Nyro öffnet auch die beiden anderen Dateien.
Sie bekommt folgendes zu lesen:
Meinen Kellerbau habe ich nun erweitert. Endlich habe ich einen Anschluss an das Wasser- und Abwassernetz, und so habe ich, neben einem Waschbecken im Labor, auch ein Badezimmer mit Dusche und WC eingebaut. Wirklich nötig ist es ja nicht, aber angenehm ist es schon, sich nicht mehr im Fluss zu waschen, besonders im Winter. Das Klohäuschen im Garten lasse ich stehen, auch wenn ich es nicht mehr benutze. Auf den ersten Blick hat sich mein Haus in den vergangenen fünfzig Jahren ja nicht geändert, und so soll es auch weiterhin aussehen. Ich habe keine Lust auf Industriespionage oder ähnliches, und erst recht keine Lust auf Besuche von Mediengesellschaften. Soll die Welt von mir doch denken, was sie wollen. Mein Anwalt regelt alles für mich, und keiner wird auf den Gedanken kommen, dass die Firma einem kauzigen alten Vogelzüchter wie mir gehören könnte, trotz der Namensähnlichkeit.
Mehrere Länder haben den Verkauf des Stoffes nun verboten. Sie stufen es als Medikament ein, weil es eine so große Wirkung hat.
Nun ja, sie haben sicher ihre Gründe – das Zeug ist wirklich stark. Nur in einer sehr hohen Verdünnung werden die Nebeneffekte soweit reduziert, dass man es trinken kann, ohne dass seltsame Dinge geschehen. Und ich weiß ja selbst noch nicht einmal wirklich, was dieser Stoff eigentlich genau ist, und warum er so wirkt.
Aber die Firma läuft gut, diese sogenannten Energy Drinks sind der Verkaufsschlager schlechthin überall dort, wo sie verkauft werden dürfen. Und die Diskussionen um meinen Roten Bullen, und das Verkaufsverbot in Skandinavien, haben sicher dazu beigetragen, die Verkaufszahlen weiter zu steigern. Es ist doch nichts so verlockend wie das, was anderswo verboten ist.
und schließlich, in der ältesten Datei:
Freya hat mir wieder ihre Eule zur Pflege dagelassen, und direkt ein paar Tausend Florfliegen mitgenommen. Die Gute, genauso kauzig wie ich, lebt genauso zurückgezogen wie ich (jedenfalls habe ich sie nie von anderen Menschen sprechen hören), und sie mag Tiere. Zumindest ihre Eule – und die Fliegen wird sie ja auch für irgendetwas benutzen müssen, wahrscheinlich als Futter für Fische.
Wenn sie nur wüsste, was sie mir für einen Gefallen getan hat, indem sie mir damals erstmalig ihre Eule zur Pflege brachte! Das Tier war auch wirklich etwas heruntergekommen damals, und in seinem Gefieder hatten es sich gleich mehrere Mücken bequem gemacht. Ich dachte damals schon, wie seltsam das ist – Zecken setzen sich vielleicht an Tieren fest, aber Mücken? Dass diese in der Zoologie völlig unbekannten Mücken den Grundstock für mein privates Vermögen und meinen wirtschaftlichen Erfolg bilden würden, konnte ich damals natürlich nicht ahnen. Und Freya wird es nie erfahren. Sie hat ja auch eigentlich nichts getan – außer eben mir das Tier zur Pflege zu geben. Dennoch fühle ich mich ihr verbunden. Ihre Fliegen kann sie lebenslänglich umsonst haben, und selbstverständlich nehme ich jederzeit jede Eule in Pflege, die sie mir vielleicht sendet.