
Irgendwie gerieten die Morde (zumindest für mich während des Lesens) durch die einfach nur niedliche und fürsorgliche Art, mit der er sich für die kleine Maus Mr. Jingles einsetzte, sich liebevoll und rührend um die Maus sorgte und kümmerte und ihr kleine Kunststücke beibrachte und nachher völlig verzweifelt darüber war, wenn er daran dachte, wer sich nach seinem Tod um Mr. Jingles kümmern würde…

Das andere Mal, habe ich wirklich Mitleid für den Typen (hab den Namen vergessen..) in dem Film „Hard Candy“.
Es war zwar im Endeffekt nur ein Bluff, aber als er da auf dem Küchentisch festgeschnürt liegt und denkt, dieses verrückte Mädchen würde ihn tatsächlich grade kastrieren (und man das als Kino-Besucher auch denkt), da hatte ich auch Mitleid mit ihm – auch wenn man wusste, dass er ein pädophiler Mörder ist….

Merkwürdig irgendwie…


Ach ja… und @ Amelia: Ich weiß nicht, wie das bei Euch in der Schweiz ist, aber bei uns hier im Bürgerlichen Gesetzbuch gibt es dieses „Wer Schuld am Scheitern der Ehe ist oder wer den Anderen betrügt, der hat das Nachsehen“ nicht mehr.
Ist vor ein paar Jahren (leider) abgeschafft worden… Jetzt ist es hier also nicht mehr relevant, wer oder ob einer der Eheleute „Schuld hat“ am Scheitern der Ehe.

Daran kann dann selbst der ausgebuffteste Rechtsanwalt nix ändern, dass die gehörnte Ehefrau für ihren A…Ehemann auch noch richtig heftig zahlen muss…
Gerecht ist das jedenfalls nicht.. Wie eben vieles Andere in unserem Rechtssystem auch nicht… :roll:

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Beitragvon Antike Runen » Mo 13 Nov, 2006 16:36

Interessanter Einwurf, Abendstern.

Was ich hieraus als Konsequenz ableite ist vor allem die Notwendigkeit, sich bei der Entscheidung Todesstrafe ja oder nein nicht vom Gefühl abhängig zu machen, vor allem nicht von solchen Gefühlen wie Mitleid oder Verständnis. Denn dies ist immer eine Sache des Blickwinkels und kann daher nicht zu einer generellen Norm oder einem Gesetz umgemünzt werden.
Daß wir gefühlsmäßig natürlich meist auf Seiten eines mißhandelten oder getöteten Opfers und nicht auf Seiten des Täters hierzu stehen, davon dürfte in den meisten Fällen auszugehen sein. Aber durch eine persönliche Bindung oder eine geschickte Darstellung (durch einen Hollywood-Film oder eine gute PR-Aktion in der Presse) kann dies beeinflußt werden, und schwuppdiwupp haben wir Mitleid mit dem Täter, der ja eigentlich doch ein netter Mensch ist, wenn man es sich recht überlegt.

Deswegen halte ich nicht viel davon, darüber zu diskutieren, für welche Fälle die Todesstrafe vielleicht ausgesetzt werden soll und für welche nicht, denn in diesem Fall sind wir alle emotional in der ein oder anderen Form beteiligt, und dies trübt nun einmal die logische Entscheidungskraft.
Auch eine Diskussion über Menschenrechte und die Frage, ob jemand sich bessern kann oder nicht, scheint mir auf diesem Hintergrund nicht sinnvoll.

Deshalb frage ich nach der grundsätzlichen Berechtigung von Todesstrafe: Was soll sie bringen? Was genau bezweckt sie? Welchen Vorteil habe ich oder die Gesellschaft davon, jemanden statt mit lebenslänglicher Haft mit dem Tode zu bestrafen? Mal abgesehen davon, daß es potentiell billiger ist. (Und selbst das bezweifle ich)
Ich würde mich sehr freuen, wenn einer der Todesstrafen-Befürworter mir dies erklären könnte.

