Eisberg voraus!

Heute sah ich im Fernsehen, dass Clive Plamer, ein Milliardär, die Titanic nachbauen lässt (http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitges ... bau-palmer).
Ich muss gestehen, da würde ich nicht mitfahren wollen - das hätte für mich einen zu schlechten Beigeschmack, auch wenn es mehr Rettungsboote geben soll. Außerdem finde ich es irgendwie... pietätlos. Fragt sich, warum eigentlich? Weil es dazu mehrere Filme gab, einer grauenhafter als der andere? Weil die Titanic irgendwie DIE KATASTROPHE schlechthin war im 20 Jahrhundert und semantisch auf-, ja geradezu überladen ist? Ich weiß es eigentlich gar nicht, aber mir ist doch mulmig bei der Vorstellung.

Was haltet ihr davon? Würdet ihr mitfahren wollen, und warum (nicht)?

Wäre doch ganz nett, dort im Blauen Salon zu sitzen, ganz entspannt bei einem Gin Tonic...mit viel Eis ...

Also ich bin schon seit dem Jahr 2008 ein totaler Titanic-Fan! Nicht nur von dem Film, sondern überhaupt generell von dem Schiff. Ich hab zu Hause drei Bücher (davon eins auf Englisch), viele Zeitungsartikel (auch Ältere), zwei Modelle, 5 Doku-Filme, den Film natürlich, eine Tasse, Magneten und einen Schlüsselanhänger aus England, etc.
Außerdem bin ich eine Art "kleine Expertin" von dem Schiff. Ihr könnt mich alles fragen, ich bin mir sicher, ich weiß die Antwort.^^ Ich hab auch schon in der Schule ein Referat auf Englisch und eins auf Deutsch gehalten.
Also Fakt ist: Ich bin eine große Fanatikerin / Expertin.
Als ich erfahren habe, dass es eine TITANIC II geben soll, war ich natürlich erstmal leicht geschockt. Eine zweite Titanic? Was mich vorallem ein wenig nervt ist die Tatsache (ich hab eigentlich nichts gegen Chinesen), dass das Schiff von Chinesen gebaut werden soll! Die Titanic war bzw. ist ein IRISCHES Schiff! Es wurde von Iren gebaut. Nicht von Chinesen. -.- Warum machen das die Chinesen? Ich schätze mal. weil es dann billiger ist. Wenn er schon ein Milliardär ist und schon mein Lieblingsschiff exakt nachbauen will, dann soll er wenigstens nicht am Geld sparen! ._. Und ich weiß auch nicht, ob es wirklich so gut ist, mit der traurigen Geschichte im Hintergrund zu reisen. Vielleicht fahre ich mal mit. Aber ganz sicher nicht bei der Jungfernfahrt. Teilweise zahlen die Passagiere für die 1. Klasse über 1 Mio. Dollar. Ich will nicht wissen, wie viel sie für die 2. bzw. 3. Klasse verlangen...
Außerdem gilt für mich, dass es nur die eine Titanic gibt. Keine andere. Es gibt für mich immer nur die eine Titanic und die liegt in 3.600 Meter Tiefe am Grund des Nordatlantiks. Und da können sie noch 10 weitere Schiffe bauen.
Aber, wenn ich genug Geld habe und das Schiff schon einige Fahrten hinter sich hat, dann werde ich vielleicht mitfahren.
LG
Peeta

Ich kann mir nicht helfen: Ich finde die Idee viel zu morbid. Ich meine, es ist eine Sache, eine Titanic-Gedenkfahrt incl. Hinterbliebene, Trauerfeier und Kränze versenken zu machen, auf derselben Route, die das Schiff damals genommen hat. Aber eine ganz andere, so etwas nachzubauen. Ich würde nicht mitfahren. Ebenso wenig würde ich auf die "Gustloff II" einchecken. Haltet mich für abergläubisch, aber ... nee nee nee.

Ich persönlich halte nichts von dem Nachbau. Manche Dinge sind für mich unantastbar, darunter gehört auch einfach dieses Unglück. Vielleicht bin ich einfach zu Katastrophen-geschädigt, dass ich es nicht mag, oder, dass ich sowieso auf dem kleinsten Trettboot schon seekrank werde, im Endeffekt find ich es respektlos den ganzen Menschen gegenüber, die ihr Leben gelassen haben. Genauso wie diese selten dämlichen Verfilmungen...

Ich halte die ganze Titanic-Sache für emotional komplett überbelegt. Sicher war es eine furchtbare Katastrophe, aber nur eine von vielen, und alle Beteiligten sind wohl inzwischen tot. Im zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlingsschiffe mit wesentlich mehr Menschen darauf gnadenlos zerbröselt, und keinen kümmerts heute mehr, weil der Stoff eben nicht für eine schnulzige Lovestory taugte. Games wie Medal of Honor oder Flames of Nam zu zocken halte ich da für wesentlich amoralischer.

Also ich halte auch nicht viel davon die "Titanic" nachzubauen. Und mal ganz ehrlich, würde man dieses Schiff heutztage wirklich genau so nachbauen wie sie damals war? Es war ja nicht nur allein der Eisberg schuld warum das ding so schnell abgesoffen ist. Aber eigendlich kann es mir auch egal sein, wenn einer zu viel Geld hat soll er doch machen was er will und ich könnte es mir sowieso nicht leisten da mit zu fahren. Abgesehen vom bitteren Beigeschmack und dem mulmigen Gefühl in der Magengegend.

