Meg, du hast es erfasst

ich finde nicht, dass man in diesem fall von "rausekeln" sprechen kann. immerhin hat er ja was getan und ich finde es auch durchaus richtig, das anzusprechen. die entsprechenden konsequenzen zu fordern kann man auch niemandem verbieten.
dass es da einen gewissen machtkampf unter den parteien gegeben hat, kann man natürlich nicht leugnen. aber auch leute aus seiner eigenen partei waren der meinung, dass er gehen sollte.
dass man auch von den anderen politikern viele rauswerfen sollte, ist natürlich vollkommen richtig. aber ich finde, es ist die falsche angehensweise, ihn zu behalten, nur weil andere auch nicht besser sind. umgekehrt wird schon eher ein schuh daraus.

Doch, @megsit, das war eigentlich so richtig rausgeekelt ...
Ich weiß auch nicht, was der Guttenberg falsch gemacht hat. Ich hab keinen ANhaltspunkt, wirklich. Drohte er, die Ausgaben für den Vasallenkrieg zu reduzieren? Hatte er ein Fünkchen zuviel Nationalinteressen im Sinne? Wirklich ... keine Ahnung.
Nur um eines gings bestimmt nicht: ein paar abgeschriebene Stellen aus ein paar Zeitungen oder meinetwegen auch irgendendeinem Recherchedienst des Bundestags. Da hätte die Presse doch schlichtweg einfach das Maul halten können, und gar nix wäre passiert. Aber sie hat im Gegenteil den Grünen und Sozis das Signal gegeben, die Messer zu wetzen, und aus einer Lappalie einen Riesenaufruhr gemacht. Jetzt heißts am Ende sogar noch, er habe die Wissenschaft beschädigt - herrje ... die Wissenschaft! Mit einer juristischen Arbeit - also irgendeinem rein ideologischen Machwerk. Über solches Zeug sollen wir uns aufregen? Nö. - Verstehen tu ich das Ganze aber leider trotzdem nicht.

Zum Glück gibt es jemanden, der meine Gedanken irgendwie niederschreiben kann.
Danke dir Wehwalt (;
Bin dir sehr verbunden.

um mich auch mal kurz dazu zu äußern:
ich finde es einerseits gut und andereseits schlecht,
schlecht deshalb, weil er zurückgetreten ist, denn einen schlechten job hat er wahrlich nicht gemacht
und gut finde ich das er die sache so konsequent durchgezogen hat und sich nciht weiter von den Politikern mobben lässt

und über die vorbildfkt. wurde nun schon genug geschrieben, also lass ich das

Und daran sehe ich mal wieder, das du nicht verstanden hast, worauf wir hier hinaus wollten Wehwalt
Es ist egal, OB die Presse nun darüber berichtet, oder eben nicht. Es ist nicht tragbar.
Ein Mensch im Dienste des Volkes darf sich sowas nicht erlauben. Das ist einfach nicht richtig.
Und dann zu lügen. (Der Weg, wie alles nun ins Rollen kam, ist hierbei vollkommen unwichtig!
Es geht um die Tatsache... )

Wehwalt hat geschrieben:Nur um eines gings bestimmt nicht: ein paar abgeschriebene Stellen aus ein paar Zeitungen oder meinetwegen auch irgendendeinem Recherchedienst des Bundestags. Da hätte die Presse doch schlichtweg einfach das Maul halten können, und gar nix wäre passiert.

wenn es ein paar abgeschriebene stellen gewesen wären, hätte ich damit auch kein wirkliches problem, wehwalt. aber es geht hier um wesentlich mehr. angeblich soll etwa die hälfte seiner doktorarbeit abgekupfert gewesen sein. ich gehe mal davon aus, dass diese schätzung übertrieben ist, da verlasse ich mich dann lieber auf die endgültigen zahlen der uni bayreuth, aber ich halte es für unwahrscheinlich, dass es bei den von dir genannten "paar zeilen" bleiben wird. und wenn man seitenweise abschreibt, um einen rang zu erhalten, und es als sein eigenes werk ausgibt, schmückt man sich nunmal mit fremden federn.
wenn er also schon betrügt, um sich doktor nennen zu dürfen, will ich nicht erleben, wie es aussieht, wenn er sich kanzler nennen will

und dass die presse das maul hält, wenn politiker mist machen, passiert schon viel zu oft