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Beitragvon Zilla » Mo 13 Nov, 2006 18:58

Also, mit einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe für Schwerverbrecher könnte ich auch leben, aber dann sollte man die Inhaftierten auch arbeiten lassen, damit man das bezahlen kann. Sonst kommt wirklich wieder der Kostenfaktor ins Spiel: 'Warum sollten ehrliche Bürger für ein paar Verbrecher bezahlen, nur weil man die nicht umbringen darf?'
Wisster, wie?

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Beitragvon Wehwalt » Mo 13 Nov, 2006 19:04

Amelia Bone hat geschrieben:@Wehwalt, ich nehm die Diskusion ernst, wirklich!
Aber solange eine Meinung nicht grammatikalisch korrekt ist, zählt sie ja nicht.

Ganz falsch verstanden, Mel. Es geht nicht um kleine Fehler, sondern um eine künstliche absichtliche Verballhornung der Sprache, was dem Inhalt unangemessen ist. Und deswegen habe ich Deinen Namen genannt, weil ich Dich unter die Verhöhnten mit einbeziehen wollte trotz inhaltlich völliger Differenz zwischen uns.
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Lady Midnight
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Beitragvon Lady Midnight » Mo 13 Nov, 2006 21:27

Also ich versteh euch jetzt echt nicht @nachtfalke, grünauge und wehwalt.
Sie ist noch jung, sie darf doch Fehler machen und so schreiben wie sie will.

Wisst ihr, dass ihr mit genau diesen Sätzen, es den jüngeren Usern hier verdammt schwer macht, sich zu trauen hier etwas zu schreiben?!

Nein warscheinlich nicht, damit ich das mal hier so sage, weil wie man merkt kein jüngerer User hier reinschreibt und nicht, weil sie das Thema nicht interessiert! (Und ich erzähl das nicht einfach so, ich bekomme Klagen!)

Es ist doch egal wie der Satz zusammen gebaut ist. Das ist doch nicht relevant im Gegenzug zu dem Thema das wir hier diskutieren!

Egal.

@Abendstern, ja du hast recht, bei uns ist es auch öfters nicht sehr fair.
Ich erlebe das auch in unserer Kanzlei, dass wir manchmal echt unfaire Prozesse gewinnen. Aber man kann nichts machen. Und das hat eben mit dem entsprechenden Anwalt zu tun. Solange der Anwalt die Argumente gut rüber bringt, wird sogar ein Betrüger aus der rechtlichen Situation leicht rauskommen. Schade, ja. Aber ich mach mir nie Sorgen um die Fälle wo es um Geld geht. Sind fast alle reich, was wollen die überhaupt.
Ich mach mir nur ab und zu Sorgen um die Kinder der geschiedenen Leute...

Ansonsten stimme ich Runen und ihren letzten beiden Postings zu.
"You do not fear... You do not falter. You do not yield."

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Beitragvon Wehwalt » Mo 13 Nov, 2006 22:24

@Runen, Du siehst die Strafe nur unter dem Rachegedanken. Rache für extremes Unrect kann ich zwar auch nicht verurteilen, aber das wäre ein anderer Thread. Ich sehe aber ein hohes Strafmaß in erster Linie als Abschreckung und Artikulation einer öffentlichen Ächtung. Und nun zitiere ich mich doch noch einmal (vom 16. Dez. 2005), weil ich es jetzt auch nicht besser formulieren kann.

