Meine lieben Forumianer!
Seid der veröffentlichung der letzten Weltenaufgabe, geht es in dem entsprechenden Thread ziemlich drunter und drüber. Da ich keine Ahnung von den Hintergründen habe und mich auch alles andere als einmischen will habe ich die Diskussion nur still und leise mitverfolgt.
Unwegeigerlich hat sich mir eine Frage gestellt, mit der ich mich schon seit ziemlich langer Zeit beschäftige.
Es geht und Vergeben und Nachtragen.
Ich will mal etwas ausholen:
Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und hab in meinem Leben viel mit Streitereien und Konflikten zu tun gehabt. Sei es mit Freunden, Familie oder in der Schule als Streitschlichter. Konflikte ziehen sich in einer ganz interessanten Weise durch mein Leben. Meistens bin ich nicht direkt selbst betroffen, sondern finde mich in der Rolle als Vermittler wieder. Meine besten Freundinnen die sich mißverstehen, meine Eltern die eine Meinungsverschiedenheit haben...
Aus diesem Grund habe ich mich mit dem Thema Konfliktmanagement und Mediation ausgiebig befasst, wende es in meinem Leben an und arbeite auch damit.
Ich hab mich schon öfters gefragt, warum einige Menschen deutlich mehr... oder besser gesagt deutlich intensivere Konflikte haben als ich.
Die Sache ist die: Ich verzeihe schnell. Ich bin nicht nachtragend.
Ich hab es versucht mit dem Nachtragen. Ich hab es wirklich, doch ich scheine einfach nicht dafür geschaffen zu sein. Ich verzeihe und ich verzeihe gerne, denn wenn ich eine Sache gelernt habe, das ist es Menschen und ihr Verhalten zu trennen.
Ein NLP-Trainer hat mal eine kleine Geschichte erzählt, die das etwas deutlicher macht. Er war in einem Supermarkt und hat einen Mann und ein kleines Kind beobachtet. Das Kind war ein ca. 6-7 Jahre alter Junge. Dieser Junge lief rum, macht nicht nur Krach sondern regelrecht Terror und trat vor irgendwelche Sachen und schmiß etwas durch die Gegeng und der Mann machte absolut nichts dagegen. Er ließ den Jungen einfach gewähren. Der Trainer (der damals noch keiner war) ertrug das ganze eine Zeitlang, doch der Junge trieb ihn regelrecht in den Wahnsinn. Schließlich ging er zu dem Mann und sagte ihm er sollte etwas mit dem Jungen machen. Dieser sagte daraufhin, dass sie beide gerade aus dem Krankenhaus kommen, denn die Mutter des Jungen ist gestorben und sein Verhalten ist seine Art damit umzugehen bzw. es zu verarbeiten.
Ich weiß also nie was Menschen dazu bringt auf eine bestimmte Art und Weise zu handeln.
Nachdem ich das für mich entdeckt hatte, habe ich noch weniger Probleme mit Anderen und auch den ein oder anderen neuen Freund gewonnen den ich unter anderen Umständen direkt verurteilt hätte.
Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in meinem Leben war ich auch Nachtragend, doch als ich diese uralten Sachen endlich losgelassen habe und den Menschen verziehen habe, wurde es mir soviel leichter. Es war, als hätte ich einen riesigen Rucksack von meinen Schultern genommen. Ich konnte es richtig körperlich spüren. Seit dem lade ich mir nichts neues wieder auf, denn es belastet mich nur und nach einiger Zeit sind die betroffnen Personen oft gar nicht mehr da und haben womöglich alles schon vergessen, während ich es immer noch mit mir herumschleppe.
Wie ihr seht kann ich also keinen Sinn im Nachtragen finden. Es stresst mich nur und ist nicht gerade meinem Wohlbefinden und meiner Gesundheit dienlich.
Es ist mir einfach viel zu anstrengend.
Daher interessiert mich nun:
Wie seht ihr das?
Könnt ihr schnell verzeihen oder seid ihr eher nachtragend?
Was hindet Euch vielleicht am verzeihen? Oder wieso könnt ihr das besonders gut?
Ich würde mich freuen, wenn wir hier ein paar interessante Aspekte zusammentragen und diskutieren können. Wer weiß, vielleicht finde ich ein paar neue Sichtweisen für meine Arbeit!