Elinore führte sie in den fünften Stock wo sie an der Säule halt machte, die den Schlüssel für ihr Versteck aufbewahrte. Sie holte ihn und ging dann den Gang hinunter wo sie vor einer unscheinbaren Tür hielten. Elinore schloss die Tür auf, ließ Candra und Leno eintreten und folgte ihnen, nicht ohne noch einmal den Gang hinunter zu sehen.
“Was ist das für ein Raum?“ fragte Candra sie.
Elinore entzündete ein paar Kerzen, die das leere Klassenzimmer in schummriges Licht tauchte.
“Ein altes Klassenzimmer das seit vielen Jahren nicht mehr benutzt wird. Das war früher unser Versteck, also von Bill, mir und den Anderen. Später habe ich ihn zu meinem persönlichen Übungsraum gemacht.“
Sie zündete ein paar weitere Kerzen an.
“Und bevor ihr fragt, Dumbledore weiß von dem Raum, er hat mir sogar das versteck unten in der Säule gezeigt.“
Elinore verteilte die Kerzen im Raum, der dadurch heller und freundlicher wurde.
“Was ist los El?“
Elinore drehte sich zu Candra um, die Stunde der Wahrheit war gekommen. Sie setzte sich auf ein altes Schreibpult und verschränkte die Hände.
“Das ist gar nicht so leicht…ich…“ begann sie und brach ab.
Ihr Blick suchte einen Fleck auf der Wand, an den sie ihr Blick heften konnte. Sie konnte die Beiden nicht ansehen, nicht wenn sie es ihnen erzählen wollte.
“..das ist eine längere Geschichte.“
Sie seufzte leise, jetzt gab es kein zurück mehr.
“Letztes Jahr ist meine Mum sehr schwer krank geworden. Krebs hatten uns die Ärzte gesagt, doch bei richtiger Behandlung wäre er heilbar. Sie hat mehrere Therapien ausprobiert, bis im Frühling dieses Jahres, eine neuartige Therapie endlich angeschlagen hat. Es ging ihr besser, sogar so gut, dass wir meinen Geburtstag zusammen feiern konnten. Doch dann plötzlich…“ sie schluckte.
“…verschlechterte sich ihr Zustand wieder rapide. Der Krebs, den sie fast besiegt hätte, hatte gestreut und sich überall in ihrem Körper ausgebreitet. Nach dem letzten Schultag Anfang des Sommers, bin ich sofort zu ihr ins Krankenhaus gefahren und war ab da jeden Tag bei ihr. Sie ließ sich ihre Schmerzen nie anmerken, nur wenn ich in ihrer Augen sah, wusste ich was sie durchmachte. So viel Schmerz…“
Elinore stockte kurz, sprach dann aber weiter.
“Die Muggelärzte konnten ihr nicht helfen, deshalb redete ich auf sie ein, sich im St. Mungos behandeln zu lassen, selbst Dad hat er versucht, doch sie wollte es nicht. St. Mungos war unsere Welt, die von Dad und mir und nicht ihre.“
Sie strich sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht.
“Am Morgen des 13. Julis betrat ich ihr Krankenzimmer und spürte das etwas anders war als die Tage davor. Ihr Gesicht war genauso bleich und eingefallen, doch es drückte so viel Ruhe aus und sie lächelte. In ihren Augen war kein Schmerz zu lesen, sondern nur diese tiefe Ruhe die ihr ganzes Gesicht wieder spiegelte. Da wusste ich, das es Zeit war Abschied zu nehmen.“
Ein Kloß bildete sich in Elinores Hals, doch sie drängte ihn zurück, es gab noch so viele Sachen die sie erzählen musste.
“Wir haben ein Buch zusammen gelesen, ein Buch das ich als Kind geliebt und sie mir jeden Abend vorgelesen hat. Danach aßen wir ein paar Kekse, ein Ritual von früher….und dann redeten wir über Hogwarts. Es machte sie glücklich mich von Hogwarts erzählen zu hören, sie meinte man würde an meiner Stimme hören wie sehr mir unsere magische Welt am Herzen liegt. Sie nahm meine Hand, drückte sie an ihre Wange und sagte plötzlich, wie gerne sie bei meinem Abschluss dabei bewesen wäre.“
Elinore traten Tränen in die Augen.
“’Ich werde immer bei dir sein, vergiss das nie Elinore.’ Sie sah mich an während sie das sagte und kaum hatte sie meinen Namen ausgesprochen, wich das Leben aus ihren Augen. Sie schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. Ein Lächeln zog über ihr Gesicht, als sie mich noch einmal ansah, doch es waren Augen in denen kein Leben mehr war, sie sah einfach durch mich hindurch, als wäre ich nicht da. Sie schloss ihre Augen und holte noch einmal Luft. Dann drang der langanhaltende Piepton durch ihr Zimmer, der bewies das ihr Herz stehen geblieben war. Ich weiß nicht einmal mehr was danach genau geschehen war, ich erinnere mich an Menschen mit weißen Kitteln und an Dumbledore der mich von dort wegholte und nach Hause brachte.“
Elinores Hände zitterten als sie in ihrem Umhang nach einem Taschentuch kramte.
“Gestern…war ihr Geburtstag…“
Sie wischte sich die Tränen von den Wangen.
“Ich hatte meinen Kalender magisch verzaubert um mich an ihren Geburtstag zu erinnern. Er hing den Sommer über hier in Hogwarts… verrückt oder?!“
Ein schiefes Lächeln trat auf ihre Lippen.
“Deswegen...war ich gestern so…komisch…und deswegen habe ich mir heute von Snape dieses Trank geben lassen, nachdem was Leno im Schlafsaal gesagt hat. Ich weiß wie es ist eine geliebte Person sterben zu sehen, denn ich war dabei.“
Tränen quollen aus ihren Augen, doch sie wischte sie wie kleine Störenfriede davon.