Wehwalt hat geschrieben:Und prinzipiell leuchtet mir nicht ein, warum sich ein Gemeinwesen nicht darauf einigen können soll, daß gewisse Taten auch extreme Abschreckung erfordern. Und wie oben gesagt: Bei einfachem Mord wäre ich nicht dafür, aber Vergewaltigung und Genitalverstümmelung haben den ausschließlichen Zweck der Zerstörung von Individualität und Zementierung der sexuellen Rolleneinteilungen. Der Täter selber hat nicht einmal einen Vorteil davon. Er will nichts anderes, als die allgemeinen Lebensumstände scheußlicher zu machen. Denn mit jedem, der mit einer Vergewaltigung durchkommt, setzt sich in einem gewissen Maß ein bißchen mehr im Bewußtsein vieler fest, daß es seine Richtigkeit damit habe, daß eine Frau kein sexuelles Subjekt, nur Objekt, sein darf. Nicht reflektiert, aber unterschwellig. Und mit jeder unterlassenen Vergewaltigung wird dieser festzementierte Dreck etwas poröser. Und es ist nun wirklich keine Frage, ob ich als Person vielleicht mit geringerer Wahrscheinlichkeit Vergewaltigungsopfer sein könnte. Eine Gesellschaft mit verbreiteter, allgemein akzeptierter Misogynie ist auch für Männer scheußlich.
...
Als vor ein paar Jahren Joschka Fischer die ohnehin gar zu geringe Strafe für Vergewaltigung noch herabsetzen wollte, wird sich doch manches Schwein heimlich einen gegrinst und sich irgendwie in seiner Niedrigkeit bestätigt gefühlt haben. Und der eine oder andere wird sich dann vielleicht ein bißchen weniger zusammengerissen haben, wenn er mal wieder extreme Haßimpulse auf sexuelle Selbstbestimmung nagen spürte.
Und natürlich: Es gibt Scheußlichkeiten, die von manchen Menschen verübt werden, die aber trotzdem nicht für ihre Taten verantwortlich sind. Vor denen muß die Gesellschaft geschützt werden, aber sie dürfen nicht bestraft werden. Ich meine aber, daß es nicht ganz ohne Effekt auf niedriggesinnte Menschen, die aber durchaus imstande sind, ihre Handlungen zu steuern, ist, wie sich die Allgemeinheit zu ihren möglichen Delikten stellt. Und da ist das Strafmaß schon ein Kriterium, das ins Bewußtsein dringt.
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Denkarius
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Beitragvon Denkarius » Mo 13 Nov, 2006 22:39

Also ich habe die Diskussion hier mit großem Interesse verfolgt und möchte meinen Standpunkt kurz beitragen. Das Thema ist ja nicht nur politischer Natur sondern betrifft ja auch und vor allem die ethische, moralische und nicht zuletzt religiöse Grundausrichtung einer Gesellschaft.

Ich lehne im Grundsatz die Todesstrafe ab und bin froh, dass sie bei uns abgeschafft worden ist. Zustände wie in China, wo öffentliche Hinrichtungen regelmäßig stattfinden haben aus meiner Sicht mit moderner Zivilisation nichts zu tun.

Allerdings muss immer eine Güterabwägung stattfinden, meine ich. Und da darf man das Schutzinteresse der Allgemeinheit nicht zu sehr vernachlässigen, was wohl passiert, wenn Triebtäter und Mörder nach vermeintlicher Resozialisierung wieder "auf die Menschheit losgelassen werden". Sicher klappt das in vielen Fällen, aber ein Fehlschlag ist meiner Meinung nach schon zuviel. Und wer einmal rückfällig geworden ist, sollte für meine Begriffe nie wieder Gelegenheit dazu erhalten. Als Vater von zwei kleinen Kindern sehe ich das vielleicht noch kritischer als andere.

Ein Sonderfall ist für mich der Fall von politischen Diktatoren und Massenmördern á la Hussein, Bin Laden oder Milosevic. Diese Personen stellen für die Menschheit insgesamt eine Gefahr dar und haben so vielen Menschen das Leben genommen, dass sie nach meinem Empfinden kein Recht mehr auf einen Platz in unserer Mitte haben und durch ihre extrem grausamen Taten wirklich den Tod verdient haben.

