Dumbledore saß in seinem Büro. Es war nicht mehr so leicht für ihn, sich nach der Weihnachtszeit wieder in die Amtsgeschäfte zu finden. Dieses Ministerium .. aller Welt erzählt es, wie paranoid es sei, Voldemort zu fürchten, aber im Kleinen ihm eine solche Niedertracht zuzumuten. Missmutig strich sein Blick über das neuinstallierte Bild neben seinen Amtsvorgängern. Natürlich schliefen hier alle, er hatte ja dafür gesorgt, dass sei tatenlos bleiben müssten, die Bildinsassen. Das Lehrpersonal auszuspionieren! Noch einmal verzog er angeekelt das Gesicht. In jedem Lehrerquartier hatte das Ministerium auch eine kleine Miniatur installiert, und die Portraits sollten ihm über deren Aktivitäten Bericht erstatten. Nun ja, man war einfach nicht mehr Herr im eigenen Hause. Da kannte Fudge ihn immer noch nicht, wenn er geglaubt hatte, dass ein Albus Dumbledore auf diese Weise die Loyalität seiner Kollegen würde überwachen wollen. Trotzdem .. das ihm. Nun gut, er hatte ja als erstes die Lehrerkonferenz einberufen und angeordnet, dass die neuen Kunstwerke in jedem Lehrerzimmer mit einem anderen Bild überhängt werden sollten. Sollte eine Episode bleiben, zumindest solange er noch Schulleiter war. Freilich .. dumm ist es nicht. Wer weiß, wer ihm im Amte nachfolgen würde, irgendwann würde wohl schon einer Verwendung finden.
Nur in ihrem eigenen Hause scheinen sie für solche Ordnungsmaßnahmen keinen Sinn zu haben. Kingsley Shacklebolt nach Portugal. Gerade hatte er die Eule von Arthur empfangen. Was das nun wieder sollte? Immerhin – seine Methode wäre das auch nicht gewesen – aber Fudge war doch so stolz, endlich jemanden dauerhaft im Mugglepremierministerium installiert zu haben, der dort auch Vertrauen genoß. Natürlich ärgerte Dumbledore in erster Linie, dass ein weiterer der spärlich besetzten Posten in Grimmauld Place verwaist bleiben sollte – aber leicht zu verstehen sind die Gedankengänge solcher Ministeriumsseelen wahrhaftig nicht.
„Melde Seiner Exzellenz dem Schulleiter ..“– „Ruhe .. was .. wie?“ Dumbledore wandte sich zu der nie zuvor gehörten zackig klingenden Stimme um. In seinem Spionbild stand ein Männlein in Mugglesoldatenkleidung zwischen lauter schlafenden Kollegen. Wie konnte denn .. hatten seine Lehrer ihm denn nicht zugehört? Bild überdecken und fertig! „Melde gehorsamst, Sir ..“ – schon dieser Ton, musste Dumbledore denken – „Ich wünsche keine Meldungen zu hören!“ – „Sir, erlaube mir die submisseste Belehrung, dass solches außer dero Gnaden Ermessen steht ..“ – ganz schön frech, dieser Wicht .. – „Bin dero gehorsamster Berichterstatter und bringe Seiner Exzellenz zur Kenntnis ..“ Resigniert wandte Dumbledore sich um. Vielleicht war es besser, den Wicht einmal anzuhören und dann morgen den entsprechenden Lehrer nochmals zur tunlichsten Wanzenunschädlichmachung aufzufordern. „Professor Black, Sir ...“ … Sirius! dachte Dumbledore. Richtig, er war der Lehrerkonferenz ferngeblieben. Eine weitere Sorge, die ihn gequält hatte, bevor die missliebige Botschaft über Shacklebolt eingetroffen war. Er spürte, dass er mit dem verdrossenen Gesichtsausdruck, dessen er sich in diesem Moment nicht enthalten konnte, seinen Denunzianten nur ermutigte.
„Nun denn, also, was ist mit Professor Black? Hat das nicht Zeit bis morgen?“ Keineswegs war ihm danach, irgendetwas über seinen vertrauten Freund zu hören, was dieser ihm nicht selbst berichten wollte.
„Professor Black geruht fleischlichen Umgang zu pfl...“ – „Schluß jetzt!“ So laut hatte Dumbledore nie geschrien, zumindest nicht, wenn er alleine war. Aber eben das war er ja auch zu seinem Leidwesen gerade nicht! Hatte das Ministerium am Ende ihn zermürben wollen mit dieser gemeingefährlichen Installation? Denn in der Tat, seine Künste, die er zuvor darauf bereits verwandt hatte, hatten noch nicht gereicht, gleich zu Anfang das Denunziantenbild umzudrehen oder abzuhängen. Steckte ein ganz schönes Stück schwer zu ergründender Magie dahinter. Immerhin, er zielte sehr gut mit seinem Kaubonbon auf das Gesicht des Soldaten, der wenigstens den Kopf einzog und keifend aus dem Bild rannte. .. „pflegen mit einer Schülerin des Hauses Sly ..“ – Weg war er.
Lächelnd ging Dumbledore auf das Bild zu und betrachtete das Kaubonbon, das daran klebte. Ob Sirius nun von diesem Meisterwurf erführe? Schade, dass man so etwas nicht weitererzählen konnte, ohne als gar zu eitel zu erscheinen. Sollte er es kleben lassen?