Marcus, ich sehe den Fall Guttenberg anders als du. In Guttenbergs Handlungen habe ich nie nationale Interessen gesehen, im Gegenteil, er hat sich ja sehr betont den USA zugewendet. Außerdem hatte er seit langer Zeit die Bild im Rücken, die ihn hochgeschrieben hat.
Guttenberg hat bei anderen Maßstäbe angesetzt, die er selbst nicht halten konnte. Er hat im Herbst 2009 bei dieser Kunduz-Geschichte Schneiderhan und Wichert entlassen, weil sie nicht ehrlich gewesen wären. Wer so etwas macht, muss sich nicht wundern, wenn ein Sturm losbricht, wenn man beim Lügen erwischt wird. Das wurde Guttenberg ganz offensichtlich, er lügt bis heute, wenn er behauptet, dass die Dissertation nicht absichtlich plagiiert wäre - wer sich die Auswertung im GuttenPlagWiki anschaut, sieht, dass das weder ein Versehen noch handwerkliche Fehler waren, sondern Absicht. Jeder Student würde wegen so was sofort exmatrikuliert werden - deshalb ist die Aufregung gerade bei Wissenschaftlern so groß.
Andere Politiker lügen auch - aber keiner hat eben vor ihm so populistisch Ehrlichkeit verlangt, und das hat sich gerächt - und da konnte nicht mal die Bild noch was machen.

Schwer in Worte zu fassen.

Es war falsch was er gemacht hat. Er hätte nicht abschreiben dürfen und das ihm sein Doktortitel aberkannt wurde ist die logische und richtige Konsequenz daraus.

Aber:
Jetzt zu sagen, er hat seine Arbeit schlecht gemacht bzw. wie man ihm jetzt noch vertrauen soll... Sorry, aber an seiner Arbeit als Minister ändert das nichts. Nur weil er da abgeschrieben hat ist jetzt nicht alles falsch und schlecht und es macht ihn nicht zu einem schlechten Menschen und er hat niemandem, außer sich selbst damit geschadet.
Mal ehrlich: Jeder hat schon abgeschrieben und er ist mit Sicherheit nicht der erste der sich so einen Doktortitel geholt hat (und ich rede jetzt nicht nur von Berühmtheiten). Und im Gegensatz zu dem, was sich andere Politiker leisten ist das einfach lächerlich.

Ich finde es sowieso schon seit Wochen lächerlich, das er für alles verantwortlich gemacht wird, was passiert, sei es der Soldat der in Afghanistan erschossen wurde oder das auf der Gorch Fock. Er ist zwar Verteidigungsminister, aber er ist der Letzte der erfährt was passiert. Keiner rennt zu ihm, wie eine Petze im Kindergarten. Er hat das Mädel auf der Gorch Fock nicht dazu gezwungen irgendwo hoch zu klettern und er hat niemandem gesagt, er soll mit seiner Waffe rumspielen.

Das wars von mir...vllt. auch nur deswegen weil ich übermüdet bin und jetzt ins Bett geh.

Vielleicht haben mich sowohl "Freund" (Alpha) als auch "Feind" (Vic) mißverstanden. Ich halte diesem Guttenberg gar nichts zugute. Ich glaube, er dachte irgendwann, es wäre eben süß, vor seiner Latte von Namen und Titeln auch noch das Dr. dranhängen zu haben, und versuchte das auf die aufwandsärmste Art und Weise ins Werk zu setzen. Wahrscheinlich hat er sich sogar Rat eingeholt, wie das geht, ohne richtig was dafür tun zu müssen - Adlige kennen ja Leute, und Politiker auch. Da war er nicht der erste.
Und als die ersten Zweifel in der Presse erschienen, war er zunächst auch ziemlich frech ("abstrus") - weil er vermutlich einfach gedacht hat, er wird da mit Leichtigkeit rausgehauen wie seit hundert Jahren jeder, den man braucht. Ich bezweifle überhaupt nicht, daß dei Leute vom WikiPlag oder wie das heißt recht haben - nur wird das bei der Guttenberg-Dissertation alles andere als eine Neuheit sein. Aber nun lag irgendein Grund vor - ich gebe ja zu, ich weiß nicht, welcher; vielleicht weiß das der Guttenberg selber nicht -, daß er ausnahmsweise doch nicht rausgehauen wurde, sondern schlichtweg hängengelassen oder, wie es der megsit auszudrücken beliebte, "rausgeekelt".
Ich weiß nicht, ob manche von Euch sich noch an den "Parteispendenskandal" vor gut 10-15 Jahren erinnern. Damals kam auf einmal die Spendenpraxis der CDU in Verruf, und die höchsten Parteiexponenten wie der damalige Bundeskanzler Kohl mußten mit Überraschung feststellen, daß nicht einmal vor ihnen die "Aufklärungskampagne" Halt machte - und sie waren einfach anderes gewohnt; ihre Verblüffung war ehrlich und glaubwürdig. Der Grund damals war, daß - so unwürdig eine solche Spendenpraxis für ein demokratisches Staatswesen in der Tat ist - mit der Finanzierung der nationalen Machthaber durch nationales Kapital immer noch eine gewisse Rest-Unbeeinflußbarkeit der Politik durch Befehle von außen aufrechterhalten worden war - und damit sollte Schluß sein: Das war dann auch ein paar Bauernopfer innerhalb der Union und bis an ihre Spitze wert.
Und ich vermute nun einfach auch irgendeinen tieferen Grund, daß man den Guttenberg so hat hängen lassen. Nicht weil ich der Meinung wäre, man sollte Doktorarbeiten abschreiben; nicht, weil ich den für einen ehrenwerten Menschen hielte - sondern eben, weil er mir nichts Außergewöhnliches getan zu haben schien und weil er sich offensichtlich selber so gewundert hat. Nach wie vor - ich kann grob danebenliegen und habe keine Indizien, meine Vermutungen zu verteidigen.