Mir ist natürlich klar, dass eine Abgrenzung im Einzelfall schwierig ist, aber das ist in der Strafgerichtsbarkeit ja ohnehin ein Grundproblem und echte Gerechtigkeit wird es endgültig wohl leider nie geben. Gleichwohl lohnt es sich, dafür einzutreten, möglichst nah an diesen Zustand heranzukommen.
Amo vitam, amo generem,
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Amo rosam, desidero pacem
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Beitragvon Antike Runen » Mo 13 Nov, 2006 23:12

Wehwalt hat geschrieben:@Runen, Du siehst die Strafe nur unter dem Rachegedanken.


Durchaus nicht, Wehwalt.
Strafe steht unter vielen Gesichtspunkten, wie ich in meinem ersten Post ja auch versucht habe anzudeuten.
Sie kann als Prävention dienen, und zwar entweder im Nachhineinen, um bereits straffällig gewordene Personen an einer Wiederholung zu hindern, oder im Vorhinein durch Abschreckung, was der einzige Punkt zu sein scheint, unter dem deine Gedanken stehen.
Sie kann eine erzieherische Funktion haben, die häufigste Form von Strafe und die einzige, für die der Staat kein Monopol hat,
und sie kann unter dem Aspekt der Wiedergutmachung stehen, wie es etwa Reparationszahlungen nach einem Krieg tun, oder bis vor kurzem im Eherecht üblich war (wer Schuld an der Ehe-Scheidung ist, der muß fortan für den Unterhalt aufkommen). Letzteres ist in unserem Strafrechtssystem nicht weiter verankert (wohl aber im Zivilrecht), aber es wäre vielleicht mal einen Gedanken wert, auch hierüber nachzudenken. Ganz besonders auf dem Hintergrund, daß das monetäre Argument immer wieder auftaucht (Verbrecher sollen arbeiten, um für ihren Unterhalt aufzukummen). Ja warum sollte dann nicht von dem Arbeitsertrag auch ein Teil an die Opfer (oder deren Angehörige) gezahlt werden? Dies aber nur mal als Anregung.

Was den Punkt der Abschreckung angeht, also die Verhinderung von Straftaten aufgrund massiver oder schwerwiegender Strafandrohung, so glaube ich nicht, daß dies wirklich funktioniert, jedenfalls nicht für die Fälle Mord und Sexualstraftaten.
Wer eine solche Straftat aus Affekt oder triebgesteuert begeht, der denkt nicht logisch nach, und wer nicht über eine Straftat nachgedacht hat, dem ist auch ein angedrohtes Strafausmaß egal.
Wer über eine solche Tat logisch nachdenkt, der geht meistens eh nicht davon aus, erwischt zu werden. Ein mögliches Strafmaß ist also egal.
Daß dieses System der Abschreckung generell nicht funktioniert, sieht man ja auch in den USA, in denen die Mordrate (und Mord ist das einzige, was dort mit Hinrichtung bestraft werden kann) durchaus nicht geringer ist als anderswo.

Ich sehe also nicht, wie das von dir propagierte System der Abschreckung dazu führen soll, eine Straftat (gleich welche) zu verhindern.
Und erst recht glaube ich nicht, daß die Einführung der Todesstrafe für Sexualstraftaten zu einer Änderung des diesbezüglichen Verhaltens führen kann.

Im Gegenteil, ich sehe eine große Gefahr darin. Denn wenigstens so wahrscheinlich wie die von dir vermutete Abschreckung ist aber auch das genaue Gegenteil: Wenn das Leben des einzelnen nicht mehr in jedem Fall schützenswert ist, also eine Tötung aufgrund bestimmter Delikte wenigstens teilweise legal ist, dann öffnen wir auch den Weg für die gewaltvolle Mißachtung anderer Menschen durch einzelne.
Wenn das Leben eines einzelnen nicht mehr unantastbar ist, dann ist es die körperliche Autonomie erst recht nicht. Und wenn der Staat das vormacht, welches Zeichen setzt das für den potentiellen Täter?