Also ... ich finde, dieser Mensch sollte seine Kohle unter uns verteilen und wir schreiben die genialsten Geschichten der Welt davon ... obwohl ... mit Ahzrarn im blauen Salon zu sitzen (*Gin Tonic mit viel Eis rüberschieb) ... hätte Flair!

Insgesamt wäre mir das Ganze dennoch zu sehr mit der Erfahrung der Menschen behaftet, die damals umgekommen sind ... also, Ahzrarn, vielleicht doch mal einen Gin in einem anderen Salon?

Ahzrarn hat geschrieben:Games wie Medal of Honor oder Flames of Nam zu zocken halte ich da für wesentlich amoralischer.

Ja mei, die Spieler solcher Spiele sagen dann halt: "Sicher war es ein furchtbarer Krieg, aber nur einer von vielen." ... oder so ähnlich.

Keine Ahnung, wie die damit klarkommen; ich kenne solche Leute nicht und bin auch nicht scharf auf sie .
Tatsache ist jedoch, dass das millionenfache kollektive Leid und Drama dieser Kriege und aller anderer, bis hin zu den sog. Friedensmissionen unserer Tage, wesentlich "frischer" und in vielen Menschen heute noch gegenwärtig ist und in keinem Verhältnis steht zu einer einzelnen Katastrophe, welche vergleichsweise wenige Menschen betraf, welche sich des Risikos das eine solche Reise grundsätzlich immer beinhaltet bewusst gewesen sein mussten, und es trotzdem freiwillig eingingen.

Off-Topic:

Ahzrarn hat geschrieben:Keine Ahnung, wie die damit klarkommen;

Die kommen wunderbar klar. Wieso auch nicht? Die bringen ja keinen real um. Und ich wüsste nicht was der Unterschied ist zwischen einem HDR-Gemetzel-Spiel oder einem Spiel, das auf einem real passierten Krieg aufbaut. Ist doch eh alles nur virtuell und irgendwelche Polygon-Haufen, von daher... Bitte nicht falsch verstehen, ich spiele solche, von dir genannten, Spiele nicht

Ich persönlich vergleiche Kriege und Katastrophen generell nicht miteinander, denn alles ist auf seine eigene Weise schlimm.

Jaja, die pösen, pösen Ego-Shooter aka Killerspiele wieder. Kaum eine Diskussion, in denen sie nicht auftauchen. Am besten alle Spieler von Medal of Honor, Battlefield und Call of Duty wegsperren, sind ja schließlich zukünftige Soziopathen, Psychopathen und/oder Massenmörder. Sobald der Krieg in einem Videospiel thematisiert wird, scheint sich die Hölle aufzutun. Aber wenn ein Film darüber gemacht wird, ist er natürlich großartig und krieg 10 Oscars. Heucheleich vom feinsten.

off

Mahogany hat geschrieben:Ich kann mir nicht helfen: Ich finde die Idee viel zu morbid. Ich meine, es ist eine Sache, eine Titanic-Gedenkfahrt incl. Hinterbliebene, Trauerfeier und Kränze versenken zu machen, auf derselben Route, die das Schiff damals genommen hat. Aber eine ganz andere, so etwas nachzubauen. Ich würde nicht mitfahren. Ebenso wenig würde ich auf die "Gustloff II" einchecken. Haltet mich für abergläubisch, aber ... nee nee nee.

Sowas von dito.

Ich würde mir das Schiff gern mal anschauen (da finde ich den Anfang des Films so toll, dieser erste Blick aufs Schiff und die Musik dazu - den Quark mit Leo und so vergessen wir da schnell mal... ), von außen und von innen. Aber nur, solang es im sicheren Hafen vor Anker liegt.

Ok, bin eigentlich nicht so arg abergläubisch, aber in der Seefahrt gibts so viele Geschichten, etc ("Seemannsgarn", ja, ich weiß, wie z.B. dass man Schiffe nicht einfach so umbenennen soll, weils Unglück bringt etc) - da hätte ich einfach einerseits die ganze Zeit ne Gänsehaut und schlechtes Gefühl. Und andererseits müßte ich ständig an die Menschen denken, die ihr Leben auf der Titanic verloren haben.

Die Titanic ist ja nicht nur so präsent bis heute, weils eine so große Katastrophe mit so vielen Toten war. Da war einfach zum einen diese Ironie, das Schiff "unsinkbar" zu nennen. Und dann diese Punkte wie z.B., dass es zu wenig Rettungsboote gab, die Menschen "3. Klasse" einfach "eingesperrt" wurden, etc pp. Heute weiß man ja z.B. auch, dass wohl viel mehr Passagiere hätten gerettet werden können - u.a. einfach nur mit hilfe einiger Matratzen o.ä.
(Die Costa Concordia ist ja auch nicht nur so präsent in den Medien gewesen, weil sie gesunken ist und Menschen ums Leben gekommen sind, sondern auch deshalb, weil es wegen so einer dämlichen Sache geschah und wegen des Verhaltens des Kapitäns und seiner Crew.)

Was anderes wärs für mich, ein neues Schiff zu bauen, mit neuem Namen, das an die alten Ozeanriesen erinnert. Ohne eben eine "genaue" Kopie zu sein. Denn die alten Schiffe hatten einfach mehr Charme als diese neuen, immer größer werdenden schwimmenden "Hotels". Das sind ja manchmal total hässliche Klötze die nur noch entfernt an Schiffe erinnern.