Ich hab mal ganz kurz was im Fernsehen gesehen, wo Merkel gesat hat, er habe seinen Job immer gut
gemacht, egal ob er das alles jetzt abgeschrieben hat, das Amt habe er sehr zufrieden stellend ausgeführt.
Jetzt ist meine Frage: Wollt ihr jemanden der ehrlich ist und Scheisse arbeitet oder einen der seinen Job gut macht,
aber seine Arbeit abgeschrieben hat?
Vielleicht hat er sich so unter Druck gesetzt gefühlt, dass er keinen anderen Weg sah? ^^"

Artveny hat geschrieben:Jetzt ist meine Frage: Wollt ihr jemanden der ehrlich ist und Scheisse arbeitet oder einen der seinen Job gut macht, aber seine Arbeit abgeschrieben hat?

wir wollen jemanden, dem wir vertrauen können. man stellt ja auch keine gute verkäuferin ein obwohl man jeden tag angst haben muss, dass sie mit der kasse abhaut.

Ich kann jetzt was ergänzen, was meine Vermutung ein bißchen stützt. In einem Gespräch mit einem Bekannten habe ich erfahren, daß der Guttenberg in der Vergangenheit geäußert haben soll, daß er zwar das Afghanistan-Engagement nicht sofort beenden könne, in Zukunft aber die Bundeswehr nur einsetzen wolle, wenn damit deutsche Interessen durchgesetzt werden. Also tendenziell: Keine Vasallenaufträge für die USA. Voilá - da haben wir einen plausiblen Grund, ihn abzusägen.

Ist ja auch irgendwie komisch, daß irgendein Bremer Professor jetzt auf einmal anfängt, diese Dissertation zu lesen und Zitatnachweise zu überprüfen. Also - der Mann war gekauft! Die haben vermutlich eine ganze Horde Spürhunde darauf angesetzt, um irgendwas zu finden, mit dem dem Freiherr an den Karren gefahren werden kann. Um dann, wie jetzt geschehen, eine Pressekampagne loszufahren - und gegen die ist jeder machtlos.

Nach allen Berichten, die ich kenne, sieht es eigentlich eher umgekehrt aus, Marcus - Guttenberg hat betont, dass Deutschland mehr Auslandseinsätze machen will und hat sich immer als sehr amerikafreundlich gezeigt. Es ist sogar davon die Rede, dass er seit langer Zeit der erste echte "Transatlantiker" als Verteidigungsminister gewesen wäre.

Ich glaube, seine Ungläubigkeit beruht viel eher darauf, dass er trotz voller BILD-Unterstützung im Rücken sich nicht halten konnte - und einem gewissen Realitätsverlust, wenn man bedingt, dass er Trittin mit einer Anzeige gedroht hat, als der offen gesagt hat, dass die Dissertation ein Plagiat ist.

Und @Artveny, die Geschichte mit dem Job gut machen wird zwar viel erzählt - aber ich habe bis jetzt ehrlich gesagt noch keine einzige positive Errungenschaft von ihm gehört, außer dass er Bierzelte bei Wahlkampfauftritten gefüllt hat.

Der war Transatlantiker? Hm ... das ist ein wichtiger Hinweis. Und ich habe keine Quelle ... nur das Zeugnis eines politisch wachen Zeitgenossen. Dein Link funktioniert übrigens nicht (nicht nur daß Du ulr statt url geschrieben hast - ich hab die URL gecopypastet, und er findet sie nicht. EDIT ach doch, sorry. Ok. Dachte schon, so wirst Du nie Dockter) ....

Aber dann einfach mal andersrum gefragt, Vic: Wie erklärst Du Dir das alles? Also warum wurde die Kampagne losgetreten? Wie kam dieser Bremer Prof darauf, diese Fußnoten zu untersuchen? Einfach so aus Wahrheitsliebe und dem hehren Interesse an Einhaltung akademischer Gepflogenheiten?
Wie gesagt, mir geht es nicht darum, eine austauschbare Pappnase genenüber einer anderen zu bevorzugen. Irgendeiner muß halt den Kriegsminister machen (keine Ahnung, wen sie jetzt genommen haben) ... Aber ich kann einfach nicht an einen Zufall glauben (ich gebe zu ignorantia non est argumentum) - fällt einfach sehr schwer, wenn man das deutsche Pressewesen ein bißchen kennt.