Du siehst in einem hohen Strafmaß auch die Möglichkeit öffentlicher Ächtung. Gegen die öffentliche Ächtung von diesen Delikten habe ich ja gar nichts einzuwenden, aber mit welchen Mitteln willst du dies erreichen? Du propagierst die Selbstbestimmung der Frau, läßt dabei aber gleichzeitig das Recht auf Leben aller Menschen (und damit auch das der Frauen) brüchig werden. Das sehe ich nicht als einen Fortschritt an.

Da erscheint mir die Rache das durchaus gehaltvollere Argument.



EDIT: Ach übrigens, weil dies ja eine kleine Nebendiskussion hier in diesem Thread ist: Ja, ich finde es auch lästig, Posts ohne Punkt und Komma, mit zweifelhafter Rechtschreibung und mit ineinander gleitenden Wörtern zu lesen, und ja, es fällt mir auch schwer, einen solchen Beitrag zu lesen und noch schwerer, ihn auch zu verstehen.
Allerdings gehe ich davon aus, daß es vielleicht xXGinnyXx ähnlich schwer fallen dürfte, einen Post von Wehwalt oder mir zu lesen, in der vielleicht die Wörter eindeutiger voneinander getrennt sind, dafür aber die Sätze oft umso verschachtelter.
Es mag sein, daß mit mehr Sorgfalt auch ein den deutschen Sprach-Regeln eher entsprechender Post gesetzt werden könnte, aber ich finde, wir können dies genauso wenig von Ginny verlangen, wie sie von mir verlangen könnte, daß ich mit Rücksicht auf eine jüngere Altersstufe in meinen Posts weniger Fremdwörter benutze.
Wir müssen hier halt notgedrungen ein wenig Rücksicht auf die unterschiedlichen User, deren unterschiedliche Altersstufen sowie deren unterschiedliche Gewichtungen von 'Richtigkeit' oder 'Verständlichkeit' eines Posts nehmen, und eine Diskussion über ein grundlegendes und wichtiges Thema sollte in meinen Augen keinesfalls von schriftstellerischem Können oder der Sorge um Orthographie abhängig gemacht werden.
Auch nicht, wenn es uns das Lesen erschwert.

xXGinnyXx 2
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Beitragvon xXGinnyXx 2 » Di 14 Nov, 2006 14:11

falls du mich meinst nachtfalke ich meinte sicher nicht den Täter und das opfer sondern der Staatder die Todesstrafe ausführt und der täter!

mfg ginny
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Beitragvon Antike Runen » Mi 15 Nov, 2006 01:27

Nachtfalke hat geschrieben:Der Staat bzw. die Gesellschaft sollte nicht weniger Möglichkeiten oder Rechte als ein Täter haben.

Auch wenn ich es ungern in einer ernsthaften Diskussion mache, so muß ich es hier doch tun, weil es im Grunde die Quintessenz von deinem Post ist, Nachtfalke (jedenfalls soweit er meine Frage betrifft), und einen einzelnen Satz aus dem Zusammenhang herausnehmen.

Und eigentlich brauche ich ihn auch gar nicht mehr kommentieren, werde es zur Verdeutlichung aber dennoch tun, denn daß du nicht siehst, was ich in diesem Satz sehe, ist ziemlich offensichtlich.

Der Staat bzw. die Gesellschaft sollte nicht weniger Möglichkeiten oder Rechte als ein Täter haben.

Das heißt also übersetzt, beziehungsweise weiter gedacht:
- der Staat (die Gesellschaft lasse ich jetzt weg, denk sie dir dazu) darf alles tun, was ein Täter auch tut, um dem Täter etwas Angemessenes entgegen zu setzen
- der Staat muß sich also nicht darum scheren, was Recht oder Moral ist, wenn er es mit Verbrechern zu tun hat, weil es ein Verbrecher auch nicht tut
- der Staat darf genauso ungesetzlich oder unmoralisch handeln wie jeder Täter, schließlich ist er auch nur ein Spieler in diesem Risiko-Spiel


Hm, wozu dann noch Gesetze?
Im Sinne dieses deines Posts könnten wir sie generell abschaffen.